Gedichte-Eiland

Gedichte-Eiland (http://www.gedichte-eiland.de/index.php)
-   Abends am Strand (http://www.gedichte-eiland.de/forumdisplay.php?f=16)
-   -   Liebestraum (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=173)

Leier 18.02.2009 10:39

Liebestraum
 
-


Ich fühlte mich von seinem Blick umflossen.
Er war so jung und so geheimnisvoll.
So richtungslos war er, so unentschlossen
und ich, zum Grabensprung bereit, schon toll.

Er sprang zuerst. Ich, matt, mit zagen Schritten,
fand wartend ihn und fasste ihn und hielt den Arm,
der warm um meine Mitte sich dann schlang
- so weich! so warm! -
und fragte tief in seine Augen ihn dann bang:

"Bist jemals Du vorher im Traum geritten?
Warst wirklich Du ein Reiter nächtelang?"

Aus seinen Augen traf mich süßer Spott,
als sei ich Narr und er ein junger Gott.
Er hieß mich sanft, mich auszustrecken,
mich ihm zu geben ohne lange Zier,
und sprach von Freuden, vom Erwecken.
Und zart lag er. Ah, wie lag er neben mir!

Ich harrte stumm der süßen Freuden,
die er mir zärtlich zugedacht'
so leichthin zwischen Kommen-Scheiden.
Darüber wurd es Mitternacht.
Ich wußt nicht: ist's Entzücken
oder Leiden,
Sehnsucht oder doch Verlangen?
Ah, wie unsre Blicke sich verschlangen!
Wir fragten nicht nach Dach, nach Hütte..
Kissen wurde Strohes Schütte,

Lager ward uns frisches Holz.
Leidenschaften steilten stolz
wie je ein Stolz sich drohend zeigte
oder demutsvoll dann neigte...

zu einem sanften, zarten, süßen Kuß
an Lippen, deren Überfluß
im Fließen neuen Fluß gebiert.
Feuer hat den Brand geschürt...

so brannt es tage-, nächtelang.
Erwachen? Ach, wie bin ich bang.

Hakenarmholzbeinpietje 18.02.2009 20:05

Ja, Louis,

das erinnert mich daran, wie ich damals als noch sehr junger Seewelpe eine Nacht mir der Pferde-Lilly verbracht habe, der Mutter des Pferdehändlers, die dort mit im Haus wohnte. Ich wollte eigentlich zur Schimmel-Rosi, dessen Tochter, die aufgrund ihrer festen Flanken und ihres weißen Teints so genannt wurde. Nur, ich war jung und kurzsichtig, es war Nacht und das Haus sah von allen Seiten gleich aus. So bin ich natürlich mit der viel zu kurzen Leiter durch das falsche Fenster und in das falsche Bett gekrochen. Es kam mir gleich komisch vor, dass sie ihren Faltenrock nicht ausziehen wollte und auch der Geruch erinnerte mich an meine Großmutter, doch ich durfte ja das Licht nicht anmachen - und was soll ich sagen, bei Neptun, es war toll und es reut mich nicht einen Haifischzahn meine Seehundwelpenschaft bei der 70-jährigen Pferde-Lilly verloren zu haben - ganz im Gegenteil - lange Zeit fand ich kein jüngeres Weib, die ihr an Erfahrenheit hätte gleichkommen können.

Gern gelesen
sacht
Hakenpietje

Leier 18.02.2009 20:46

Der Alten Küsse sind zwar weich,
und darum sehr zu loben.
Das liegt daran: Im Himmelreich
sind Zähne schon, hoch oben.

Jedoch in Kammer und in Scheuer
ist ein zarter rechter Biß mir lieb und teuer!

So long und ahoi!

cyparis

Klatschmohn 15.03.2009 08:56

Liebe Cypi,

die Antwort von Pitje finde ich voll daneben. Gerade wo ich ein bisschen durch Deine Gedichte schweife, sehe ich hier dieses leidenschaftliche Gedicht und bin beeindruckt. Auch wenn es "nur " ein Traum war.

Liebe Grüße,
Klatschmohn

norbert 17.03.2009 12:32

liebe cyparis,
ein sehr schönes, intim verspieltes gedicht über eine von unschuld und sehnsucht getragene stimmung im "hier und jetzt"!
es liest sich für mich sehr erotisch!
einzig störend finde ich die worte:
"Über oder unter mir? " - das ist zu trivial und passt m.m.n. nicht ins gesamtbild...
liebe grüße
norbert

Leier 17.03.2009 12:40

Oh, lieber norbert!

Hab Dank für Dein Lob.
Ich habs zwar gern erotisch, aber nicht gern derb.

Hast Du eine Anregung, damit ich das von Dir Erwähnte verbessern kann, bzw. "enttrivialisieren"?

Lieben Gruß
von
cyparis

ReinART 17.03.2009 16:17

Liebe Cyparis
ja, ein wundervoller Rückblick oder Traum, Wunsch oder was auch immer...
Hat mich mitgetragen.
Einzig hier habe ich Probleme:
Zitat:

Wir fragten nicht nach Haus, nach Hütte..
Kissen wurde Srohes Schütte,
was ist Srohes Schütte???

...und dann kommt mir der Reim doch verdächtig erzwungen vor;),
denn Haus und Hütte meinen eigentlich das Gleiche abgesehen davon, dass es sich etwas zu dilettantisch für Dei sonstiges Niveau anhört:(
Aber nur das... alles andere in gewohnt ästhetischer und cyprianischer Manier
Lieben Gruß
reinhard

Leier 17.03.2009 16:31

Lieber ReinArt,

die Strohschütte hatte ich zuerst, dann bot sich natürlich die Hütte an.
Ich hab ein klein wenig modifiziert und den Fehler verbessert.
Danke für Deinen scharfen Blick!

Aber eine kleine (wichtige) Besonderheit ist keinem von Euch allen aufgefallen - sonderbar!

Lieben Gruß
von
cyparis

Lena 18.03.2009 11:35

Liebe Cyparis


Zitat:

Zitat von cyparis (Beitrag 994)
-
Aus seinen Augen traf mich süßer Spott,
als sei ich Narr und er ein junger Gott.
Er hieß mich sanft, mich auszustrecken,
mich ihm zu geben ohne lange Zier,
und sprach von Freuden, vom Erwecken.
Und zart lag er. Über oder unter mir? ..Mal über, unter mir.

Wie fein rein, und wie erotisch. Dein "Über oder unter mir?" empfinde ich bei deiner schönen Sprache zu direkt.

Es ist deine Sprache die mich auch hier absolut überzeugt. Vom Sprachklang her ist es für mich wie eine erzählte Geschichte.

Wunderschön liebe Cyparis.

Lena :)

Leier 18.03.2009 11:58

Liebe lena,

ich habe die Stelle notdürftig geändert, werde aber noch darüber träumen, vielleicht gelingt mir Besseres.
Es i s t eine erzählte Traum-Geschichte, liebe Lena. An der auch Dir wohl nicht die kleine Besonderheit aufgefallen ist.
In Dir finde ich eine fast stets Gleichgesinnte, wenn es um Lyrik geht. Das wärmt sehr.
Auf diese Wärme möchte ich nicht mehr verzichten. Weil sie aus Deinem Inneren kommt.

Und wann kommst Du?
(zu meinem Dichter-Treffen)...

Liebe Grüße von
cyparis


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 10:45 Uhr.

Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg