Gedichte-Eiland

Gedichte-Eiland (http://www.gedichte-eiland.de/index.php)
-   Denkerklause (http://www.gedichte-eiland.de/forumdisplay.php?f=15)
-   -   Hybris (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=8998)

Erich Kykal 24.03.2012 12:46

Hybris
 
Wo sind sie nur, die köstlichen Gedichte,
die Tränen mir ins Tägliche gebracht?
Ein Unverstand macht heutzutag zunichte,
was vordem noch so selig mich gemacht.

Ein Schwallen toter Zeilen in den Foren
lässt alle süße Wertigkeit erstarren -
so musenlos erscheinen manche Toren
und glauben Dichter sich dabei, die Narren!

Du sagst, ich müsste ja partout nicht lesen,
was an Gewölle jenen sich entringt,
die ihren Teil von Welt nur schlecht verdauen?

Wär Blindheit doch von je so leicht gewesen!
Wem sie, wie mir, zuzeiten nicht gelingt,
der muss die Eitelkeit der Menschen schauen.

Timo 24.03.2012 17:20

Hallo Erich,
die Menschen sind nun mal eitel, daran ist nichts zu ändern. Manches wird geschrieben, was einen vergraulen kann. Doch, man kann sich bessern, deshalb bin ich z.Bsp. auch hier. Von dir kann ich stets lernen und will stets lernen.
Herzlichst Timo

Erich Kykal 24.03.2012 19:28

Hi, Timo!

Dies entstand heute ad hoc hier im Forum (musste verschoben werden, weil hinterher der Inhalt nicht mehr zum Unterforum passte, da ich nie weiß, wo ein Gedicht mich hinführt...).
Ich überlegte lang, ob ich es wieder löschen sollte, um ja niemanden zu verletzen, der sich vielleicht angesprochen fühlen könnte.
Andererseits gefiel mir die Diskrepanz zwischen den beschriebenen talentfreien Schreiberlingen und dem sie beklagenden Dichter, der, anderen Hybris vorwerfend, gar nicht bemerkt, dass er ihr offensichtlich selbst längst anheimgefallen ist, indem er darüber richten zu dürfen glaubt, was als Kunst gelten dürfe und was nicht, und zwar nach seinem eigenen subjektiven Geschmack.
Ich gestehe, mich diesem arroganten Schluchzer irgendwie nahe zu fühlen, aber ich will auch nicht verhehlen, dass ich mir dabei irgendwie schmierig vorkomme...;):rolleyes:

Danke für's "Von-mir-lernen-Wollen". Ich muss dich allerdings warnen: Ich halte mich nicht an irgendwelche Regeln, weil ich sie gelernt hätte - im Gegenteil, ich bin ein reiner "Nach-Gespür-Dichter". Vom "Handwerkszeug" der Poeten hab ich so gut wie keine Ahnung. Das solltest du wissen, ehe du meine Werke für's Gelbe vom Ei hältst.;)

LG, eKy

Dana 24.03.2012 20:31

Lieber eKy,

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
Ich gestehe, mich diesem arroganten Schluchzer irgendwie nahe zu fühlen, aber ich will auch nicht verhehlen, dass ich mir dabei irgendwie schmierig vorkomme...

Darf ich dir die "Schmiere" abwaschen? (Beim Wischen stellte ich fest, dass gar keine da gewesen ist.;)) Dein Anliegen kommt verständlich herüber.

Und:

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
Danke für's "Von-mir-lernen-Wollen". Ich muss dich allerdings warnen: Ich halte mich nicht an irgendwelche Regeln, weil ich sie gelernt hätte - im Gegenteil, ich bin ein reiner "Nach-Gespür-Dichter". Vom "Handwerkszeug" der Poeten hab ich so gut wie keine Ahnung. Das solltest du wissen, ehe du meine Werke für's Gelbe vom Ei hältst

Dich hat die Muse geküsst, du schaust "traumhaft verklärt, lyrisch und romantisch" in die Welt hinein, gibst deine Betrachtungen traumhaft lyrisch wieder und weigerst dich beständig zuzugeben, dass du der Geliebte der Lyrik bist oder die Lyrik deine Geliebte sei. :p

Ihr seid schon ein schönes Paar, dass ich hier nicht missen möchte.

Ja, ich mag sogar deine dir eigene "Schroffheit". Diese Eitelkeit steht dir einfach zu, wenn wir alle zugeben, dass wir von einer gewissen Eitelkeit getragen werden.
Vielleicht muss man sich nur davon trennen, die Eitelkeit ausschließlich negativ zu sehen.;)

Gern gelesen, für gut befunden und gern besenft.

Liebe Grüße
Dana

Galapapa 25.03.2012 10:34

Hallo Erich,
Dein Sonett hat mich nachdenklich gemacht und das verstärkt, was mich zur Zeit gewaltig beutelt: Ich stelle meine eigenen Texte in Frage.
Dabei geht es mir nicht darum, was Kunst ist und was nicht; das muss doch jeder für sich selbst entscheiden. Ob Musik, Malerei oder Literatur, für mich ist das Kunst, was mich positiv beeindruckt, berührt und begeistert. Dabei stören mich andere Dinge, die mir nicht gefallen aber vielleicht sogar als "wahre Kunst" mit hohen Beträgen gehandelt werden, keneswegs. Auch wertet dies nicht mein eigenes Kustverständnis ab.
Deshalb ist mir der moderne Umgang mit dem Begriff Kunst zu elitär und zu diktatorisch.
Wenn mir Deine Gedichte vor allem ob ihrer oft wundervoll poetischen und gewaltigen Sprache gefallen, dann interessiert es mich nicht, ob dies nun von bestimmten Leuten als Kunst bezeichnet wird oder nicht.
Ähnlich ist es mit den von Dir angesprochenen Regeln: Die Wissenschaft der Lyrik untersucht, ordnet, beschreibt und erklärt, z.B. warum ein Text als schön empfunden wird, abr es kann doch nicht ihre Aufgabe sein, aus gefundenen Formen Regeln dafür abzuleiten, wie ein Text auszusehen hat.
Leute, die Texte produzieren, die mir nicht gefallen, würde ich schon deshalb nicht herabwürdigen, weil ich selber einmal mit Gedichten angefangen habe, die ich heute am liebsten verbrennen möchte.
Um mit als minderwertig Empfundenem umzugehen bedarf es meiner Meinung nicht der Blindheit, sondern des nötigen Gleichmutes, denn diese Blindheit, von der Dein Gedicht spricht, würde Scheuklappen gleichkommen und einer derartigen Isolation würde ich mich nicht aussetzen wollen. Gerade deshalb stelle ich meine eigenen Texte immer wieder und sicher nicht zu Unrecht selbst in Frage.
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa

Erich Kykal 25.03.2012 10:53

Hi, Dana!

Danke für dein Verständnis!

