Gedichte-Eiland

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Chavali 17.02.2009 14:09

Serenade
 


Der Tag versinkt hinter Wolkenbändern,
ich halte den Vorhang fest in der Hand.
Kein Wind zerrt wie sonst an den Rändern.
Von meiner Insel erblick ich das Land

des Abends mit seinen purpurnen Farben.
Das Weißgrau des Nebels zieht sachte auf,
wo brennender Himmel zu Asche zerfällt.
Ich nehme das Sterben des Tages in Kauf.

Noch einmal erleuchten rote Garben,
bevor nun der glühende Ball zerschellt.
Düster erscheint die kommende Wand -
Dämmerung nimmt die Nacht an die Hand.


Leier 17.02.2009 14:35

Liebe Supikatzi,

welch farbige Dämmerungsbetrachtung - wahrlich eine Abendmusik.
Eine oder zwei Wendungen gefallen mir nicht hundertprozentig, aber ich warte erst mal die andern Kommentare ab.
Die letzte Zeile ist traumhaft schön!

Lieben Gruß
von
cyparis

Klatschmohn 17.02.2009 14:38

Liebe Katzi,

ich empfinde Dein Gedicht äußerst wohltuend in diesem grauen Matsche-patschewetter. Es gibt Hoffnung auf wonnigere und sonnigere Tage.
Ich sehe das Bild förmlich vor mir: Windstiller Abend, Sonnenuntergang, leichter Nebel zieht auf, auch die Dämmerung, nicht ohne, für mich, auf einen neuen sonnigen Morgen hinzuweisen.
Ein sehr stimmungsvolles Werk, im Kreuzreim gedichtet.

Liebe Grüße,
Klatschmohn

DerKleinePrinz* 17.02.2009 15:05

Liebe supikatzi :)

Ein abendliches Ständchen zum frühen Morgen? Na mal schauen ob dir das gelungen ist.

Strophe 1:

Zitat:

Der Tag versinkt hinter Wolkenbändern,
ich halte den Vorhang fest in der Hand.
Kein Wind zerrt wie sonst an den Rändern.
Von meiner Insel erblick ich das Land
Ich bin beim ersten Lesen über die dritte Zeile gestolpert, zumindest klang es ein wenig unrund. Bei genauerem Hinschauen bemerkt man, dass in dieser Zeile eine Silbe weniger verwendet wird als in der ersten, auf welche sie sich reimt. Der Kreuzreim ist aber in dieser Zeile sauber gearbeitet.
Inhaltlich willst du beschreiben wie der Tag dem Ende zu geht und die Nacht langsam Einzug hält.
Mir persönlich ist das Bild der Wolkenbänder noch zu schwach. Wenn man bedenkt dass du von einem Versinken des Tages sprichst erwartet man sich eigentlich ein stärkeres Argument. Mit Wolkenbändern assoziiere ich viel mehr ein paar niedliche Schäfchenwolken die es nicht schaffen die Sonne zu verdrängen. Wenn du das änhlich siehst, kannst du dir ja noch überlegen ein stärkeres Wort zu finden, damit könntest du dann auch versuchen einen anderen Reim mit Vers drei zu bilden, welcher dann eine Silbe mehr enthalten könnte, so dass diese Strophe auch von der Sicht aus optimaler wäre.
Ich habe noch eine Verständnisfrage, was meinst du mit:
Zitat:

ich halte den Vorhang fest in der Hand.
Strophe 2 und 3:

Zitat:

des Abends mit seinen purpurnen Farben.
Das Weißgrau des Nebels zieht sachte auf,
wo brennender Himmel zu Asche zerfällt.
Ich nehme das Sterben des Tages in Kauf.
Hier versuchst du es mit einem Enjambement. Ich muss ehrlich sagen, dass ich von der Sorte schon bessere gelesen habe, zumal sich die purpurnen Farben und der weißgraue Nebel ein bisschen im Weg stehen. Findest du nicht?
Jetzt beginnt auch ein interessantes Reimschema, welches sich bis zum Ende des Gedichtes zieht.

Zitat:

Der Tag versinkt hinter Wolkenbändern, A
ich halte den Vorhang fest in der Hand. B
Kein Wind zerrt wie sonst an den Rändern. A
Von meiner Insel erblick ich das Land B

des Abends mit seinen purpurnen Farben. C
Das Weißgrau des Nebels zieht sachte auf, D
wo brennender Himmel zu Asche zerfällt. E
Ich nehme das Sterben des Tages in Kauf. D

Noch einmal erleuchten rote Garben, C
bevor nun der glühende Ball zerschellt. E
Düster erscheint die kommende Wand - B
Dämmerung nimmt die Nacht an die Hand. B
Das sieht zwar ein bisschen Konfus aus, hat aber durchaus eine gewissen Dynamik. Jedoch müsste man dann auch die Silbenanzahl anpassen finde ich. In der letzten Strophe hat die erste Zeile eine Silbe mehr als der Rest. Zuerst dachte ich, das kommt daher, weil sie sich auf die erste der zweiten Strophe reimt, aber die hat wiederrum auch noch eine Silbe mehr. Das würde zumindest erklären, dass es für mich beim Lesen nicht ganz rund war.

So jetzt hab' ich aber erstmal genug gemeckert, denn dein Gedicht ist ja garnicht so schlecht, nicht das noch ein falscher Eindruck entsteht. Ich denke wenn du es nochmal ein bisschen überarbeitest wäre es bald optimal. :)

Liebe Grüße
Der Kleine Prinz*

Chavali 17.02.2009 17:08

Liebe cypi,
Zitat:

welch farbige Dämmerungsbetrachtung - wahrlich eine Abendmusik.
Freut mich, wenn du dem Text ein wenig abgewinnen konntest.
Vielleicht kann ich an dieser oder jener Stelle noch ein wenig nachbessern, schaun wir mal...
Hab lieben Dank!

Liebe Klatschmohn,

du hast dir aus den Zeilen ein ganz eigenes Bild gebastelt und das finde ich bemerkenswert :)
Warum nicht den Text so interpretieren, wie du es getan hast?
Zitat:

Ein sehr stimmungsvolles Werk, im Kreuzreim gedichtet.
Vielen Dank für deine freundlichen Worte.

Lieber Prinzi*,
Zitat:

Ein abendliches Ständchen zum frühen Morgen?
Früher Morgen? Wie das? :o

Du hast dich wieder sehr intensiv mit dem Text befasst und ich erkenne dadurch, dass hier und da noch gefeilt werden sollte.
Vielleicht kann ich für die 'Wolkenbänder' tatsächlich noch ein stärkeres Wort finden.
Was nun die Verbindung der S2 zu S3 betrifft:
Wenn die purpurne Farbe (der untergehenden Sonne) verschwunden ist, zieht in meiner Fantasiewelt weißer Nebel auf -
an der Schwelle zwischen Tag und Nacht.
Zitat:

Jedoch müsste man dann auch die Silbenanzahl anpassen
Ich werde mir nochmal das Versmaß vornehmen, möglicherweise kann ich die Silbenanzahl anpassen.

Hab Dank für dein Interesse und die wertvollen Tipps.


Liebe Grüße an euch drei,
katzi

Falderwald 17.02.2009 19:57

Liebe Katzi,

deine Abendständchen aus der Inselperspektive zeichnet dem Leser schöne Bilder.
Irgendwie sehe ich die Farbenpracht der untergehenden Sonne vor meinem inneren Auge.
Es entsteht so ein richtiges Déjà-vu Erlebnis. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ich in einer Gegend wohne, wo sich ein See an den anderen reiht und Inseln auch keine Mangelware sind.

Dein Gedicht könnte auch als harmonische Naturbeschreibung durchgehen, doch erkenne ich schon das Fantastische darin, denn es ist ja auch irgendwie eine (abendliche) Traumwelt, die sich hier vorstellt.

Im Gegensatz zum Prinzen stört mich die die Silbenzahl der letzten beiden Zeilen in der dritten Strophe nicht, im Gegenteil.
Ich halte das sogar für ein legitimes Stilmittel.
Du beginnst sonst jede Zeile mit einer unbetonten Silbe, hier jedoch mit einer unbetonten. Das kommt m.E. beim Lesen als guter Abschluss.

Einige Schwachstellen hat dir der "Kleine" ja schon aufgezeigt, so daß ich darauf nicht weiter eingehen muss.

