Gedichte-Eiland

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Walther 23.10.2012 11:26

blümchen dichter
 
blümchen dichter


du bildest wort gewebe weich wie taft
& willst dich der gefühligkeit nicht schämen
behutsam wirst du hartes sein verbrämen
& dieses ketteln braucht die ganze kraft

von der ich frag woher sie denn nur nehmen
wenn sie nicht weil vorhanden schönes schafft
befreit von grauen alltags geisel haft
kann sie das schlimmste tragischste bezähmen

sie muss tief in dir ruhn die gottes gabe
die etwas ist das ich nicht in mir habe
sie gleicht es aus das ewig ungerade

die unwucht um des rades speichen nabe
die falsche wand in einer bienen wabe
sie ist ein fluch & dennoch eine gnade

Archimedes 24.10.2012 12:19

Lieber Walther, deine permanente Kleinschreibung, finde ich, passt so gar nicht zu deinen tiefgründigen Texten. Mag es auch sein, dass du dir Fingerverrenkungen auf der Tastatur ersparen möchtest oder der Moderne verpflichet bist, so fällt es doch stilistisch ab.

Zum Beispiel
Zitat:

behutsam wirst du hartes sein verbrämen
erscheint sehr schwammig. Man muss erst mal recherchieren, was gemeint ist. Noch schlimmer finde ich
Zitat:

die unwucht um des rades speichen nabe
. Die Klarheit geht hier völlig verloren, die doch gerade die deutsche Sprache ausmacht.
Darüber hinaus ist jegliche Interpunktion abhanden gekommen. Damit gehen die Gliederungsmöglichkeiten verloren. Das Ganze nun auch noch in einem Sonett, welches eine strickte Form abverlangt. So kann das Gedicht inhaltlich auch noch so gut sein; so ist es einfach Mist! Schade.
Gruß Archimedes

Walther 25.10.2012 20:51

lb. archimedes,

schade, daß ich dich erzürnen mußte. habe ich mit eky auch schon gemacht. mein kommentar dazu ist: du hast recht. und: es bleibt so, und es ist gut so.

nachdem du ersteres bereits erzürnt begründet hast, darf ich mit einer gewissen ironie bewaffnet das letztere untermauern. ich schreibe nicht modern, ich schreibe so, daß man zweimal hinsehen muß. warum tue ich das: weil es an der zeit ist, aus der leserei die geschwindigkeit herauszunehmen. wir konsumieren alles "togo". das lehne ich für meine lyrik ab, weil ich denke, etwas zu sagen zu haben. du nennst das tiefgründig. dem will ich nicht widersprechen.

meinen text muß man mit bedacht und zeit lesen. gelegentliches um die ecke denken ist notwendig und gewünscht. ich gehe so weit, das regelrecht vorauszusetzen. wer mir da nicht folgt, für den ist das mist, ja, es ist abfall. also weg damit. ich akzeptiere und respektiere diese haltung. das heißt nicht, daß ich sie für richtig halte, denn sonst würde ich ja nicht penetrant so - und manchmal noch schlimmer - schreiben. aber auch als autor habe ich die wahl. ich muß nicht für jeden schreiben, auch wenn ich das gerne wollte. ich muß nicht gefallen wollen. ich will dir also nicht gefallen, korrekt, ich will dir etwas sagen. das ist es, worum es hier geht.

ich denke nicht, daß s1 "schwammig" ist. die aussage ist klar.
Zitat:

du bildest wort gewebe weich wie taft
& willst dich der gefühligkeit nicht schämen
behutsam wirst du hartes sein verbrämen
& dieses ketteln braucht die ganze kraft
der vers wird und bleibt in seinem zusammenhang eindeutig und wohltemperiert. was vorausgesetzt wird, ist das wissen um den wortstamm von verbrämen und von ketteln. wer das nicht weiß, hat m.e. ein wissensproblem, ihm fehlt schlicht sprachliche fertigkeit. ich brauche dafür kein google, wikipedia, duden oder reimhilfen. es "ist alles nur in meinem kopf", sang vor kurzem ein sänger. ja, da ist es, und es nicht mein problem, wenn es in deinem nicht ist.

auch hier, dem zweiten inkriminierten vers
Zitat:

sie muss tief in dir ruhn die gottes gabe
die etwas ist das ich nicht in mir habe
sie gleicht es aus das ewig ungerade

die unwucht um des rades speichen nabe
die falsche wand in einer bienen wabe
sie ist ein fluch & dennoch eine gnade
ist der zusammenhang das wichtige. und das wissen, was eine radnabe ist, wie die unwucht physikalisch entsteht und was sie wie auslöst. wie gesagt, im kopf fängt das denken an. was nicht drin ist, hindert am denken. aber, und das ist nun einmal so, wer nichts weiß - oder zu wenig, um zu verstehen -, hat das problem. womit ich mir gestatte, den hinweis hiermit auszusprechen, vor solcher kritik zuvörderst die selbstzweifel einzuschalten und der talmudweisheit zu folgen, daß bei fingerzeigen drei auf einen selbst zurückweisen. mangelndes verstehen kann also - und ist hier - durchaus das problem des nichtverstehenden lesers sein, nicht das des autors. hier ist das nachweislich so, da keinerler fremdwörter benutzt wurden und der grad der bildungsanforderung durchaus unter dem abgeschlossenen sprachenstudium liegt (das der unterzeichner übrigens nicht hat und meist für das schreiben guter lyrik eher hinderlich hält).

soweit so gut. oder schlecht, wie man das betrachten mag.

danke jedenfalls fürs hereinlesen. daß auf deinen "mist" ein "sorry-du-bist-hier-der-mister" kommt, war eigentlich angesichts des gegenübers zu erwarten. und jetzt sollten wir beide diesen zur düngung des dichter-eilandes ausbringen und wieder dem dichten und dessen verbesserung nachgehen! ;)

nix für ungut!

lg w.

Archimedes 25.10.2012 23:33

Lieber Walter, erst mal Hochachtung, dass du dir soviel Mühe gemacht hast. Ich finde dein Gedicht vom Inhalt bzw. der Aussage sehr gut und meine, auch alles verstanden zu haben. Ich habe nur das Gefühl, dass du deine Perlen in die Gosse wirfst. Aber jeder kann hier wie er möchte. Nur finde ich geht mit der Verballhornung der deutschen Sprache etwas Wichtiges verloren.
Gruß Archimedes

Antigone 26.10.2012 07:38

blümchen dichter
 
Lieber Walther,

mich irritiert die Form deines Schreibens ebenfalls. Ich bin sogar der Ansicht, dass sie deine Forderung nach langsamerem Lesen konterkariert, weil man eben viel zu lange damit beschäftigt ist, sich die Wörter zusammenzulesen, die du konstant getrennt und klein schreibst, und nicht sich wirklich mit dem gedanklichen Inhalt beschäftigt. Ich bin auch sehr dafür, genau wie du, dass das Gedicht zum Innehalten anhalten sollte, aber das sollte man nun doch nicht mit derartigen Spielereien zu erreichen versuchen, die auf mich doch etwas dilettantisch wirken, sondern doch eher mit den Mitteln der Sprache. Und da du ein begnadeter Sonettist bist, stellst du meiner Ansicht nach mit dem Bruch des rein Formalen dein Licht unter den Scheffel.

Lieben Gruß
Antigone


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