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Dana 19.03.2017 19:54

Für D...
 
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Ein Vögelein aus Holz geschnitzt,
mit Flügeln startklar ausgebreitet,
hast du mir in die Hand gedrückt
und diese Worte vorbereitet:

"Dein kleines Mädchen traut sich jetzt
und es will keine Tränen sehn.
Den Brief an dich hab ich versteckt;
lass sieben Tage erst vergehn."

Ganz ohne Weinen ging es nicht,
ich wünsch dir alles Glück, mein Kind.
Ein Umzug ist nicht immer schlecht,
doch Mütter bleiben, wie sie sind.

Durch deinen Brief hat meine Welt
um Kilometer sich geweitet,
inzwischen weiß ich, wo du bist
und auch, dass du gut vorbereitet

das Leben meisterst, wie es ist...
.
.

Thomas 19.03.2017 20:06

Liebe Dana,

du hast Glück, ich habe das meinen Eltern weniger schonend beigebracht. Aber D. wird wahrscheinlich genau das erfahren, was ich erfahren habe: Die Mutter wird ihre Kinder immer als Kinder sehen, halt nur als "erwachsene Kinder", und man wird es nach einer gewissen Zeit liebevoll schätzen lernen. Ich wünsche deinem flüggen Vögelchen viel Glück. Es ist ein sehr schönes Gedicht.

Liebe Grüße
Thomas

Dana 19.03.2017 20:20

Lieber Thomas,
danke :Kuss

Mein Sohn hat es Dir ähnlich gemacht. Er zog weg und fertig war er. Später erst konnten wir über "Muttergefühle" reden und er gab zu, mich zu verstehen.
Das Vögelchen, das es in echt gibt, hängt an einer Drahtspirale im Wohnzimmerfenster. Immer, wenn ich auf den Balkon gehe, bringe ich es zum Flattern.
Es ist ein "Bedürfnisgedicht" und es tut mir gut, wenn es gefällt.:)

Liebe Grüße
Dana

Lailany 19.03.2017 21:30

Liebe Dana,
so zart und anrührend. Fast alle deiner Werke, so auch dieses, bringen dieselben Saiten zum Klingen, die auch Eky immer wieder zupft mit seinen Texten.
Authentisch, ehrlich und unverschnörkelt sprechen deine Worte dem Leser aus der Seele. Man findet sich in ihnen wieder und nimmt sich davon etwas mit, wenn man weiterzieht: Den melodischen Klang dieser Saiten, der nachhallt.

S 2 Z 3: Das Komma nach "dich" muss weg.

Fein wunderbar gelungener Text, den ich gern gelesen und besenft habe. :Blume:

LG von Lai

juli 20.03.2017 12:24

Liebe Dana,

Du hast ein liebevolles Gedicht geschrieben. Man spürt förmlich den Abschied, und damit Zurechtkommen. Wenn Kinder aus dem Haus gehen, ist es immer etwas Besonderes. Mütterherzen fühlen sich sicher, wenn alles "in trockenen Tüchern" ist.

Der Vogel fliegt im Wohnzimmer, das ist Realtät ( da kann man in Gedanken ein paar Runden mitfliegen;)) und zu Gleich ein schönes Bild.

Das bedeutet, das Kind ist ja immer bei einem.:Herz:

Ein schönes Gedicht, mit deinen unnachahmlichen zarten, weisen Worten geschrieben. Sehr innig.:Kuss

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Dana 20.03.2017 17:48

Liebe Lai, liebe sy,

hier sind wir Mütter unter uns.;) Ich danke Euch für Verstehen und für das schöne Lob.
Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 20.03.2017 17:58

Hi Dana!

Gefällt mir sehr, (aus gegebenem Anlass wahrscheinlich) sehr authentisch und echt - nur die Schlusszeile würde ich so formulieren:

", ... dass du gut vorbereitet

das Leben meisterst, wie es ist!"

Das erspart Inversion und betonten Auftakt.

