Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 25.07.2019 10:08

Niedere Beweggründe
 
Papa schlägt mich heute wieder,
Mama schaut nur wieder weg.
Jeden Abend wunde Glieder,
jeder Morgen ist aus Dreck.

Papa fasst mich heute wieder
komisch in der Mitte an,
Mama schlägt die Augen nieder,
zahlt den Preis für einen Mann.

Papa droht, ich müsse schweigen,
sonst ist Mama ganz allein,
muss ihm meine Mumu zeigen
und bei allem artig sein.

Papa bringt sich manchmal Kumpel
mit zu Bier und Missetat,
und ich halte still und humpel
nachher weg und weiß nicht Rat.

Papa sagt, dass seine Fotzen
hier die allerbesten sind,
und ich muss ins Kissen kotzen
als sein Eigentum, sein Kind.

Hans Beislschmidt 25.10.2019 23:50

Hey Erich, ein Gedicht wie ein Peitschenhieb. Bei der ersten Zeile dachte ich noch, dass die frühe Gewalt dem späteren Plot schaden könnte aber der Mensch ist ein grausames Stück Scheiße zuweilen und du hast die Schraube immer weiter zugezogen bis V5. Interessant auch der Wechsel dort von der Kindersprache in den Erwachsenenjargon. Zynisch, traurig, brutal aber wahr. Gruß vom Hans

Erich Kykal 26.10.2019 18:54

Hi Hans!

Missbrauch findet in allen Gesellschaftsschichten statt, aber ganz unten erscheint er besonders brutal, grausam und gefühllos - vor allem, wenn so ein bildungsferner machohafter Erzprolo mit seinen "wohldressierten Fotzen" angeben muss ...
Hab ich selbst schon erlebt, zwar zum Glück nicht mit involvierten Kindern, aber das wäre bei solchen völlig asozialen Typen als nächster logischer Schritt vorstellbar.
Ich habe Bikertreffen erlebt, wo besoffene Rocker iher "Alte" um drei Uhr morgens mitten im Bierzelt vor aller Augen über den Tisch legten und öffentlich durchvögelten, und die Biker feuerten auch noch an und applaudierten. Dazwischen 7 -9jährige Kinder, die niemand ins Bett geschickt hatte und die zusahen.
Ich habe Bikertreffen erlebt, wo Typen ihre "Schnallen" öffentlich verprügelten, weil sie nicht sofort gehorchten. Nicht immer wurde eingegriffen ...

Wohlgemerkt - derlei ist auch in der Bikerszene selten, wahrscheinlich im Schnitt nicht häufiger als in der ganzen Bevölkerung, aber die animalische Gleichgültigkeit solcher Männertypen erschreckt.
Auf den Bikertreffen leben sie dann nur offen aus, was sie ansonsten ihren Familien versteckt antun, weil sie denken, dort sähen alle die Welt so wie sie.

Solche Täter wie der oben von mir indirekt beschriebene sind nicht das "pure Böse", sie sind sogar in jeder Hinsicht unterdurchschnittlich. Die Banalität ihrer Empathielosigkeit ist deshalb so erschütternd, weil sie entweder noch nicht einmal begreifen, was sie anderen Menschen antun, oder so erschreckend, weil sie es tatsächlich genießen und sich völlig egomanisch daran hochziehen und ergötzen! Kontrollfreaks, geile Sadisten, deren hemmungslose Befriedigung für sie das einzig Wichtige ist, und natürlich das Gefühl der Macht, die sie so über wehrlose Opfer ausüben können.

Jämmerliche impulsgesteuerte Versager, die sich so einreden können, sie hätten Bedeutung ...

LG, eKy


PS: Vielen Dank, dass du dieses bisher unkommentierte Werk beehrt hast (sind leider zur Zeit so einige in meinem Archiv ...)!

Hans Beislschmidt 26.10.2019 19:41

Hey Erich, es ist ein Schweinestall und man könnte mit der Faust reinschlagen. Am schlimmsten ist es innerhalb der Familie aber auch woanders ist es allgegenwärtig. In der Presse überschlagen sich die Berichte über Jugendämter, Vormundmissbrauch, Kinderheime, Kirchen, sogar Pro Familia steckt tief mit drin. Das Ausmaß ist gigantisch und nicht erklärbar. Deshalb: - Manchmal muss Lyrik auch richtig weh tun. Gruß vom Hans

Erich Kykal 26.10.2019 20:06

Hi Hans!

Das Traurigste ist, dass man sagen muss: Alles menschlich ... :(


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