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Erasmus von Rotterdam (auf Wunsch eines einzelnen Herren)
Erasmus von Rotterdam |
Hui liebe Medusa, |
Liebe Chavali,
ich kann Dir nur beipflichten: Der Hexameter liest sich erst flüssig, wenn Du ihn verinnerlicht hast ;). Angestiftet hat mich ein Borstentier, das, nach dem Lesen meines Läuterungsberges, niederknieen wollte, bedichtete ich Erasmus von Rotterdam :D. Schaun wir mal, ob ich ihn beeindrucken kann :rolleyes:. Deine Einwände sind völlig in Ordnung, denn ich habe Schwierigkeiten, "Hölzernes" wegzukriegen; Poesie kriege ich bei diesem Thema nicht gebacken :o, obwohl sich der Hexameter sehr gut eignet, auch poetische Verse zu schmieden. Vergil, Dante und wie sie alle heißen haben es doch auch geschafft :confused:. Ich grüße Dich herzlich und danke Dir für Deinen schnellen Kommentar :), Medusa. |
Hey Medusa,
schön, dass du dich jetzt doch da ran gewagt hast. Dein Werk ist gut recherchiert, jedoch hast du den Nebenschauplätzen einen zu großen Raum zugeteilt. Ich hätte mir noch gewünscht, dass er als Wegbereiter der Philosophen der Aufklärung Erwähnung gefunden hätte. Anstelle der sehr ausführlichen Vita hätte ich seinen Leitsatz mit verarbeitet: "Menschen werden nicht als Menschen geboren, sondern als solche erzogen". Der Vielschreiber hinterließ nicht nur über 100 Bücher sondern führte auch eine scharfe satirische Klinge: „Lob der Torheit“. Er war ein Spötter gegenüber tief verwurzelten Irrtümern, auch innerhalb der katholischen Kirche. Darüber hinaus stellte er sich gegen Luther, indem er dem Menschen einen freien Willen attestierte – also die Option zwischen Gut und Böse und wandte sich somit gegen Luthers These, dass alles auf göttlicher Vorhersehung beruhe. Diese Kraft der freien Geisteshaltung, die später bei Beccaria, Hume und Kant ihren Niederschlag fanden, ist der eigentliche Verdienst und Meilenstein von Desiderius alias Erasmus. Bei deinem Werk ist aber noch nicht der endgültige Schussstrich gezogen ... Vorab aber schon mal ein Chapeau vom Hans |
hallo medusa,
da hast du mit erstaunlicher konsequenz ein geschichtliches thema hexametrisch abgehandelt, chapaeu! es ist nicht ganz einfach zu lesen, da es ja schon etwas weiter weg von der alltagssprache ist - und hexameter sind ehrlich gesagt auch nicht gerade mein ding. trotzdem oder gerade deshalb: bravo! nur eine einzige sache erscheint mir nicht ganz logisch: erasmus spircht über sich, sein leben und seine zeitgenossen - würde er das aber selbst als "damalig zeit" ansprechen? für ihn wäre die damalige zeit ja durchaus "heutig". vielelicht fällt dir dazu noch eine variante ein. liebe grüße, larin |
Lieber Hans,
versuch mal, die fehlenden, relevanten Themen in einen Hexameter zu pressen - das ist schier unmöglich! Ich habs versucht; in einem anderen Versmaß wäre das sicher eher möglich. Schau mal, ein paar der wichtigen Erkenntnisse habe ich untergebracht: Illegitim als der Sohn eines sündhaften Priesters geboren, lebte ich rastlos und stets als ein Suchender, furchtsam, doch ohne Er war sehr oft auf Reisen. Vorbehalt. Bücher erbrachten mir Rückzug und regten Verlangen, Er war sehr belesen. Unnützem, klerikal Drückendem, deutlichen Einhalt zu bieten. Schon früh wetterte er gegen die Kirche. Früh schon erlernte ich Schreiben, das Denken, Verständnis und Kämpfen, suchte in Klöstern die Heimstatt und Liebe. Dies brachte mir Ängste Er war Augustinermönch. ob der beschämend Verdrehungen hinsichtlich christlichen Denkens, Handelns und Fühlens, ich suchte und fand nur die Lähmung gehorsamen Glaubens, beschloss, mich den führenden Denkern zu nähern, zu lernen, Nicht eindeutig genug? reiste umher. Ich erkannte jedoch auch die Torheit des Menschen, Eines seiner wichtigsten Werke (Lob der Torheit)! suchte mit deutlicher Sprache Gehör, ja Vernunft und Verstehen. Noch eines: "Lob der Vernunft". Führte vertraute Gespräche mit klügsten Experten der damalig Zeiten. Luther erhielt die verdiente, erwünschte Vertrautheit nicht; seine Papiere über die Freiheit des Willens und Christen enttäuschten mich lange; "Die Freiheit des Christenmenschen" (Luther), "Die Freiheit des Willens" (E. v. Rotterdam). humanitäres Verstehen und Denken erschienen nicht richtig gesehen. "Handbuch des christlichen Streiters". Denkern wie More, Melanchton und Zwingli verdanke ich Wissen. Allesamt Verfechter humanitären Gedankengutes, Befürworter (eingeschränkt!) der Reformation und Gegner der Institution Kirche. Christentum, weitab von Dogmen, befreit von der Gier und den Mächten, wurde mein Ziel, denn die Predigt, die Jesus am Berge hielt, sollte Sowohl an der Bergpredigt als auch am Neuen Testament orientierte er sich und baute seine Philosophie bzw. seinen Humanismus darauf auf. Richtschnur und Orientierung der Christenheit bleiben und immer Anker in unseren Herzen sein. Grüße vom heute wohl rechtens verehrten Desiderius. Ich verstehe schon, was Du meinst :) Wenn ich Dich richtig verstehe, dann siehst Du noch keinen Grund, niederzuknieen :confused::). In Ordnung :eek:, ich bin ja nicht nachtragend :D. Vielleicht gehe ich noch mal ran und schreibe eine Villanelle oder ein Pantum, das könnte gut passen :). Ich danke Dir herzlich für Deinen Kommentar. Habe ich Dir schon ein glückliches Neue Jahr gewünscht? :) Viele liebe Grüße, Medusa. Liebe Larin, vielen lieben Dank für Dein Lob :). Es ist in der Tat sehr schwer zu lesen; noch viel schwieriger war es, das Ding zu basteln; Konsequenz dem Versmaß gegenüber erscheint mir hier unabdingbar :D. Meine Idee war es, Erasmus hier und heute anzusiedeln und erzählen zu lassen. Ich sehe in den "damaligen Zeiten" folglich kein Problem :). Nochmals Dankeschön für das schöne Kompliment :). Herzliche Grüße, Medusa. |
hey Medusa,
ich knie mich später noch mal rein, das Menschwerden der Menschen über Erziehung und Lernen lässt mir keine Ruhe, das fehlt einfach noch. Melde mich später noch mal. Gruß vom Hans |
...ich finde, der hexameter hat was getragenes, ernsthaftes, das passt bei diesm textinhalt eigentlich ganz gut.
nach meinem verständnis hat erasmus eher deswegen luther "abgesagt", weil er luther vorwarf, dass dieser seine abspaltung nicht genügend vorbereitet hatte. er warnte zu recht: die folgenden religionskriege forderten millionen von toten, die reformierte sparte zersplitterte schnell in lutheraner, calvinisten, zwinglianer etc. toll, dass du dieses ziemlich komplizierte thema in diese form bekommen hast! liebe grüße erasmusbert |
O.k. Hans,
wir lesen uns im Chat :). Vielleicht sollten wir einen neuen Erasmus gemeinsam basteln? Liebe Grüße, Medusa. Lieber Norbert, lieben Dank für Dein Lob zum Hexameter |
nee, medusa,
ich verehre ihn absolut nicht. für mich war er ein eitler breitmaulfrosch - seine gedanken waren sicher tw. ok, aber die hatte - in noch radikalerer form - friedrichll., der aufgeklärte stauffer, schon über 200 jahre vorher formuliert. wäre er wirklich konsequent gewesen, hätte er sich komplett aus dem religionstheater verabschiedet und auf die wissenschaften gesetzt - hat er aber nicht, so ist er weder fisch noch fleisch für mich. liebe grüße norbert |
Lieber Norbert,
ein großer Teil meiner Antwort auf Deinen Kommentar ist verloren gegangen. Das lag an dem Absturz meines alten Modems (?), das ich noch bis Ende März ertragen muss, bis ich ein neues, kabelloses, von der Telecom bekomme. Deine Antwort zeigt mir, dass Du meine vollständige Antwort noch gelesen hast. Ich verstehe Deine Einwände gegen Luther durchaus, kann sie sogar nachvollziehen :). Eitel? Ja klar, er war ein Kind seiner Zeit! Welcher große Denker war das nicht? Konsequent? Wer war das damals schon? Keiner der Reformatoren hat sich aus dem "Religionstheater" (schööööön!) verabschiedet. Ich denke, wir sollten Frieden mit ihm schließen. Für mich ist und bleibt er einer der ganz Großen. Herzlich, Medusa. |
Hallo Medusa
