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Das Schafott
Zwischen schwarzen Tannenbäumen,
tief im Wald, vom Dorf weit fort und getränkt mit Schreckensträumen, gibt es einen düstren Ort, der hat grausig eng verbunden, tiefstes Leid mit Hohn und Spott. Hab ihn heut gesucht, gefunden. Alle nennen ihn Schafott. Früh am Morgen, fast noch Nacht, auf der Karre festgebunden, hat man sie hierher gebracht, durch die Folter blutgeschunden. Dann ein letzter Blick ins Tal, flehend noch ein Gnadenschrei. Nach Sekunden Höllenqual quillt das Blut..., es ist vorbei. Heute steh ich auf dem Felsen, wo dies alles einst geschah, wo vor Gram die Steine schmelzen, hoch am Hang, dem Abgrund nah. Abertausend wunde Seelen sehe ich im Geiste schweben. Wehgeschrei aus stummen Kehlen, ausgeraubt an Leib und Leben. Langsam bricht die Nacht herein und im schweigend Niederbücken fühlt die Hand den rauen Stein, kalten Schauer auf dem Rücken. Seh den Henker hämisch grüßen, als ich heimwärts schneller werde, glaub zu spüren an den Füßen sumpfig blutgetränkte Erde... |
Lieber Galapapa,
schaurig, düster, blutig, Gänsehauterzeugend. Aber ich kann mir die erinnerungsschwangere Stimmung sehr gut vorstellen, die an einem so düsteren Ort herrscht. Wo im Schwarzwald müßte ich ihn suchen? Zur letzten Strophe: (Langsam bricht die Nacht herein und im schweigend niederbücken (Niederbücken) fühlt die Hand der rauen Stein, (den rauhen Stein? Oder spürt der Stein die Hand?) kalten Schauer auf dem Rücken. Seh den Henker hämisch grüßen, als ich heimwärts schneller werde. Matschend weich unter den Füßen (matschend gefällt mir nicht) spür ich blutdurchtränkte Erde...) (blutgetränkte?) Aber das sind Kleinigkeiten. Mit fast wohligem Grusel gelesen (die Zeit liegt so weit hinter uns). Lieben Gruß von cyparis |
Hallo cyparis,
hab vielen Dank für Deinen lobenden und konstruktiven Kommentar! Erst mal muß ich mich entschuldigen: die letzte, noch nachträglich beigefügte Strophe war natürlich eher eine Katha-! Ich lerne daraus, daß in einem solchen Forum, wie dieses, von mir sehr geschätzte, Schnellschüsse fehl am Platz sind! Ich danke Dir! Schon korrigiert. Bei "blutdurchtränkt" versuche ich, das "getränkt" noch etwas zu verstärken. Falsch ist es meiner Meinung nach auch nicht, eben eine Spielart, wobei beides eigentlich das Selbe meint. Gestatte mir, daß ich´s so lasse, wie auch die Wortschöpfung "matschend". Ich habe eine Schwäche für solch lautmalende Umschreibungen. Ich finde, daß man bei diesem Wort das Geräusch, das Schritte in einem "durchtränkten", sumpfigen Untergrund erzeugen, förmlich hören kann. Ein anderes, von mir benutztes Beispiel ist etwa "knarpen", Schritte im Schnee. Vielleicht ist es nur das Ungewohnte an diesen gebastelten Wörtern, das Dich stört? Den Ort verrate ich Dir gerne auch: Es ist die schöne Stadt, in der Hermann Hesse geboren und aufgewachsen ist. Dort gibt es wirklich diesen Ort im Wald, hoch über dem Flußtal, der so genannt wird. Dort wurde, so wird überliefert, im Jahre ???? (tut mir leid, hab ich vergessen) auch die letzte Hexe verbrannt. (Schauder!) In meiner Kindheit war ich einmal mit der Schulklasse dort, bin aber seitdem nie wieder dorthin zurückgekehrt... Nochmals danke und einen lieben Gruß! Galapapa |
Lieber Galapapa,
das mit den nicht-tauglichen Schnellschüssen stimmt nicht! Alle meine Gedichte sind Schnellschüsse, denn ich kann Lyrik nicht planen und kann sehr schlecht basteln oder feilen. Du hast natürlich recht, wenn Du Deine Fassung läßt. Für das matschend habe ich auch keinen wirklichen Ersatz gefunden. (quitschend? schmatzend? - auch nicht besser) Und getränkt oder durchtränkt - beides ist stimmig. Laß Dich von mir nicht irremachen! Lieben Gruß von cyparis |
