Gedichte-Eiland

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-   -   nach dem zerfall der fee (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=9414)

fee 10.07.2012 10:05

nach dem zerfall der fee
 
hab mich ganz leise aus der welt - schien's - weggeschlichen,
mein fortbewegen dabei selber nicht bemerkt.
und hinter mir die spur war gleich verblichen,
das hat das schein-vergessen noch ein stück verstärkt.

selbst dich, der du mich hättest halten können,
hab ich kaum mehr gesehen - dicht im nebel
lief ich im stehen, trug im geiste knebel,
konnt mich nicht freuen, trauern, lieben, nicht erkennen,

was schmerz und krankheit mir von meinem fühlen nahmen.
ich war ja da - und dennoch nicht vorhanden.
und die, die eben noch mir nahestanden,
hab ich verletzt. das mieseste an solchen dramen:

es gibt nicht täter, nicht verräter, ungetreue.
nur opfer, gram, betrogne, viele scherben,
und in den seelenästen aller große kerben,
verkohlte zweige - etwas, das ich tief bereue.

als ich zurückkam und das ausmaß voll erkannte,
warn viele wunden nicht mehr rasch und leicht zu heilen.
verzeiht mir, dass ich mich so sehr verrannte,
euch mit-verbrannte! bin jetzt neu,

und doch in teilen.





.fee `12

a.c.larin 10.07.2012 10:35

oh liebe fee,
das hört sich ja schlimm an! :(

und mir zeigt sich wieder einmal, wie sehr wir menschen gefangene des eigenen denk - und/oder gefühlssystems sind - und wie schwer es fällt darüber hinaus / hinweg zublicken...:o

nichts destotrotz weiß und hoffe ich: dass sich auch teile wieder zu einem neuen bilde zusammenfügen können, welches dann - dem mosaik gleich - facettenreicher ist als das ursprüngliche!

die natur zeigt es vor: nach jedem brand ergrünt der yellowstone park neu!

das leben wird auch diesmal stärker sein! ;)

lg, larin

fee 10.07.2012 10:41

liebe larin,

danke für den mitfühlenden kommentar.

ist nicht mehr ganz akut, was ich da bedichtet habe. durchs gröbste bin ich schon durch sozusagen. aber manches gehört eben noch zwischen mir und lieben freunden, die ich nicht ganz so oft sehe, aufgearbeitet und erklärt. und auch für mich einmal "beim namen genannt". erst dann wird es "wahr und gültig", wie ich finde, und kann eher abgehakt werden.

gottlob hab ich einen kleinen, aber wahren freundeskreis. da wird so etwas auch verstanden, verziehen und auch mal liebevoll "geschimpft", weil ich mir nicht helfen lassen wollte (konnte?) in der zeit. die schimpfe "ertrag" ich dann aber auch gern.

schlimmer ist es für mich da, wo wirklich für den anderen nicht erkennbar war, warum ich mich so zurückgezogen habe. "rausgeschlichen" irgendwie. das sollte so nicht zwischen menschen, die sich sehr gut leiden können, stehenbleiben. auch, wenns schon "vorbei" ist.


lg,

deine fee

a.c.larin 10.07.2012 10:51

liebe fee,
Zitat:

ist nicht mehr ganz akut
dann bin ich aber froh! :)

ach - es wird schon gras über die sachen wachsen!

durch manche würscht muss man auch alleine durch - da kann einem niemand wirklich helfen. (es geht ja auch keiner zum zahnarzt für dich! :cool:)

oft genügt es ja, wenn man die durstigen blumen hinterher wieder eifriger gießt. da erkennt man dann gleich, welche die "pflegeleichten" und welche die "heiklen" sind.

kleiner tipp:

daumendrück,
larin

fee 10.07.2012 11:00

Zitat:

Zitat von a.c.larin (Beitrag 63098)
da erkennt man dann gleich, welche die "pflegeleichten" und welche die "heiklen" sind.

:)

sollte man aber ev. nicht zu oft "austesten"...lol. ich konzentrier mich ohnehin schon länger auf kakteen und anderes stacheliges. :D

a.c.larin 10.07.2012 12:17

kakteen? :eek:

du willst dir bestimmt eine tapferkeitsmedaille verdienen....

tipp: es gibt auch stachellose sukkulenten! ;)

Dana 10.07.2012 21:22

Liebe fee,

"oh liebe fee, das hört sich ja schlimm an" (larin);) - nein, liebe fee, das fühlt sich so wunderbar real an und kommt nur in der Lyrik fühlbar durch.:cool:
Du hättest nur im Titel "der fee" weglassen können und es wäre allgemein gültig.;)
Es gefällt und berührt, weil es sich echt anfühlt.

Die letzte Strophe tritt aus dem Finsteren heraus - für die, die verstehen und für die, die sich verstanden fühlen. Ein Gedicht, das ein Gefühl wunderbar lyrisch preisgibt (echt "auskotzt") und gut ist.

Der letzte Vers beinhaltet "ein Verprechen", das nicht eingehalten werden kann, weil wir trotz einzelner Erfahrungen nicht allgemein werden dürfen.
Jeder "zerfällt" für sich und erfährt ein Heil oder Unheil für sich selbst.
Macht er daraus eine ansprechende Lyrik, haben viele etwas davon.:)

Darin schwingt etwas Nachhaltiges, was Leben heißt - mit Höhen und Tiefen.
Die ersten anzunehmen ist leicht - die anderen bedürfen mehr. Du hast sie in ansprechender und guter Lyrik umgesetzt.

Liebe Grüße
Dana

Thomas 10.07.2012 22:25

Liebe fee,

schön wieder von dir zu hören.

