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Chavali 25.11.2009 11:06

Ehrlich währt am längsten?
 


Ehrlichkeiten gibts in der Welt nicht mehr,
ein jeder lügt dem andern etwas vor.
Das fällt den Leuten gar nicht mal so schwer,
manches klingt so lieblich wie ein Chor.
Hier wird geflüstert, da geklagt,
so, dass man auch Intimes wagt.
Es wird aus dem Hinterhalt geschossen
und vorn trägt man ein freundliches Gesicht.
Mir scheint, das wird auch noch genossen,
denn Ehrlichkeiten, nein, die gibt es nicht.
Hier wird geflüstert, da geklagt,
so, dass man auch Intimes wagt.
Dann freut man sich, wenn Wunden bluten,
wenn immer wieder Salz darauf gestreut.
Man kann nicht mal den Feind vermuten,
wenn Freund dir böse Dinge eingebleut.
Hier wird geflüstert, da geklagt,
so, dass man auch Intimes wagt.



Leier 25.11.2009 11:24

Liebe Chavali,

wie wahr, wie wahr!
Aber ich denke doch, daß ehrlich am Längsten währt.
Alles bringt die Sonne an den Tag.
Die Flüstereien (soll man sie Lügen nennen?) haben kurze Beine.

"Gar manches träufelt lieblich in ihr Ohr" könnte auch passen.
Das "Trau, schau wem!" begleitet ein Leben lang.
Und doch kommen Naivlinge nicht auf den Trichter.

"so, daß (dass) man auch Intimes wagt"....
denn das sehr veraltete sodaß träfe es hier wohl nicht.
Was hältst Du davon?

Gut gemacht!

Gruß
von
cyparis

Panzerknacker 25.11.2009 11:44

Hallo Chavali

bei deinen Zeilen da fällt mir doch die alte Weisheit ein:

Halte dich auch unter einem Streit bei Bekannten raus. Wenn die sich nämlich wieder vertragen, dann heißt es gleich, der hat das auch gesagt. Dann bist du der Böse, der Zwietracht säen will. Habe das auch schon erlebt. Man meint es gut und ist zum Schluß nur der Depp.

Darum schöne und wahre Zeilen
der Knacki

Chavali 25.11.2009 11:44

Liebe cypi,

gute Idee, in dem Refrain ein Komma hinter so zu setzen.
Gibt dem Ganzen mehr Pfiff.

Hab Dank für deine Antwort, hab mich sehr gerfreut!

Lieben Gruß,
Chavali

edit:

Hallo Knacki,

du hattest dich wohl dazwischen geschlichen :)
Auch dir herzlichen Dank.
Freut mich, dass der Text dir zusagt.
Es gibt ein altes Sprichwort, das sagt: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.
Ich mag das zwar nicht, aber leider ist es meistens so.

Liebe Grüße auch an dich,
Chavali

ginTon 28.11.2009 00:11

liebe chavi,,

den kontrast von der Überschrift zu den ersten Zeilen, den kann man nicht übersehen und ich finde diesen gut gelöst, eben diese Frage, "währt Ehrlichkeit am längsten"..und diese Frage wird ja eigentlich schon durch den Text beantwortet,, Ehrlichkeit oder Wahrheit braucht eben seine Zeit..man könnte fast meinen die Welt war schon immer so und so wird diese Welt auch immer bleiben...die Quartette finde ich alle sehr gut umgesetzt, die Zweizeiler,, was wolltest du damit ausdrücken?

ich finde das Werk, gut geschrieben :)..liebe grüße basse

Chavali 28.11.2009 17:17

Lieber basti,
Zitat:

den kontrast von der Überschrift zu den ersten Zeilen, den kann man nicht übersehen
deswegen ist er auch in ein Fragezeichen gesetzt.
Zitat:

Ehrlichkeit oder Wahrheit braucht eben seine Zeit.
Das sehe ich anders, wenn ich deinen Einwand richtig verstanden habe.
Ehrlich kann man immer sein und auch die Wahrheit sollte kein Makel darstellen.
Wer die Wahrheit nicht verträgt, sollte an seinem Selbstwertgefühl arbeiten.
Natürlich muss sie nicht mit einem Holzhammer daherkommen.
Man kann sie auch gemäßigt herüberbringen, aber bitte - immer ehrlich.
Zitat:

die Zweizeiler,, was wolltest du damit ausdrücken?
Nun, das ist ganz einfach:
Man sollte sich doch sehr überlegen, WEM man WAS von sich privat erzählt...
Zitat:

ich finde das Werk, gut geschrieben
Das freut mich und ich danke dir für dein Interesse.

Lieben Gruß,
Chavali



ginTon 28.11.2009 18:00

Liebe chavi,,

du, ich glaube da hast du meinen Kommentar mißverstanden :) in meinen Augen geht es ja in dem Text um Dinge die eher die Unehrlichkeit herauskristallisieren sollen, oder?

