Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 08.04.2018 15:21

Der einzige Himmel
 
Der Himmel gellt in Blau, kein Weißes mildert
den Farbenschrei des gnadenlosen Tages,
darin er scharf umrissen Bilder schildert,
die Licht erreicht im Rahmen des Vertrages,

den die Physik dem Seienden vermachte,
seit sie gebar, was wir an Welt erleben
mit jedem Tag, der unsern Sinnen lachte,
solange wir an Atemzügen kleben!

Der Himmel brüllt, bis alle Schatten schwitzen,
und bleibt doch wesenlos und ohne Geist,
ein Sternenball, die Erde zu erhitzen,
doch kein Gefühl, das einen Gott beweist.

Chavali 08.04.2018 15:40

Tja lieber Erich,

so lange wir leben, wird es einen Himmel geben und die Sonne scheinen,
wenn es auch manchmal zu viel zu sein scheint :)

Aber was ist, wenn die Sonne ihre Kraft verloren hat - das mag man sich lieber nicht vorstellen.
Müssen wir auch nicht, das macht uns nur unser Leben schwer.
Noch schwerer, als es manchmal ohnehin schon ist.

Und ja, dein Text sagt es:
Es ist keine Zauberei, sondern die einfach die Gegebenheiten der zugegebermaßen fantastischen Natur,
auch wenn einige Unbelehrbare immer noch uns glauben machen wollen, dass Gott die Welt erschaffen hat ;)

Fein und hochdramatisch verdichtet!
Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß
Chavi

Erich Kykal 08.04.2018 15:58

Hi Chavi!

Ein inhaltlich nüchternes und ernüchterndes Gedicht wider all die Mystiker und Weltromantiker, Esoteriker, Nur-allzu-gerne-Gläubigen und Gedankenverweigerer, die hinter allem Geschehen und Sein immer noch die formende, planende und behütende Hand eines übergeordneten Geistes vermuten möchten.

Nicht unbedingt konsequent - ich habe selbst ja genug romantisierende Werke über den Tag verfasst, zuweilen durchaus mit mystischen Komponenten.
Allerdings verwendete ich solche eher aus poetischen Gründen denn aus Überzeugung - um dem Text selbst mehr Substanz zu verleihen, nicht irgendeiner gläubigen Wahrheit, die hinter allen Dingen zu sein habe!

Glaube und Mutmaßung speisen sich aus Hoffnungen und Sehnsüchten, Ängsten und Unsicherheiten.


Vielen Dank für deine prompte - und so positive - Reaktion sowie die anhängigen Gedanken! :)

LG, eKy

Sufnus 08.04.2018 17:45

Hey!
S1 & S3 haben - im Vergleich zu den Gedichten, die ich sonst bisher von Dir gelesen habe - einen ungewohnt expressionistischen Anklang, ein bisschen an Jakob van Hoddis und Georg Heym erinnernd... ich mags (so als Abwechslung - nicht auf Kosten Deiner rilkeanischen Klänge)! :)
S2 ist im Tonfall anders... für mich persönlich nicht so eingängig wie S1&3 und gleichzeitig irgendwie seltsam gravitätisch klingend ... aber das ist wohl auch eher Geschmacksache.
Viele schöne Details ansonsten, z.B. der Doppelreim "Bilder schildert", die "akustischen" Korrespondenzen in S1 & S3, das Bild der schwitzenden Schatten.
Sehr gerne gelesen und mit einigen (für mich) neuen Tönen von Dir! :)
Grüße!
S.

Erich Kykal 08.04.2018 19:06

Hi Sufnus!

S2 unterscheidet sich zumindest im Kadenzenschema, wenn man durchgehen lässt, dass "mildert/schildert" in S1 als weiblich angesehen werden.

So haben S1 und 3 das Schema wmwm, während es in S2 mwmw lautet. Das hebt diese Str. ab, lässt sie sprachlich etwas härter erscheinen.
Das ist nicht geplant gewesen, hat sich vielmehr aus dem Schreiben ergeben.

Gewollt allerdings sind die surrealistischen Anklänge, die mit sprachlichen Mitteln in die bilder einfließen. Sozusagen eine Abstrahierung auf Sprachebene.
Derlei ist mir durchaus nicht zuwider, wie manche aufgrund meiner "rilkeanisch" gedeuteten Werke zu subsummieren scheinen.

Ich bin ein eindeutig optisch orientierter Künstler (kann ja auch zeichnen und malen oder plastisch gestalten), und ich gefalle mir in der Vorstellung, mit Sprache zu malen - und manchmal eben expressionistisch anstatt impressionistisch! :D

Vielen Dank für deine Gedanken! :)

LG, eKy


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