Ich bin nicht so sehr gebildet, ich habe zwar von Herrn Erasmus v.R. gehört, doch kenne ich weder seine Bio, noch seine Schriften. In deinem Hexameter las ich einiges davon. Ich kann keine Stellungnahme bezüglich seines Wirkens und seiner Erkenntnisse bezüglich des Christentums geben. Mich interessiert in dem Zusammenhang aber auf jeden Fall die Frage der Erkenntnis, Erziehung und eine Beziehung zu allem, was den Mensch hinsichtlich Religionen oder Überzeugungen ausmacht. Ich halte es im Grunde diesbezüglich für absolut unwichtig, welche Person was dazu geäußert hat, sei diese nun Jesus, Buddha, Mohammed, Luther, der Papst oder sonstwer. Essenziell sind meiner Ansicht nach nur die (vielleicht relativen) Wahrheiten, die zu einem Verständnis des Menschen für sich selbst führen können. Nicht, um Gott oder was anderes "Jenseitiges" zu verstehen oder gar Thesen. Sind gewisse Gebote, die ein Zusammenleben gerecht reglementieren können, nützlich, sollen die Gebote "in Ehren" gelebt werden. Der Mensch entwickelt sich weiterhin. Es ist fatal, archaische Gesetze - die durchaus mal ein zeitgemäßes Regelwerk gewesen sein mögen - einfach "gläubig" weiterzuführen. Gläubig=hörig=dressiert? Oft! Genausowenig, wie ein zu gewissen Erkenntnissen unfähiger Denkapparat auch nur die geringste Beziehung zu "geistigen" Inhalten, z.B. der Selbsterkenntnis hat, oder die Kompetenz für weitergehende Gedanken zum Sein, genausowenig kann ein "Lehrer", mehr und Weiteres herausfinden, als seine Kompetenz im Grunde reicht. Hat Luther z.B. die "Erkenntnis" oder These aufgestellt, der Mensch sei nur innerhalb von Gottes "Vorsehung" frei, dann liegt der Schluss nahe, er selbst, Luther, kann auch nicht anders frei sein. Doch ich denke schon, dass der Mensch (nicht gegenwärtig alle) von mehr frei sein kann, als eben Luther, oder Erasmus, oder sonst ein "Gelehrter". Eine Herangehensweise an die eigenen Beschränkungen des Geistes/Denkens/Überzeugungen/Illusionen etc. ist das Gewahrwerden derselben Strukturen im Denkapparat! Denn zuerst muss ein Mensch gewahr werden, dass er trotz aller Glaubensvorstellungen von Freiheit, Liebe, Individualismus u.drgl. mehr nur Ideen davon hat. Freiheit (im Geist) hat von nichts ein Ideal (das heißt nicht, dass sie sich nicht wie eins verhält), ebenso Liebe, die nicht anerzogen, gelehrt oder bestimmt werden darf, denn sonst ist sie ein Erziehungmassstab, eine verinnerlichte Lehre oder ein Gesetz, das den Geist dahingehend beschränkt, Liebe zu verwirklichen. Auch sämtliche konstruierte Religionen, Philosophien, kulturelle Einbindungen formen das Denken; es ist somit so nie frei! Käme also einer auf die Hinweise, sich von all dem zu befreien, um zu "sehen", was dahinter ist, ob es was gibt, was Freiheit oder Liebe gerechtfertigt, wäre das eine neue Philosophie oder Religion? Eine These oder Lehre? Ein innovativer Glaube, der den Mensch von den Prägungen befreit? Nein. Nur eine zusätzliche Prägung, wenn der Mensch darin diese "Erlösung" nicht selbst wahr macht, indem er alle Jahrtausende der Hirnentwicklung in seinem Schädel mitbedenkt. Was könnte ein Mensch diesbezüglich mitteilen, hätte er solcherart "Freiheit von der eigenen Beschränktheit"? Wie vermittelt er das anderen? Wo doch dann sofort der Überbringer dieser Erkenntnis zum Heiler erkoren wird, von dem dies in der Manier eines Messias durch Handauflegen oder sonstigen Voodoo gefordert wird? Eine sogenannte "Innere Revolution", eine Aufgabe von ICH-Inhalten kann nur jeder in sich selbst bewerkstelligen. Wenn ich denn will. Und da beginnt das Loslassen von allem, was mir "heilig, lieb und teuer ist". Nichts davon kannst du mitnehmen in die geistige Freiheit, ins "Jenseits" des Denkens! :) Blaugold |
Guten Morgen Blaugold,
über den Einfluss Rotterdams auf die Reformation, die Institution Kirche, den Humanismus, das Erziehungswesen und vor allem die Sprache, kannst Du überall nachlesen. Nicht zuletzt Wikipedia hat hoch interessante Links dazu. Mach Dir mal keine Gedanken, wenn Du über sein Wirken nicht umfassend unterrichtet bist :). Weiter oben schrieb ich schon, dass sich sein Wirken überaus schwer in den Hexameter pressen lässt; ich war damit überfordert und habe mich mehr auf seine Vita beschränkt :mad:. Deine Gedanken zu meinem Gedicht mag ich sehr und bedanke mich ganz herzlich für Deinen ausführlichen Kommentar. Liebe Wochenendgrüße, Medusa. |
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