Sehr gern gelesen! :) (Ich hoffe, auch dies tröstet dein Mutterherz zumindest ein klein wenig! :Kuss)

LG, eKy

Dana 20.03.2017 18:06

Lieber eKy,

mit der Schlusszeile war ich nicht wirklich zufrieden - dann kamst Du.:Kuss
Habe ich gern übernommen und natürlich ist Dein "sehr gern gelesen" Balsam für mich.
Lieben Dank und liebe Grüße
Dana

(Ja, das Gedicht entstand aus gegebenem Anlass.:()

Kokochanel 22.03.2017 09:29

Liebe Dana,

ich kenne die Problematik, man muss sie fliegen lassen, die jungen Vögel.
Ich habe damals auch dazu einige Verse gemacht, ich geh sie mal suchen.

Irgendwo habe ich gelesen im Zuge der "Verarbeitungsphase", dass gerade Kinder, die eine sehr innige Mutterbeziehung haben, recht radikal gehen. Das ist keine Böswilligkeit, aber sonst schaffen sie es nicht.
Für die Mutter ist das besonders schlimm. Tröstend, auch wenn es dir wenig helfen mag, kann ich sagen, dass ein Kind, das man loslässt, zurückkehrt. es war bei mir selbst so, und bei meiner Tochter auch.
Heute, 6 Jahre später, haben wir nach einer harten Zeit, genauso ein inniges Verhältnis wie damals. Glück gehabt.Plötzlich sind Ratschläge und Hilfe von mir wieder willkommen, plötzlich ist alles wieder da, obwohl sie auf eigenen Beinen steht.

Formal finde ich die Metapher des Vögelchens, das flügge wird, gut.
Die Wiederholung des "vorbereitet" gefällt mir hingegen nicht so gut.
Ich würde versuchen, dieses Wort durch ein anderes im ersten Vers zu ersetzen.

Gerne gelesen und mitgefühlt mit lG von Koko


PS. Hier mein Werk dazu aus meinem Buch "Lyrische Kristalle", vielleicht mag es dich trösten:

"Das alte Kinderzimmer ( Blankvers)

Willst du die Bärchen noch verwahren?
Du hingest doch als Kind so sehr daran.
Ach nein, sagst du, ich habe keinen Platz.
Ein Zimmer, dem der Sinn abhanden kam.
Die Zeit fraß sich nicht nur in alte Kladden.
Lateinarbeiten – Fehlerrot von gestern.
Ich schnuppere an deinem ersten Steifftier.
Es riecht mir fremd, schon lang nicht mehr nach dir.

Doch Ben grinst immer noch vom Poster,
wie lange standen wir für Karten an.
Konzert zweitausenddrei und wir gemeinsam.
Ich glaube, heute singt der gar nicht mehr.
Ach, Vater nimmt den Hammer für den Schreibtisch,
als er bemerkt, dass meine Hände zittern.
Jetzt ist es handlich, sagt er laut - zu laut
und Staub verwirbelt in der schwülen Luft."
(C)Koko

fee_reloaded 22.03.2017 12:41

Ein Bedürfnis, das ich als Mutter gut verstehe, liebe Dana!

Und ich spüre dieses Bedürfnis, die Muttergefühle in dieser Situation auszudrücken, in jeder Zeile deines mich sehr berührenden (aber nicht rührseligen) Gedichts! Das fliegt in seiner Schlichtheit der Sprache mitsamt dem Bild des Vögleins direkt in mein Herz.

Loslassen zu müssen, ist nicht einfach. Wir wünschen uns als Mütter so sehr, dass sie behütet sein mögen im Leben und dass ihnen kein Unheil widerfährt. Sie außer Reichweite unseres Schutzmantels zu wissen, ist anfangs sicher sehr schwer - egal, wie sehr man als Mutter weiß, dass es gut ist, wenn sich unsere Kinder auch so unbeschwert in die Welt hinauswagen.