"Doch noch in Teilen",
soll fee nicht länger sein.
Durch rasches Heilen
stelle sich die Einheit ein,
die neue Kraft
und neues Fundament
dem Geiste schafft,
der wirkend allen brennt
und diese Flamme nährt,
die nicht versengt,
die nicht verzehrt,
nur Licht und Freude schenkt.

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 10.07.2012 22:54

Mögen der fee rasch wieder Flügel wachsen!

Sehr gern gelesen!

S1Z3 - bitte die beiden Kommata vor und hinter "die spur" entfernen.

S3Z4 - "mieseste" klingt recht allgemeinsprachlich. Besser "traurigste" oder so.

S5Z3,4 - "verzeiht mir,...,euch mitverbrannte!" Hier ist ein Fehler. Das "euch" geht so nicht. Richtig: "verzeiht mir,..., oh mitverbrannte!" (Besser wäre: "ihr mitverbrannten", aber das würde dich den Binnenreim kosten).
Beim letzten Satz würde ich das "ich" zu Beginn nicht weglassen, das klingt ebenfalls allgemeinsprachlich bis flapsig.

Dass ich für diesen Alles-klein-schreibe-Manierismus nichts übrig habe, glaube ich bereits anderswo erwähnt zu haben. Ist aber mein subjektives Empfinden, kein allgemeines Werturteil.

Ansonsten wie gesagt sehr gerne gelesen!

LG, eKy

fee 12.07.2012 18:24

herzlichen dank, dana, thomas und erich,

für die schönen worte zu meinem "ausgekotzten".
was soll ich sagen: einen schöneren kommentar als deinen, dana, kann ich mir eigentlich kaum wünschen. darin lese ich, dass nicht nur die botschaft ankommt, sondern auch die motivation hinter meinem schreiben. dafür meinen innigsten dank!!!

lieber thomas,

das fundament ist noch nicht an allen stellen wieder ganz trittfest, aber der neue "grund" fühlt sich gut an, riecht nach fruchtbarem boden und vor allem hat er wieder genügend raum für mehr als nur das eigene, in sich gefangene ich.

lieber erich,

die spur hätte ich gerne so herausgehoben belassen.
und zu
Zitat:

S5Z3,4 - "verzeiht mir,...,euch mitverbrannte!"
die erklärung:

das ist ein...ach, mir fällt der fachbegriff grad nicht ein...so eine klammer eben, die nur einen satzanfang für zwei eigene sätze benötigt:

Zitat:

verzeiht mir, dass ich mich so sehr verrannte,
euch mit-verbrannte!
meint also

verzeiht mir, dass ich mich so sehr verrannte.
verzeiht mir, dass ich euch mit-verbrannte.

da ich das auch schon öfter so andernorts gelesen habe (nicht in lyrikforen und von "irgendwem", sondern "seriös" und sozusagen zertifiziert), denke ich, es ist richtig. ich verstehs ja auch, wenn ich es so lese von anderen.


liebe grüße,

eure fee

Falderwald 11.02.2013 20:26

Servus fee,

ich habe dieses schon ältere Gedicht, das voll aus dem Leben spricht, noch einmal "ausgegraben", denn ich finde es wirklich ausgezeichnet geschrieben.

Der Sprachfluss ist wie aus einem Guss, es wirkt lebendig und authentisch und reißt den Leser mit.

Ich habe die Kommentare diesbezüglich überflogen und mir ein Bild gemacht und möchte nun auch gar nicht mehr näher auf die persönlichen Umstände eingehen, sondern mich ein wenig allgemeiner halten.

Manchmal kann es gut sein, einfach einen Schnitt zu machen und einige Dinge, auch Menschen, hinter sich zu lassen.
Vielleicht macht man manchmal Fehler, doch wer macht die nicht und nur der, der auch nach einem solchen noch da oder wieder da ist, kann ein Freund sein und bleiben.
Alle anderen sind dazu nicht geeignet und man braucht sie eigentlich nicht zu betrauern.
Und ganz selten gibt es vielleicht doch noch den ein oder anderen, mit dem man gerne noch einmal reden oder etwas klären möchte und, wer weiß, vielleicht ergibt sich irgendwann ja doch noch einmal eine solche Chance.

Auf jeden Fall lernt man nach einem solchen Schritt auch noch eine andere Seite des Lebens kennen und damit sind die zwei Teile eigentlich auch schon geboren.

Aber das gibt sich wieder...;)

Kurze formale Anmerkungen:

Lass in S1/Z3 die Kommas vor und hinter "die Spur" weg.
In S3/Z3 würde ich "nahgestanden" ersetzen, denn in dieser Form fehlt das Hilfsverb, so spricht man nicht. Ersetz es einfach durch "nahestanden". Das passt grammatisch und macht den Satz komplett.


Das Gedicht konnte mich durch seine Authentizität überzeugen.


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

fee 14.02.2013 14:05

Lieben Dank, Falderwald,

für den schönen Kommentar und das Dich-Einlassen!
Deine text-technischen Anmerkungen habe ich umgehend umgesetzt - danke dafür!

Und du hast völlig recht in dem, was du über Fehler, Schritte vorwärts und die Geburt von Teilen schreibst! :)

Ich habe den Text durchaus auch mit dem Wissen im Hinterkopf geschrieben, dass sowas nicht nur mir passiert - also auch Allgemeingültigkeit haben kann. Dennoch war mir diesmal wichtig, ihn als persönliches Moment-Fazit erkennbar zu machen. Auch, weil's eine Entschuldigung an bestimmte Menschen war, die sich in dem Text durchaus als "grad noch nahestehend" erkennen konnten.


Ich hab mich sehr darüber gefreut, dass du den Sprachfluss gelungen findest!!!

LG,

fee


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