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Leier 11.03.2009 18:01

Geißen-Peter
 
Der war einer, der Geißen-Peter!
Frisch, jungen Blutes und in allen Dingen recht übermütig. Als besten Geißenhüter hat man ihn gelobt, mochte er auch ein wenig wild sein.
Seine größte Fertigkeit aber war das Flötenspiel.
Hatte sich eine Flöte geschnitzt, die konnte er schluchzen und jubeln lassen, daß es eine Kunst war. Spielte auf, daß die Musik in Herzen, Seelen und Träume drang.
Hatte auch mit diesem Spiel den Leitbock seiner Herde in der Hand - der folgte nach des Hüters Lust und Laune, im Gefolge die Herde.

Peter schielte immer wieder voller Verlangen nach dem Vreni.
Vreni war eine, die mit Worten nicht zu fangen war. Fromm. Bescheiden. Aber widerständig.
Das lockte den Peter arg.
Einmal, nach dem Kirchgang, vermocht er das Vreni zu bereden, daß es mit ihm hochstieg auf die Alm zu den Geißen. Weil der Peter ihm doch zeigen wollt, was er mit seiner Musik zustandebringt.

Leichtfüßig, schnell waren sie oben. Die Alm am Tobel lag im Licht. Heiß in der Sonne.
Der Peter prahlte flinkmundig mit seiner Flötenkunst und hub an.
Der Geißbock blickte hin zu ihm mit seinen gelben Augen. Wie fragend.
Toller wurde des Peters Spiel. Wollte den Alten hin pfeifen an den Abgrund, zum Tobel hin. Sein Können zu beweisen.
Die Geißen folgten dem Gelbäugigen. Peter, toll geworden, rief mit der Pfeife ein "Hinab!". Die Herde sprang, taumelte, stürzte.
Dem triumphierend pfeifenden und lachenden Peter schaute der Geißbock tief und streng in die Augen. Sprang dann als Letzer. Den Peter mitreißend in die Tiefe.

.

Ibiado 12.03.2009 13:52

Hallo Cyparis,
ein flaues Gefühl nach dem Lesen zu erzeugen, ist dir gelungen. Den Geißbock versteh ich. Der will, dass die Geißen ihm folgen und nicht nach Peters Pfeife tanzen. Aus lauter Angeberei spielt Peter den Pascha über einen Harem, der ihm nicht gehört. Nimmt dem Bock das, worum er ihn wohl lange beneidet hat. Arg dumm von ihm, denn er hat ja gerade Schritte getan, selbst ein "Geißlein" für sich zu erwerben. Packt aber alles ganz verkehrt an. Imponieren, Macht ausüben, Rivalen demütigen, letztlich wohl auch dem Vreni nur Machtanspüche und Unterwürfigkeitsforderungen entgegenbringen statt Liebe, statt zu werben, wie es sich für anständige Hirten und Musiker gehört - das gehört bestraft. Also eine recht moralische Geschichte, aus der alle Vrenelis lernen können: Schau dir genau an, mit wem du naufsteigst zur Alm! Schau hin, wie der mit "seine Leut" umgeht!
Der Geißbock tut mir leid - aber ich hätt's net anders gemacht alswie er.
Gut erzählt, keinSatz und kein Wort zu viel. Manche Ausdücke a bisserl altertümlich, aber das war wohl Absicht.
Lieben Gruß
Ibiado

Leier 12.03.2009 14:03

Ja, lieber Ibiado,

so ein bissel moralisch wollte die Geschichte schon daherkommen.
Aber im Grunde eine andre, als von Dir gemeinte, Moral:
Versündige Dich nicht an der Kreatur

ist mein Credo.

Hab Dank für Deinen ausführlichen Kommentar!

Lieben Gruß
von
cyparis

Panzerknacker 19.03.2009 06:24

Zuerst Cypa, dachte ich,

jetzt erzählst du mit deinen Worten die Geschichte der Heidi. Wegeb dem Geißenpeter. Als ich dann aber das Vreneli auftauchen las, wollte ich dir schreiben: Cypa, du hast die Namen verwechselt.
Am Ende musste ich feststellen, du erzählst eine eigene Geschichte und willst uns zum Nachdenken auffordern. Des ist dir gut gelungen. Wenigstens bei mir,
der Michael grüßt

Leier 20.03.2009 07:31

Lieber Panzerknacker,

hab schönen Dank für Deinen Komentar!
Mit dem "Heidi" hab ich nix am Hut, habs auch nur 1 x gelesen. Ich war mehr für Karl May.
Schön, daß meine Aufforderung zum Nachdenken Erfolg hatte!