Ja, die Lyrik ist meine Geliebte. Deshalb ärgert es mich immer wieder, wenn andere Liebhaber mit so wenig Einfühlungsvermögen mit ihr kuscheln oder sie gar derb vergewaltigen!
Nicht dass ich eifersüchtig wäre, es tut nur weh, wenn ich sehe, was sog. "moderne Dichter" aus dem gemacht haben, was ich für lyrisch halte! Das ist wie bei klassischer Musik und der sog. "modernen Klassik", die sich anhört wie eine beliebige Orchesterprobe, wo ernsthafte Musiker mit jehrelanger Ausbildung wie umgedrehte Käfer auf dem Boden strampeln, an jeder Extremität eine Schelle oder eine Rassel, und jeder sich eher wie bei Freejazz benimmt. Schaut man aber in die Notenblätter, stellt man fest: Das ist alles genau so komponiert! Dieser Komponist MEINT DAS ERNST!!!
Ich respektiere, bewundere ja sogar Leute, die sich keinem Marktdiktat unterwerfen und ihre "Kunst" genau so ausüben, wie sie GLAUBEN, dass sie so - und nur so - sein sollte. Aber muss so ein Schwachsinn, der mit dem, was ich unter Musik verstehe, so überhaupt nichts mehr zu tun hat, tatsächlich auch noch staatlich subventioniert werden??!!
Ich denke da an Musiker wie jenen, der eine Symphonie komponiert hat, deren Aufführung 39 Jahre dauern würde!!! 4 Tage für einen einzigen Ton! Also, anders gesagt: Reine Hirnwichserei! Und es gibt tatsächlich Leute, die sich so ein "Konstrukt" auch noch anhören und brav applaudieren, damit sie sich kultiviert und vergeistigt fühlen dürfen! Ich sage nur: HURZ!!!!
Mit der Lyrik ergeht es mir ebenso. Nichts gegen die Dichter, die dazu stehen (weil sie es nicht anders können oder wollen, sei dahingestellt), aber dass deren Ergüsse noch unter Lyrik fallen, erscheint mir allzu tolerant. Da sollte ein eigener Terminus her: Experimentalliteratur oder so...
Und natürlich sind dann noch jene, die einfach nur schlecht dichten. Sie können es nicht besser. Wie es ihnen beibringen? Ich gestehe, ich schweige lieber, weil ich niemanden persönlich verletzen will - nur ab und zu quillt all der Frust auf und ich versteige mich dazu, meine wahre Meinung kundzutun.
Natürlich kann mir dann jeder vorwerfen, ich urteilte subjektiv und nach eigenem Geschmack. Wer sei ich, dass ich bewerten dürfe, was noch Lyrik sei und was nicht? Und ich müsste ihnen Recht geben!
Andererseits quält mich all der -aus meiner Sicht - Müll, mit dem die Foren zugetextet werden, und es ärgert mich, wie jeder Kommentator sich verdreht und windet, um noch irgendwas Nettes dazu sagen zu können, um den hoffnungsvollen Probanden nur ja nicht zu kränken und zu demotivieren. Nun, mir geht es ähnlich, wir sind schließlich soziale Wesen. Ich sag dann meist lieber gar nichts dazu. Ist das falsch?
Ich weiß nicht. Man sollte die Foren trennen nach solchen für klassische Lyrik und solchen für moderne, und man sollte dort trennen nach Anfängern und Fortgeschrittenen.
Jeder Anfänger kann sich jederzeit für die "Oberliga" bewerben, und per Abstimmung der "Oberliga" über sein Bewerbungsgedicht in einem eigenen Unterforum wird entschieden, ob der Bewerber reif genug ist für diese Spielwiese. Machte man es so, es ersparte uns viel Ärger und Enttäuschung!
Dann würde es auch insgesamt viel weniger Foren geben, weil viele Streitfaktoren wegfielen! Aber wer hört schon auf mich...seufz!

LG, eKy


Hi, Charly!

Da gab es wohl eine Überschneidung!
Narürlich hinterfragt jeder Lyriker seine Werke, das steht auch nicht zur Debatte. Es geht darum, dass ich vieles von dem, was ich hier oder anderswo lese, nicht als Lyrik betrachten KANN! Ich empfinde es nun mal nicht als "schön" oder sprachlich relevant. Es ist optisch strukturierte Prosa, weiter nichts, und nicht einmal sonderlich gehoben oder melodisch. Mit dem gleichen Recht allerdings verwerfen diese Poeten meine Lyrik als altmodisch, überkommen, pathetisch, verstaubt und an den Bedürfnissen der wahren Weltprobleme vorbeigedichtet.
Und was ist mit jenen, die seit Jahren hier lesen, und die eigene Lyrik aber nie verbessern konnten? Sie pflegen immer noch dieselben Rechtschreibfehler, dieselben Phrasen, dieselbe flache oder derbe Ausdrucksweise, die sie hatten, als sie hier ankamen. WAS hinterfragen jene wohl??!
Ich kann und will all diesen "Exemplaren" natürlich nicht die Tür weisen, durch die zu gehen sie sich sehr wahrscheinlich ohnehin weigerten. Wie gesagt: Kein Einzelner sollte bestimmen dürfen, WAS Kunst ist und sein darf. Dennoch muss ich mich den Ergüssen dieser Leute hier tagtäglich aussetzen, ob ich will oder nicht. Deshalb träume ich eben von "getrennten Schlafzimmern".

LG, eKy

fee 25.03.2012 11:17

ich bin mir sicher, lieber erich,

deine doppelt enthaltene hybris im gedicht finden bestimmte schreiber als leser nicht einmal im text. wie auch? wenn man sich damit selbst in diese gruppe einreihen müsste, ist es doch angenehmer sie nur bei der gegenseite sehen zu wollen. ist weniger "schmierig" und man kann sich weiterhin herrlich makellos vorkommen.

mich hat dein "geständnis" grade deshalb besonders berührt und für dich eingenommen - obwohl ich da so einiges in deinem gedicht natürlich aus meiner ganz persönlichen warte nicht so toll finde von der aussage her. aber so ein wenig hybris, behaupte ich mal, braucht man als jemand, der seine werke veröffentlicht. egal, wo. und die hat daher auch jeder und sie gehört dazu. es kommt eher drauf an, wie man mit ihr umgeht.

wenn ich persönlich etwas so gar nicht ausstehen kann, dann sind es jene schreiberlinge, die auf die anderen mit einer selbstverständlichkeit herabsehen und sich zugleich hinter credos verstecken wie z.bsp. "ich weiß, ich bin noch weit entfernt von perfekt, doch ich arbeite nun schon seit jahren daran, da hinzukommen und stelle meine bescheidenen versuche dennoch ins forum" (die bescheidenen versuche sind natürlich immer höchst komplizierte formen, die ein sehr komplexes metrum beinhalten - und sie sind so gut wie immer nahezu fehlerfrei von solchen usern umgesetzt - und ich behaupte, die wissen das auch). zwei kommentarklicks weiter schreibt ein solcher user dann eine vernichtende und herablassende rezension zu einem text, den er schlicht und einfach nicht verstehen und wahrnehmen wollte. weil er all die kritierien, deretwegen er sich selbst so plagt und bemüht, nicht beinhaltet oder einfach ignoriert. manchmal hab ich den eindruck, solche leute empfinden andersartige lyrik als eine verhöhnung ihrer eigenen wertmaßstäbe und als eine bedrohung all dessen, woran sie sich anscheinend verzweifelt klammern (anstatt überzeugt zu sein von dem, was sie können). (ich meine damit niemanden hier!!!! aber es gibt diese sorte user - und erstaunlicherweise kommen sie damit ziemlich weit und hoch in einer forenhierarchie. trotz oder grade wegen ihrer arroganz und ignoranz)
Zitat:

Zitat von Galapapa (Beitrag 61083)
... was mich zur Zeit gewaltig beutelt: Ich stelle meine eigenen Texte in Frage.
...

Deshalb ist mir der moderne Umgang mit dem Begriff Kunst zu elitär und zu diktatorisch.
...

diese Blindheit, von der Dein Gedicht spricht, würde Scheuklappen gleichkommen...

dass ein überall beobachtbarer "erfolg" solcher schreiber auch mal dazu führt, die eigene schreiberei in frage zu stellen, halte ich für sehr verständlich und normal. allerdings ist das eine "gute sorte" von infrage-stellen, sag ich mal. die anderen nämlich stellen sich anscheinend immer in frage - sonst müssten sie nicht mit so viel mühe und anstrengung und kampfeswillen jeden cm ihres geheiligten landes zu wahren versuchen. wer also fühlt sich da seiner sache wohl unsicherer?

das elitäre übrigens findet von allen seiten her statt. die, die auf die alten werte pochen, betreiben nichts anderes als die, die der moderne versuchen, ihren stellenwert zu begründen. wer - wie ich - kunstgeschichte studiert hat, weiß, dass aus genau diesem bestreben überhaupt erst die kunst sich weiterentwickelt. das sich-abheben vom bereits dagewesenen ist es, das kunst erst in ihrem wesen begründet. das wird leider oft gleichgesetzt mit beliebigem (!) vernachlässigen jeglichen handwerkszeuges. passiert so allerdings eben nur jenen, die wirklich keine ahnung haben. und ebenso passiert es den kritikern, die alles, was nur irgendwie nach sowas aussieht, dass sie etwas verteufeln, das eigentlich ein sehr fundiertes konzept im hintergrund hat. das oft sogar die alten traditionen hochhält, indem sie mit ihnen bewusst bricht. aber auch das erkennt man nur, wenn man einigermaßen ahnung im sinne von überblick hat. wer hat das schon in foren im internet? ich behaupte mal, es sind die wenigsten.

und dann gibt es da in der grauzone die, die talent haben. noch vor der beherrschung korrekter rechtschreibung oder vor dem wissen über metrik und deren wirkung oder anderes handwerkliches. sie haben eine gabe, botschaften mit tiefe in die welt zu schreiben. in ihrer eigenen sprache - als zeugnis ihrer weltwahrnehmung. was ihnen fehlt, ist im technischen bereich zu suchen.
dann gibt es die, die talent haben, aber nicht den mut, ohne krücken (=grammatik, metrik der festen formen o.ä.) zu gehen. denen fehlt dann das gespür, was ihre botschaften eigentlich ausmachen sollte, um unverwechselbar zu werden.

und irgendwie gibt es zwischen diesen beiden sorten unzählige mischformen. die alle geistern in foren herum. dazwischen vielleicht auch eine handvoll, die einfach nur spaß haben will und der es nicht um ausdruck innerer bewegtheiten geht. die halte ich aber wirklich für ausnahmen - sprich: an einer hand abzuzählen. dennoch wird ein großteil von schreibern genau so behandelt und wahrgenommen - als wären die bloß schreibend aktiv, um auf alles zu sch...., um die lyrik zu verhöhnen.

ich frag mich da: warum sollte das jemand wollen? und wenn ja - warum dann sich selbst zur zielscheibe von kritik machen? sozusagen als persiflage des dichters auftreten - ohne sich darin als absicht zu erkennen zu geben?

ich behaupte: alle wollen wirklich aus ehrlichen motiven heraus schreiben und meinen es ernst (egal, wie oberflächlich naiv sie an die sache herangehen) . der welt etwas von sich zeigen - und gesehen werden. verdienen dann nicht auch alle erstmal, das man ihnen aufgrund dieses motivs hinter ihrem handeln, mit respekt entgegentritt? anstatt sie - aufgrund der eigenen hybris - als gefährdung oder verunreinigung wahrzunehmen und kleinmachen zu wollen?

die blindheit, die scheuklappen - wovor sollen die tatsächlich schützen? davor, mal aus dem eigenen terrain heraus und auf noch unbekanntes (und unsicheres) gelände zu geraten? eins, wo eben nichts messbar ist, sondern man sich auf anderes stützen muss als konkrete maße?

die "köstlichen gedichte" - der hybris-erfüllte wird sie nie finden. er jagt einem ziel nach, das unerreichbar ist - und das soll es auch bleiben. sonst müsste er nämlich auch eingestehen, dass er selbst dort niemals ankommen wird, würde er seinen maßstäben entsprechen wollen. narzissmus ist eine ganz erstaunliche sache - sie verhindert vor allem ein vorankommen. denn wo sollte man denn hinwollen, weiß man unbewusst doch genau, dass man dort nie ankommen wird, wo man sich gerne sähe? also verharrt man. bleibt lieber blind - und unglücklich und (auch mit sich) unzufrieden und in der vermeintlichen und unangetasteten gewissheit, dass man irgendwann doch mal perfekt sein wird, großartig und bewundernswert. mit lauter unentdeckten, köstlichen gedichten rundherum. sie sehen bloß anders aus als man sie sehen möchte.

ihm fehlt der gleichmut, den galapapa erwähnte. und der entsteht nun mal aus dem mut heraus. dem mut, dass man selbst nichts zu fürchten hat, nur, weil andere etwas ganz anders handhaben als man selbst. und ja - die haben in gewisser weise mehr mut - vielleicht werden sie ja auch so bekämpft, weil man sie unbewusst beneidet? was müssen die für einen mut haben, um solche ("unfertigen", "unausgereiften") texte der welt zu zeigen!!! auch ich frage mich viel zu all den beobachtungen, die ich in den letzten jahren in lyrikforen gemacht habe. und u.a. frage ich mich dann auch manchmal, wenn mir der gleich(e)mut abhanden kommt, ob ich es nicht einfach bleiben lassen sollte. wohlwissend, dass das dumm ist.


du siehst - dein gedicht (und galapapas kluge antwort-fragen) haben mich sehr angesprochen. sorry für die länge des kommentars.

liebe grüße


fee


PS: weil grade erst gelesen (gleichzeitig gepostet): HURZE gibt es auf allen niveaustufen, erich. da darf man seinem bauchgefühl dann auch durchaus trauen. auf jeden fall mehr als einer mehr oder weniger breiten masse, die einfach nur über etwas jubeln möchte, das kein schwein versteht (außer ihnen). elite eben. so läuft der kunstmarkt eben auch. sich darüber aufzuregen allerdings bringt nichts außer noch mehr bestreben, elitär zu sein bzw. zu bleiben. möglichst unverstanden bzw. von einer handvoll erlesener. ist taktisch ja nix neues. gleich auf gleichem gebiet zu sein wie viele, ist öde und man fällt nun mal nicht auf. ich finde gedichte, bei denen man den autor nicht erkennt, genauso falsch motiviert wie die, die hurze schreiben, weil sie nicht verstanden haben, dass auch kryptisches noch verständlich und vor allem sinnvoll sein muss. dummheit aber - wie schon gesagt - gibt es auf jeder niveaustufe. in jedem lebensbereich. da find ich persönlich die gebildeten dummen noch bedrohlicher als die naiv-dummen mit guten absichten aber wenig wirkungsbereich.

Erich Kykal 25.03.2012 11:34

Hi, fee!

Schön gesagt und diplomatisch verpackt!
Jeder hat wohl irgendeine Art von "rotem Tuch". Bei mir ist es die sog. "Moderne Lyrik", das will ich gar nicht verhehlen. Da fällt es mir mitunter schwer, auch nur annähernd objektiv zu bleiben, da diese Werke meist so auf mich wirken, als hätte sich der Schreiber gar keine Mühe geben WOLLEN! Wohlgemerkt: wirken!

Da scheiden sich eben grundsätzlich die Geister. Du selbst schreibst ja auf beiden "Seiten". Ich achte das, aber nur Gereimtes von dir kann mir eben wirklich gefallen. Stell dir vor, sogar ich habe mich (kurz) vor 30 Jahren darin versucht, modern zu dichten, weil ich damals als Teenie nicht selbstbewusst genug war und unbedingt dazugehören und gefallen wollte. Bald aber stellte ich fest - trotz lobender Bewertungen meiner Mitmenschen - dass dies das Meine nicht ist und niemals sein würde.

Wie gesagt (oberer Kommi), ich propagiere getrennte Foren für Reimer und Antireimer - da gäb's bedeutend weniger Ärger! Gegen deine "arroganten Fortgeschrittenen" würde das allerdings nicht helfen!

LG, eKy

a.c.larin 25.03.2012 21:01

hallo erich,

ich frage mich immer, warum es mitunter so schwerfällt, den anderen menschen nicht ganz einfach anders sein zu lassen.....:rolleyes:

sollte es da etwa noch um was ganz anderes gehen als bloß um gedichte?
was verleitet uns menschen bloß dazu, andere uns gleich machen zu wollen?

und: warum darf sich jemand nicht halten, wofür er sich halten will?
also, wenn z.b. jemand meint, er wäre eine lila kuh - warum nicht? :p
ich muss es ihm ja nicht glauben.

was anderes ist es, wenn er kompetenzen vortäuscht, deren nichterbringung anderen menschen schadet. also etwa, wenn jemand behauptet arzt zu sein, aber von heilkunde nicht versteht.

an einem schlechten gedicht ist aber nachweislich noch nie jemand gestorben.
schlechte musik hat ( soferne sie nicht zu laut war ) auch keine nachhaltigen gehörschäden verursacht.


ich denke, der markt regelt hier, im sinne von angebot und nachfrage, ganz von alleine, was geht und was nicht.
gedichte sind aber eben nur ein winziges segment im derzeitigen literaturbetieb. ich könnte mir also vorstellen, dass es da vielleicht um die paar "guten" plätze geht, die es geben könnte.
na ja - und wer den ehrgeiz verfolgt, bedeutend zu werden, der ärgert sich halt über ein paar unbedarftere "rivalen"...

in dem sinne:habt lieber spaß an der sache!
in hundert jahren wissen wirs ja , wer von uns "ein wahrere dichter" war! :p

lg, larin

Erich Kykal 25.03.2012 21:22

Hi, Larin!

Jene, deren Wirken mir nicht gefällt, möchte ich mitnichten mir "gleich machen". Meinetwegen sollen sie ihr Zeux schreiben, wenn es ihnen etwas bedeutet, aber doch bitte möglichst nicht dort, wo ich ständig drüberstolpern muss und wo es meine eigenen Themen sogar mitunter behindert.
Also nochmal: Foren, getrennt nach Reimern und Nichtreimern, wären das Optimale! Hier könnten dieselben Unterforen stehen, farbig unterteilt in Blau und Grün. Je nachdem, welche Farbe man anklickt, kommt man in den Reimebereich oder in den von Verse libre. So. Und schon verdrängt nichts in wenigen Momenten nachgerade beliebig Dahingetextetes meine schönen wertigen Reimkonstrukte von der Startseite - ein ständiges Ärgernis für den, der sich wirklich Mühe gibt! (Ich kann natürlich nicht sagen, ob sich die Autoren solcher "moderner" Texte nicht auch - auf ihre Art - bemühen, aber ehrlich gesagt: Meist machen die Ergebnisse auf mich nicht den Eindruck, dass dem so wäre...)

Aber wie gesagt - müßig, drüber zu reden. Es wird niemand meinem Vorschlag folgen, da die meisten kein Problem damit haben, sich mit "moderner" Lyrik auseinanderzusetzen. Da wird ab und an selbst eindeutiges Trollgewäsch noch angeHURZt! Dass ich das meiste moderne Zeux als unerträglich, billig dahingeschrieben und für die Lyrik eher entwertend empfinde, ist wohl MEIN ganz spezifisches Problem...

LG, eKy

Dana 25.03.2012 21:53

Hallo zusammen,

ich erkenne hier im Ganzen einen Widerspruch.
Auf der einen Seite wollen wir (oder doch nicht?;)) aufrichtige Kritik, beteuern, lieber eine "Watschn" :confused: zu bekommen als eine "freundliche Lobhudelei" - und sobald jemand etwas sagt, entsteht ein Problem.
(Das beziehe ich nicht auf die Diskussion hier - ich leite ab.)

Ich weiß, ich weiß!;) Ich gehöre nicht zu den eigentlichen schroffen und sachlichen Kritikern und verpacke jede "Negativität" beinahe ängstlich freundlich.
Gerade darum versuche ich eben andere Kritik offen anzunehmen und gestehe sie jedem zu, der es kann.

Hier hat eine interessante Disskussion evtl. eine Chance. Moderne und Klassik können sich nach Belieben äußern und Überzeugungsarbeit leisten.
Es gibt auf beiden Seiten sehr gute und sehr schlechte Werke.

Eine Aufteilung der Foren in Gereimtes und Ungereimtes könnte der Kunst, melodisch zu dichten (also ungereimt - aber man merkt es kaum :rolleyes:), schaden.

Letztendlich lebt ein Forum auch in der Vielfalt und somit auch von Masse.
Den Spaß sollte man sich aber nicht verderben lassen, egal was man vorgesetzt bekommt - das hat Larin sehr schön eingefügt.

Frohes Schaffen also,
Dana

a.c.larin 25.03.2012 22:22

Zitat:

aber doch bitte möglichst nicht dort, wo ich ständig drüberstolpern muss und wo es meine eigenen Themen sogar mitunter behindert.
wie das???

Zitat:

Und schon verdrängt nichts in wenigen Momenten nachgerade beliebig Dahingetextetes meine schönen wertigen Reimkonstrukte von der Startseite - ein ständiges Ärgernis für den, der sich wirklich Mühe gibt!
ach so - da geht es um die erste sitzreihe im autobus! :p
merke: wer nicht als erster in die garderobe kommt, dem läuft bestimmt die garderobe davon! (und deshalb schubsen und drängeln die kinder in der schule - und jeder will der allerallererste sein..... :rolleyes:)

und wer nicht als erster von der torte abbekommt, der geht bestimmt leer aus.....
und wer nicht als erster bei der kreuzung losstartet, der ist bestimmt ein schlappschwanz...
und wer nicht als erster einen aufriss tätigt, der ist bestimmt impotent...

oh , diese ewig männliche hybris! :D


meinst du nicht auch, dass die, die deine gedichte schätzen, nicht genau wüssten, wo und wie diese zu finden sind?

und glaubst du wirklich, dass immer nur das gekauft wird, was im regal ganz vorne steht? ( wo doch jeder weiß, dass die "frischere" ware zumeist weiter hinten , im verborgenen blüht...)

der mündige konsument wählt!
und diese freie wahl bedingt auch, dass manches (gutes wie schlechtes) auch mal liegen bleibt.
na und?

man muss ein "nein" auch einmal aushalten können.
und man muss auch mal aushalten, nicht oder nur wenig wahrgenommen zu werden - denn wenn sich alle nur in den mittelpunkt spielen wollten: wer bedient dann die kulissen, und wer erfüllt die randzonen mit leben?

die natur lehrt uns, dass alles seinen platz hat: großes und winziges.
und dass vielfalt die unabdingbare voraussetzung ist für lebendigkeit.

wie dem auch immer sei: ich weiß, wo dein (lyrisches) haus wohnt! :D

;) liebe grüße, larin

fee 26.03.2012 09:41

lieber erich,


ich hätte da eine lösung anzubieten:

wie wäre es, foren folgendermaßen zu trennen:

jene, in denen nur erich kykal gedichte einstellt und andere sie kommentieren - und die anderen. und die möglichst weit weg. am besten ein eigenes kykal-forum für sich allein.
das wär doch auch eine möglichkeit. die hätte u.a. auch den vorteil, dass du nicht ständig mit dieser konkurrenz- und ekel-gefahr des stolperns über texte von leuten, die gar nichts wertiges produzieren wollen, leben musst in einem forum.

das ganze hätte allerdings, wenns nach mir ginge, seinen preis*).
es würde dann nämlich in diesem forum für rezensenten im "antwort"-feld für kommentare diese vorgefertigen zeilen in der maske geben:
Zitat:

"schade, dass es schon wieder ein reimgedicht ist. als vers libre wäre es nämlich für mich noch viel ansprechender. aber ich sehe deine bemühungen - vor allem hier:..... [eigene kritik einfügen]
...und du weißt ja: wenn du jetzt noch die reime weglassen würdest, wärs ein gedicht, wie ich es eigentlich mag."
:D:D:D *uuuund wech.

du weißt, ich kann dich gut leiden. aber das hier gehörte jetzt einfach mal gesagt. (sonst hätts mich glatt zerrissen. ich habs mir eh seit gestern zu verkneifen versucht. ehrlich).

*)aber vielleicht zahlst du ja schon einen preis, um gelesen zu werden. vielleicht gehts nun mal nicht ohne?
wenn er dir (anscheinend) zu hoch erscheint, musst du etwas ändern. vielleicht die einstellung. nur mal so ins blaue gedacht.

ich bin mir sicher, die währung "wertschätzung, die über den eigenen schatten springt" ist eine, die immer gut ankommt und auch gewinn bringt.


lg


fee

Chavali 26.03.2012 11:09

Hallo Erich, hallo zusammen,

Diskussionen mit diesem Inhalt wurden besonders in der jüngeren Vergangenheit immer mal wieder in allen Foren entfacht.
Vorschläge, wie man "gute Dichter" von "miesen Schreiberlingen" abtrennen kann, gab es genug -
allweil kein einziger davon wurde jemals umgesetzt,
was auch nicht geht und von den Forenbetreibern und den allermeisten Nutzern nicht gewollt ist.

Die Frage ist:
Wie geht man damit um, dass Gedichte, Texte aller Art - kurze, lange, mit Foto, ohne Foto - Sprüche, Reimereien
und Geschichten aller Coleur zusammen auf einem Board veröffentlicht werden?

Zunächst einmal ist das der Sinn eines Forums, bei dem es ums Schreiben und Fabulieren im besten Sinne geht.
Die Menschen, die hier schreiben, haben Spaß an ihrer Tätigkeit, sei der Text nun lang oder kurz,
sei er gereimt oder nicht gereimt.
Schon deshelb kann es die weiter oben gemachte in kursive Schrift gesetzte Aussage und Überlegung nicht geben.

Was Poesie, was Lyrik ist, hat Wikipedia analysiert, beschrieben und uns allen zugänglich gemacht.
Die vielen modernen Richtungen sind hinzu gekommen und sollten auch von den Ablehnern dieser Richtung toleriert werden.

Worum geht es in dem Gedicht von eKy?
Zitat:

Ein Unverstand macht heutzutag zunichte,
Unverstand? Nein. Ein Andersverstand vielleicht.
Zitat:

so musenlos erscheinen manche Toren
und glauben Dichter sich dabei, die Narren!
? Ein Mensch, der sich in anderer Form, nämlich seiner eigenen, ausdrückt - ein Narr? Ein Tor?
Nein, Erich, das halte ich für anmaßend und destruktiv.
Zitat:

Du sagst, ich müsste ja partout nicht lesen,
was an Gewölle solchen Mägen sich entringt,
Also Scheiße, Müll, Abfall.

Nein, das kann es nicht sein.
Dass ein Schreiber, ein Dichter, ein Reimer seine "Werke" gut findet und Freude an ihnen hat,
ist ihm nicht zu verdenken und eine tief menschliche Eigenschaft,
die problemlos auf alle Bereiche des Lebens ausgedehnt werden kann.
Beispiele dafür spar ich mir, wir sind hier nicht in der Schule.

Dass es schon immer Menschen gab, die sich anderen anschlossen - aus welchen Gründen auch immer -
ist eine ebenfalls verbürgte Tatsache; auch ausdehnbar auf alle Bereiche des menschlichen Miteinanders.
Deswegen sind sie nicht besser oder schlechter als andere, sie wandeln nur auf einer anderen Spur.
Nicht jeder geht die gleichen Wege.

Akzeptanz und Toleranz sind zwei wichtige Pfeiler der Gesellschaft.
Aber das muss man auch wollen, nicht nur stur seine eigenen Ergüsse bewundern.
In unserem Falle hier sind diese Eigenschaften besonders gefragt, denn hier treffen besonders sensible Gemüter aufeinander.
Und ich bin überzeugt: Nicht jeder, der sensible Gedichte schreibt, ist poetischer und empfindsamer
als diejenigen, die ihre Texte, kurz, knapp und sachlich halten.

Mir gefällt auch nicht alles. Soll ich so kommentieren?
Das Nichtgefallen reicht ja nicht, man muss auch wissen, warum es nicht gefällt.
Dazu muss man sich mit den Texten auseinandersetzen.
Dass das nicht jedermanns Sache ist, auch mal kryptische Wendungen zu hinterfragen, verstehe ich gut.
Aber Abkanzeln und Schlechtreden ist auch kein Weg, keine Lösung.

Was ich von der Verdrängung der KykalTexte von Seite eins gelesen habe, ließ sich mir die Nackenhaare sträuben.
Lieber Erich - zweifellos schreibst du sehr schöne, melodische, gehaltvolle und lyrische Texte - wers mag.
Aber deswegen dir einen ersten Platz in den Rubriken frei zu halten, ist das Letzte,
was ich möchte und deswegen als unzumutbar bezeichne.
Die Einteilung auf unserer Plattform hier empfinde ich als sehr gelungen.

Deine Meinung zu dem Platz, der dir deiner Meinung nach zukommt,
besonders in #6 (auch in #10) sichtbar, sei dir unbenommen.

Die Antwort von larin #9 gefällt mir und drückt in großen Teilen meine Sicht zu der Sache aus.

Leben und leben lassen - ist das so schwer? :)


Mit den besten Grüßen!
Chavali















Falderwald 26.03.2012 21:27

Hallo Erich, hallo zusammen,

ich habe mit Spannung diese Diskussion verfolgt und bin erstaunt, welche Argumente hier ins Feld geführt werden.

Darauf will ich auch gar nicht weiter eingehen, das würde den Rahmen sprengen.

Ich für meinen Teil bekenne mich eindeutig als Anhänger der klassischen Fraktion, so daß ich Erichs Argumente teilweise sehr gut nachvollziehen kann.

Es fällt mir zum Teil sehr schwer, mich in freie Verse hinein zu lesen und zu denken.

Das geht mir aber nicht mit allen ungereimten Texten so.
Ich habe massenweise "Ungereimtes" von Goethe, Schiller, Heine, Hölderlin, von Hofmannsthal usw. gelesen.
Nicht so gerne wie die gereimten Sachen, wohlgemerkt, aber um den Dichter kennen zu lernen, habe ich eben doch alles gelesen.
Doch hier fand ich trotzdem etwas.
Etwas Erhabenes, voller Pathos und mit einer Überzeugungs- und Ausdruckkskraft, die manch ein anderer Dichter nicht mal mit seinen gereimten Zeilen erreicht(e).
Ich kann das nicht anders beschreiben, es ist so ein Gefühl und dieses Gefühl nenne ich für mich: Lyrik.

