Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 31.08.2016 12:22

Aus dem Dunkel
 
Lass ein Licht an über Nächte,
die bewegt und stürmisch sind.
Weiter, als man jemals dächte,
leuchte es dem Herz entgegen,
das durch Finsternis und Regen
dir entgegenwächst, mein Kind.

Lass die Tür in solchen Stunden
einen Spaltbreit offen sein.
Weiter, als ich je empfunden,
strahlt die Wärme deines Feuers
über meines Ungeheuers
Eis und kalte Seelenpein.

Lass dein Wesen mich bezähmen,
der ich aus der Dunkelheit
und Gedanken, die beschämen,
mich in deine Stube rette,
bis des Frierens Folterkette
schmilzt in deiner Zärtlichkeit.

Dana 01.09.2016 21:14

Lieber eKy,

mir gefällt Dein Gedicht sehr gut, ich lese es wiederholt.
Gleichzeitig merke ich aber, dass Du mit den letzten Gedichten tiefer tauchst und es mir weniger gelingt Deiner Intention zu folgen. Das darf jedoch meine Schwäche bleiben, denn Deine Antworten helfen mir sehr schön weiter.:Blume:
Es mag an mir liegen.:(
Der letzte Vers in der 1. Strophe ließ mein Herz schneller schlagen. Dem Kinde liebend entgegenwachsen - als könnte ich nichts anderes verstehen.:o

Die Tragik eines in seelenpein in sich gefangenen folgt in den nächsten zwei Strophen und trennt (mich beim Lesen) von Kindes- und Mutterliebe.

Allerdings weiß ich auch um die lyrische Bezeichnung von Kind für die Geliebte.
Dann erschließt sich alles wieder.
Es könnte aber auch ein Sohn sein, der sich nach Mutterliebe sehnt.

(Ich zünde sehr oft einfach Teelichte zur Nacht für meine Kinder an. Durch dieses Vermischen von Metapher und eigen gelebter Realität fällt mir evtl. ein Verstehen schwerer.:confused:)

Trotzdem habe ich wieder einen echten Kykal gern gelesen.

Liebe Grüße
Dana

juli 02.09.2016 13:55

Hallo eKy :)
 
Das Gedicht beeindruckt mich, weil es so innig, liebevoll und auch etwas melancholisch ist.:Herz:

Hier sehnt sich jemand nach Zuneigung, das "Licht anlassen", "die Tür auflassen" sind Zeichen dafür, das Nähe gewünscht wird.

Die letzte S. zeigt die Seelenpein desjenigen, der sich die Liebe und Nähe erhofft. Nimm kein Wort weg! Das ganze Gedicht läßt mich teilnehmen an dem Wunsch nicht alleine zu sein. Beschützt und geborgen zu sein, denn das bedeutet auch Liebe. Es könnte Mutterliebe sein, könnte aber auch an die Väter gerichtet sein. Möglich wäre auch eine Frau,die den Gepeinigten / Fragenden bändigt.

Dana hat Recht: ein echter Kykal:Blume::):Blume: wunderschön

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal 03.09.2016 00:40

Hi Dana, Sy!

Das Ganze hat etwas bildlich Märchenhaftes. Es ist der Mann, der Wilde, das Tier, das von Wärme, Geborgenheit und Liebe gezähmt sein will. Ein leicht verschlüsseltes Gleichnis.
Ich wollte es betont flüssig schreiben, mit langen, zeilenübergreifenden Sätzen.

Aus dem Dunkel, der Kälte, der Angst dieser Welt (stürmische Nacht) bittet ein Liebender/ein zu Rettender sein Mädchen, ihm ein Licht (Symbol für Geborgenheit, Rettung) ins Fenster zu stellen und die Tür unversperrt zu lassen, sei es ins Haus oder in ihr Herz, damit was an Eis aus Schuld, Reue und Weh sich um ihn angesammelt hat, in ihrer warmen Umarmung, sprich Liebe, schmelzen kann.

Früher war es geläufig, schöne junge Frauen als "schönes Kind" oder "mein Kind" anzusprechen, vor allem wenn die Adressanten oder Bewunderer, wie damals üblich, älter als die junge Frau waren.
Das hat mit dem früheren Frauenbild zutun, das ihnen lebenslange Naivität und beschränkte Intelligenz unterstellte. Da lag es nicht fern, ein junges Mädel auch noch mit Mitte Zwanzig "mein Kind" oder "gutes Kind" zu rufen. Das galt sogar als galant, teilte man der Adressatin damit doch mit, dass man sie noch als jung und faltenfrei erkannte, also wurden zuweilen auch ältere Frauen so gerufen, wenn man ihnen ein indirektes Kompliment machen wollte.
Ihr dürft nicht glauben, dass sich damals alle Kerls insgeheim boshaft die Hände rieben: "Immer schön demütig und gehorsam halten, die Weiber!" An dem damaligen Voksglauben, verursacht durch Jahrtausende männlicher Dominanz, war nichts Boshaftes. Man wollte die Frau nicht als solche herabwürdigen, man dachte aufrichtig, dass der Mann einfach klüger, begabter und willensstärker sei. Es war ebenso wenig kränkend gemeint, als wie wenn man zu einem Stein sagte: "Du bist ein Stein!" Es war anerkannte Ansicht, kaum jemand stellt es jahrhundertelang in Frage. Klar, aus heutiger Sicht unseres Kulturkreises ein Vorurteil, unbedacht - aber damals wusste man eben vieles noch nicht, was heute jeder Schüler lernt!
Ich bin sicher, in 200 Jahren wird man milde lächelnd auf unsere Zeit zurückblicken und sich wundern: Warum haben die so einen Schwachsinn voneinander geglaubt!? Das müssen die doch mit Absicht gemacht haben, weil sie nach einem Grund für Unterdrückung oder Ausgrenzung suchten!

Und natürlich brauchte ich einen brauchbaren Reim auf "sind" ... :rolleyes:

Weil meine Zeilen an alte Texte solcher Art erinnern, bediente ich mich dieses Ausdrucks. Mit Sex mit Minderjährigen hat das nichts zu tun, und Mutter war natürlich auch keine gemeint.

LG, eKy


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