Hallo cyparis,
gestatte, daß ich nochmals nachhake: Das mit den Schnellschüssen war ein echtes Mißverständnis: Ich meinte damit die Schlamperei, nicht sorgfältig auf Fehler geprüft zu haben, bevor man einen Text einstellt. Was das Dichten angeht, so kann ich beides, basteln und "schnellschießen", wobei diese Schnellschüsse in kreativen Phasen mit Abstand die qualitativ besten sind! Herzlichen Gruß! Galapapa |
Lieber Galapapa,
schaurige Bilder stellen sich ein. Es ist etwas ganz anderes, Geschichte und Geschichten als einst gewesen zu hören, oder sich selbst auf eben diese Bilder einzulassen. Ich habe zugleich ein wenig gegooglet und viel gesehen. Welch ein Irrsinn wurde betrieben, um die Macht für sich zu erhalten. Wie grausam muss die Angst der Betroffenen gewesen sein - auch derer die aus Überzeugung noch "Würde" gewahrt haben. Schlimmer und größer muss aber die Angst der "Betreiber" gewesen sein - aus puren, egoistischen Motiven (eine dreckige Angst). Allerdings müssen wir uns gar nicht so auf Geschichte berufen. Es hat sich nicht allzu viel an der angstmachenden Motivation geändert. Die Mittel sind andere geworden. Die Stimmung, die beim Betreten solcher Stätten entstehen kann, hast du sehr gut eingefangen, verdichtet und präsentiert. Ich tauche oft in Möglichkeiten ab, auch bei harmlosen oder schönen Dingen. Z.B. wenn ich am Meer bin und einen Stein ins Wasser werfe: Wer weiß, wann und wie oft jemand nur aus einer Laune heraus genau diesen Stein in den Händen hielt und warf? Solche Fäden kann ich selbstverloren unendlich spinnen und habe sogar Spaß daran. Bei der Unterhaltung mit Cypi versuche ich mitzumischen, hab aber im Schreibaugenblick noch keine Idee. Schauen wir mal: Zitat:
dieser blutgetränkten Erde. Grauen fühl ich unter Füßen auf der blutdurchtränkten Erde.:confused: Liebe Grüße Dana |
Hei, Galapapa ....
der "Matsch" läßt mich nicht los. Danas Anregungen sind ein Beweis dafür, wie sehr man sich mit diesem Gedicht beschäftigt. "Moosesweich "moosigweich "unter den Füßen..."??? Aber ich sinne sehr gerne weiter darüber nach! Lieben Gruß von cyparis |
Hallo Galapapa,
überaus selten verirre ich mich in diese Rubrik. Nun muss ich gestehen, dass mir Dein Gedicht überaus gut gefällt. Inhaltlich wurde schon genug gelobt, ich schließe mich ohne Einschränkungen gerne an. Du hast einen gelegentlich lahmen Kreuzreim zwar nicht durchgängig aber mit schönen Worten belebt. Nicht einmal die teilweise unreimen Reime stören den Lesefluss! Mir gefällt Dein Gedicht sehr gut, Stimmung, Wortwahl, Bilder, ja, selbst die nicht immer stimmige Metrik und die Reime passen perfekt zueinander. Das "matschig" gefällt mir auch nicht wirklich. Ich weiß selbstverständlich was Du meinst, aber es passt nicht zum Gedicht, das so wohl formuliert daher kommt. Wie wärs mit "gurgelnd" oder Ähnlichem? Herzliche und gänsehäutige Grüße, Medusa. |
Hallo Dana, hallo cyparis,
der matschige Ausdruck scheint doch ein Problem zu sein. Ich seh schon, der Matsch muß weg (grins). So ganz will ich aber auf dieses " ? " nicht verzichten. Mein Vorschlag wäre deshalb: Seh den Henker hämisch grüßen, als ich heimwärts schneller werde, mein zu spüren an den Füßen sumpfig blutgetränkte Erde... Mal sehen, was Ihr dazu meint. Nochmal danke für Euer reges Interesse und die Kommentare! Und einen herzlichen Gruß! Galapapa |
Hallo Galapapa,
ich glaube unsere Antworten haben sich gekreuzt. Seh den Henker hämisch grüßen, als ich heimwärts schneller werde, mein zu spüren an den Füßen Diese Zeile verstehe ich nicht. Mein WAS? zu spüren? sumpfig blutgetränkte Erde... Ginge es auch so? "Ich spüre Last an meinen Füßen durch sumpfig blutgetränkte Erde! Nur so als Vorschlag oder Inspiration. Liebe Grüße, Medusa. |
