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Erich Kykal 01.02.2013 13:35

Wann werden wir weiser?
 
Wir glauben zu wissen und wissen zu glauben,
und Heere von Lauschenden wie auch von Tauben,
sie wollen sich aller Erkenntnis berauben,
und schmecken nur Saures in süßesten Trauben.

Wir meinen zu lernen und lernen zu meinen,
und alle Gerechten gleichwie die Gemeinen,
sie wissen Bescheid, und man predigt den Seinen
die Wahrheiten, die unumstößlich erscheinen.

Wann lernen wir weiter, um weiter zu lernen?
Wann werden wir weiser? Es steht in den Sternen!

Dana 01.02.2013 18:59

Lieber eKy,

zuerst sei die durchgehende, gekonnte Wortspielerei gelobt: glauben zu wissen und wissen zu glauben, Lauschende und Taube, Gerechte und Gemeine usw.:)

Ob wir je weiser werden, weiß ich auch nicht. Die Sterne kümmern sich eh nicht darum oder sie wundern sich nur.

Es wird immer einzelne Weise geben, aber die legen sich mit den Gerechten und Gemeinen nicht mehr an - wozu?:cool::D

Schöne Spielerei im abgebrochenen englischen Sonett.:rolleyes:

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 01.02.2013 19:17

Hi, Dana!

Vielen Dank für das Lob! Soso, "abgebrochenes englisches Sonett" - wusste ich gar nicht. Das Gedicht ergab sich irgendwie einfach so!

Es begann gestern vor dem Einschafen (eigentlich heute, es war 4h morgens...:rolleyes:) mit dem ersten Satz von S1. Ich beschloß, mir diese interessante Zeile zu merken, da sowohl die erste Aussage wie auch ihre Spiegelung eine eigene Bedeutung hatten.

Heute vormittag erinnerte ich mich - was auch nicht immer der Fall ist - und schrieb das Gedicht.

LG, eKy

Falderwald 02.02.2013 08:08

Servus Erich,

ja, wann werden wir weiser?

Antwort: Wohl niemals.

Das gilt zumindest für die Allgemeinheit, denn Weisheit scheint mir immer nur individuell bedingt zu sein. Und das ist wohl etwas, was man nicht weitergeben kann.

Nun denn, auf jeden Fall ist dir hier eine interessante und gelungene Wortspielerei gelungen, deren Aussagen ich sehr wohl unterstreichen und nachvollziehen kann, vor allen Dingen auch deshalb, weil ich hier in einen Spiegel schaue und mich durchaus an der eigenen Nase fassen kann.

Es gibt kein allgemeingültiges Lebensrezept, kann es gar nicht geben, weil die Menschen individuell viel zu unterschiedlich sind, so daß ihre "Weisheiten" meist nur Allgemeinplätze bedienen können.
Jeder besitzt im Grunde genommen nur seine eigenen Erfahrungen. Diese können zwar u. U. für einen anderen manchmal hilfreich sein, doch niemals dessen eigene Erfahrungen ersetzen.

Kleines, aber feines Teilchen, daß mir gut gefallen hat.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 02.03.2014 23:16

Hi, Faldi!

vielen Dank für deine profunden Gedanken!

Mir ging es um Polaritäten: Wir glauben zu wissen und wissen zu glauben, wir meinen zu lernen und lernen zu meinen - das erklärt sich eigentlich selbst.
Objektivität ist immer eine Illusion! Aber um dies zu erkennen, bedarf es der Weisheit...

LG, eKy

Narvik 20.05.2014 08:50

Hallo Erich Kykal,

wir werden wohl erst dann weiser, wenn es bereits zu spät ist.
Weisheit ist sowieso eine auf Lebenserfahrung und Distanz gegenüber den Dingen beruhende, einsichtsvolle Klugheit, die individuell niemals erreicht werden kann, weil jeder seine eigene Weisheit aus der eigenen Weltanschauung ableitet und versteht.
In diesem Sinne gibt es also sogar mehrere Weisheiten.
Welche davon die richtige ist - wer weiß das schon zu sagen?

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Erich Kykal 20.05.2014 20:49

Hi, Narvik!

Danke für das Exhumieren dieser Archivleiche...:)

Die "Weisheit" ist an sich ein dehnbarer, höchst schwammiger Begriff: Wo fängt sie an, wo hört sie auf? Ob ein Handeln weise war, weiß man zumeist immer erst hinterher, und auf Individuen angewandt beschreibt der Terminus eher eine gewisse abgeklärte Grundhaltung denn einen tatsächlich objektiv einschätzbaren Zustand.
Aber als lyrische Floskel ist er universell einsetzbar - so auch hier!;):D

LG, eKy


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