Gedichte-Eiland

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a.c.larin 24.12.2011 12:49

Wir leben unsre Tage so....
 
Wir leben unsre Tage so,
als ob sie nie zu Ende wären,
so blind, naiv und hoffnungsfroh!
Mag uns das Schicksal auch bescheren
der dunklen Stunden Bitterkeit:

Wir harren weiter, suchen Helle
und drängen uns um jene Stelle,
ganz nah beim Feuer, nah beim Licht.
Wie Schafe sind wir, fassen nicht,
was letztlich doch erkannt sein muss:

Das Leben ist ein zarter Kuss,
ein Beben voller Endlichkeit!
So rücken wir einander näher.
Gelassen werdend spürn wir eher
den Wert des Liebens in der Zeit:

Es ist ein kleiner Funken Sehnen,
bereit, den Raum in sich zu dehnen
in alle, alle Ewigkeit.

Erich Kykal 24.12.2011 15:41

Hi, larin!

Ein schöner Text, der Schönes beschreibt!

Nicht nur das wechselnde Reimschema, auch gewisse Unregelmäßigkeiten darin machen das flüssige Lesen allerdings schwerer als erwartet.
Schauenwirmal:

ABABC
"wären/bescheren" ist nicht ganz astrein, aber das fällt kaum auf. Dass "Bitterkeit" (C) aber erst 7 Zeilen später einen (zufälligen?) Reim findet, das fällt schon auf. (In Z3 ist übrigens ein Punkt hinters Komma gerutscht!)

DDEEF
Die gereimte Verbindung zu S3 ist ungewöhnlich (F). Das stört den Gesamtrhythmus, da somit die normalerweise nachgestellte Zeile 5 in der Folgestrophe zur 1. Zeile wird.

FCGGC
"näher/eher" ist nicht perfekt, aber zulässig.

HHC.

Wie gesagt - das Gewöhnungsbedürftigste ist die unregelmäßige Verteilung von C sowie der strophenübergreifende Reim F.
Und die Strophenkerne, die jeweiligen Vierzeiler?

Wir haben der Reihe nach ABAB, AABB und ABBA.
Wäre nicht deine wunderbare Sprache und der damit zutiefst vermittelte Inhalt, ich hätte weniger Gutes zu so einem Sammelsurium zu sagen!

Dass du es dennoch schaffst, diesem "Gerüst" soviel Wortmagie einzuhauchen, spricht für dein dichterisches Genie...aber überlege mal, um wieviel besser dies noch sein könnte, wenn ihm eine geordnetere Abfolge zugrundeläge, die den Hörer im Zusammenspiel mit deinen Sprachzauber noch harmonischer durch die Zeilen wiegte!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

fee 24.12.2011 22:17

eine wunderschöne melodie,
ein wunderbarer klang und ganz viel wahres, liebe larin.

ein ganz und gar gelungener, leis-gewaltiger text!

sehr sehr gern gelesen! danke!


liebe grüße

fee

Chavali 25.12.2011 16:45

Liebe larin,


für mich klingt und schwingt dieser Text auf leisen Flügeln und ganz harmonisch.
Bei dieser Art von Gedichten ist es ganz und gar überflüssig, irgendwelche Reime oder Silben zu zählen.

Einer der schönsten philosophischen Texte, die ich hier seit langem gelesen habe!

Danke und lieben Gruß,
Chavali

a.c.larin 27.12.2011 08:59

hi erich,
weißt du, das war so: das war ein sogannantes "sturzgedicht" - geschrieben um die mittagszeit des 24, nach überstandener, längerer krankheit.
ich wollte einfach sehen, was da kommt.

es kam sehr schnell, ohne längeres zögern, vom inhalt her für mich stimmig.
daher war der formalismus mir hier zweit-, wenn nicht drittrangig.

dass die strophen aber nicht in genauer regelmäßigkeit dastehen, ist mir schon aufgefallen.
ich habe mehrere anordungen probiert: vierzeilen, sechszeiler - das ergebnis war gleich unbefriedigend. dann wählte ich die obige form, weil sie mir noch am plausibelsten erscheint. hier endet die strophe am doppelpunkt, der dann auch eine zäsur beim vortrag ergibt.
dass am ende ein dreizeiler steht, stört mich insoferne nicht, als er ja die conclusio trägt, die dann hervorleuchtet.

"bitterkeit" sehe ich eher als reimsingle an - so wie man sich ja auch oft im RL vereinzelt fühlt, wenns bitter wird.
endlichkeit, zeit und ewigkeit am ende bilden ein kleeblatt.

dass das "gerüst" wortmagie" hat, liegt wohl eher an der tiefen dankbarkeit, die man empfindet, wenn man von der waagerechten wieder in die senkrechte gelangt ist. da schätzt man das leben wieder ganz neu. der hader um kleinigkeiten, mit dem man sich selber oder anderen oft den tag vergällt wird dann zur nebensache.
man nimmt die dinge an wie sie sind: durcheinander oder geordnet.
soalnge sie nur wahr sind und authentisch.
ich werd schon wieder mal was "perfektes" schreiben! ;)
die tippfehler habe ich aber jetzt entfernt.


hallo fee, hallo chavali,
ihr habt die ergriffenheit gespürt, die ich beim kurzen blick über die "grenze" erlebte.....
so ist das mit der dunkelheit: sie lehrt uns, was licht ist.


liebe grüße an euch alle,
larin


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