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Galapapa 26.09.2018 14:29

Warum nur
 
So Vieles, das ich hätte sagen können -
so wenig wollte aus der Seele fliehen,
grad so, als wollte ich es dir nicht gönnen.
Ich hab es stumm in mich hinein geschrien.

In unser Wir hat sich ein Herbst geschlichen,
getarnt als fade Oberflächlichkeiten.
Die Zärtlichkeit ist Apathie gewichen.
Latent erloschen uns die alten Zeiten.

Warum nur haben wir so lang geschwiegen?
Als wäre es geheimer Wunsch gewesen,
so ließen wir die ersten Zeichen liegen.
Ich konnte sie in deinen Augen lesen.

Am Fenster kleben triste Regentropfen,
verlebt fällt tränengleich das Laub aus Bäumen.
Mir war, als hörte ich dich leise klopfen.
Ich schweige und versinke still in Träumen.

Chavali 27.09.2018 11:23

Ja, lieber Galapapa,

diese Frage nach dem Warum wird niemals jemand beantworten können.
Oder etwa doch? Eigentlich sagst du es selbst: Das große Schweigen ist aller Übel Anfang.

Vielleicht nie gelernt, vielleicht verlernt zu reden - eine ausweglose Situation.
Vielleicht spielen auch tiefe verletzte Gefühle eine Rolle.

Auf jeden Fall solltest du mit deinen eindringlichen, aber auch resignierten Zeilen
die Leser zum Nachdenken bringen.

Sehr schön geschrieben, gern gelesen.

Lieben Gruß
Chavali


Galapapa 27.09.2018 13:04

Warum nur
 
Liebe Chavali,
danke für Deinen Kommentar!
Ja, Du hast Recht. Ich habe den Text geschrieben, weil ich glaube, dass viele Beziehungen, oft genug auch Ehen und Familien, scheitern, weil die Beteiligten nicht früh genug offen miteinander reden. Schweigen ist eben auch oft bequemer, was vor allem die Männer anzugehen scheint.
Selber habe ich dieses Dahinsterben der Beziehung in ständigem Streit erleben müssen. Nun frag mich aber nicht, was besser ist.:(
Ich wünsche niemandem nichts davon.
Dir jedoch alles Gute!:)
Liebe Grüße!
Galapapa

Chavali 28.09.2018 09:12

Lieber Galapapa,


streiten will auch gelernt sein :o
Aber du hast recht, allzu oft endet Streit in Beschimpfungen oder Beleidigungen,
das ist dann natürlich Gift für die Beziehung und der Anfang vom Ende.

Verhaltensforscher und Psychologieexperten oder solche, die meinen, es zu sein,
können da auch nix dran ändern.
Sind Menschen halt.
Individuuen, die sich in den meisten Fällen nicht anpassen wollen oder können.


Liebe Grüße,
Chavali :)


Galapapa 29.09.2018 11:48

...Absolut richtig!
Ich meine auch, dass in solchen Situationen sich zeigt, wie es mit der Liebe zueinander im Kern bestellt war. Wahre und tiefe Liebe äußert sich erst dann, wenn man an solchen Problem- oder Wendepunkten angekommne ist. Ist die Zuneigung tief genug, dann entstehen eben nicht Hass und agressiver Streit, sondern Enttäuschung und Trauer, gleichzeitig aber auch die Bereitschaft, für das Miteinander zu kämpfen. So, und nur so, ergibt sich meist dann auch ein Weg zurück. Im anderen Fall zeigt sich dann, was wirklich hinter der "Liebe" gesteckt hat: Egoistische Bedürfnisse und zum Teil auch solche, die nur der Triebbefriedigung dienten.
Herzliche Grüße nochmal, liebe Chavali!
Galapapa

Dana 08.10.2018 22:01

Lieber Galapapa,
dieses "Warum nur" ist ganz, ganz eigen. Man kann noch so lange leben, noch so lang eine Beziehung leben und sich noch so lang auf die Liebe berufen - dem/der gegangen ist, hat man immer zu wenig gesagt - "warum nur".

Ich denke, wir wissen nur, dass wir mehr reden sollten. Zu reden gelernt haben haben wir nicht. (Es hat mit der Zeit zu tun, in der wir lebten oder leben.)
Wunderbar nachdenklich und entsprechend finster verdichtet. Traurig daran ist, dass es so schmerzhaft real ist.

Ich liebe "lyrische Traurigkeiten" und lese Dein Gedicht sehr, sehr gerne.

Liebe Grüße
Dana

Ophelia 09.10.2018 00:24

Lieber Galapapa,

manchmal ist es einfach zu spät über das zu reden, was nachträglich ja auch nichts mehr ändern würde. Die Vergangenheit ist ja nicht wiederholbar und man man bekäme vielleicht auch Antworten, die einem die Gegenwart und die Zukunft
noch schwerer machen würden und will man das? Ich denke nicht...Von diesem Standpunkt aus betrachtet kann ich dieses Schweigen und auch das "Stillinsichhineinschreien" sehr gut nachvollziehen.
Dein nachdenkliches Gedicht gefällt mir sehr.

Liebe Grüße :Kuss

Ophelia

Galapapa 13.10.2018 10:18

Liebe Dana,
danke für Deinen Kommentar und Dein Lob!
Die "lyrische Traurigkeit", wie Du es treffend nennst, hat auch für mich eine besondere Anziehungkraft. Melancholie kann Ausgleich sein für freudige Erregung und ist vielleicht das Gegengewicht, welches das Gemüt ins Gleichgewicht blanciert.
Ist eine Beziehung tief und ehrlich genug, dann, so meine ich, hat sie auch das Potential zur uneingeschränkten Offenheit. Warum nur scheuen wir uns so oft vor eben dieser?
Ob Rücksichtnahme oder Feigheit, Schweigen ist bei solchen Problemen nicht Gold, sondern Gift, denn die Liebe hat auch ein großes Potential an Verständnis, Entgegenkommen und Kopromissbereitschaft.
Du hast wohl recht, die Zeit in der wir leben oder lebten hat uns geprägt.
Liebe Grüße!
Galapapa

Liebe Ophelia,
danke für Deinen Kommentar! Ich freue mich, dass Dir mein Text gefälllt.
Was Du schreibst, ist absolut richtig. Es kommt also auch darauf an, rechtzeitig den Mut zum Reden zu haben.
Warum nur fällt es oft so schwer, ehrlich und offen zu sein und zu sprechen? Fehlt es an Bereitschaft oder an Mut? Ist es Bequemlichkeit oder die Angst, sich im Kompromiss zurück nehmen zu müssen?
Für die eine Beziehung mag es oft zu spät sein, nicht aber für die nächste.
Liebe Grüße!
Galapapa

Terrapin 14.10.2018 12:00

Eine lyrische Klasse, die du da bietest.
Vers auf vers baut sich bei dir die Stimmung auf und setzt sich wie schon seit je geschrieben voraus. Ein Mikrokosmos deine Gedichte.

Terralech

Galapapa 15.10.2018 17:10

Danke, lieber Terrapin! Ein berührendes Lob, ich weiß es zu schätzen.
Liebe Grüße!
Galapapa


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