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Thomas 28.04.2021 20:43

Olle Lyrik
 
Olle Lyrik

Es singt mein Herz die alten Lieder,
die schon die Mutter summte,
die fast vergessen, immer wieder
erklingen. Längst verstummte
vor ihnen selbst der neuste Schrei;
trotz seiner grellen Tönen,
flog er als Zeitgeistwind vorbei.
Das Wahre ist das Schöne,
wie alt es immer sei.

MakaVeli 29.04.2021 00:11

Hm, ich würde ja sagen: das Wahrhaftige ist das schöne. Und das kann alt sein, ja? Aber älter als du? Nun bist du sicher kein bloßes Produkt der unseren Zeit, aber unsere Zeit eben schon auch ein Produkt von dir. Von daher ist es vielleicht zumindest ratsam, sich da nicht zu versteifen.
Und bei Gedichten, die so geartet sind, krieg ich grundsätzlich IMMER Probleme. Schönheit kann ich nur wirklich sehen, wenn sie mich anstrahlt, Liebe nur, wenn sie mich irgendwie wärmt - grundsätzlich schwierig, wenn das "Ding" fehlt, dem Dinge inne wohnen könnten.

Ich hab da immer so nen bisschen das Gefühl, wenn gereimterweise Dinge konkretisiert werden sollen, dass der Autor sich selber überzeugen möchte, irgendwie (kenn das ganz gut). MICH ALS LESER lässt das dann meist zweifelnd zurück, irgendwie.
Es beginnt ja schon beim Titel: du wählst ihn aus der Sicht eines "Andersdenkenden", du selber verfichst ja das Brauchtum. Wäre irgendwie zu erwarten bei Provokantem oder Ablehnendem. Du aber gibst deiner Schönheit das Gesicht, das ihm die "Anderssehenden" überziehen, aus ihrer Sicht.

Ich finde es allgemein befremdlich, Poesie als Mode dieser oder jener Art zu klassifizieren. Sie erschafft sich doch individuell. Da gibts jetzt weder olle Kamellen. Und schon gar nicht den neuesten Schrei. Mich erreicht sie eben aber am ehesten, wenn die Sprache, die sie spricht, einhundert Prozent authentisch wirkt - was schwierig ist mitunter, wenn ihr der Glanz der Vergangenheit inne wohnt.

Peace

MakaVeli

Thomas 29.04.2021 09:58

Liebe MakaVeli,

die Überschrift fasse ich etwas ironisch auf und die Zeile "Das Wahre ist das Schöne" ist eine Anspielung auf "Es ist dennoch, das Schöne, das Wahre!" aus Schillers "Worte des Wahns".

Ich glaube, wir sind insgesamt, nicht nur in unserem Dichten, sehr viel mehr geprägt durch unsere Vorfahren, als wir denken, und das seltsamerweise auch, wenn wir sie kaum kennen, da sich Kultur unbewusst "vererbt". Deshalb ist es für mich auch sehr erfreulich, mich mit diesen alten Märchen zu beschäftigen, auch wenn das meine individuelle Besonderheit und Leistung zu relativieren droht. Mein Herz singt halt alte Lieder, aber auf meine neue Weise.

Liebe Grüße
Thomas

AAAAAZ 29.04.2021 10:04

Hallo Thomas,
inhaltlich verstehe ich dein Gedicht als eine prägende Form einer Urliebe, deren Melodie wir abrufbereit in uns tragen und weitergeben können. In zeitgemäßer genderkonformer Übersetzung ist diese "Mutterliebe" natürlich Vätern und allen Geschlechtern gleichermaßen zueigen. Sie ist auch unabhängig von jeglichem Zeitgeist, und nahezu epigenetisch in uns angelegt. Dein Enjambement ist gut gesetzt, und dein Strophenausklang entwickelt in mir einen Nachhall, der gut zum Inhalt passt.
gerne gelesen, AZ

Thomas 29.04.2021 20:43

Liebe AZ,

herzlichen Dank für deinen treffenden Kommentar. :Herz:

Natürlich Mütter und Väter, da ich noch Sex von Genus (was mit Sex nichts zu tun hat) unterscheiden kann, überlasse ich das gendern den Sprachgestörten, die Genus nicht begreifen. :D

Liebe Grüße
Thomas


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