Gedichte-Eiland

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Justin 20.01.2012 17:45

In den Gedichten
 
Und jedesmal ist es die Kraft,
die aus Gedichten in uns lebt,
ganz wie von selbst die Freude schafft,
und fortan nach Entfaltung strebt.

In den Gedichten möcht ich sagen,
was mir im Leben nicht vergönnt
an Wünschen, Hoffnungen und klagen,
wie es in meinem Herzen brennt.

In den Gedichten möcht ich singen
das allerschönste Liebeslied.
Die Stimmen sollen dort erklingen,
wie es tagtäglich mir geschieht.

In den Gedichten möcht ich mahnen,
was allzuleicht bleibt unbedacht,
daß wachsen möge ein Erahnen
vom Dasein in der finstren Nacht.

In den Gedichten möcht ich preisen
der wunderbaren Metrik Spiel.
Sie soll mir stets die Pforte weisen,
die ich auch weiter öffnen will.

Dana 20.01.2012 20:16

Lieber Justin,

ein inniger und ehrlicher Wunsch, der für mich ganz und gar nachvollziehbar ist.:)
Im Gedichteschreiben kann man den treuesten inneren Freund entdecken. Einen Freund, der nie von sich aus diese Freundschaft bricht und es gelassen hinnimmt, wenn wir es tun.;)

Die letzte Strophe hebt sich von den anderen deshalb ab, weil sie eine neue Freude ausspricht, die man durchaus auch auf Forenleben beziehen kann.

Eine Winzigkeit von meiner Seite, wobei es auch ein Tippfehlerchen sein kann.

Zitat:

Zitat von Justin
In den Gedichten möcht ich sagen,
was mir im Leben nicht vergönnt
an Wünschen, Hoffnungen und klagen,
wie es in meinem Herzen brennt.

Ich warte aber deine Antwort ab.


Und hier nur ein anderer Vorschlag:

Zitat:

Zitat von Justin
In den Gedichten möcht ich mahnen,
was allzuleicht bleibt unbedacht,
daß wachsen möge das Erahnen
vom Dasein in der finstren Nacht

.

Insgesamt hast du alle Dichterwünsche und Dichteranliegen wunderbar und metrisch richtig aufgezeigt.

Liebe Grüße
Dana

Justin 20.01.2012 23:53

Liebe Dana,

Du hast 2 interessante Vorschläge eingebracht, die ich auch gern so umsetze. In der 1. Strophe ist es eigentlich eine interessante Konstellation, weil auch das "Klagen" als Substantiv möglich wäre. Dann wäre es ein Klagen, das sich nicht genug Luft verschaffen konnte. Ein Tippfehlerchen war es jedenfalls nicht. Dein "klagen" aber führt das "sagen" weiter im Sinne von "sagen und klagen" und es ist wohl so die bessere Variante.

In der 3. Strophe klingt der Ersatz durch "bleibt" geschmeidiger. Das muß ich zugeben.

Ein treuer Freund kann möglicherweise wirklich am ehesten in der Dichterfreundschaft aufgehoben sein. ;) :)

Du warst wieder am Drücker, ich habe mich gefreut darüber und sage Dir Danke. :)

Liebe Grüße

Justin

Dana 22.01.2012 19:03

Lieber Justin,

ich muss mich hier noch einmal melden, weil ich glaube, eine "Kommentierlücke" entdeckt zu haben.;)

Ich schrieb bewusst:

Zitat:

Zitat von Dana
Ich warte aber deine Antwort ab.

Deine Antwort:

Zitat:

Zitat von Justin
Dein "klagen" aber führt das "sagen" weiter im Sinne von "sagen und klagen" und es ist wohl so die bessere Variante.

Ich freute mich sehr über das Verstehen des Anliegens, denn genau das habe ich gemeint.
"Kommentierlücke" darum, weil ich für mich daraus ziehe, dass man nicht sofort erklären muss, was man selbst genau meint. Man überlässt damit dem Autor das, was sein Gedicht betrifft, ohne zu "bevormundend" zu kommentieren.
Ich denke, du verstehst, was ich meine.

Liebe Grüße
Dana

Justin 23.01.2012 09:48

Liebe Dana,

es ist gut, daß Du dich noch mal gemeldet hast. Natürlich verstehe ich, was Du mit der "Kommentierlücke" ansprechen wolltest. Mich beschleicht ein bißchen schlechtes Gewissen, weil ich nicht konsequent genug vorgegangen bin. Deinen Vorschlag hatte ich richtig aufgefaßt, es wäre aber besser gewesen zu schreiben: "Ich freue mich trotzdem auf Deinen Kommentar". Diese Unterlassung habe ich aber eher unbewußt registriert.

Auf keinen Fall wollte ich etwas abblocken oder als Bevormundung abtun. Denn in dieser Hinsicht warst Du immer sehr sensibel und ich habe mich über Deine Vorschläge jedesmal sehr gefreut und tue es weiter.

Es ist also alles OK :). Sollte eine solche Situation wieder eintreten, werde ich genauer darauf achten.

Liebe Grüße

Justin

Chavali 23.01.2012 09:58

Lieber Justin,

auch mir gefällt dein Gedicht über die Freude, schreiben zu können, zu dürfen und es auch zu tun.
Im Schreiben von Erzählungen und Gedichten findet man sich wieder,
man kann erfundene oder eigene Erlebnisse verdichten,
man kann sein Gefühlsleben beleuchten und ordnen.

Man kann die Gegenwart beschreiben, die Jahreszeiten, die Liebe, die Natur, den Tod und in die Zukunft schauen.
Kein Thema sollte tabu sein.

Wie haben es in der Hand, unser Leben durch unsere schöne Sprache in verdichteter Form noch schöner zu machen.

Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß,
Chavali

Justin 23.01.2012 14:36

Liebe Chavali,

ich teile alle Deine Auffassungen, die Du in deinem Eintrag so schön beschreibst. Andere werden es genauso empfinden. Sich mit Sprache, Schrift und eben auch Gedichten zu beschäftigen ist eine Sache, die prickelnd sein kann. Man ist auf der Sache nach Worten, Ausdrücken und Formen, die uns in der Poesie begegnen, und freut sich, wenn einem wirklich etwas einfällt. Und wie Du sagst, betrifft das alle Themenbereiche, die uns zur Verfügung stehen. Ich denke, die meisten lassen sich am liebsten von Inspirationen leiten, von denen das Gefühl ausgeht, man könne mehr daraus machen.

Weißt Du, Gedichte hatte ich immer gemocht, mich aber nicht weiter mit der Materie befaßt. Das hat sich geändert, je länger ich in diesem Forum mitlesen konnte. Da gab es am Anfang oft die Frage, was wohl gemeint sei als von Jambus, Trochäus, 4-hebig usw. die Rede war. Durch das Auszählen in den Gedichten habe ich es allmählich mitbekommen. Deshalb ist es heute wesentlich einfacher. Bei speziellen Ausdrücken muß ich noch dranbleiben aber es ist möglich, auch das zu verarbeiten. Trotzdem bleibe ich Zweckpessimist, doch auch dieser schließt den Optimismus nicht ganz aus. :)

Ich habe mich gefreut, daß Dir das Gedicht gefallen hat und weiß es zu schätzen. Denn im Gedichteschreiben bist Du versiert und man kann sehr viel von Dir lernen.

Liebe Grüße

Justin

Falderwald 28.01.2012 20:50

Hallo Justin,

ich glaube, das ist das, was die Dichter zu allen Zeiten angetrieben hat.

Das Gedicht besitzt einen ganz besonderen Stellenwert und kann und darf wirklich alles aussagen was in und um den Menschen vorgeht.

Es ist auch wichtig, denn es ist kurz, präzise und knapp (im Gegensatz zu Prosatexten), also verdichtet und bringt es meist auf den Punkt.
Die Metrik und die Reime machen es eingängiger und leichter verständlich, so daß auch oftmals mehr davon hängen bleibt.
Manche Gedichte sind einfach nur "fluffig" und verbreiten eine gemütliche oder verschmitzte Atmosphäre, andere hingegen sind feierlich oder regen zum Nachdenken an.
Die Palette, aus der der Dichter schöpfen kann, ist also fast unendlich groß.

Wichtig ist die Glaubwürdigkeit und die Absicht eines solchen Textes und das macht auch die Originalität aus.

Deine Verse beschreiben hier sehr schön die Motive, die einen Dichter leiten können.
Eine kleine Liebeserklärung an die Lyrik, so wie ich das sehe.


Das habe ich gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Justin 30.01.2012 14:04

Hallo Faldi,

was Du sagst, ist mir selbst schon durch den Kopf gegangen. Diese Verse hier werden mir möglicherweise auf Dauer nahestehen, weil sie meine Gefühle ansprechen, und, wie Du richtig einschätzt, in knapper Form in der Lage sind, etwas auszusagen, wozu die Prosa erst länger ansetzen müßte

Die Metrik wird immer reizvoller, je länger man sich damit beschäftigt. Bis jetzt habe ich mich dem Paar- bzw. Kreuzreim gewidmet und mich noch nicht an die anderen Möglichkeiten herangewagt. Verschränkte Reime waren noch nicht dabei; ebenfalls keine längeren Stophen, die in der Zeilen- und reimanordnung verschiedene Stellungen zulassen. In Deinen Gedichten ist das häufig der Fall. Für immer möchte ich es nicht ausschließen, die Sache aber trotzdem nicht überhasten.

Wir empfinden Lyrik oft schöner als Prosa, sie ist aber auch nicht immer leicht in den Griff zu bekommen. Ich muß Dir recht geben, wenn Du sagst, daß manche Gedichte fluffig sind und eine eher heitere Atmospähre verbreiten. Es liegt aber auch am anzuwendenden Vokabular, denn wenn ein Inhalt wiedergegeben werden soll, können bestimmte Wörter manchmal nicht ausgeblendet werden, um das auszusagen, was wir beabsichtigen. Der Gesamteindruck wird dann weniger günstig beeinflußt, wenn knorrige Wörter einen "schönen lyrischen Hintergrund" nicht immer zulasssen. Aber auch dann sollte man sich Mühe geben, damit die Metrik nicht durcheinander purzelt.

Eine Frage habe ich noch an Dich.

Kürzlich kam im Fernsehen ein kurzer Bericht über eine Schildkröte namens Theobald. Dazu habe ich mir einen Vierzeiler ausgedacht.

Theobald war groß und schwer,
die Schildkröte, sie lebt nicht mehr.
Sie hat das ganze Zeitgeschehen,
noch länger als der Mensch gesehen.

Alle Zeilen sind hier 4-hebig, obwohl die 1. Zeile nicht im Jambus steht. Paßt doch aber trotzdem, oder? Wie stehst Du zu diesen Mischformern. Vielleicht kannst Du kurz etwas dazu sagen.

Habe mich über Deinen Eintrag gefreut und danke Dir vielmals :).

Liebe Grüße

Justin

Sidgrani 30.01.2012 17:34

Hallo Justin,

das hast du wahrhaftig kurz und treffend ausgedrückt. Deine metrisch perfekten Verse werden wohl jeden Dichter ansprechen, der sich mit Leib und Seele dem Dichten verschrieben hat.

Dein schönes Gedicht hat mich zu folgendem Vers inspiriert:

In den Gedichten ruht der Frieden,
den jeder von uns dort erfährt.
Drum lasst uns unsre Verse schmieden
und Jovis Gunst wird uns gewährt.

Liebe Grüße
Sidgrani

Falderwald 30.01.2012 20:41

Hi Justin,

das kann man so machen.

Ich habe auch schon einige Texte geschrieben, die sowohl jambisch, als auch trochäisch sind.

Beispiel:

Große Augen fragten stumm
und kleine Tränen liefen,
ging sie nach Elysium
weil sie die Engel riefen?

Hier also:

XxXxXxX
xXxXxXx
XxXxXxX
xXxXxXx

Da ist aber ein regelmäßiger Wechsel gegeben.
Und die trochäischen Zeilen enden mit einer männlichen Kadenz und die jambischen Zeilen mit einer weiblichen.
Wenn man das nun aneinander reiht ergibt das folgendes:

XxXxXxXxXxXxXxXxXxXxXxXxXxXx

Wie man sehen kann, ergibt das ein absolut regelmäßiges Metrum.

Das ist auch flüssig zu lesen.

Wenn man nun mit einer trochäischen Strophe beginnt und den Rest im Jambus fortführt, so geht das natürlich auch (würde ich aber so nicht machen, weil es mir persönlich nicht so gut gefällt).

Ich sehe aber eine andere metrische Schwäche in dem Text und zwar in Zeile 2:

"die Schildkröte, sie lebt nicht mehr."

Wie betonst du "Schildkröte"?

