Gedichte-Eiland

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Walther 05.03.2010 20:55

Er strahlt ins Weite
 
„wie wolken um die zeiten legt“ (friedrich hölderlin)

Der Wörter in den Atem schreibt, um zu verführen:
Er strahlt ins Weite. Er strahlt gelb, rot, grün und blau:
Die Lichterfelder, die sich spreizen, die ich schau,
Die wollen mich im Innersten ganz leicht berühren –

Sie staunen, diese wunderbaren, schlängeln schlau
Sich durch die Luft, und niemand kann sie jemals spüren,
Weil sie sich zärtelnd aus dem Nichts zum Äther küren!
Sie binden sich und winden sich, und ganz genau

Wie man die Wolken um die Zeiten legt, bewegt
Es Suchende, die Lebenden, die Endenden:
Der Worte in den Odem haucht, ist angeregt

Von Bilderlauten, die er malt, die wendenden,
Verwunschenen, die, um die Zeiten sich gelegt,
Am Himmel ballenden und sich verschwendenden!

Für öygr, den besten Sonetter, den ich kenne

Chavali 06.03.2010 18:00

Lieber Walther,

nun, der Bewidmete ist nicht in diesem Forum - oder?
Egal - man kann widmen, wem und was auch immer.

Ich lese in letzter Zeit viel Sonette aus deiner Feder und sie gefallen mir immer besser.
Ich sollte mal bei dir in die Schule gehen...;)

Dieses hier hast du in die 'mystische' Rubrik eingestellt.
Ich erkenne nicht, wen oder was du beschreibst.
Ist es die Zeit, ist es Gott, ist es die Unendlichkeit oder ist es das Leben selbst...

Ich weiß nur, es liest sich 'phantastisch' - im wahrsten Sinne des Wortes.
Sicher könnte man die eine oder andere Wendung unkomplizierter formulieren, aber darin liegt ja gerade
der Reiz dieses Sonetts.

Das maln im letzten Terzett will mir nicht so ganz zusagen.
Doch ich habe im Moment auch keine Alternative parat.

Sehr gern und ein bisschen staunend gelesen.
LG Chavali

Walther 06.03.2010 19:57

Lb. chavali,

ist er nicht, er spielt aber auch in einer andere Liga, wenigstens als ich. Da bin ich (noch) nicht, obwohl ich daran arbeite. Ihm habe ich viel zu verdanken; ohne ihn gäbe es diese Sonette von mir nicht.

Wovon handelt dieses in der Barockform geschriebene Sonett, mit 6 Hebungen versehen? Es handelt zuerst einmal von Hölderlin, weil es ja das obige Zitat aufnimmt. Es handelt vom Weltgeist, von Zeit, den Wolken, dem Odem der Schöpfung. Die Bilder sind uns etwas abhanden gekommen, ich greife immer wieder einmal in diesen Fundus.

In der Tat hast Du die aktuell verbliebene Formulierungsschwäche bemerkt. Ich bastele immer noch daran herum und bin nicht ganz zufrieden mit mir. Aber sonst klingt es besonders laut vorgelesen schon ganz ordentlich.

Danke und Gruß

W.

PS.: Jetzt habe ich die Eingebung gehabt! Das Problem ist weg... :)

Chavali 09.03.2010 13:04

Lieber Walther,

danke für die Erläuterung:
Zitat:

Es handelt zuerst einmal von Hölderlin, weil es ja das obige Zitat aufnimmt.
Hölderlin, ja, ich sah wohl, dass du das Zitat verwendetest.
Zitat:

Es handelt vom Weltgeist, von Zeit, den Wolken, dem Odem der Schöpfung.
Nun, dann war ich ja gar nicht sooo weit weg mit meiner Interpretation.

Und hier hast du DIE Eingebung gehabt, gefällt mir viel besser:
Zitat:

Von Zeichen, die er malt, die wendenden,
Lieben Gruß,
Chavali

Walther 11.03.2010 20:21

Liebe Chavali,

danke für Deine Rückkopplung. Das freut mich deshalb, weil ich damit sicherer bin, daß mein Einfall noch nicht so ganz falsch ist.

LG W.

Dana 17.03.2010 19:49

Lieber Walther,

für mich sind diese Versschöpfungen schon "höher" angesiedelt - und damit meine ich nicht die Weite.;)

Wunderbar, wie du den Geist eines Poeten und seine Wörter aufsteigen läßt.

An dieser Stelle sei auch einmal gesagt, dass ich dich für eine wertvolle Bereicherung des Eilands halte.:)

Liebe Grüße
Dana

Walther 18.03.2010 18:08

Lb. Dana,

danke für Deinen Eintrag. Lob macht mich immer verlegen. Man muß aufpassen, daß man sich nicht zu wichtig nimmt und am Ende vor lauter Kraft kaum mehr laufen kann. Danach folgt immer der Absturz. Ich bleibe einmal für diesen logischen Moment bescheiden - was mir zugegebenermaßen schwerfällt. :D

Selbst würde ich mich nicht für so wichtig halten wollen. Foren wie dieses können ohne mich jederzeit gedeihen und wachsen. Das sollte man sich schon deshalb immer wieder hinter den Spiegel stecken, damit einem nicht der Kamm schwillt. Niemand ist wirklich wichtig. Aber jeder kann einen Beitrag leisten, daß gemeinsam etwas erreicht wird.

Danke und Gruß

W.


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