Was ich dagegen gar nicht als lyrisch bezeichnen würde, sind viele dieser sogenannten "freien" Kurztexte.

Warum?

Sie beinhalten zwar einen Gedanken, ob nachvollziehbar oder nicht, aber oftmals sind dies reine Aphorismen, Gedankensplitter, einfach so und ohne Zusammenhang in den Raum gestellt.

Damit will ich mich oftmals gar nicht auseindersetzen, denn es ist nicht das, was ich von einem Gedicht erwarte:

Denn das ist Prosa mit Zeilenumbrüchen.

Meinetwegen auch Prosa in Versen, aber es bleibt Prosa.

Über gut und schlecht will ich hier gar nicht entscheiden, aber Gedichte sind das nicht.
Es ist eine Art von Kunst (wenn sie gut gemacht ist und wer will das schon entscheiden), aber keine Lyrik im eigentlichen Sinne.

Das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung dazu.

Ich hoffe, das durfte ich auch mal loswerden, auch wenn es politisch nicht korrekt war...:)


Liebe Grüße

Falderwald

Thomas 27.03.2012 09:26

Lieber Erich,

ich lese alle deine Gedichte und erfreue mich an den meisten, auch wenn du es nicht merkst, weil ich viele davon nicht kommentiere. Dieses hier hat ein kleines Problem. Wenn etwas Ärgerliches der Anlass für ein Gedicht ist, dann lässt man es am besten ein Weilchen liegen, bis es auflockert und vielleicht sogar eine Satire daraus wird. Deine Hybris ist etwas zu schwer geraten. Aber sie trifft, wie man an den Kommentaren sehen kann, einen interessanten Punkt, der mich auch seit geraumer Zeit umtreibt.

Das Problem lässt sich nicht technisch lösten. So bin ich z.B. gegen eine Aufteilung des Forums nach Gedichtformen – die Aufteilung nach Inhalten, wie lustig, ernst, etc. ist kompliziert genug. Ein Forum ist ein Forum und lebt von Unterschieden. Wenn ich in die Einkaufspassage gehe, gefällt mir auch nicht jede Nase, es ist eben ein öffentlicher Platz.

Das von dir in deinem Gedicht angesprochene Problem entsteht vor allem, weil sehr unterschiedliche Ansprüche an Poesie gestellt werden. Von diesem Gesichtspunkt aus, versuche ich für mich eine Antwort zu finden. Einen derartigen Versuch habe ich unter dem Titel 'LyrikChat' im 'Virtuellen Schiller Salon' eingestellt, weil der dorthin besser passt. Betrachte ihn bitte als Kommentar zu deinem Gedicht, obwohl der Text nicht als Antwort darauf geschrieben wurde.

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 20.08.2014 12:06

Hi, liebe Leute!

Weil das Detail vielleicht ein wenig untergegangen ist in den letzten Kommis: Das Gedicht beschreibt ironisch in quasi ZWEI Ebenen einen Inhalt:
Auf Ebene 1 beschwert sich ein Dichter lautstark über all den "Müll" in den Foren und die offensichtliche Hybris jener Untalentierten, dass sie es wagen, sich hier umzutun. Damit spricht er vielen sicher aus der Seele.
Die Metaebene zeigt die Hybris dieses Poeten, mit der er darüber richten zu dürfen glaubt, was Lyrik zu sein hat und was nicht. Aber auch das erscheint irgendwie verständlich, bedenkt man die Ergüsse von Schreibtätern, die offenbar nicht einmal einer korrekt formulierten Sprache mächtig sind, geschweigedenn der Rechtschreibung und richtigen Zeichensetzung!

Beide Ebenen greifen eng ineinander, die Übergänge sind fließend - wie eben bei der "Bewertung" von Texten auch.
Man kann alle Themen "stockehrlich" aus der eigenen Sicht heraus kommentieren - dann wird man nicht allzu beliebt sein in den Foren!
Das andere Extrem: Es allen recht machen wollen und immer lobend schreiben, ist auch keine Lösung: Man kommt verlogen rüber, selbst wenn man aus psychologischer Sicht nur freundlich sein und "positiv verstärken" wollte.
Man muss eben von Fall zu Fall entscheiden, wie man sich stellt. Wie gesagt, ich schweige mich zumeist aus, wenn mir etwas nicht behagt, aber das geht eben auch nicht immer: In Fällen extremer Ablehnung MUSS ich meinem Ärger auch mal Luft machen dürfen, sonst platzt mir der Hals!

Mir geht es in punkto Lyrik ähnlich wie Faldi: Strukturprosa ist mir ein rotes Tuch, besonders das sinnfrei aus dem Unterbewussten Abgetropfte bringt mich in Rage! Wenn es dann noch voller semantischer Fehler ist, voller Schlampereien und überkandidelter optischer Effekte, ist der Greuel perfekt!

Von Haikus halte ich ebenso wenig: Das mag im Japanischen funtionieren oder auch nicht - im Deutschen ist mir dieser Telegrammstil mit Silbendiktat ein Graus!

Das Allerschlimmste für mich ist aber, wenn ich feststellen muss, dass der "Dichter" nicht mal einen richtigen Satz formulieren kann! Korrekter Satzbau ist mein Liebstes - wenn jemand den aus offensichtlichem Unvermögen vergewaltigt, sehe ich rot!

Am lustigsten wird es, wenn ich mir mal Mühe gebe und so ein Gedicht korrigiere, und der Angesprochene dann stur auf seinen Fehlern beharrt, weil er "ganz genau wüsste, dass das so geht" oder weil er sich auf die vielgeprügelte "künstlerische Freiheit" beruft und sie so zu einem Totschlaginstrument im Interesse seiner Unfähigkeit herabwürdigt. Da hört sich für mich der Spaß auf!

Aber wie fee so richtig sagte: Für die Gunst derer, die unserem Stil gewogen sind, müssen wir das, was uns ärgert, in Kauf nehmen. Dafür, dass wir gelesen und kommentiert werden, ist ein Preis zu bezahlen. Und dazu gehört eben auch, dass wir uns wie soziale Wesen benehmen und höflich bleiben, auch wenn uns die Galle hochkommt, oder dass wir eben zu vielem schweigen, wenn das, was wir sagen würden, anderer Gefühle verletzt.
Aber über einen Text zu lügen, nur um guten Wind zu machen - das könnte ich nicht! Wenn ich ihn schon bearbeite, dann mit Pro UND Kontra! Das beinhaltet aber auch, dass man eben ab und zu mal Gedichte kommentiert, für die man NUR Pro oder NUR Kontra findet!

