Gedichte-Eiland

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-   -   Frostrose (inspiriert durch Chavali) (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=17193)

Erich Kykal 03.07.2017 21:06

Frostrose (inspiriert durch Chavali)
 
Raureif bricht auf deiner Blüte
Sommers Röte nach rosé,
und was damals duftend blühte,
deckt nun still der erste Schnee.

Keiner brach dich, seiner Liebe
dich zu schenken übers Jahr,
und was je von dir verbliebe,
macht der Winter nicht mehr wahr.

Leise Flocken, die dein Sterben
mir aufs Herz legt über Nacht,
haben uns unendlich sacht
- meinen Schlaf und dein Verderben -
brüderlich zu Bett gebracht.

Chavali 04.07.2017 08:35

Zitat:

Frostrose (inspiriert durch Chavali)
...du beziehst dich auf meine Rose aus Eis...

welche Ehre, lieber Erich ;):)

hübsch geworden - ein reines Naturgedicht mit einem Hauch menschlicher Befindlichkeiten.
Ich mag sowas.

Gefällt mir - unkompliziert, schön lesbar und gefühlvoll.

Liebe Grüße,
Chavali :Blume:

Kokochanel 04.07.2017 08:43

Ich sehe hier durchaus eine starke Metaphorik, lieber Erich.zwei, denen dasselbe geschieht: Lieblosigkeit, frostiges Umfeld, das in der Seele eint. Die Frostrose ( schöner Titel) und der Protagonist.
Dazu fällt mir gleich ein Bild ein: Manchmal sieht man gut gemachte künsstliche Rosen, an denen Tränen kleben oder Frostweiße). Ich finde sie sehr schön.
Da ich eine enge Verbindung zum Menschen sehe, finde ich das Gedicht unglaublich berührend.

"Leise Flocken, die dein Sterben
mir aufs Herz legt über Nacht,
haben uns unendlich sacht -
meinen Schlaf und dein Verderben -

das ist sehr stark. Traumverse.:Blume:
Darum ist mir der Schluss mit dem zu Bett bringen zu schwach. Eher würde ich den "ewigen Schlaf" dort sehen. Auch sprachlich geht mir das zu Bett bringen etwas quer, weil die anderen Zeilen sprachlich hoch angesiedelt sind.
LG von Koko

Erich Kykal 04.07.2017 13:10

Hi Chavi!

Dein Bild von der gefrorenen Rose war so intensiv, das hat mich gleich inspiriert. :) Vielen Dank für dieses "Vorlage"! :Blume:


Hi Koko!

Das "zu Bett gebracht"Werden ist hier doppeldeutig: Das LyrIch schläft mit den Bildern der sterbenden Rose ein, geht quasi damit zu Bett ins weiße Laken, und die Rose wird von den Flocken zugeschneit, also gewissermaßen auch zu Bett gebracht. Beide schlafen wir - der Protagonist in Daunen und die Rose draußen den "ewigen Schlaf" im Schnee.

Bei deinem Zitat fehlt die 5. Zeile, aber der Satz braucht sie: "Leise Flocken ... haben uns ... zu Bett gebracht." - das ist die Basiskonstruktion dieses Satzes, alles andere ist Beiwerk.


Vielen Dank für eure Gedanken! :)

LG, eKy

Laie 04.07.2017 14:42

Hi eKy!

"Raureif bricht auf deiner Blüte
Sommers Röte nach rosé,"

... hier hattest du mich schon. Was ein traumhaftes Gedicht! Mir fällt grad gar nicht mehr ein.


Gruß,
Laie

Erich Kykal 04.07.2017 17:58

Hi Laie!

Bei mir war jetzt seit einem Monat Sendepause - aber es hat sich gelohnt, wieder ein wenig lyrisches Potential anzusparen, oder? ;):D

Vielen Dank für deine Begeisterung! :)

LG, eKy

Laie 06.07.2017 09:16

Und wie es sich gelohnt hat!


Gruß,
Laie

Erich Kykal 06.07.2017 11:18

Hi Laie!

Verschämt niederblick und rotwerd ... :o:D

Vielen Dank für das Lob! :)

LG, eKy

juli 06.07.2017 11:36

Hi Erich,

Dieses Forum hat ja jede Menge Frostrosen im Sommer:):D

Chavali hat da "einen Stein ins Rollen" gebracht. :)

Du hast ein sehr poetisches Gedicht geschrieben.
Allerfeinst!:Blume::):Blume:
Laie hat es auf den Punkt gebracht: ab rosè wollte ich mehr lesen und wurde von jedem Wort belohnt.

Allerfeinst!

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal 06.07.2017 14:23

Hi Sy!

Freut mich, dass ich dich inspirieren konnte! :) Der Dank für dieses schöne Bild gebührt aber natürlich Chavali! :Blume:

LG, eKy

Sidgrani 25.07.2017 06:45

Hei eKy,

ein sehr stimmungsvolles und wehmütiges Gedicht.

Zitat:

Zitat von eKy
Raureif bricht auf deiner Blüte
Sommers Röte nach rosé,

Diese beiden Zeilen haben Tiefgang, und das Verb "brechen" im Zusammenhang mit einer Rose erinnert mich wohltuend an alte, klassische Gedichte.

Zitat:

Zitat von eKy
Keiner brach dich, seiner Liebe
dich zu schenken übers Jahr,
und was je von dir verbliebe,
macht der Winter nicht mehr wahr.

Hier grübel ich, was die Zeile genau aussagen soll. Wie funktioniert hier "wahr machen"?

Ein klasse Gedicht, dass mir sehr gut gefällt. Und da sagst du, die Muse hätte dich verlassen! :Aua

Liebe Grüße
Sid

Erich Kykal 25.07.2017 08:21

Hi Sid!

Eine einzige kleine Welle beendet noch nicht die Flaute! Seither war wieder nix mehr ...

"Wahr machen" ist hier gedacht als poetischer Euphemismus im Sinne von "sich erfüllen", soll bedeuten: Was immer verbleibt, genügt nicht, um es über den Winter zu tragen. Die Rose wurde nicht gepflückt und einer Liebsten geschenkt als Symbol der Liebe, ihr längst gefrorenes Sein bleibt also nach menschlichen Maßstäben sinnentleert und vergeudet. Und der Winter wird es nicht mehr ändern, er liebt nicht, ist nicht die Zeit der Liebe.

Vielen Dank für das positive Echo! :)

LG, eKy


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