Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 13.09.2015 12:27

Einseitiges Urteil
 
Wie leichthin ist ein Urteil oft gefunden,
empfindet man Scharade als zu echt.
Man meint sich ohne Gegenwort zurecht
dem falsch geglaubten Freunde jäh entbunden.

Wie muss es diesen doch zutiefst verwunden,
wenn weiterhin man freundlich mit ihm zecht,
als wüsste man ihn würdig und gerecht,
verlebte mit ihm gern die leichten Stunden.

Doch ist er fort, bestraft man ihn mit Schweigen
und findet niemals mehr ein offnes Wort,
als wollte man ihm so Verachtung zeigen

für alles, was die Seele so erboste -
als müsste er doch wissen um den Tort!
Und nicht einmal Vergebung bleibt zum Troste.

Dana 13.09.2015 19:07

Lieber eKy,

einseitige Urteile werden öfter gefällt, als wir es ahnen. Wir erfahren hier und dort davon und vergessen sie. So ist das Leben.
Ist man persönlich betroffen, dauert der Schmerz an und scheint unvergänglich.
Wird solch ein Schmerz im Gedicht (Sonett) dargeboten, in einem sehr guten, nimmt der Leser ihn erinnernd auf und denkt wieder nach.

Ich denke nicht ausschließlich als "Betroffene" nach. Die Zeit hat das ihre getan.

Man ist "offener", wenn man als "Dritter" erlebt. Man wird ins Vertrauen gezogen, nicht selten von beiden "Parteien" und reflektiert. So habe ich es ebenso oft erlebt und für mich einen Unterschied in der Betrachtung erkannt.

Freundschaften werden manchmal über Jahre getragen. Die Zeit allein unterstützt den Wert.
Ich habe solche Freundschaften in nächster Nähe beobachtet. Man kam leicht miteinander aus - hat aber nie wirklich miteinander gesprochen. Alles war beständig, sicher und nur gut. Es wurde gar mit Jahrzehnten der Freundschaft "geprahlt". Sie bestand im guten Einvernehmen, aber die beiden kannten sich nicht einmal wirklich. Sie bestanden darauf, dass "echte Freunde" nie streiten. Einzig darin bestand ihr Begriff von Freundschaft.:confused:

Ich füge das als Beobachtung nur ein.
Es lohnt immer der Versuch, zu reden, sich zu erklären und zu hinterfragen.
Ist der andere nicht dazu bereit (fähig) - dann hat man erst die Chance die Freundschaft an sich zu hinterfragen.

Solche Gedanken bewirkt dein Sonett. Die Gedanken finde ich wichtig und das Sonett nur schön.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 13.09.2015 21:09

Hi, Dana!

Danke für die Reflektion! Auch ich musste schon "Dritter" und Vermittler sein, und leider nicht immer mit Erfolg.

In diesem Fall ist es die 3. und letzte lyrische Auseinandersetzung mit den leidvollen Erlebnissen dieses Sommers.

LG, eKy

Agneta 13.09.2015 22:28

Schmerz spricht aus diesem Sonett, lieber Erich, und nimmt einen gefangen.

Freundschaft, das ist ein hehres Gut. Der Prot ist einer, der nur echte Freundschaft zulässt und nicht heucheln will. das spricht für ihn.
Doch das Leben ist geprägt von Missverständnissen, Worten, die dahingesagt werden ohne Nachzudenken.
Echte Freundschaft muss auch Konflikt aushalten, ehrliche.
Die meisten aber trauen sich dazu nicht und verlieren sich gerade deshalb.

Ein nachhaltiges Sonett, das nachdenken lässt - dennoch bin ich der Ansicht, der ich mal in einem Apho Ausdruck verliehen habe:

"Ein falscher Freund ist schlimmer als ein echter Feind".

Darum differenziere ich persönlich genau zwischen Bekannten und Freunden.

LG von Agneta:Blume:

juli 14.09.2015 11:46

Lieber eKy :)
 
Es ist immer schwer, wenn eine Freundschaft zu Ende geht. Ich kenne diese Situation als Betroffene und als Zuschauende. Auch habe ich schon versucht zu schlichten..... zwischen Zwei ( ehegemaligen )Freunden, doch ist erstmal Schweigen zwischen den Menschen, dann wachsen die inneren Grenzen. Das Blatt wendet sich und die Gedanken widmen sich dem Trennendem. Es ist schwer sich nach einer Freundschaft, der neuen Leere zu stellen und wieder ein Blickwinkel auf das Ganze zu bekommen. Manchmal hilft da nur die Zeit.:rolleyes::)

Dein Sonett berührt und gibt die Traurigkeit die in dem Thema steckt, an den Leser weiter.

Sehr gerne gelesen.:Blume::Blume::Blume:

Liebe Grüße sy

Erich Kykal 14.09.2015 15:02

Hi, Agneta, Sy!

Vielen Dank für eure vertiefenden Beiträge - ihr habt die Quintessenz der Aussage wunderbar auf den Punkt gebracht.

LG, eKy


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