LG, eKy

AAAAAZ 20.08.2014 14:46

Hallo Erich,

Welch Inseldenken der Glückseligen.
So wie du hinter korrekter Sprache stehst und dem sauberen Umgang mit Form und Metrik fröhnst, so sind auch deine Gedichte, wenigstens die, die ich bisher gelesen hatte: perfekt und tadellos in Form und Inhalt. eins, setzen.
Zum Glück fanden die einst so sorgsamen ziselierten Striche im begabten Albrecht Dürer ihren Meister. Zum Glück gab es eine Weiterentwicklung mit den Tüpfeltechniken eines Vincent v.Goghs, in der Formensprache der Expressionisten bishin zu den modernen Meistern.
Aus Sicht eines Perfektionisten des Mittelalters mag eine solche Entwicklung eine Zumutung bedeuten und einem Frevel an der hohen Kunst gleichkommen. Die götzenhafte Anbetung des Chaos. Ein solcher Perfektionist hätte sicher auch darüber nachgedacht, in welchem Umfeld sich (s)eine Meisterlichkeit noch erhalten ließe. In solch einem Forum bliebe er zumindest immer unangefochten Meister, Form- und Tonangebend, und Maßstab aller Dinge.
Wenn ich auf lyrische Veranstaltungen gehe, ist für mich übrigens nichts langweiliger, als in einem gleichförmigen Rythmus und Wortgeschwurbel in die Müdigkeit geritten zu werden. Wie erfrischend und befreiend ist da der Wechsel in die auflockernde Verdichtung eines vers libre, die nicht metrisch organisiert wurde. Wohl bemerkt, ich liebe beide Formen, auch das Spiel mit den Formen, oder ein Cross-over von Klassik und Moderne. Die Pyramiden müssen nicht mehr gebaut werden.
Wie wohltuend ist das kurzweilige Kurzgedicht z.B. ein Haiku, welches sich nicht mit seiner aufgeplusterten Wortwahl wohlfeil den absolut perfekt glattgezogenen Scheitel bestaunen und beklatschen lässt, welches bescheiden und unaufgeregt einfach nur Bilder in mir anstößt.
Muss ich erschlagen vor einem aufdringlichen Meisterwerk stehen und ,,boah" ausrufen ,,das ist ja Wahnsinn", ,, wie hat der das hingekriegt", oder soll es mich schlichtweg berühren, oder mir vielleicht noch unbekannte Sichtweisen eröffnen. Soll es radikal sein, und mit Konventionen brechen, soll es eingefahrenes Denken infrage stellen dürfen. Die Vorstellungen und die Bedürfnisse des Betrachters gehen da sicher weit auseinander.
Die unkonventionellen Dada- Gedichte oder die emotionalen Metaebenen von gutgemachten Rap- Gedichten mit ihren komplizierten Beats haben ebenfalls ihre unnachahmlichen Meister gefunden, und schaffen es, etwas in mir anzustoßen.
Ein wenig Horizont- Erweiterung würde deinen perfekten Gedichten m.Ea sicher nicht schaden. Aber das ist nur eine Außensicht.
Von daher kannst du jeden Stümper genauso als Chance betrachten, der seine Welt noch nicht so ganz verdaut hat und seine Formen und Antworten erst noch finden muss. Aber auch, wenn du bei dem bleibst, was du machst, ist es gut. Es ist dann eben ein perfekter Kykal, und die Überraschung hält sich in Grenzen.
AZ

Erich Kykal 20.08.2014 19:56

Geschätzte 5malA+Z!

Ich habe meine persönlichen Abneigungen in punkto Lyrik genannt, ohne sie anderen als allgemeines Werturteil diktieren zu wollen. Keinesfalls will ich versuchen, damit missionieren zu gehen!
Andere dürfen fehlerhafte Syntax, sinnbefreites Blabla und Telegrammgedichte meinethalben gerne toll finden - ich bin da eben nicht dabei. Wenn mich das "mittelalterlich" und "engstirnig" macht in anderer Augen - sei's drum. Ich schreibe nicht, um die Welt zu beeindrucken, sondern um - zumindest hier - zu tun, was mir Spaß macht. Und das scheint genau das zu sein, was dich "einschläfert" und langweilt:
Ich kann mir eben kaum gute Lyril OHNE gleichförmigen Rhythmus vorstellen. Tja - so verschieden sind die Geschmäcker!:D
Ich schreibe eben nicht für jene (lyrischen Adrenalinjunkies?), für die jedes neue Gedicht mindestens eine literarische "Überraschung" oder eine moralische Ohrfeige sein muss, damit es Geltung haben darf - ich schreibe nur für mich, und wenn das jemand anders gefällt, umso besser. Natürlich genieße ich das Lob meiner Leser (wer würde das nicht?), aber wesentlich sind mir eben nicht schmetternde Sozialkritik oder bannende Aussage, sondern Sprachpflege und Sprachschönheit. Darin ist Rilke mein ewiges Vorbild.


LG, eKy, "altmodischer" Freund der Sprache

AAAAAZ 20.08.2014 23:16

Hallo eKy,

dass du mich da nicht missverstehst. Dein kunstvolles Dichten schätze ich sehr, sonst hätte ich vielleicht auch nicht das Bedürfnis, gerade zu diesem meinen Kommentar abzugeben. Es hebt sich einfach von deinen ansonsten tollen Sprachkünsten für mich zu sehr ab, und zwar inhaltlich.
Ich empfinde dich weder als mittelalterlich oder gar engstirnig, und ich weiß gar nicht, wer so etwas behaupten könnte. Deine Gedanken werden klug, klar und kunstvoll verschnürt an den Mann/ Frau gebracht und sind ein Genuss, ohne Frage. Das kann/ muss durchaus als Tradition im Sinne rilkischer Sprachpflege und Schönheit gewertschätzt werden.
Eine Albernheit, ein schräger Witz, ein agitatorisches oder gar provokantes Gedicht, ein Eperimentieren, etwas Gewagtes oder ein Ausbrechen aus der Form sind bei diesem Bekenntnis nicht zu erwarten. Aber warum auch, wenn dir nicht der Sinn danach steht, und du dich deinem Stil verschrieben hast.
Andererseits diskreditiert das Vokabularium in deinem Gedicht und dem nachfolgenden Thread schon ein klein wenig den ,,Andersgläubigen", auch wenn du mit ,,deinen persönlichen Abneigungen in punkto Lyrik" anderen Kollegen ,,kein allgemeines Werturteil diktieren willst" oder ,,keinesfalls versuchen willst, damit missionieren zu gehen!"
z.B.:
,,Unverstand "...
,,Ein Schwallen toter Zeilen in den Foren"...
,,so musenlos erscheinen manche Toren"...
,,und glauben Dichter sich dabei, die Narren!"
,,was an Gewölle solchen Mägen sich entringt,"
die ihren Teil von Welt nur schlecht verdauen?
,,Blindheit"...,, Eitelkeit"...etc.

Auch wenn die fehlerhafte Syntax, sinnbefreites Blabla oder Schlampereien in die Nähe von ,,Telegrammgedichten" gerückt werden oder wenn von ,,lyrischen Adrenalinjunkies" gesprochen wird, hebt es damit die eigene Vorliebe in den Olymp. ,,Ich kann mir kaum gute Lyril OHNE gleichförmigen Rhythmus vorstellen"....schreibst du, ( natürlich ohne ein allgemeines Werturteil abgeben zu wollen).
Ich kann nicht umhin, aus dem Gedicht und dem was du in dem Faden dazu schreibst eine gewisse Despektierlichkeit oder vielleicht sogar Arroganz abzuleiten, gegenüber Kollegen, deren Arbeit jenseits von deinen Vorlieben angesiedelt sind. Solch ein Urteil mag einem Könner der Materie und einem alten Hasen vielleicht billigend zugestanden werden, lässt mich aber aufhorchen, wenn ich an die Querdenker und Anfänger, an die Experimentierfreudigen oder auch Ahnungslosen denke.
Schlampig gemachte Gedicht oder lieblose Flüchtigkeiten stoßen mir ebenfalls unangenehm auf, dürfen aber nicht in einem Atemzug in den Kontext zu anderen lyrischen Spielarten gebracht werden, um sich über diese auszulassen, oder sich gar darüber zu erheben, das ist einfach unseriös, und lässt eine gewisse Eitelkeit und Respektlosigkeit durchschimmern.
Da du eigentlich wenig provokant unterwegs bist hat dein ansonsten so souveräne Stil zumindest für eine kleine Überraschung bei mir gesorgt, dem nicht unwidersprochen dieser Kommentar geschuldet ist.
Auch mit dem erklärenden Aufdröselversuch in eine 1. Ebene und eine Metaebene kann dein Gedicht nicht bei mir punkten. Das kommt konstruiert rüber und überzeugt mich nicht.
Ansonsten lese ich gerne in deinen anderen Gedichten weiter LG, AZ

Erich Kykal 21.08.2014 00:05

Hi, AAAAAZ!