Zitat:

Ehrlichkeit oder Wahrheit braucht eben seine Zeit.
Das sehe ich anders, wenn ich deinen Einwand richtig verstanden habe.
Ehrlich kann man immer sein und auch die Wahrheit sollte kein Makel darstellen.
Wer die Wahrheit nicht verträgt, sollte an seinem Selbstwertgefühl arbeiten.
Natürlich muss sie nicht mit einem Holzhammer daherkommen.
Man kann sie auch gemäßigt herüberbringen, aber bitte - immer ehrlich.
nun ja das kann alles möglich sein, ich wollte jedoch etwas anderes sagen, wenn jemand zB durch Unehrlichkeiten manipuliert wird, dann braucht eben die Ehrlichkeit oder in dem Fall die Wahrheit doch ungemein länger, eigentlich wollte ich das damit ausdrücken

na ja es ist eben wie bei einem Urteil vor Gericht, der eine sagt so und der andere so..wie will der Richter also erahnen wer die Wahrheit sagt, dies benötigt Zeit und Rechere, oder?
Zitat:


die Zweizeiler,, was wolltest du damit ausdrücken?

Nun, das ist ganz einfach:
Man sollte sich doch sehr überlegen, WEM man WAS von sich privat erzählt...
nun das stimmt wohl,, jedoch ist dies auch alles nicht so einfach,, denn WEM oder WAS kann man denn von vornherein vertrauen,, also im Grunde versucht doch jeder seine Interessen zu verfolgen, oder nicht? selbst innerhalb der familie..also wie soll man dies dann verstehen, wem kann man denn nun etwas erzählen?

liebe grüße basse

a.c.larin 28.11.2009 20:18

liebe chavali,
das mit der ehrlichkeit ist so eine sache!
hab grad in einem schlauen buch gelesen, dass wir mitunter nicht mal zu uns selber ehrlich sein können, schon mal aus dem grund, weil wir uns selber nicht ímmer ganz richtig wahrnehmen! ( das heißt unser gehirn gaukelt uns mitunter etwas vor, und zwar heftig).

dass ehrlichkeit vielleicht doch am längsten währt, hat außerdem einen ganz banalen hintergrund:
die wahrheit ist, wie sie ist - aber lügen muss man erfinden -und das braucht phantasie! (die nicht ein jeder in ausreichendem maße hat)
wenns dann auch noch glaubwürdig sein soll, muss noch ein guter schuss logik dazu - auch nicht jedermanns sache.
zu guter letzt sollte man sich die ausgeburten seiner flunkerei auch noch merken, und zwar für immer und immer gleich! ( das verbraucht enorme kapazitäten an gedächtnis)

man sieht also: ehrlich währt am längsten, weil es, auf dauer betrachtet weniger mühe macht.

darum sag ich lieber gleich die wahrheit:
hast ein zwar düsteres, aber feines gedicht geschrieben!

lg, larin

Leier 28.11.2009 20:59

Ja, zuammen:


ehrlich währt deswegen am längsten, weil man für Lügen wirklich ein gutes Gedächtnis braucht (immer die Lüge ohne Abwandlung - geht das?).


@ basse:

Nicht ehrlich zu sich selbst??? Ja, zu wem denn sonst zuerst?
I s t man ehrlich...
Wenn Selbstbild und Fremdbild übereinstimmen: dann hapert es doch nicht!
Aber dies mag mir auch mein Gehirn (das wundersame Wesen!) vorgegaukelt haben.


Lieben Gruß
von
cyparis

ginTon 28.11.2009 21:04

liebe cyparis,,

wovon redest du denn nun schon wieder?? :) ich verstehe nur die Hälfte..
Zitat:

Nicht ehrlich zu sich selbst??? Ja, zu wem denn sonst zuerst?
I s t man ehrlich...
was hat das bitteschön damit zu tun was ich in meinen Kommentaren sagte? das geht man meilenweit an einer fehlinterpretation meiner Aussage vorbei,, lass dies bitte...können wir uns dahingehend einigen..

Zitat:

Wenn Selbstbild und Fremdbild übereinstimmen: dann hapert es doch nicht!Aber dies mag mir auch mein Gehirn (das wundersame Wesen!) vorgegaukelt haben.
mir ist absolut unverständlich wovon du sprichst, und mitunter solltest du vorher deine Aussagen gründlich durchlesen, damit ich wenigstens ansatzweise verstehen kann worauf du hinaus willst, geht das bitte- danke:)

liebe grüße basse

Medusa 28.11.2009 21:13

Liebe Chavali,

ein Klagelied über Werte, die uns verloren gegangen sind? Vielleicht. Ein Hohelied auf die Ehrlichkeit? Mitnichten! Schau Dich um: Die größten und telegensten Lügner werden gewählt, diejenigen, die uns Wahrheit lehren, laufen unter "ferner liefen".

