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pringles 08.07.2009 21:27

Ohne Titel
 
Am Anfang schrieb ich nur das Wort,
doch ging das Wort mir langsam fort,
ging fort,
um sich vom Blatt zu lösen,
abgelöste schwarze Schrift.

Wie Gift,
das nie ins Schwarze trifft,
so traf mich dann der große Schreck,
die Schrift stand da,
mein Wort war weg.

Und weg war auch der Sinn,
der Zweck,
für den ich einst zu Worte schritt,
mit jedem Schritt trat es ins Nichts.

Ein Tintenmunkeln auf Papier,
und wortkarg lag es nun
vor mir.

Vor mir,
der schrieb,
das Wort sei stark,
autark und jedem offenbar.
Doch offenbar schrieb ich das Wort,
allein in meinem Wissenshort,
der nach und nach,
mal stark,
mal schwach,
aus meiner schwachen Feder brach.

Dann brach mir meine Feder auf
und Tinte rann auf jedes Wort.
Das Wort,
das nun in Schwärze steht,
das schwarz auf schwarz,
man nicht mehr sieht.

Nun schreibe ich auf weißes Blatt,
mit weißer Schrift.
Ich bin Schach-Matt.

Blaugold 08.07.2009 22:40

Hallo pringles

Dein Spiel mit den Worten gefällt mir sehr. Der miteingewebte ironische, augenzwinkernde Unterton ließ mich beim Lesen schmunzeln. Nicht zuletzt lässt sich viel heitere Kritik über so manche Dichtereien, auch vielleicht den eigenen, herauslesen.
Trotzdem ist das Gedicht beileibe kein Selbstspiegelung bezüglich der Aussage, dass sich der Sinn ins Nichts davonmacht.
Ebenso finde ich deine Zeilenumbrüche sinnig, auch, wenn Reime scheinbar beliebig auftauchen. Es passt!

Kleiner Korrekturhinweis: autark ohne h aber mit k. ;)

Ich hab dir noch ein Gedichtlein dazu gehängt.
Willst du es lesen, musst du es markieren:

...und schreibst du echt mal Helles auf Papier,
auf helles, weißes, mit der weißen Tinte,
mach schwarz den Schlusspunkt. Keine Finte.
Damit man weiß: Es ist zu Ende. Hier
.


Blaugold

Medusa 09.07.2009 13:57

Lieber Pringls,

schon gestern Abend las ich dieses erste Gedicht aus Deiner Feder hier. Allein das hat mich sehr gefreut!

Inhaltliche Interpretationen sind nicht mein Ding und so versuche ich es hier erst gar nicht. Die Bilder, die ich beim Lesen sehe, kann ich Dir ohne Not erzählen:

Ich sehe einen Dichter, der, egal wie er sich auch windet, am Ende doch wieder vor einem leeren Blatt Papier sitzt. Deine Schilderung zerläuft für mich nicht in Selbstmitleid oder Pathos, im Gegenteil, sie entbehrt nicht eines gewissen Humors!

Sprachlich habe ich keinerlei Einwände, Deine Zeilen sprechen mich ohne Einschränkung an, auch wenn sie nicht gereimt sind :).

Deinen Tippfehler hast Du korrigiert, nix zu mäkeln!

Herzliche, mitleid- und verständnisvolle Grüße an Dein Lyrisches Ich,
Medusa.


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