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Walther 29.10.2019 11:40

Sommertraum, Kindertraum
 
Sommertraum, Kindertraum

Am schütteren Kastanienbaum
Hängt still des Sommers letzter Traum.
Die Stachelschale ist schon braun.
Man sieht, wie Kinderaugen schaun:

In Blättern haben sie geklaubt,
Bevor ihn noch ein andrer raubt,
Den Fund in Taschen eingesackt,
Wo er leis aneinander klackt.

Am Busch zerrt schon der kalte Wind,
Zwei letzte Blätter, die geschwind
Durchs Graue auf den Boden segeln,
Verkünden, dieser wird es regeln,

Doch dieser letzte Sommertraum
Will nicht vergehen, und der Baum
Will ihn nicht lassen, wie er soll.
Der kleine Bub schaut kummervoll.

Walther 29.10.2019 14:03

Zitat:

Zitat von Trauerdichter (Beitrag 120458)
Hallo Walther,

das ist ein sehr schönes Gedicht im Jambus. Nur die 2. Strophe verstehe ich inhaltlich nicht ganz. Soll der Baum geraubt werden? Vermutlich bin ich gerade nur zu sehr neben der Spur um es zu verstehen.

Sehr gern gelesen.

LG Alexander

hi Alexander,

die antwort steht im folgevers.

danke für lesen und besprechen!

lg W.

Erich Kykal 29.10.2019 18:16

Hi Walther!

Sammeln die Kinder nicht eher die Kastanien (um was draus zu basteln) als die Blätter? Für die Blätter interessiert sich bei uns kaum einer.

S2Z3 - Das "eingesackt" klingt sehr gierig und recht gemeinsprachlich. Passt aber zu Kindern.

S2Z4 - Der natürlichen Sprachmelodie zuliebe würde ich hier die Inversion in Kauf nehmen:
"wo leis er aneinanderklackt."
Das lange Wort würde ich immer noch lieber zusammenschreiben (ich finde die neuen Teilungsregeln bescheuert!)

S3Z3 - "auf den Boden segeln" finde ich sprachlich nicht so ganz topp, ich wäre da eher für: "Richtung Boden segeln"

S3Z4 - Das "dieser" auf den Wind zu beziehen, fiel mir zuerst schwer. Ich musste den Sinnzusammenhang suchen gehen.
Außerdem gibt es mit "dieser" gleich in der Folgezeile eine Wortwiederholung.


Schöne Conclusio. Man fühlt mit dem kleinen Herzchen!


Gern gelesen!

LG, eKy

Thomas 30.10.2019 05:47

Lieber Walter,

ein schönes Gedicht. "Erichs Inversion" würde ich auch sehr empfehlen und die dritten Strophe gründlich überarbeiten. Es ist plötzlich von einem "Busch" die Rede und "geschwind segeln" ist etwas unpassend, segeln geht ja langsam. Ich denke, es würde sich lohnen, die dritte Strophe auch so schön zu gestalten, wie die anderen.

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 30.10.2019 13:55

Hi Walther!

Wenn der Busch stört, weil der Leser auf den Kastanienbaum konzentriert bleiben will, könnte man diese Strophe anders gestalten:


Das ganze ist etwas verwirrend geschrieben. Wegen des Blätterklaubens in S2 denkt man, es gehe um die Blätter. Das "ihn" in Z2 mit dem in Z1 erwähnten Sommertraum (=Kastanien!) in Verbindung zu bringen, fällt noch schwerer als der vormals von mir erwähnte weite Bezug in S3.

Aber kann das Blätterklauben nur eine am Rande erwähnte lästige Pflicht gewesen sein, und beim Sommertraum geht es tatsächlich NUR um die letzte am Baum verbliebene Kastanie?
Und während die letzten Blätter fallen, ist es diese letzte Kastanie, die zäh am Baum bleibt, und der Bub schaut sie kummervoll an?

Die Zusammenhänge sind nicht so klar herausgearbeitet (wiewohl in schöner Sprache geschrieben), deshalb dauert es ein Weilchen, bis man klar sieht.

Um die Sache leichter verständlich zu machen, dies zum Vorschlag für S3:

Von kahlen Ästen zerrt der Wind
Zwei letzte Blätter, die geschwind
Durchs Graue auf den Boden taumeln -
lässt nur noch die Kastanien baumeln!


So würde deutlich ausgesagt, worum es geht (Kastanien, nicht Blätter), und gleichzeitig, was der Wind machen sollte (aber nicht schafft).

LG, eKy

Walther 30.10.2019 15:10

Hi eKy und Thomas,

danke fürs lesen, kommentieren und verbesserungen vorschlagen. ich habe in S2 ein satzzeichen verändert. damit dürfte S2 klarer sein.

S3 werde ich aus gutem grund nicht verändern. wenn man eine stimmung exakt beschreibt, muß, damit die absicht erhalten bleibt und die dynamik des texts ebenfalls, die struktur aufrecht erhalten bleiben.

segeln geht übrigens auch "geschwind". daher ist das bild stimmig.

lg W.


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