Insofern bringt dein Gedicht auch die Botschaft gelungener Mutter-Tochter-Beziehung. Und das ist wunderschön! Besonders schön natürlich, dass die Metapher hier keine solche ist, sondern ein echtes Vögelchen aus Draht und Holz. Deine Tochter trägt das Poesie-Gen eindeutig in sich! ;)

Sehr sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße,
fee

Friedhelm Götz 22.03.2017 18:53

Liebe Dana,

ich habe deine berührenden Zeilen gelesen und damit eine persönliche Erinnerung verbunden. Zu diesem Thema habe ich vor Jahren einen Songtext mit dem Titel "Kinder hat man nur auf Zeit" verfasst, eine Musikfreundin hat ihn vertont und ein Musikfreund aus Hamburg hat den Song produziert.

Liedblatt

mp3

Liebe Grüße
Fridolin

Dana 22.03.2017 19:34

Liebe Koko, liebe fee und lieber Fridolin,

wenn D. bald;) zu Besuch kommt, werde ich ihr den Faden zeigen. Sie wird sich bestimmt darüber freuen und so wie ich sie kenne, noch mehr für ihre Mama.
Ich lese bei Euch allen, dass ihr mein Anliegen richtig versteht. Es geht nicht um Festhalten, auch nicht um tiefe Trauer in diesem Sinne.
Koko, Dein Gedicht von der Zeit danach ist auch sehr schön - aus einer eigenen Perspektive.
Die Wiederholung von "vorbereitet" ist mir bislang gar nicht aufgefallen. (Mütterliche Blindheit;)) Ich denke noch darüber nach.

fee, Du sagst es. Ich bin noch nicht ganz so weit, dass ich nur lächelnd berichten kann. Meine Stimme erstickt noch in Abständen - aber Töchterlein hat gesagt, ich dürfte so sein.

Fridolin, das Lied ist wunderschön, echt und tief. Ich werde es mir noch mehrmals anhören.

Euch allen lieben Dank für Verständnis und Lob.

Liebe Grüße
Dana

Chavali 03.04.2017 11:33

Liebe Dana,

wird Zeit, dass ich auf dein schönes Mutterliebe und Muttersorge verkündendes Gedicht antworte.
Ich las es lange schon und drückte mit dir die Daumen, dass du den Trennungsschmerz bald überwindest
(ganz ist er eh nie weg) und dass es Töchterlein in der Ferne gut geht.

Vieles wurde schon gesagt, ich würde es nur wiederholen.
Mir gefällt, wie zart und dennoch kraftvoll du die Worte gesetzt hast, um die Gefühle
bei diesem Ereignis auszudrücken.

Lieben Gruß,
Chavali :)

Dana 03.04.2017 18:07

Liebe Chavali,

danke sehr für Zuspruch und Lob. Die Zeit soll es richten.
Nachdem ich bereits gesehen habe, wo und wie sie wohnt und lebt, fällt es mir leichter Gegebenes anzunehmen. (Außerdem sehen wir uns im Mai wieder.):Herz:
Sie ist ein "Super-Mädchen" - einfach eine ganz besondere Tochter. So, wie die meisten Mütter ganz besondere Kinder haben - Du weißt schon.:Kuss

Nochmals lieben Dank und liebe Grüße,
Dana

vedena 12.04.2017 12:23

Liebe Dana,

wie immer sind deine Worte gekonnt und so liebevoll gesetzt, dass es den Leser tief berührt. Gefühlvoll aber gar nicht kitschig beschreibst du Gefühle, die wahrscheinlich jede Mutter früher oder später nachvollziehen kann.

Dass du es in die Rubrik "Neuer Morgen" gestellt hast, hebt es aus der Schwermut und zeigt das Vertrauen der Mutter in ihr Kind.

Mich verlassen dieses Jahr wahrscheinlich beide .... und ich liebe deinen Text .... und will andererseits gar nicht zuviel darüber nachdenken ...

Alles Liebe
vEdenA

Dana 12.04.2017 20:16

Liebe vedena,
ich freue mich sehr über Deine Gedanken und natürlich über das Lob.
Schön, dass Du die bewusst gewählte Rubrik erkannt hast.
Deinen beiden jetzt schon alles Glück auf dem Weg nach draußen.:Herz:

Liebe Grüße
Dana


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