Aber nicht nur im Großen, viel mehr im Kleinen, gehören Flunkereien zum Alltag und werden toleriert. Diejenigen, die sich der Wahrheit verschrieben haben, bekommen Ärger und Schwierigkeiten; nicht zuletzt, weil ihnen zunächst nicht geglaubt wird.

Auch die grundehrlichste Haut wird zuweilen in Verlegenheit geraten; wenn nämlich die Wahrheit verletzend wäre. Wie verhält sie sich dann? Schwindelt sie ein wenig oder bleibt sie ihrer Überzeugung treu?

Sehr ausgebufft sind diejenigen, die sich an "blutenden Wunden" erfreuen. Davon gibt es glücklicher Weise nicht allzu viele.

Fazit: Wer sich mit Erfolg um Ehrlichkeit bemüht, hat kein leichtes Leben; wer es mit der Aufrichtigkeit nicht so genau nimmt, lebt leichter.

Und genau hier setzt meine Kritik zu Deinem Gedicht an: Du redest von "man". Wen meinst du damit? Zudem beklagst Du mit einem Rundumschlag Lug und Trug, Freund und Feind, Flunkereien und kleine Unwahrheiten.

Verhaltensweisen ohne Perspektiven in einem Gedicht dieser Qualität anzuprangern reicht nach meinem Empfinden nicht aus.

Liebe Grüße,
Medusa.

Chavali 29.11.2009 13:40

Hallo zusammen,

eure Diskussionsfreudigkeit freut mich, habt vielen Dank!

Lieber basse,
Zitat:

ich glaube da hast du meinen Kommentar mißverstanden
das kann sein und kommt schon mal vor.So, wie du dann deine Ansicht erklärst
Zitat:

wenn jemand zB durch Unehrlichkeiten manipuliert wird,
dann braucht eben die Ehrlichkeit oder in dem Fall die Wahrheit doch ungemein länger,
dann bekommt das natürlich einen Sinn und ich kann dir zustimmen.
Zitat:

denn WEM oder WAS kann man denn von vornherein vertrauen,,
von vornherein? das wäre sicher leichtsinnig, man muss ja erst einmal sehen, ob dieser Jemand das Vertrauen wert ist.
Aber auch da kann man sich irren.
So ist also dem Irrtum Tür und Tor geöffnet.

Liebe larin,
Zitat:

hab grad in einem schlauen buch gelesen, dass wir mitunter nicht mal zu uns selber ehrlich sein können,
das ist wohl war. Man rückt sich manchmal die Wahrheit zurecht.
Aber - irren ist menschlich und so düster, wie es scheint, habe ich diesen Text gar nicht gemeint.
Er steht in Gesellschaft , weil Wahrheitsverdreherei und Sichindietaschenlügen in den gesamten Gesellschaftsschichten an der Tagesordnung ist.
Sich selbst nicht ausgenommen.

Liebe cypi,
Zitat:

Nicht ehrlich zu sich selbst??? Ja, zu wem denn sonst zuerst?
Na, ich glaub auch, dass wir uns so manches Mal was schönreden,
weil man die Wahrheit einfach nicht sehen will oder auch gar nicht dazu in der Lage ist.

Liebe Medusa,
Zitat:

ein Klagelied über Werte, die uns verloren gegangen sind?
Nein, nicht unbedingt. Zumindest kein Klagelied.
Zitat:

Ein Hohelied auf die Ehrlichkeit?
Nein, das wäre wohl zu idealistisch. Du siehst das realistisch und dem stimme ich zu.
Zitat:

Und genau hier setzt meine Kritik zu Deinem Gedicht an: Du redest von "man". Wen meinst du damit?
man = ganz allgemein die Gesellschaft, du, ich, wir alle.
Zitat:

Zudem beklagst Du mit einem Rundumschlag Lug und Trug, Freund und Feind, [...]
Nein, kein Rundumschlag. Das wäre viel zu weit gegriffen, so weit soll das nicht gehen.
Mein Text soll einfach aufgreifen, was uns traurig macht und verdrießt, weil man anderes erwartet hätte.
Zitat:

Flunkereien und kleine Unwahrheiten.
Ich bin ein Gerechtigkeits- und Wahrheitsfanatiker. Deshalb mag ich auch das nicht, wobei ich mir stets bewusst bin, davon umgeben zu sein.
Vielleicht muss ich auch einmal darauf zurückgreifen. Aber ich verabscheue es.
Zitat:

Verhaltensweisen ohne Perspektiven in einem Gedicht dieser Qualität anzuprangern reicht nach meinem Empfinden nicht aus.
Sondern? Abgesehen davon, dass ein Gedicht ganz und gar nicht immer eine Perspektive enthalten muss, finde ich schon,
dass es meine Gedanken zu dem Thema ganz gut aufzeichnet.

Für deine ausführliche Replik danke ich dir ganz besonders.

Allen anderen auch nochmals meinen allerherzlichsten Dank!

Liebe (wahre) Grüße :)
Chavali



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