Also ich betone sie normal Xxx (Schildkröte)
Das ist für mich also ein "daktylisches" Wort.

In deinem Text muss man aber so betonen:

XxX Schildkröte

Das kommt hier zwar auch hin, weil es in der deutschen Sprache keine drei unbetonten Silben hintereinander gibt, dann wird nämlich die mittlere der drei unbetonten leicht angehoben, aber elegant ist dies m. E. nicht.

Das ist sicherlich nur mein Verständnis von der Metrik, andere mögen das anders sehen.

Aber du hattest mich nach meiner Meinung gefragt und so wollte ich dir auch antworten.
Es nützt aber nichts, wenn ich dabei nicht ehrlich aufschreibe, wie ich das empfinde, nicht wahr?

Das Wort "Schiildkröte" ist also für einen jambischen/trochäischen Vers eigentlich nicht so gut geeignet.

---

Ansonsten stehe ich Mischformen generell offen gegenüber.
Es kann auch Spaß machen, einen Jambus regelmäßig mit einem Amphibrachys oder einen Trochäus mit einem Daktylus zu kombinieren.

Da sollte man einfach mal ganz frei mit experimentieren.
Oft kommen dabei schöne Klanggebilde heraus. :)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Justin 31.01.2012 14:26

Hallo Sidgrani,

über die lobenden Worte habe ich mich sehr gefreut. Es ist keine gegenseitige Gefälligkeit, wenn ich sage, daß auch Deine Gedichte von der Metrik her perfekt sind. Ich empfinde es tatsächlich so. Auch der schöne Ergänzungsvers beweist, mit welcher Phantasie wir an Gedichte herangehen können. Er liest sich wirklich gut.

Meiner Meinung nach hast auch Du ein Lieblingsgedicht. Einmal könnten Dir dabei die Worte leichter als gedacht zugeflogen sein, doch auch das ganze Gegenteil wäre denkbar. Daß nämlich eine Blockade aufgelöst werden mußte, die ein Fortkommen erschwert hat. Vielleicht liebt man dann ein Gedicht noch etwas mehr.

Über Gedichte könnte man sich lange unterhalten. Ich persönlich übernehme Auftragsgedichte nur ungern. Nehmen wir an, es wären mir einige schön dahinfließende Verse gelungen, die auch dem Auftraggeber gefallen. Nun wünscht er aber noch, daß im Gedicht das Wort "Kötzschenbroda" vorkommen soll. Und das geht eben nicht gut, weil damit der lyrische Gesamteindruck verwischt würde. Ich könnte dem Gedicht dann höchstens eine andere Wendung geben zuungunsten der bereits bestehenden Version. Das wäre aber kein so glücklicher Tausch.

Vielleicht siehst Du es ähnlich und vertraust viel lieber der Inspiration, die plötzlich da ist - in einer Strophe oder auch nur den ersten 2 Zeilen, die sich anbieten.



Hallo Faldi,

es war sehr interessant, Deine metrischen Abhandlungen zu lesen. Die besagte Strophe mit den beiden jambischen und trochäischen Zeilen kannte ich schon, weil wir sie mal in der "Märzreise" abgehandelt hatten.

Nach meinem Schema könnte man also vorgehen, auch wenn Du Einschränkungen geltend machst und sie Deinem persönlichen Geschmack weniger entsprechen. Das verstehe ich durchaus, doch war mir wichtig, zu erfahren, ob es so überhaupt möglich ist oder nicht.

Dein getrübtes Verhältnis zur 2. Zeile des Vierzeilers kann ich gut nachvollziehen. Nachdem ich das gelesen hatte, ist es mir bewußt geworden. Natürlich betone auch ich "Schildkröte" nicht anders als Du und sehe darin eine Schwäche meinerseits.

Ich habe versucht, meinen Vierzeiler mit einem etwas anderen Inhalt Deiner Vorgabe anzupassen:

Theobald war groß und schwer,
der Nasenbär, er lebt nicht mehr,
hat das ganze Zeitgeschehen,
noch länger als der Mensch gesehen.

Hier hätten wir dann jeweils 2 trochäische und jambische Zeilen in der Strophe. Nur mit dem Unterschied, daß durch die anderen Kadenzen die gleichbleibende Aneinanderreihung der Kette aus Deinem Beispiel nicht möglich ist. Es wäre zugegeben schöner, ob es aber gleich vom Leser ao aufgefaßt wird?

