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Das Einhorn im Stadtpark
Ein Pferd, aus edlem Marmorstein geschlagen,
erhebt sich in bedrohlicher Pesade. Der Narwalzahn auf seiner Stirne zeigt gerade ins Reich des Einhorns, scheint zu sagen, komm doch mit mir, mein Rücken wird dich tragen. Ich lasse mich vom Mythenross gewinnen, hab schon die Ruhebank im Park verlassen, gerade kann ich noch die Mähne fassen, da zeigt das kalte Steingebilde meinen Sinnen ein Bild, dem mag mein Wille nicht entrinnen. Schon wärmen heiße Ströme aus den Nüstern die Wangen mir im Flug durch Wolkenschwaden. Das Einhorn galoppiert, ich hör Tiraden vom Wundervogel, hör die Elfen flüstern aus Regenbögen, die sich nie verdüstern. Ich lausch dem Lachen unbeschwerter Kinder, die zum Erstaunen weiße Flügel tragen, mich höflich nach dem Ziel der Reise fragen. Ein Hase grüßt mich, lüftet den Zylinder, im Vollmond grasen quergestreifte Rinder. Da fragt mich jemand, reißt mich aus den Träumen, ob diese Bank wohl Platz für ihn noch hätte, er liebe diese wunderbare Stätte und möchte heut den Ausritt nicht versäumen. Dann setzt er an, das Standbild aufzuzäumen. |
Hallo Ingo, |
Hallo Chavalli!
Vorerst herzlichen Dank für den auführlichen Kommentar! Zum Anbot - nein kein Neologismus, sondern (vielleicht nur österreichische) Form von Angebot. Ein Anbot machen - zum Beispiel Handwerker, .... Letzte Zeile - ohne vorletzte ganz unverständlich: wo, ....., Gedanken kalten Stein zum Leben zäumen. ein Pferd (auf)zäumen - es fertig zum Ausritt machen etwa) Gedanken zäumen einen Stein zum Leben (auf) - machen ihn lebendig. Zugegeben, Chavalli - eine schwere Kost :D :D LG Ingo |
Hallo Ibrahim,
ein ganz wunderbarer Text, der mich in seinen Bann gezogen hat, ist dir hier gelungen. Er mutet wirklich märchenhaft an und fließt fast von selbst durch alle Zeilen. Ich könnte jetzt auch keine Strophe besonders hervorheben, denn sie sind alle gelungen und traumhaft schön. Gerne gelesen und kommentiert...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Ein Lob von Falderwald, das baut auf. Danke dir herzlich
LG Ingo |
Hi, Ibrahim!
Ein stilistisch sehr gelungenes Gedicht - bis auf 2 Details: S1 - Wortwiederholung "-horn" in "Narwalhorn" und, eine Zeile drunter, "Einhorns". Die Korrektur hier ist simpel und sowieso richtiger: Da das "Horn" des Narwals ein Zahn ist, schreib doch einfach: "Narwalzahn". Die letzten beiden Zeilen des Gedichts wirken leider durch den Einschub sehr überkonstruiert, stilistisch bemüht (zB "Anbot", "zum Leben zäumen") und dem Reim geschuldet. Diese Conclusio würde ich auf jeden Fall nochmals überarbeiten oder lieber gleich neu schreiben. Das Werk hätte es verdient! Sehr gern gelesen! LG, eKy |
Hallo Ibrahim,
ganz ohne Kritik und Anmerkung - es ist ein schönes, phantasievolles und phantasieanregendes Gedicht, wie man es gerne liest. Liebe Grüße Thomas |
Hallo Ibrahim,
Zitat:
So las ich alle Strophen, ungezäumt, ließ diesen Jemand Platz nehmen und sah weiter, was ich sah.:) Wunderschön und wunderbar, liebe Grüße Dana |
Hallo Erich!
Herzlichen Dank für den Kommentar und die Hinweise. Narwalhorn, ja, der korrekte Narwalzahn schien mir allgemein für zu unverständlich. Zur Überkonstruktion: Ich wollte unbedingt das Bild unterbringen, wie Gedanken ein Steingebilde aufzäumen und damit zum Leben erwecken können. Zugegeben etwas verwirrend. :D LG Ingo Hallo Thomas! Danke dir fürs Lesen und natürlich auch fürs "Gefallen". :) LG Ingo Hallo Dana! Freut mich, dass du den "Ausritt auf dem Einhorn" mitgemacht hast. Danke. LG Ingo |
Hi, Ibrahim!
Und grade WEIL du das "unbedingt" unterbringen willst, wird es leider kein Werk sein, das man in hundert Jahren vielleicht noch zitiert. Bedenke dies: Alle Gedichte, die die Zeitenläufte überlebt haben und sozusagen Teil des deutschen Sprachgutes geworden sind, haben das nicht wegen irgendwelcher speziellen Intentionen ihrer Autoren geschafft, wie sozialkritische Aussagen oder auf Kosten des Gesamteindrucks unbedingt unterzubringenden Bildern. Sowas kann - mit zunehmender zeitkultureller Distanz - irgendwann ohnehin kaum mehr nachvollzogen werden. Nein, wenn sie heute noch im allgemeinen Sprachschatz gebildeter Schichten sind, dann ihrer sprachlichen Perfektion wegen, die die Gefühlsebene des Lesers perfekt mit dem Inhalt kurzzuschließen weiß, und manchmal sogar nur wegen der magisch schönen Sprache an sich. Ich sage nicht, dass man ALLES der Sprache unterordnen sollte, aber gerade bei Lyrik scheint sie mir nun mal das Wichtigste überhaupt zu sein, besonders bei diesem hypnotisch getragenen, fließenden Stil. So, Ende der kleinen Vorlesung. Nun mach weiter, wie du meinst....:cool:;):D LG, eKy |
Hallo Erich und Ibrahim,
hoffentlich ist es nicht unhöflich, wenn ich auf Erich antworte, bevor Ibrahim das getan hat. Seiner kleinen "Vorlesung" stimme ich zu. Die Kritik an der Wortwiederholung verstehe ich nicht ganz, denn Wortwiederholungen sich doch nur schlecht, wenn sie aus Ermangelung präziser Ausdrücke geschehen. Gerade in der Lyrik sind Wortwiederholunge doch oft sehr gut und erwünscht ("Fließe, fließe lieber Fluss...") Bezüglich des Schlusses hat Erich wohl recht. Aber das Problemchen kann meiner Meinung nach beseitigt werden, ganz ohne die letzt Zeile anzutasten, denn es steckt eigendlich in der Vorletzten. Man könnte z.B. die "Pesade" aufgreifen und etwa sagen: "wo, angesichts der Marmorstatue bäumen," statt "wo, Schande solches Anbot zu versäumen," und das schöne Bild, dass "Gedanken kalten Stein zum Leben zäumen" bliebe erhalten. Liebe Grüße Thomas |
Hallo Erich und Thomas!
Ich danke euch für die Anregungen. Ich habe einige Änderungen vorgenommen. LG Ingo |
Hi, Ibrahim!
Das finde ich wesentlich gelungener als den Schwurbelsatz davor! Jetzt wirkt es sprachlich harmonisch ausklingend, gut verständlich und nachvollziehbar, aber der inhaltliche Clou der Conclusio setzt einen wunderbaren Kontrapunkt! Sehr schön! LG, eKy |
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Dana und Falderwald
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