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Gen Morgen und ins Licht
Es streicht ein Wehen her von fernen Graten
beinahe ungewiss in Richtung Morgen, muss Kräfte noch von einem Dunkel borgen aus schweren Schatten und verschwiegnen Taten. Nicht lange mehr wird deren Stunde dauern - ein Leuchten zeichnet ferne Horizonte bereits ins Hoffen auf ein Morgenrot, und schon verblasste Sternenfunken kauern am Rand der Nacht, die sie nicht halten konnte, und sinken unbeweint in ihren Tod. Es streicht ein Wehen her von fernen Graten und kündet seiden von Beginn und Ende, von Übergang, der seine kühlen Hände auf alle legt, die um Erlösung baten. Nicht lange mehr wird deren Stunde dauern, sie sinken hin, und ihre stumme Bürde ermächtigt sie, sich größer zu entfalten. Und mögen dort auch Dunkelheiten lauern - die Seelen übereignen sich in Würde den Hoffnungen, die sie geborgen halten. |
Hallo Erich,
bevor ich etwas dazu schreibe, eine Frage zu folgender Zeile "ein leuchtet zeichnet ferne Horizonte" Schreibfehler? -> "Ein Leuchten zeichnet ferne Horizonte"? vlg EV |
Die Satzwiederholungen sind wirklich sehr gekonnt und effektvoll eingesetzt, lieber Erich - und ganz besonders gut gefallen mir die beiden Strophen mit verschränktem Reim! Lange werde ich den Korrespondenzen der einzelnen Strophen noch genussvoll nachsinnen... :)
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Hi EVG!
Danke für dein rasches Auge. Ja, eine mehrmals umgebaute Zeile, zuletzt nicht mehr nachhaltig kontrolliert. Selber schuld! :Aua Hi Sufnus! Ab und an mache ich gern solche Wiederholungen, allerdings nur zeilenweise in immer abgewandelten Strophen. Hier stützen sie die Ahnlichkeit der Bilder in diesem sinnbildlichen Vergleich. Ungewöhnlich vielleicht, dass hier der Morgen mit dem Tod verglichen wird, aber eigentlich logisch, wenn man sich den Spruch "ins Licht gehen" vor Augen führt. Aus der Dunkelheit des Daseins mit seinen Fährnissen und Stolpersteinen ins Gleißen von Erkenntnis und Frieden - wie es die meisten spirituellen Welterklärungsmodelle eben gern erklären. Ganz konnte ich mich der Kritik allerdings nicht enthalten: In der Conclusio lasse ich anklingen, dass "dort" auch Finsternisse harren könnten, ob eine "Hölle" oder etwas gänzlich anderes als gedacht, oder gar nur ein absolutes Nichts - aber die Hoffnung, genährt vom Glauben, trägt die Geister voran. Vielen Dank für das positive Echo! :) LG, eKy |
Okay, alles klar. Jetzt mein Kommentar. :)
Was ich an Deiner Dichterei bewundere ist Deine Denke und die Sicht der Dinge. Ich kenne nicht viele Menschen, die derart differenziert denken können. Deine Werke besitzen einen ähnlichen Moment der Stille, wie Rilke ihn pflegte. Deine Dichterei ist aber grundsätzlich anders als die von Rilke. Was nicht heißen soll, dass sie schlechter ist. Rilkes Wort ist trockener in seiner Emotion. Und vieles von ihm finde ich auch nicht so gut... Wenn ich Deine Zeilen lese, weiß ich, dass ich anders denken darf - ich fühle mich dahingehend eingeladen. Du schließt alles ein und nichts aus. Mein Lieblingswerk von Dir ist die namenlose Hure und ich muss zugeben, es gibt kaum ein anderes, was das Wasser reichen kann. Aber Deine Schrift hat sich weiterentwickelt, dein Denken ist auch gereift. Man merkt das beim Lesen der Zeilen. An dieser Stelle muss ich auch gestehen, dass mir nicht jedes Gedicht von Dir gefällt, ich hege den Hang zum Hinterfragen - das sehr Gute daran ist: ich darf bei deinen Gedichten denken, was sie für mich wieder richtig gut machen. Man muss Dich verstehen wollen und hinter jedem Gedicht stehen immer viele weitere Botschaften. Sowas liebe ich und das macht deine Dichterei auch für mich besonders. Es ist vielleicht nicht das Handwerkliche und auch nicht der Ausdruck, der mich umhaut, aber es ist die gefühlte Einladung zum Verweilen, zum Denken. Als würde man im Sommerwind auf einer Wiese sitzen - keine Drängelei, ein gereifter Frieden in Stille gelegt. Und nach den Monaten des Dichterlehrlingseins muss ich sagen (viel gelesen), dass es nur zwei Dichter bei mir schafften. Rilke und Du! Ähnlich wie bei Rilke, sind Deine Gedichte in Schichten aufgebaut. Je mehr Zeit man sich nimmt, desto mehr findet man - mal mehr Aufregung, mal mehr Stille, mal mehr Kritik, mal mehr Sanftmütigkeit. Und manchmal fordern deine Werke richtig heraus. Ich verspüre dann die Kritikkeule, ich weiß aber: "EV, nimm Dir Zeit, die Zeilen müssen ziehen). "Gen Morgen ins Licht" - ist das beste Beispiel! Die letzte Strophe ist erstklassig! Erich: meine Hochachtung! vlg EV |
Lieber eKy,
EV hat es so wunderbar beschrieben. Dieses Gedicht ist einfach großartig! Du bist der Meister des kunstvollen Wortes! Vielen Dank! Gruß und Verehrung, Laie |
Hi EV, Laie!
Ich bin erstaunt - und natürlich höchst erfreut - über ein so detailliert ausgeführtes und argumentativ fundiertes Lob! Auch freut es mich, dass es noch Leser gibt, die sich gerne zum Denken und Verweilen einladen lassen wollen - leider nicht mehr so häufig in unserer prosaischen, oberflächlichen und simplifizierten Welt. Nur dies noch, lieber EV: Wenn nur Rilke und ich dich bewegen konnten, dann müsstest du eigentlich nun auch Laie in den erlauchten Kreis mit aufnehmen, denn er schreibt mindestens so gut wie ich - aus meiner Sicht oftmals sogar besser! ;):) LG, eKy |
Hi Erich,
nur die Welt durch meine Augen: Subjektivität. Laie, grenze ich von euch beiden bewusst ab. Auch wenn du oft behauptest, er würde "rilkiest" schreiben. Nope. Er hat was anderes, was ihr - Rilke und Du - nicht habt. :D:Blume: Mein Lobesjodel drang bereits zu Laie durch. ;P :Blume: |
Lieber Erich, gekonnt , stilvoll, die Vergänglichkeit, der kleine Moment, der schon fast vergangen ist. Sehr schöne Poesie, auch formal, wozu sich ja schon andere geäussert haben.
Gerne in deinen Zeilen geschwelgt, die Ruhe ausstrahlen mit lG von Koko |
Ach lieber Erich :) |
Hi Koko, Chavi!
Vielen lieben Dank für eure begeisterten und begeisternden Lobesworte! :) Mehrfach genossen! :Blume: LG, eKy |
Unbeschreiblich schön trotz der Wiederholungen und im Grunde genommen fehlenden Aussage. Das ist wahre Dichtkunst. Ich könnte mir sehr gut ein how to do Buch von Erich Kykal vorstellen: The Art of Nothingness in Lyrics. Ein garantierter Bestseller.
