Gedichte-Eiland

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Falderwald 10.01.2012 21:42

Schlaf
 


Schlaf


Du schliefst so tief in jenen trüben Tagen,
dein Antlitz war erfüllt von leichtem Frieden.
Wie tat das weh! Du warst von Leid befreit,
mir war die kalte Einsamkeit beschieden.

Des kahlen Hügels Silhouette barg
das Vollmondlicht und seine Silberkälte
betraf mich nicht, es blieb wie ich verborgen
im Schatten der ohnmächtigen Erkenntnis.

Für diesen Mond und mich gab es kein Morgen,
obwohl die frischen Wasser weiter flossen
im ewiglichen Kreis - wie tat das weh!

Wie tat das weh! Schon waren die Gedanken
bei deinem Bild, denn dieser schöne Ort
war unser eigenes Gefühlsklischee;
ein Blick in deine Augen zog mich fort,
ein Augenblick im tiefen, klaren See.

Falderwald
. .. .




a.c.larin 14.01.2012 11:30

hallo falderwald,

ein sehr nachdenkliches gedicht - hinter dem eine groß emotion schwingt!
so groß, dass sich daran sogar der reim bricht und die "erkenntnis" als waise im raum stehen bleibt.
und das passt wieder genau zur davor beschriebenen einsamkeit des lyrIchs.

da ist ein verlust eingetreten - das Lyrich wandelt aber noch ein wenig weiter auf den spuren der vergangenen zweisamkeit. so muss es wohl auch sein, wenn der schmerz sehr groß ist.

es ist die unregelmäßigkeit in dem gedicht, die das vermittelt - und genau darum sollte es auch unbedingt genau so stehen bleiben.
hier spürt man, dass ein herz aus dem takt geraten ist und doch auch wieder versucht, genau so weiter zu schlagen.
klischee oder nicht: in manchen bildern ist ein "daheim", das von außenstehenden kaum wahrgenommen wird.

doch die tiefste sehnsucht des menschen geht immer dahin - und deshalb wüsnchen wir dem schafenden auch eine "gute nacht" und dass er seine innere heimat finden möge!

sehr berührt,
larin

Falderwald 15.01.2012 16:51

Servus larin,

das hast du treffend beschrieben.
Normalerweise bin ich ja ein "Reimfetischist", aber hier rückte dieser eindeutig in den Hintergrund der in diesem Text mitschwingenden schweren Melancholie.
Das sind wieder solche Zeilen, die einfach geflossen sind und deshalb wollte ich das auch so stehen lassen, mit allen Ecken und Kanten und da er trotzdem in Reimen ausklingt, ist, so wie ich finde, doch auch noch eine reimtechnische Harmonie vorhanden.

Das (innere) Heim der meisten Menschen bleibt uns auf ewig verschlossen und wenn wir etwas davon mitbekommen, dann sind es nur Teilausschnitte, die uns aber niemals ein vollkommenes Bild geben können.

Die Erzählung ist rein fiktiv, versucht aber, eine solch traurige Stimmung zu vermitteln, eben einen solchen Teilausschnitt in eine emotionale Gedankenwelt.

Und wenn dieser kleine Text berühren konnte, dann freue ich mich sehr...:)


Vielen Dank für deine Rückmeldung...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Dana 22.01.2012 21:52

Lieber Faldi,

das "innere Heim" unserer Emotionen ist im Umgang miteinander schon schwer genug - sogar Vertraute und Liebende bleiben einander darin oft verschlossen.
Selbst die Lyrik, die sich dafür eingentlich anbietet, fordert alles ab, um nicht ins Lächerliche, Naive oder Klischeehafte abzudriften.
Dir ist es gelungen, zu berühren und zu überzeugen. Du hast das Wort Gefühlsklischee eingebracht und bist gerade damit dem Klischeehaften ausgewichen.
Mir sind beim Lesen so viele eigne emotionalen Gedankenwelten eingefallen.
Sie beginnen schon sehr früh, man muss sie altersgerecht betrachten, um zu verstehen.

Ich gestehe immer wieder, wie sehr ich solche Emotionen in der Lyrik mag. So sehr, dass ich mich absichtlich auf solche einlasse und dann den Drang verspüre, sie im Gedicht umzusetzen.

Du kannst es: gut, berührend und (verzeih;)) wunderschön.

Liebe Grüße
Dana

Timo 23.01.2012 08:22

Hallo Faldi,
dein Gedicht hat auch mich berührt und ich fühle den Druck, den dir die Einsamkeit bereitet, auch.
Du genießt aber auch den Blick in die hellen Augen die dich anziehen und das rundet die Sache ab.
Herzlichst
Timo

Falderwald 28.01.2012 20:41

Liebe Dana,

wie vielen bleibt ihr eigenes "inneres Heim" verschlossen?

Ich denke, daß man zuerst Zugang zu sich selbst finden muss, bevor man sich anderen auch nur annähernd zu öffnen weiß.

So ist es doch nur allzu verständlich, wenn viele Dinge ins Klischeehafte abdriften, weil die Äußerungen unrealistisch und überzogen dargestellt werden.
Ein Blick in die eigene Phantasiegefühlswelt ist leicht, die richtigen Worte dafür zu finden jedoch leider nicht.

Aber das ist es ja, was uns Dichter und unsere Kunst erst ausmacht.

Es gibt bestimmte Dinge, in die man sich nur mit dem entsprechenden Alter oder der Erfahrung auseinandersetzen kann.
Alles andere wirkt unglaubwürdig und bleibt gekünstelt.

Wenn ein Text emotionale Gedankenwelten wecken kann, dann hat er sein Ziel erreicht und den Leser für sich eingenommen.
Das liest der Dichter gerne und bedankt sich für das Lob. .. .:)


Hi Timo,

wenn dich das Gedicht berühren konnte, dann freue ich mich sehr.

Allerdings ist es nicht meine Einsamkeit, die aus den Zeilen spricht, sondern die meines Protagonisten und Lyrischen Ichs, denn diese kleine Szene ist rein fiktiv.

Ich übe mich gerne in Wortspielereien und versuche herauszufinden, welche Sprache die Menschen berührt.
So sind also die meisten Texte rein erfunden, auch wenn hier und da mal ein reales Zielobjekt im Blickpunkt steht.

Das aber versuche ich dann in ein gefühl- und phantasievolles Wortegewand zu kleiden, so daß der Leser sich emotional angesprochen fühlt.

Das gelingt nicht immer, aber immer öfter und ich arbeite daran...:)


Vielen Dank für eure Kommentare, die ich gerne gelesen habe...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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