Lieber Galapapa,
ich verstehe schon und denke, es ist besser als "matschig". Vielleicht um Verwirrungen auszuräumen, statt "mein" ein "denk" oder "glaub". Ja, wenn Frauen erst nachhaken, dann wird's nicht unbedingt leichter.;) Liebe Grüße Dana |
huh, galapapa,
dein hinweis auf das "geschlossene schafott" hat mich hergeführt und - na servas - hat sich das gelohnt. grusel und historien-düsternis vom feinsten. vor allem die fortgeschrittenen-strophe setzt dem ganzen noch das krönchen an stimmungs-malerei auf. wirklich gut gelungen und atmosphärisch dicht! sehr gern mitnehmen lassen in diese düstere zeit und ins nachspüren auf den spuren der vergangenheit. begeisterter gruß, fee |
Hallo Medusa,
häng an das "mein" ein e, dann verstehst Du die Zeile. Nicht sehr glücklich formuliert von mir: ich meine (glaube), an den Füßen zu spüren.... Vielleicht sollte ich die letzten zwei Zeilen ganz neu kozipieren...? Ich danke Dir und grüße Dich ganz herzlich! Galapapa Hallo Dana und Medusa, da hat sich tatsächlich was überschnitten. Ich bin auch ganz verwirrt und versuche mal, zu entwirren: Euch beiden ganz lieben Dank, für die Anregungen, die in die jetzt vorgenommene Änderung eingeflossen sind! Ich denke, damit können wir nun alle ganz gut leben. Herzlichen Gruß! Galapapa Hallo fee, auch Dir einen lieben Dank für das schöne Lob! Ich find´s witzig, daß ich mit meiner Bemerkung an ganz anderer Stelle noch eine Besucherin werben konnte. Du hast es ja, wie man liest, nicht bereut. Einen herzlichen Gruß an Dich! Galapapa |
Guten Morgen.
Ich bin noch nicht lange hier, kann aber unumwunden sagen, dass mir dein Gedicht das Liebste ist. Hab's schon so oft gelesen, dass ich es bald auswendig kann (und das ist nicht übertrieben). Meines Erachtens nach ein herausragendes Werk. Schade nur, dass du die vierte Strophe, die mir von allen am besten gefällt, mit einer unnötigen Bemerkung einleiten und in Klammern setzen musst. Liebe Grüsse, Louis Lazar |
Hallo Galapapa,
meine Güte, das kannte ich ja noch gar nicht! Was für ein tolles Werk! Chapeau! Ja, ich meine auch wie Louis, dass du die vierte S nicht in Klammern setzen musst und auch nicht besonders bezeichnen. Im Gegenteil, der Lesefluss wird unterbrochen und das reißt ein wenig aus der Stimmung. Mit freundlichen Gruselgrüßen! Chavali |
Hallo Louis Lazar,
bitte entschuldige, daß meine Antwort etwas auf sich werten ließ. Herzlichen Dank für Dein begeistertes Lob! Du weißt sicher selber, wie sehr das einen Anfänger aufbaut... Nachdem nun mehrere Hinweise kamen, werde ich auch die vierte Strophe ohne Klammer anfügen. Ich hatte damals deshalb so gehandelt, weil ich der Meinung war, daß diese Strophe die Stimmung etwas übersteigert hätte. Aber da lass ich mich gerne eines Besseren beleren. Nochmals herzlichen Dank und einen ebensolchen Gruß! Galapapa Hallo Chavali, auch Dir herzlichen Dank für das tolle Lob! Ja, man müßte viel mehr Zeit haben, um mehr im Forum stöbern zu können. Ich glaube es gibt eine Menge sehr guter Texte von vielen Autoren, die ungelesen und ungewürdigt in der Tiefe versinken aber zum Glück nicht verloren gehen. Deiner und der Kommentar von Louis Lazar haben mich nun überzeugt, die Klammer kommt weg und die vierte Strophe wird damit fester Bestandteil des Gedichts. Nochmals danke und einen lieben Gruß an Dich! Galapapa |
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Dana und Falderwald
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