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Chavali 05.03.2009 05:04

In Vollmondnächten
 

In weißen Vollmondnächten
seh ich dem Tanz der Hexen zu,
und spielend mit den Mächten
beschwören sie das Rendezvous.

Sie wiegen sich im Reigen,
das Kesselfeuer brennend heiß,
und zwischen schwarzen Zweigen
scheint Mondgestirn wie Edelweiß.

Doch hinter der Fassade
des Rituals der Hexen
seh ich die Maskerade
behaftet mit Komplexen.

So scheint oft manches, was nicht ist,
vorhanden im Gewande
von Illusion und mancher List -
als Zauberei am Rande.



Blaugold 07.03.2009 14:03

Hallo Katzi
Möglicherweise ist der Wunsch nach magischen Fähigkeiten, mit denen man sich magischen Mächten bedienen kann ein Relikt aus der Kindheit, als das sogenannte "Magische Denken" eine Phase der Intelligenzentwicklung war.
Das ist normal für einen Menschen, denn dieses Denken versucht, Zusammenhänge der Welt, die Kausalität, zu verstehen und sich in gedanklichen Spielen darin zu behaupten und zu testen, was geht um welchen Preis, bzw. wie muss man es anstellen, um das zu bekommen, was Kind/Mensch will.
Denke nur an die kleine Wunde am Ellenbogen eines Kindes, die mit "Heile Heile Segen" Sprüche und mit draufblasen der Mutter gelindert werden. Das wirkt!! Und was hat das Kind dafür getan? Gejammert und um Trost gebeten. Und quasi Linderung (von der Mutter, einer Art Schutzpatronin mit "magischen" Mächten)) damit herbeigerufen. :)
Ich schreibe dies ohne Zynik, denn die Einbildung des Menschen ist nicht zuletzt tatsächlich selbstheilend, d.h. eventuelle "schwarze Mächte" sind ebenfalls Inhalt von (Aber)Glauben und eine innere Gegenmacht "besiegt" quasi dieses "Böse".
Unter "Aufklärung" verstehe ich ein "Klärung", eine klare Erkenntnis, eine Kenntnis von den geistigen Zusammenhängen. Unter sich weiterentwickelnden Intelligenz stellt sich der Mensch von selbst die Frage, ob der Glaube z.B. an Magie etwas mit seiner Einschränkung der geistigen Einsicht in die Fähigkeiten der Einbildung selbst zu tun haben.
Menschen, die sich ernsthaft in sogenannten "Magischen Gefilden" begeben, versuchen ihr Magisches Denken nach Außen in die Welt zu transferieren.
Magisches Denken soll hier nicht mit der Annahme gleichgesetzt werden, es ermögliche echtes Zaubern. Es ist nur z.B. die fantasievolle Versinkung in die gedankliche Welt, mit der auch ein Kind Dinge "beseelt", sie also subjektiv "wie tatsächlich vorhanden" oder als lebendig ansieht. Die allermeisten Kinder können da aber durchaus differenzieren, wenn ihre Integration in die rationale, objektive Welt glückt!

Du hast in deinem Gedicht anscheinend nicht nur eine fantastische, erfundene Szene verdichtet. Durch das Aufzeigen, dass es "nur" eine Maskerade sein mag, bezieht sich der Text inhaltlich wohl auf die Realität, denn Magische Zirkel sind z.Zt. wieder in Mode.
Wie du auch im Gedicht ausdrückst, "spielen" Hexen mit Mächten. Sie fühlen sich als Gestalter des Spiels (wie Kinder). Zusätzlich sagt dein Gedicht aus, dass Maskeraden Eindrücke herstellen wollen (beeindrucken wollen). Deshalb haben wohl nicht nur HokusPokusPriesterInnen solcherart Gewänder. Du weißt bestimmt, welche "Würdenträger" noch in diesem Sinn Talare u. Ähnliches tragen. ;)
Ein Freund von mir ist Arzt. Nachdem er eine zeitlang ohne weissen Kittel praktizierte, zog er ihn zu Behandlungen wieder an. Begründung: Die Patienten glauben ihm mehr! :p

Die letzte Strophe gefällt mir inhaltlich nicht besonders gut. Ich hab mal eine Alternative heraufbeschworen :D , die nur etwas anderen Zusammenhang beschreibt:

So scheint oft manches, was nicht ist,
vorhanden im Gewande
von Illusion und mancher List
als Zauberei am Rande.


Blaugold

Chavali 07.03.2009 17:19

Liebe(r) Blaugold ;)

du hast in meinen Text so viel hineingelegt, woran ich selbst kaum gedacht habe, zumindest nicht bewusst.
Jetzt, wo ich es aus deiner Feder lese, kommt es mir vor, als wäre das meine Intention gewesen.
Das hast du ganz wunderbar ausgedrückt!
Deine Beispiele sind aus dem Leben gegriffen und der Text war von mir genauso gemeint.
Hab vielen Dank dafür.
Zitat:

Die letzte Strophe gefällt mir inhaltlich nicht besonders gut.
Ich hab mal eine Alternative heraufbeschworen....[...]
Hiermit hast du vollkommen recht und das ist auch der Pferdefuß (um beim Thema zu bleiben ;))
Mir gefällt nämlich auch besonders die letzte Zeile überhaupt nicht und hoffte, hier eine Anregung zu bekommen.
Deinen Vorschlag finde ich sehr gut und ich werde ihn höchstwahrscheinlich 1:1 übernehmen.
ich warte mal noch ein bisschen, vielleicht kommt noch ein anderer Vorschlag.