Liebe Grüße Droz |
Hi Erich Kykal,
den Hinweis von Droz Zefalu kann ich gut nachvollziehen. Wie sollte man den Morgen nach schlafloser Nacht aber auch beschreiben. Die Beschreibung ist schnell so überladen wie die Nacht selbst. Die Satzkonstruktionen deines Gedichtes wirken kryptisch schön, Es klingt gerade durch die Wiederholung verschachtelt und eindringlich nach Allem oder Nichts. Weltraum, Dunkelheit, Licht, Horizonte oder Andeutungen bieten sich wunderbar als Projektionsflächen für die Phantasie des Lesers an. Für einen bekennenden Atheisten wirkt es wie der Versuch, einer poetischen Quadratur des ewigen Kreises. Eindringlich wollen sich mir fremde Welten öffnen, wo sich in lauernden Dunkelheiten Seelen in Würde den Hoffnungen übereignen, die sie geborgen halten, was immer das auch heißen mag. Hier kann man sich dubiose Kräfte borgen aus zweifelhaften dunklen Machenschaften. Selbst der unbeweinte Sternentod lässt einen traurig zurück, bevor man in den Tag hineinstartet. Das Bild ist übrigens Klasse und passt mit düsteren Bildern und Andeutungen zum schwermütigen Ganzen. Das Gedicht muss in dieser erzeugten Schwere aufpassen, nicht an der konstruierten Schönheit zu ersticken die es offensichtlich zu erzeugen versucht. Zuviel Barock, zuviel dunkle Eiche, und gediegene Teppiche mögen noch so gut zusammenspielen, ein einziges Bild von röhrenden Hirschen kann die perfekte Szenerie aber maßlos überladen, da weiß der Leser plötzlich gar nicht mehr, zu wem die Hände gehören, und wie die zu erlösenden Bittsteller einzuordnen sind. Vielleicht will es hier ja doch um eine irgendwie geartete Göttlichkeit à la eky gehen ? lieben Gruß AZ |
Hi Droz, Hi A-Z!
Bezüglich der "fehlenden Aussage und Nothingness", bzw. des "Morgens nach schlafloser Nacht" darf ich euch auf meine Antwort #4 in diesem Faden verweisen. Es wäre vielleicht nicht von Übel, auch die jeweiligen Beiträge zum Thema geduldig zu lesen, ehe man sich in nonchalante Deutungen mit leichtem Herablassungscharakter wirft, wenn der Autor selbst sich eine Seite davor eigentlich schon erklärt hat. Könnte nach hinten losgehen ... |
Nun, deine Antwort #4 widerspricht ja meinem Eindruck gar nicht, sondern sie verstärkt ihn eher. Wenn du dabei einen leichten Herablassungscharakter herausgelesen haben magst, so irrst du. Halte mich ruhig für eine Idiotin, weil ich nicht in deine Vorstellungswelten passe. Vielleicht erscheint es dir so, weil deine eigene hohe Erwartungshaltung an eine Antwort unerfüllt geblieben ist, oder weil du andere Resonanzen gewohnt bist, keine Ahnung. Es tut mir jedenfalls leid, wenn du es so empfindest.
Ich gehe aber davon aus, dass auch deine Gedichte hier zur Diskussion freigegeben sind. Dass Antworten nicht an Komplimente oder Lobhudeleien gebunden sind, sondern dass du ein aufrichtiges Feedback von deinen Lesern erwartest. Ich habe schon wesentlich klarere Gedichte von dir gelesen. Bei manchen Dichtern steht die Kritik im Raume, dass das eine oder andere Wort dem Reim geschuldet zu sein scheint, nicht so bei dir, hier scheint es einer bedeutungsschwangeren Ästhetik geschuldet zu sein, welche den Sinn, Inhalt und die Bedeutung vollkommen in den Hintergrund zu schieben versteht. Man ist geneigt ,,toll" zu sagen, ohne genau verstanden zu haben, was du eigentlich meinst. Es liest sich wie eine Collage von traurig schönen Bilderwelten die bei mir zwar einen Geschmack hinterlassen, aber keine konkrete Aussage. Auch das hat ja seine Berechtigung. AZ |
Wie du meinst.
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Moin Moin eKy,
Du hast schon viel Lob bekommen und auch ich möchte dir sagen, dass dir hier ein großer Wurf gelungen ist.:Blume: Du findest Worte für den Übergang, das Vergängliche, den Tod in Verbindung mit Hoffnung, eingebunden in die Natur. Deine Sprache ist für mich gradeaus , und doch schönste Lyrik.:Blume: Bei dir schwingt immer Nachdenkliches mit, dass finde ich gut, da ich ja eher ein " Fühl" :rolleyes::D:o:)bin. Du verbindest Beides: Nachdenkliches und das Gefühl. Auch hier. Sehr gerne auch wiederholt gelesen sy :Blume::Blume::Blume: |
Hi Sy!
Ich denke, eloquenter kann man ein 100%iges Lob kaum formulieren! :):Kuss Hab Dank für den ungetrübten Seelenbalsam! (Heftig einreib!) :Blume: LG, eKy |
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