Gedichte-Eiland

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Sidgrani 22.02.2016 07:42

Schneewanderung
 
Neue Gedichte gelingen mir zur Zeit nicht, daher stelle ich eines meiner alten ein. :)

Tief verschneiter Winterwald,
jeder Laut um mich verstummt,
aus der Ferne knistert’s kalt,
alle Bäume sind vermummt.

Schneekristalle, leicht wie Flaum,
mogeln sich auf mein Gesicht,
und ich wandre wie im Traum
durch das fahle Nebellicht.

Einsam stapf ich Schritt für Schritt
durch den pulverweichen Schnee,
die Gedanken ziehen mit,
bis ich vor dem Bergsee steh.

Hier, wo sonst Forellen steigen,
dehnt sich kalt und starr das Eis,
alles liegt in tiefem Schweigen,
nur der See knirscht zart und leis.

Reifverzierte Halme nicken,
beugen sich und werden schwer,
bis sie überladen knicken;
und der Schnee wird immer mehr.

Ich kann kaum noch etwas sehen,
es wird Zeit, ich muss zurück,
eisgehauchte Schleier wehen,
es ist noch ein weites Stück.

Lautlos fallen schwere Flocken,
dicht an dicht in großer Zahl,
Wind lässt mir den Atem stocken,
flimmernd winkt ein Licht im Tal.

Um mich wogen Baumgespenster
wie ein Spuk aus Kinderzeit,
vage grüßen lichte Fenster,
künden von Geborgenheit.

Meine Schritte werden schneller,
hinter mir die weiße Wand.
Vor mir wird es zögernd heller,
ich seh kaum noch meine Hand.

Plötzlich steh ich vor der Hütte,
im Kamin tanzt Feuerschein.
Und nur wenig später schütte
ich mir heißen Glühwein ein.

© Bild und Text Volker Rubin

Dana 22.02.2016 09:11

Lieber Sidgrani,

diese Wanderung macht wehmütig froh.:)
In mir stiegen erlebte Winter aus der Kinderzeit auf. Damals war es Spaß pur.
Danach Bilder von "Pflichtgängen" durch eisige Winter und das wohlige Gefühl beim Ankommen zu Hause.
Aber auch eben jene Wanderungen, die solche Bilder einfangen. Du hast sie wunderschön verdichtet.
Immer wieder schwirrten beim Lesen andere Gedichte und Lieder in meinem Kopf herum:
Seltsam im Nebel zu Wandern,
wir wandern durch den weißen Winterwald u. u. u. :)

Danke für dieses Erlebnis mitten im Schmuddelwetter und im warmen Zimmer.

Liebe Grüße
Dana

juli 23.02.2016 10:31

Hallo Sid,

Schön, daß du mal wieder vorbeischaust. Du schreibst: Neue Gedichte gelingen mir zur Zeit nicht, daher stelle ich eines meiner alten ein. Das ist manchmal so, man ist ja keine Maschine.
Deine Wanderung, und die dazu beschrieben Bilder lassen mich mitwandern. Auch wenn ich lieber den Frühling hätte, beschreibst du den Winter von seiner schönsten Seite. Und wenn das Wetter kalt ist, dann ist es Drinnen um so schöner.

Ich habe dein Gedicht sehr gerne gelesen, und hoffe, das du hier mehr reinschneist.:Blume::)

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Agneta 23.02.2016 20:04

Hallo Sid,
dein Werk ruft mir die Landschaft in Erinnerung, in der ich geboren bin und als Kind lebte, lange Winter, tief verschneite Wälder, raue Felsen, Eisseen.. es war eine herrliche Silhouette und ja , diese Stille habe ich nie wieder gefunden.
Heute bin ich froh, wenn es hier im Flachland nicht so schneit, aber die Bilder trägt man als Erinnerung im Herzen.
Schön geschrieben.
LG von Agneta

ravenna 24.02.2016 08:32

hallo, sid,
was für eine wundervolle beschreibung einer winterwanderung! beim bergsee musste ich an kanada denken, dann wieder an eine birkenallee, durch die gleich eine troika fährt, nebel und dichtes flockentreiben... und der abschluss war sehr schön - glühwein nach einem solchen spaziergang.
danke für das tolle gedicht.
liebe grüße, ravenna

Sidgrani 17.03.2016 10:52

Hallo,

ich danke euch für eure Gedanken zu meinem Gedicht. Schön, wenn ich es damit geschafft habe, euch in eine besondere Stimmung zu versetzen. :)

Liebe Grüße
Sid


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