Lieben Gruß
von
cyparis

a.c.larin 13.08.2009 16:26

liebe cyparis ,
das könnte ein krimi sein!
aber: ich find den anfang gut , den schluss perfekt und in der mitte - fehlt mir die mitte!
ich meine, die geschichte ist (aus meinem blickwinkel) etwas zu kurz geraten, man könnte noch mehr heraus holen. irgendwie kann ichs bei der kürze nicht glauben , dass der peter so rasch in den wahnsinn angedriftet sein soll. mach sie länger!
erzähl noch, wie die vreni ihm mein bisschen hoffnung gemacht hat,wie sie gespielt hat mit seiner bewunderung, wie sein blut so schön langsam ins kochen kam, wie er sich immer mehr nach ihr verzehrte, bis er sich schließlich zu dem frevel verstieg , zu sagen :Hinab! ( wie heißt das so schön: halb zog sie ihn, halb sank er hin?), sich dem triumphe so nahe wähnend in den tode stürzend...
und die vreni? sie war schließlich augenzeugin? wie mag es ihr wohl ergangen sein? hat sie die ganze episode cool abgeschüttelt? ist sie daran zerbrochen? hat sie sich hinterhergestürzt, asu schuld oder schamgefühl?

lass den leser sich schon vorher fürchten, böses ahnen ....
umso mehr trifft dann die dramatik mit wucht....
da muss einem die spucke wegbleiben!

hoffe, du kannst damit was anfangen!
liebe grüße,
larin

Leier 18.08.2009 08:54

Liebe larin,

Hochmut kommt vor dem Fall.
Das vreni wird wohl heulend und schreiend ins Dorf gelaufen sein.
Nein, ich baue nicht aus. Das Wort Kurzgeschichte nehm ich wörtlich und ich finde, je knapper, desto besser.
Geschmacksache.
Hab Dank!

Lieben Gruß
von
cyparis

Pedro 01.11.2009 15:39

Hallo cyparis,

dein Text hat geringen Umfang, du steigst sofort in die "Handlung" ein, hast am Schluss eine Pointe, die ich nicht so erwartet hatte.
Du zeigst, statt nur zu erzählen, gebrauchst eine einfache Sprache, die zum Text passt.

Ich finde deinen Text nicht zu kurz, da fehlt für mich nichts!

Ein außergewöhnlicher Text, der mir gefallen hat.

Das Ganze eine Metapher für...?

Gruß

Pedro

Leier 01.11.2009 18:23

Hallo, willkommen und guten Abend, Pedro!

In meinen "Alpensagen" soll es - wozu sonst stelle ich es in Kurzgeschichten ein? - knapp geschildert werden.
Genau so soll m.E. mit dem Geschehen umgegangen werden.
Deswegen schmeckt mir Dein Kommentar besonders gut.

Lieben Gruß
von
cyparis

Elly 01.11.2009 18:33

Hallo Cyparis,

was bin ich doch froh, dass so mancher Stöberer Texte ans Licht holt, auf die ich sonst vielleicht gar nicht gestoßen wäre.

Und wieder bin ich von der Prägnanz deiner Kurzprosa beeindruckt!
(und mit viel Freude muss ich an Philemon und Baucis in der Schweiz denken)

Auch ich war vom Ende überrascht... schön auf die falsche Fährte gelockt ;)... wer hätte nicht gedacht, dass das Peterli dem Vreneli an die Wäsche will... obwohl das natürlich auch wieder viel zu simpel gewesen wäre.

Allerdings muss ich zugeben, dass sich mir die Rivalität zwischen Peter und dem Geißbock nicht auf Anhieb erschlossen hat... aber manchmal neige ich auch zu einer gewissen Schwerfälligkeit :o

Liebe Grüße
von Elly


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