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Sedinus 10.04.2009 09:34

Die Mitte und das Gleichgewicht
 
DIE MITTE UND DAS GLEICHGEWICHT

Bei den Schafen ist es Sitte,
Wenn sie in der Herde gehen,
Alle drängen sie zur Mitte,
Keines will am Rande stehn.

Dort läßt man sich willig lenken,
In der Mitte hat man’s gut,
Braucht nicht selber nachzudenken
Und benötigt keinen Mut.

Diese Schafsmentalitäten
Unterstellten uns, dem Volk,
Dann auch die Parteistrategen,
Nicht so falsch und mit Erfolg.

Dementsprechend warb beizeiten
Man in manchem Wahlkampf hier:
Sucht ihr künftig Sicherheiten
In der Mitte? Das sind wir!

Viele warben so. Die Frage
Ist nun: Wie und wo trifft man
Denn im Deutschen Bundestage
Diese sichere Mitte an.

Eine Mitte hat zwei Seiten,
Flügel heißt’s im Parlament,
Für das Gleichgewicht der beiden
Ist sie Ausgleichselement.

In der Mitte herrscht Gedränge,
Wie im Hohen Haus ich sah,
Linke Flügel gibt’s in Menge,
Doch ein rechter ist nicht da.

Solche Statik birgt Gefahren,
Darum wundert man sich nicht,
Daß dies Land bereits seit Jahren
Ziemlich aus dem Gleichgewicht.

(Sedinus)

Klatschmohn 10.04.2009 17:17

Lieber Sedinus
Dort in Bayern mit Gedränge
sind die Rechten in der Menge
treten sich fast auf den Schuh
und sie heißen Zeeßuhh!
Diese haben viel zu sagen,
und die Zeedehuhh am Kragen.
Darum, es ist nicht gelogen,
scheint mir`s Ganze ausgewogen.:)
Liebe Grüße,
Klatschmoh

Feirefiz 11.04.2009 11:19

O Sedinus, willst du glauben, dass du auf dem Holzweg bist?
Dass nämlich der Linken Spaltung, Grund für all die Scheiße ist?
Könnten sie nur kräftig schlagen, wären sie sich nur nicht Feind!
Hach, nichts würde Deutschland plagen, solidarisch-rot vereint!

Dass es nicht so einfach ist, zumal dein Gedichtchen wirklich toll,
gibt zu am Ende: Feirefiz, dem's Herzchen bolschewistisch quoll.
(Reim dich oder ich.....)

Allerliebste Grüße aus dem Roten Berlin!
Feirefiz

Medusa 11.04.2009 16:06

Hallo Sedinus,

ganz großartig, Deine Gedanken, sie sprechen mir aus der Seele! Jedes einzelne Wort und jeden Vers unterstreiche ich.

Drüber hinaus ist Dein Gedicht leicht zu lesen und enthält wunderbare und treffende Reime. Einfach Klasse!

Herzliche Ostergrüße,
Medusa.


Noch kurz zum Feirefiz-Kommentar:

Nach wie vor hat für mich den besten Text zum Deutschlandlied olle Berti geschrieben.

Hier ist er:
Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land.
Daß die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.
Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.
Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir's.
Und das liebste mag's uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.


Hast aber Deine Version sauber hingekriegt! Wer noch immer Deinen Text nicht erkannt hat, der soll singen!

Liebe Grüße,
Medusa.

Leier 11.04.2009 16:49

Berti is doht,
hoch lebe Sedinus!


Ich bleib das ewig treue Schaf.
Ich steh auf meiner Weide.
Wähl seit Dezennien Grün und brav,
wie auf Lönsens Heide.

Ich bin zwar weiß:
Wer schwärzt mich ein?
Ich (fr)esse keine Kreide.
Ich dräng nicht in die Mitte rein.
Will lieber ein ROTkäppchen sein,
das nimmt den Wolf an seine Lein,
und läuft nicht in die Mitte rein...

LG
von
cyparis

Feirefiz 11.04.2009 18:43

Liebe Medusa,

du hast es erkannt: es handelt sich tatsächlich um die berüchtigten Haydnschen Setzungen, die Fallersleben auf Helgoland so unverdächtig zu vertexten sich anschickte!
Und obwohl das hier nicht "mein" threat ist, kriegst du sogar noch eine Version hinterhergeschoben, die mir eben im Bus eingefallen ist:
(oh,oh, ich hoffe, jetzt fühlt sich keiner angegriffen!)

Plastikschilde, Kevlarhelme, Knüppel und Benzinodeur.
SO machen wir jenem Beine, der nicht spurt und auch nicht hört!
Sechzig Jahre UNS'RE Mühe - was uns DAS gekostet hat!
Dass er stets am REINSTEN blühe - unser Deutscher Schweinestaat!

Jener Brecht, der sich das h wegstrich, um nicht hold zu sein, kanns trotzdem allemal besser als
dieser Feirefiz und seine Pflaster-Steine!

Leier 11.04.2009 19:08

Liebes Fixfeuer,

das kann ich so nicht gelten lassen.
Den "Gott erhalte Franz, den Kaiser" höre ich in Deinem Gedicht nicht.
In Deinem Gedicht müßte man Silben entweder sehr dehnen. Oder außeinanderreißen.
In der ersten Zeile müßte man schon
"Sie-hi -hii -tte" - was schlicht unmöglich ist.
erkennen, um Haydn gerecht zu werden.
In der zweiten wäre nur ein "gehn" richtig, etc...

Nein, für mich stimmt es dann nicht mehr.
Ich las Spott.
Sehe Hammelherde.

Wenn Du vertontest:
Dann könnte ein kleines Kunstwerk daraus werden.

Lieben Gruß
von
cyparis

Sedinus 16.04.2009 18:24

Seid gegrüßt Klatschmohn, Feirefiz, Medusa und Cyparis!
Herzlichern Dank für Eure Beiträge. Es ist doch erstaunlich,
welche interessanten Reaktionen so ein kleines satirisches
Gedicht auszulösen imstande ist. Übrigens ist es bereits
Ende der 90er Jahre entstanden, als nach meiner Erinnerung
der Kampf um die Mitte einen Höhepunkt erreicht hatte, und
Gerhard Schröder die „neue Mitte“ erfand, um sich und
seine Partei zu profilieren. Was ist dabei herausgekommen?
Das Ganze hat sich nach links verschoben mitsamt der Mitte.
Jeder vermeidet ängstlich, den Anschein zu erwecken, ein
Rechter zu sein ( vielleicht mit Ausnahmen in Bayern).
Die alte SED nennt sich stolz „Die Linke“, hat im Westen Fuß
gefasst und leistet sich ungeniert und unwidersprochen eine
Kommunistische Plattform. Wenn es früher gegen Rechts-extremismus
und – radikalismus ging, geht es heute offen
um den „Kampf gegen Rechts“. Wo ist da das Gleichgewicht?
Das alles ist doch wirklich Stoff für eine
Satire. Na, sehen wir mal, wie’s weitergeht.
Herzlichst Euer Sedinus.


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