Vom Inhalt her hätte der Vierzeiler nicht den geringsten Bestand, weil er völlig falsch ist. Erst mal ist der Nasenbär nicht groß und schwer und wird längst nicht so alt wie der Mensch. Ich habe das jetzt nur mal so gewählt, um eine veränderte Metrik zu kennzeichnen.

Stehen wir nun vor der Aufgabe, eine Schildkröte in die Strophe einzubinden, ist das so leicht nicht, denn wir wollen ja das Tier schließlich richtig betonen :). Da müßte man sich wohl etwas anderes einfallen lassen.

Dir und Sidgrani liebe Grüße

Justin

Falderwald 31.01.2012 17:21

Hi Justin,

ich habe dein geändertes Beispiel gelesen und die Schwachpunkte hast du schon selbst aufgezeigt.

Warum?

Weil hier der "Kadenzenwechsel" durch die Paarreime nicht wirkt.

Schau mal:

Theobald war groß und schwer - der Nasenbär, er lebt nicht mehr,
hat das ganze Zeitgeschehen - noch länger als der Mensch gesehen.

XxXxXxX - xXxXxXxX Für sich ginge das so durch.
XxXxXxXx - xXxXxXxXx Hier kommen wir schon ins Stolpern wegen der zwei unbetonten Silben in der Mitte.

Außerdem ist der Übergang von der zweiten zur dritten Zeile sehr abrupt.
Hier vollzieht sich ein Hebungsprall. Das ist natürlich alles legitim, läuft aber einem gleichmäßigen Lesefluss zuwider.

Wir haben jetzt also schon zwei Unregelmäßigkeiten, wo der Lesefluss auf jeden Fall ins Stocken gerät.

1. Die zweite Zeile endet betont und die dritte fängt ebenso betont an.
Da kommt automatisch eine kleine Pause rein.

2. Die dritte Zeile endet unbetont und die vierte fängt ebenso unbetont an.
Da kommt dann automatisch die zweite kleine Pause zum Tragen.

Denn wenn ich das jetzt alles nebeneinanderlege sieht es so aus:

XxXxXxX - xXxXxXxX - XxXxXxXx - xXxXxXxXx

Warum kommen wir hierbei ins Stolpern?

Ganz einfach, weil der Leser das Metrikschema noch nicht durchschaut hat.
Beim ersten Lesen wird es also selten zu einer richtigen Betonung kommen.

Wir wollen natürlich jetzt auch nicht päpstlicher als der Papst sein, aber für die Theorie denke ich, ist das richtig so.

Als Merksatz für eine regelmäßige Metrik beim Wechsel vom Trochäus in den Jambus könnte man vielleicht sagen:

Die jambische Zeile sollte eine weibliche Kadenz, die trochäische eine männliche besitzen.

Begründung:

Weil die jambische Zeile unbetont anfängt, sollte die vorhergehende trochäische Zeile betont enden und umgekehrt natürlich.

Wie gesagt, das ist halt nur eine kleine theoretische Metrikspielerei.

Es kommt natürlich auch darauf an, wo der Text einen metrischen Einschnitt als Sinnabschnitt gebrauchen kann.

Aber das sind alles so kleine Stilmittel, die man in der Praxis ausprobieren muss. :)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Justin 31.01.2012 18:11

Hallo Faldi,

ich wußte von Anbeginn, daß Du eine viel bessere Analyse vornehmen würdest. Deine Darstellungen empfinde ich aber nicht als Zurechtweisung, sondern als große Hilfe. Danke für die umfangreichen Erläuterungen.

Den veränderten Vierzeiler habe ich auf die Schnelle vorgenommen. Es ging mir erst mal darum, überhaupt 2 Zeilen im Jambus bzw. Trochäus dastehen zu haben. So gesehen machst Du natürlich auch Schwachpunkte aus, zumal ich mich mit solchen Mischformen noch nicht näher befaßt hatte. Beim Vierzeiler stand aber plötzlich die erwähnte Strophe aus der "Märzreise" vor mir. Da erkannte ich Ähnlichkeiten und das ist auch der Grund, warum ich nachgefragt habe.

Eine genauere Auseinandersetzung mit der Strophe meinerseits bleibt natürlich nicht aus.

Liebe Grüße

Justin


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Dana und Falderwald

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