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Weiße Wölfin 15.03.2011 13:08

Von Menschenfischern, Menschen und Fischen
 
Von Menschenfischern, Menschen und Fischen

Die Grube öffnet sich einen Zeitenriss lang:
Über bleckenden Augenhöhlen
lieben sich zwei.

Ihre Seelen schlagen Wellen.
Auf dem Gipfel der Ekstase
springt ein silberner Fisch
ins weit offene Netz.

Heimkehren wird er nun
und am Herd des Fischers
gar gekocht werden.
Hungrige Mäuler warten auf Nahrung.

Wie oft ging er hinaus in Sturm und Nacht,
um diesen zu fangen?
Der Menschenfischer.

Wie lange wird es dauern,
bis das Mahl bereitet
aus dem, der jahrelang
im Ozean der Liebe sein Heim wusste?

Zwanzig, dreißig,
bei guter Führung achtzig Mal
wird die Pfanne gewendet werden,
um schliesslich ihren Inhalt in
gierige Mäuler zu ergiessen!

Die Schädel der Toten
warten geduldig
auf die Gräten
eines weiteren Mahles
vom Tische des Herrn.

Du sprichst mir von Sinn
und dass wir alle wiedergeboren werden,
um Sardine oder Haifisch zu sein
oder ein Mensch -
Menschenfischer gar?

Pack Dir Deinen Sinn
in ein Butterbrotpapier!
Ich mag nichts hören davon
an den Tagen,
wo der Felsen vor der Höhle liegt.

Walther 14.06.2011 19:21

Lb. Volleer,

es mag sein, daß dieser Text nicht kommentiert worden ist, weil er schon rein vom Inhalt her sehr hohe Anforderungen stellt. Natürlich fällt der biblische Bezug auf. Er verweist auf das Menschenfischen der Apostel und in der Gestaltung des Texts auch auf die Speisung der 5000.

Der Bezug der Totenschädel zu diesen beiden Bildern aus dem Evangelium mag vielleicht auf die Glaubenskriege verweisen, die im Namen dieser Religion geführt wurden.

Insgesamt führt der Text, der sicherlich voller lyrischer Sprache in die Grenzbereich zwischen lyrischer Poesie und Vers libre. Mich läßt das Werk, das einerseits irgendwie "stark2, etwas verwirrt und verunsichert zurück. Aber vielleicht ist es ja gerade das, was der Text will: den Leser verstören.

Gerne gelesen und besprochen.

LG W.


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