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Walther 11.02.2010 15:35

Der Intrigant
 
Der Intrigant


Es ist der Mensch ein Intrigant.
Nicht jeder zwar, doch ist bekannt,
Dass mancher drunter, Hand aufs Herz,
Das Sticheln liebt, ganz ohne Scherz,

Und auch das üble Nachgerede.
Er liebt den Hinterhalt, die Fehde,
Die, mit dem Messer im Gewand,
Ganz gerne meuchelt unerkannt.

Er ist geschlechtlich meistens weiblich.
Er leugnet alles unbeschreiblich
Und streitet Tat und Handeln ab.
Sein falsches Lächeln macht nie schlapp,

Die Stimme säuselt eklig süß.
Er sagt zum Sterbenden noch „Tschüß“
Und ruft den Arzt oder die Rettung,
Entzieht sich schlau jeder Verkettung.

Er ist das Unglück in Person.
Wo Friede ist, da sägt er schon
An Stühlen, sorgt für böses Blut.
Er kann sonst nichts. Das kann er gut.

Es gibt ihn hier, den Intrigant,
Es gibt ihn da, und unbekannt
Ist er am Werk im Hintergrund.
Er zischelt, lästert, hechelt und

Erfreut sich an der Frucht der Tat,
Die er selbst angerichtet hat.
Er macht das heimlich, still und leise,
Schlägt seiner Missgunst eine Schneise.

Dana 11.02.2010 20:43

Lieber Walther,

vorab: Ein Glück, dass der Dichter sagt:

Zitat:

Zitat von Walther
Er ist geschlechtlich meistens weiblich.

Das ist nur eine Statistik oder eine Verallgemeinerung - und mir als Frau war es wichtig, das anzumerken.;)

Mannomann, man könnte meinen du hättest es aus nächster Nähe beobachtet.
Menschen haben sehr unterschiedliche bis perverse Gelüste. Missgunst ist eine der schlimmsten.
Missgunst verleitet sie zu unberechenbaren Machenschaften. Und doch sind es am Ende traurige Gestalten, die keine Gemeinschaft leben können. Sie ersticken im eigenen Hass, machen aber nie schlapp.
Sie misstrauen jedem Mitmenschen und erleben nur für Momente diesen Kick.
Meist suchen sie ein Opfer, dem sie eben all die von dir benannten Eigenschaften nachsagen, um unerkannt zu bleiben, weil sie ihr eigenes Spiegelbild nicht wahrnehmen. Sie halten sich auch nirgendwo lange auf - auch ein Eigenschaft, die vielleicht dem eigenen Schutze dient.

Man kriegt fast eine Gänsehaut beim Lesen.

Liebe Grüße
Dana

Falderwald 11.02.2010 21:52

Hallo Walther,

du sprichst wahre Worte gelassen aus.

Es gibt sie wirklich allerorts und man kann es kaum vermeiden, daß sie einem begegnen.
Und wenn man Pech hat, dann wird man sie auch nur schlecht wieder los, denn anhänglich sind sie zudem noch.
Auch erkennt man sie meist nicht auf den ersten Blick, weil sie sich gut verbergen können.
Aber wehe, wenn sie losgelassen, dann kann man was erleben.
Und was sie gar nicht ertragen können, ist, wenn sie merken, daß es ohne sie viel besser läuft oder wenn andere erfolgreicher als sie selbst sind.

Strophe 4 gefällt mir von der Aussage her besonders gut.
Das ist Zynismus in reinster Form und trifft den Nagel genau auf den Kopf.

Eigentlich sind solche Menschen zu bedauern, denn ihre Missgunst, ihr Neid, dem sie eine Schneise schlagen, frisst sie innerlich auf und sie können mit ihrem Tun nicht aufhören.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß sie glücklich mit ihrem Dasein sind.

Denn wie schreibst du so schön: "Er kann sonst nichts. Das kann er gut."

Dein Gedicht ist trefflich, traurig, aber trefflich. Und traurig, weil wir hier von Menschen reden.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Walther 12.02.2010 17:57

Lb. Dana,

wer sich in Verbänden und der Wirtschaft herumtreibt, erlebt Dinge, die er nicht glauben will, bis er sie belegt sieht. Ich spreche aus leidvoller Erfahrung.

Danke für Deinen Eintrag.

LG W.

Lb. Falderwald,

der Mensch ist zu Großem fähig - aber im Guten wie im Bösen. Das muß man akzeptieren und sich wappnen.

Was man nicht tun darf, ist zum Misanthrop zu werden. Für mich gilt der Lehrsatz: Bevor ich urteile, muß man mich enttäuschen. Nur wer offen und freundlich seiner Umwelt gegenübertritt, wird Offenheit und Freundlichkeit ernten. Da ist die Verletzung einfach unvermeidlich. Aber anders geht es nicht. So ist das Erdenleben.

Danke und lieber Gruß

W.


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