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Morgenlied (in memoriam RMR)
Ein Dunkel hält uns sanft geborgen,
der Morgen scheint so ferne noch. Ich fasse zweifelnd in die Kühle und fühle dort die Frühe doch. Ich halte dich mit bangen Armen Erbarmen heischend an mir fest, wohl wissend, dass dein Fortverlangen mit Bangen sich nicht wenden lässt. Im fernen Ost besäumt ein Glühen das Mühen schon der Nacht um Zeit. An blauen Morgenmolen sterben die Scherben meiner Seligkeit. |
Vorab:
Ein schöneres Morgenlied hätte ER, der so schwer sterben mußte, nicht bekommen können! Später mehr. Weinend: cyparis hier und jetzt: Mein Klagelied. Uralt. -------------------------------------------------------------------------------- Der müde Blick, der sich aus Deinem Innern quält, er tut so weh. Und, von Apoll gewählt, senkt sich Dein Mund in bittrem Leiden. Da Dich von uns Gemeinen alle Höhen scheiden und Tagespfade Dich nicht trennen von Tiefen, die wir, a l l z u k l e i n, nicht kennen, wardst Du uns, die wir Staub nur sind, zum Fürsten. Wir, die nach Schönheit brennend dürsten, vergehn in Deiner Worte Firmament, weil Glut, von D i r gebracht, den Puls verbrennt: wir stehn gebannt in innrer Stille. So zwang sich Dir Apolls gestrenger Wille: In eines Dichters ird'sche Hülle floß er, daß sich sein Lied erfülle. ............... |
Hi, cypi!
Wunderschön, deine Hommage an den Vergötterten! Sicherlich eines der stimmigsten und rundesten Werke, die ich je von dir lesen durfte! Da weiß selbst ich nichts zu bemäkeln! Auch über diesen Beitrag hätte er sich überaus gefreut, er, der sein Schaffen selbst stets als "bescheidenes Ringen" sah. LG, eKy PS: Habe 1. und 3. Strophe noch nachkorrigiert. Ich hoffe, die Änderungen gefallen dir ebenso. |
Hallo Erich
Deine Morgenhymne scheint zugleich ein Abschiedslied zu sein. Das Lyrische Ich hält noch an der vielleicht gemeinsamen Nacht mit der geliebten Person fest, während der Tag schon das Ende dieser Seligkeit einläutet. Seltsam, oder, dass Romantik auch fast immer etwas mit Seufzern, Melancholie und Trauer zu tun hat? Dies zeugt deshalb von der Differenz zwischen Wunsch und Ist, ein Konflikt in der Seele, dem Empfinden, und somit von dem Festhalten bzw. Nichtloslassen des Ichs. Aber genau diese Art von Pathos, so scheint mir, hat auch RMR zu poetischer Magie gewandelt. Was ich meine: Ein Dunkel..., zweifelnd..., bangen Armen..., Erbarmen heischend..., sterben..., Scherben meiner Seligkeit... könnten dazu interpretiert werden, dass Romantik und Liebe mit Schmerzen und Ängsten zu tun hat. Liebeskummer, ja, das schon. Aber Liebe ansich? In diesem Sinne, auch weil vor allem das Gedicht von cyparis irgendwie in das selbe Horn stößt, sehe ich die klassische Romantik als sehr wehmütig (auch da steckt "weh" drin). Wenn ich mich frage, was der Dichter damit transportieren möchte, komme ich, subjektiv gesehen natürlich, nicht umhin, als Antwort: um Mitgefühl heischend zu geben. Oder, um den Leser um ein Aufgreifen der vermittelten Emotionen zu ersuchen. Und dies ist durchaus Romantik zu nennen. Wenngleich ich solcherart Poesie als Jugendlicher eher als traurig machend empfand. Und da ich ein sentimentaler Bursche war, litt ich regelrecht mit den lyrischen Personen mit. Nur, dass sich aufgrund "Die Leiden des jungen W." tatsächlich Jungs das Leben nahmen, konnte ich nicht verstehen; mein Bestreben war und ist, Lebensenergie zu tanken, nicht Todessehnen, anyway. Aber - vielleicht ist doch nichts schöner, als ein Klagelied, wer weiß. Ob Apoll das auch als Anliegen hat(te)? So lese ich dein schönes Gedicht fast polasierend zum Titel; der ja Hoffnung, neuer Beginn, vermittelt zum sehr, sehr melancholischen Inhalt, wie ich meine. @Cyparis Ich bin mit Erich einer Meinung, dass dein Gedicht eines der Schöneren ist von allen, die ich von dir kenne. :) Blaugold Blaugold |
Hi, blaugold!