Insgesamt ein schönes Gedicht, daß ich gerne gelesen und kommentiert habe...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

ginTon 17.02.2009 23:30

Liebes Katzi, :)

und wieder trifft diese Schwermut mich mitten ins Herz und man fällt regelrecht in melancholische Stimmung. In meinen Augen ist die Reflexion des Tages und des hereinbrechenden Zwielichtes sehr gut untermalt, irgendwie erscheint es ruhig "kein Wind zerrt" und ich will nicht sagen sich mit etwas abfinden "Ich nehme das Sterben des Tages in Kauf" sondern eher sagen wir sogar eine gewisse Sehnsuchtshaltung die sich dem Tag entzieht. Zwar sind es sehr dunkle Bilder die gemalt werden "düster, Dämmerung, kommende Wand" doch diese scheinen eine stoische Ruhe auszustrahlen, die keine Angst hinterlässt, sondern eher ein gut. inhaltlich wie gesagt sehr schön reflektiert...

wenn ich die Form näher betrachte, wiegt diese genau in jene Stimmung hinein und dies liegt zumindest so weit ich dies interpretieren kann an den relativ gleichen Silbenanzahlen (10,10,9,10/10,10,11,11/10,10,9,9) mit wechselnden Metrum in den Zeilen..ich denke schon einmal gelesen zu haben, das moderne lyriker wie zB majakowski dieses phänomen einsetzten, habe es jedoch in dieser Art noch nicht gelesen und mich überzeugt es immer wieder aufs neue...einen text habe ich zumindest einmal in dem sinne geschrieben und der klang war in jenen metrisch freieren versen tief und in den strengeren rhythmisch, was ja auch anhand der wellenform logisch ist xXxXx usw.
sehe ich mir allein die erste Zeile an begegnet mir dieses phänomen der Tiefe..für mich ergeben sich mehrere Möglichkeiten, den eines betonten Artikels wie bei Rilke zB oder einer unbetonten Stammsilbe wie bei Goethe und anderen, sowie natürlich eines Hebungspralls wenn man die Zeilen untereinandersetzt, zusammenfassend:

Der Tag versinkt hinter Wolkenbändern,
XxxXxxXxXx
xXxXxxXxXx
xXxX | XxXxXx usw Hebungsprall wenn:
Der Tag versinkt |
......................hinter Wolkenbändern,

soweit meine Ausführungen dazu, vorerst....ein sehr schönes Werk :)

liebe grüße basti

Chavali 19.02.2009 13:39

Lieber Faldi,

hab herzlichen Dank für deine Replik!
Deine Gedanken dazu kann ich sehr gut nachvollziehen.

Was nun die Silbenanzahl der Zeilen 3 und 4 i S3 angeht - so konnte ich mich immer noch nicht entscheiden,
daran etwas zu verändern. Und du stimmst mir ja auch zu, dass die unrterschiedliche Anzahl der Silben als Stilmittel gelten kann:
Zitat:

Im Gegensatz zum Prinzen stört mich die die Silbenzahl der letzten beiden Zeilen in der dritten Strophe nicht, im Gegenteil.
Ich halte das sogar für ein legitimes Stilmittel.
Du beginnst sonst jede Zeile mit einer unbetonten Silbe, hier jedoch mit einer unbetonten. Das kommt m.E. beim Lesen als guter Abschluss.

Lieber basti,

du hast dich sehr ausführlich mit dem Text befasst, was ich bewundere :)
Ich bin dir sehr dankbar, dass du mir etwas aufgezeigt hast, woran ich beim Schreiben gar nicht gedacht habe.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie weit du in die Texte eintauchst.
Zitat:

und wieder trifft diese Schwermut mich mitten ins Herz und man fällt regelrecht in melancholische Stimmung.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen finde es wunderbar, dass du trotzdem einen postiven Aspekt herausliest:
Zitat:

Zwar sind es sehr dunkle Bilder die gemalt werden "düster, Dämmerung, kommende Wand"
doch diese scheinen eine stoische Ruhe auszustrahlen, die keine Angst hinterlässt, sondern eher ein gut.
Beeindruckend!
Herzlichen Dank!


Liebe Grüße an euch zwei,
katzi


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