Ich gebe zu, manchmal bin ich wertend, zumindest für mich, und denke beim Tippen hier nicht daran, dass andere meine Zeilen zum Vorbild nehmen könnten.
Manchmal, nach dem "Genuss" besonders schwachsinniger Dichtversuche (nach meinen persönlichen Maßgaben), bin ich verärgert und frustriert und will meinem emotiomalen Ungleichgewicht Luft machen!
Auch hat sich die Schale meines Zorn durchaus nicht nur über Reimloses ergossen, ich meinte auch mies geschriebenes Gereimtes!
Ich gebe gern zu, dass ich im Lauf der Jahre ca. ein Dutzend wirklich gelungene und gute reimlose Gedichte gelesen habe, die mir ein echter Genuss waren. Kommt aber vergleichsweise selten vor. Nur als Beispiel für meine Sturheit: Faldi hat ja hier gepostet, dass er meine Vorlieben weitgehend teilt, dass er aber von namhaften Dichtern des vollständigen Eindrucks halber auch jene Texte gelesen hat, die sich nicht reimen. Ich habe das nicht über mich gebracht - nicht mal bei meinem so vergötterten Rilke! Erst 10 Jahre nach meinem Erstkontakt mit seinem Werk habe ich mir - ein einziges Mal - die Duineser Elegien und seine anderen "Ungereimtheiten" mühselig gleichsam abgerungen: Es war genauso furchtbar für mich wie erwartet und befürchtet!
Reimloses von anderen Poeten habe ich mir erst gar nicht zugemutet, nicht mal von denen mit Literaturnobelpreis! Das hat mich übrigens auch verdrossen: Dass die gute alte Kunst scheinbar keines Preises mehr würdig ist in den Augen der Literaturbenoter! Und Poetry-Slams: Ein Horror! Meist minutengetaktetes Dahingehudel ohne vertiefenden Ausdruck, Sprachschmelz und jene Geduld, die gute Lyrik zum Vortrag braucht und verdient!
Ach, ich komme schon wieder ins Lamentieren!

Also ja: Ich habe mich "deutlich" ausgedrückt, um mir Erleichterung zu verschaffen. Das war politisch unkorrekt, keine Frage. Aber weißt du was? - Ich hab's trotzdem genossen!:D Ich habe das nicht geschrieben, um andere herabzusetzen, sondern um meinen Gefühlsstau abzubauen.
Das war erlösend und reinigend. Jetzt kann ich wieder eine Weile "zivilisiert"...:);)

LG, eKy

AAAAAZ 21.08.2014 01:56

Hallo eKy,

muss trotzdem nochmal nachhaken, denn den Ärger oder gar Frust kann ich gar nicht nachvollziehen. Stellen sie doch dein eigenes Strahlen und Können überhaupt nicht in Abrede oder infrage, im Gegenteil. Erfreue dich daran, dich auf der anderen Seite zu wähnen, und der wahren Sprachkultur zu dienen! Steht dahinter also eine echte Aufregung?
Doch noch einmal zu den verschiedenen lyrischen Stilen:
Ein Carl Orff beleidigt doch auch nicht das tonale Selbstverständnis und den musikalischen Kosmos eines J.S.Bachs oder eines L.v.Beethovens. Hier geht es lediglich um lyrische Ästhetik, und es ist eigentlich müßig darüber zu diskutieren. Dein Spaß daran sei dir trotzdem vergönnt. Deine Position ist festgelegt, und diese ist dir auch unbenommen.
Wenn Kunst neben der Abbildung einer inneren Wirklichkeit den Rezipienten berühren, bewegen oder verändern kann, und zu einer eigenen Sprache findet, hat sie nach meinem Verständnis genau das, was Kunst im Wesentlichen haben soll.
Würden Gedichte nur noch auf perfekte Formen getrimmt , zum Erhalt einer Sprachkultur und - ästhetik, laufen sie mEa Gefahr, genau daran zu verarmen. Gäbe es z.B. nur Kykals, suchte ich mir eine andere Insel mit einem breiteren Interessengemenge, obwohl ich deine Gedichte schätze. Wenn sich hier nur dem Frust über untalentierte Mitdichter Luft verschafft wurde, die orthografische und inhaltliche Fehler machen, was solls. Wir leben nunmal in einer herrlich unperfekten Welt, die uns gerade auch deshalb genügend Themen und Stoff zu bieten hat. Und wenn wir wirklich etwas daran ändern wollten, müssten wir in die Bildungspolitik gehen, anstatt hier nachts rumzudichten und gefrustet zu lamentieren. Dabei kommen dann vielleicht auch orthographisch bessere Ergebnisse zustande, über die wir in hybrider Lust keine Zornesschalen mehr ausgießen müssen. LG AZ

Erich Kykal 21.08.2014 11:52

Hi, AAAAAZ!

Dass wir uns nicht missverstehen: Ich toleriere es ja - ich habe nur nachhaltig zu Protokoll gegeben, dass sowas für mich persönlich einer Sprachvergewaltigung gleichkommt. Die Mittel "moderner" Lyrik erscheinen mir allenthalben ungeeignet, einen Leser tiefer zu berühren - zumindest ergeht es mir so, vielleicht, weil ich sehr musikalisch bin.
Vielfalt hin oder her, das Problem ist folgendes: Wenn ich ein Gedicht anklicke, kann ich ja noch nicht wissen, ob es ein gereimtes oder reimloses Werk ist. Wie schnell auch immer ich in letzterem Fall wieder wegklicke, ich kriege stets ungewollt noch was von dem Werk mit, da ich ein "Überblicksleser" bin.
Und schon hab ich den Ärger weg! Wenn da so Sachen stehen wie:

Am pln
vorn Fenster
im Abendlict
wir - im Clinch
...Vergesen.

dann frage ich mich ernstlich, wie jemand das als Kunst bezeichnen kann, als lyrische Großtat noch womöglich! (Vom offensichtlichen Unvermögen, sich korrekter Rechtschreibung zu befleißigen, ganz zu schweigen...) - Daher mein Ärger!
Das ist bestenfalls "Sprachbastelbuch für Anfänger", aber nichts von sprachlicher Wertigkeit oder vertiefender Aussage. Für mich eben.
Wenn ich also immer und immer wieder auf solche Konstrukte gestoßen werde, wen wundert es, dass mir irgendwann das Mütchen überkocht!?
Ich hab nix gegen "Vielfalt" - solang mir ihre nichtswürdigsten Auswüchse nicht ständig unter die Nase gerieben werden!:rolleyes:

Ich habe schon einmal vorgeschlagen, das Forum grundsätzlich in zwei Bereiche zu teilen: Mit - oder ohne Reim/Takt, aber offenbar wäre das zuviel Aufwand, und/oder irgendein "moderner" Dichter mit inhärentem Minderwertigkeitskomplex könnte sich unter Umständen ausgegrenzt fühlen...
Dabei wär's mir egal, wenn die reimlose Abteilung sogar mehr Leser fände als die gereimte - solang nur ICH nicht dauernd über diese verwirrten Satzbauzombies stolpern muss!:D


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