Mitleid heischend? Mitnichten, zumindest nicht als bewußte Intention. Was zu solchen Texten bewegt? Sinn für die Schönheit der Sprache, ein Mitteilungsbedürfnis darin bezüglich des Abschiedsschmerzes, der Wehmut darüber, dass nichts auf dieser Welt von Dauer ist, aber auch die abgeklärte Weisheit, die sich damit abfindet und damit zurechtkommt. Die Melancholie verleiht dem Werk Tiefgang, die Ruhe und Kontemplation über das zu bewältigende Leid stellt, auch wenn die Träne im Augenwinkel immer etwas mitschwingt. Aber wehleidig? Nur wenn man böswillig niedere Motive unterstellen möchte...;):rolleyes:(Was ich DIR natürlich damit keineswegs unterstellen will...) LG ,eKy |
hallo erich kykal,, |
Hi, basse!
Dass dir das Reimschema aufgefallen ist, freut mich sehr! Deine Version der 1. Zeile der letzten Str. ist auch sehr weich und lyrisch - letztlich Geschmacksache. Ich habe aber bewußt die etwas antiquiertere Form gewählt, weil ich mich dem Vorbild, der es mal in einem Gedicht ähnlich formulierte, dadurch stärker annähern wollte. Vielen Dank für deinen kompetenten und freundlichen Beitrag! LG, eKy |
Lieber Erich.
Den Gedicht gefällt mir ganz großartig. Dein Reimschema..hat das einen Namen? Ist vielleicht eine sonderbare Frage, aber es ist so interessant, das ich mich auch gerne daran versuchen möchte. Ich möchte einfach noch einmal die erste Strophe zitieren: Ein Dunkel hält uns sanft geborgen, der Morgen scheint so ferne noch. Ich fasse zweifelnd in die Kühle und fühle dort die Frühe doch. Wieso, fällt mir sowas nie ein? Ich bewundere dich! Dein Gedicht ist Klasse. Darf ich nochmal nach dem Reimschema fragen? Liebe Grüße an dich Lena :) Niemals wird Sehnsucht ewig schweigen ein Reigen bleibt dir wie ein Dorn. Verlässlich kannst du darauf warten schau nie zurück, schau nur nach vorn. @ Cyparis Ich liebe deiner Worte Kraft! |
Hi, Lena!
Vielen Dank für dein Lob! Dieses Schema ist, wie das meiste meiner "Dichtung", intuitiv, zufällig entstanden: Eine ausgebaute Zufälligkeit, die ich zu einem System erhoben habe, nachdem sie mir aufgefallen war. Ob's einen Namen dafür gibt? Keine Ahnung! Man könnte es so verdeutlichen: A/aB/C/cB Du hast es in den ersten beiden Zeilen richtig hinbekommen, in der letzten Zeile allerdings fehlt dir der Reim auf "warten" am Zeilenanfang! LG, eKy |
Lieber Erich.