Hab nochmals herzlichen Dank für dein Interesse und die Beschäftigung mit dem Text.


Lieben Gruß,
katzi

Dana 07.03.2009 17:22

Liebe Katzi,
es scheint sich zu bestätigen - die Katzen und der Mond.:)
Auch wenn Blaugold das Ganze sehr "ernüchtert", was auch deinem Inhalt entspricht. Habt ihr schon mal in Katzenaugen geschaut? :rolleyes:

Gleich beim ersten Lesen hatte ich einen Favoriten, Strophe 2.

Ein Gedicht mit klangvollem magischem Anstrich, das zugleich mahnt, auf dem Teppich zu bleiben. Ich liebe solche Ausflüge trotzdem.

Blaugolds Vorschlag zur letzten Strophe ist sehr schön und eine gute Verbesserung.:cool:

Liebe Grüße
Dana

Chavali 11.03.2009 09:57

Liebe Dana,

wir sind vielleicht zwei Mondanbeterinnen, gell ;)
Einer Meinung sind wir auch:
Zitat:

Blaugolds Vorschlag zur letzten Strophe ist sehr schön und eine gute Verbesserung.
So mache ich mich denn an die Überarbeitung.
Zitat:

Gleich beim ersten Lesen hatte ich einen Favoriten, Strophe 2.
Das freut mich und ich sage herzlich *danke*.

Liebe Sonnengrüße :)
Mond-katzi

Leier 11.03.2009 10:05

Liebe Mondkatze!

Ich stimme allem zu, was Blaugold und Dana geschrieben haben.
Auch ich finde Blaugolds Variante sehr gut.
Auch meine Lieblingsstrophe ist die zweite.
Lediglich das "behaftet" stört mich arg. Ich verstehe das nämlich so, daß die Maskerade Komplexe verstecken oder überdecken soll. Oder habe ich falsch interpretiert?

Lieben Gruß
von
cyparis

Klatschmohn 11.03.2009 12:53

Hallo Katzi,

manchmal brauch man ein paar Anläufe für ein Gedicht :
Heut hab ich ihn.

Schau sie Dir an, die Magier und Hexen. überall siehst Du böse Verletzungen, die sie durch ihre angeblichen magischen "Machthandlungen" zu verschleiern suchen.
Ja, mit solchen "mächtigen" Gestalten kann man sehr gut die eigene Machtlosigkeit zu kompensieren versuchen.

Ich finde, dass Du das toll erkannt und geschildert hast.

Liebe Grüße,
Klatschmohn

Chavali 14.03.2009 18:29

Liebe Frühlings-cypi,
Zitat:

Ich stimme allem zu, was Blaugold und Dana geschrieben habe.
Auch ich finde Blaugolds Variante sehr gut.
Das freut mich und Blaugolds Variante habe ich mit Freude übernommen.
Zitat:

Lediglich das "behaftet" stört mich arg
Mich auch :( Habe aber keine, absolut keine Idee. Du?

Liebe Klatschmohn,
Zitat:

Ja, mit solchen "mächtigen" Gestalten kann man sehr gut die eigene Machtlosigkeit zu kompensieren versuchen.
Die eigene oder andere ihre eigenen ;)
Schön, dass du mit mir dem Tanz der Hexen zugeschaut hast.


Euch beiden ein dickes *danke*
und liebe Grüße,
katzi

Leier 14.03.2009 19:43

".. seh ich die Maskerade
vor ihren Komplexen." ?

:

"...seh ich die Maskerade
über ihren Komplexen..."?

:

"seh ich die Maskerade.
Sie dient den Komplexen" ...?


***

Anregungen
von
cyparis

Chavali 18.03.2009 10:11

Liebe cypi :)


soeben sehe ich: Du hast mir ja noch einige Anregungen hiergelassen, wie schön!

Generell find ich sie gut - aber sie passen nicht ins Versmaß:

Doch hinter der Fassade
des Rituals der Hexen
seh ich die Maskerade
behaftet mit Komplexen.

xXxXxXx
xXxXxXx
xXxXxXx
xXxXxXx

1.
Doch hinter der Fassade
des Rituals der Hexen
seh ich die Maskerade
vor ihren Komplexen.

xXxXxXx
xXxXxXx
xXxXxXx
xXxXxx

2.
Doch hinter der Fassade
des Rituals der Hexen
seh ich die Maskerade
über ihren Komplexen.

xXxXxXx
xXxXxXx
xXxXxXx
XxXxxXx

3.
Doch hinter der Fassade
des Rituals der Hexen
seh ich die Maskerade.
Sie dient den Komplexen.

xXxXxXx
xXxXxXx
xXxXxXx
xXxxXx


Siehst du, was ich meine?
Ich hätte gern was übernommen.
So bleibt mir nur mein Dank an dich und für mich weiteres Grübeln....


Liebe Grüße,
katzi


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