Da ich nocheinmal auf das Thema Reim komme ist es hoffentlich auch kein Spam, Den Fehler habe ich erst bemerkt, als du ihn mir zeigtest. Ein dummer Fehler von mir. Dein zufällig entstandenes gefällt mir sehr kommt man doch aus den Wiederholungen des Endreimes heraus. Nochmal gelesen, und immer noch für wunderschön empfunden. Lena :) Danke für deine Aufklärung. |
Hallo Erich,
Nein, in keinster Weise war meine Absicht, deinem Gedicht eine "niedere" Wehleidigkeit zu unterstellen. Meine kommentierenden Gedanken betreffen vor allem die romantisch-melancholischen Komponenten solcherart Liebesgedichte. Klar, die Wehmut ist eine geeignete Regung, um Liebesschmerz auszudrücken; das ist nicht nur in klassischen Versen zu lesen, ich fand sie auch in deinem Gedicht. Ich sinnierte eher über die Ansicht (Urteil, Vorurteil, Übereinkunft, zeitgeistiges Denken und Empfinden) Liebe und deshalb auch Liebesgedichte ist/sind tiefsinnig, wenn Schmerz dabei ist. Eine rehetorische Betrachtung meinerseits also. Hat Liebe, abseits der Vermischung mit Kummer und sonstigem Weh, überhaupt mit Schmerz und Leid zu tun? Wäre Liebe dann nicht mit allen "Nebenprodukten", wie Eifersucht, Trauer, Besitzgier usw. ebenso durchsetzt und deshalb nie "rein"? Ich meine, ja, denn wer möchte abstreiten, dass diese letzt genannten Attribute eher "niederer" Natur sind, und die darin eingebundene Liebe (was man so Liebe nennt) eher nicht "erhaben" ist?" Doch was hat Liebe für einen Wert, wenn sie nur Bestandteil solcher dem auf sich selbst fixierten Ich entspringenden Emotionen wäre? Ich denke, dass du solcherart Betrachtung durchaus zu reflektieren in der Lage bist, deshalb auch meine Gedanken zu einem deiner Gedichte. :) Blaugold |
Hi, Blaugold!
Ich weiß nicht, ob "Schmerz" hier das richtige Wort ist: Eher Eigennutz, wiel man das geliebte Wesen nicht gehen lassen will. Ich wollte (hier) nur diesen Moment einfangen, wo man die Zeit der Trennung schon herandämmern sieht und weiß, dass man loslassen muss. Ob das nun für die Beziehung an sich gilt oder nur für einen Morgen, an dem der Partner früher zur Arbeit muss... Natürlich bin ich mir der möglichen philosophischen Implikationen bewußt. In diesem Falle hab ich aber meine "Angel" gar nicht so weit auswerfen wollen! Dennoch vielen Dank für deine Einblicke! LG, eKy |
Lieber eKy,
hier ist alles romantisch schön - dein Gedicht, Cypis Gedicht und eine interessante "Gedichtbesprechung". Imponierend die Reimart und das "Durchhalten" in 3 Strophen. :) Ein Morgenlied, das nicht entstanden wäre, müsste die geliebte Person nicht zur Arbeit. :cool: Ich schreibe das nur deshalb vorweg, um meinen Kommentar mit ein bisschen mehr Text zu füllen. Mein Hauptanliegen ist: Wunderschön und sprachlich wie lyrisch meisterhaft verfasst - ein echter eKy eben. Liebe Grüße Dana |
Hi, Dana!
:D;) Kicher! Vorsicht mit Lobeshymnen, sonst kriegst du noch deswegen eins auf den Deckel wie die arme Cyparis! (Was ich nicht okay finde! Das möchte ich hier mal gesagt haben! - Wer jemanden wirklich gern liest und/oder aufrichtig bewundert, sollte auch das Recht haben, dem in jeglicher Weise Ausdruck zu verleihen. Zudem hungert mein schwächliches Ego gradezu nach solchen Schulterklopfern!) Dieses Gedicht enthält viele Textzitate von Rainer Maria Rilke, leicht abgewandelt, aber erkennbar, wenn man IHN gelesen hat. Deshalb schrieb ich es - als Hommage an den Größten deutscher Dichtkunst (übrigens auch ein Ösiländer...)! LG, eKy |
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