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Chavali 13.06.2014 11:02

Der unbekannte Tote
 
Man fand den Mann, als er schon kein Mann mehr war.
Kleidungsfetzen und Knochen war das Einzige, das übrig blieb.
Die Mordkommission unter der Leitung von Kommissar Lindner arbeitete Tag und Nacht,
um herauszufinden, was sich ereignet hatte und untersuchte akribisch Umfeld,
Familie und Begleitumstände des Toten.
Es gab nichts zu ermitteln. Der Mann war praktisch nicht existent.
Sie scheiterte, legte den Fall zunächst zu den Akten.
Aber Mord verjährt nicht - und ermordet wurde der Mann, dessen war sie sich sicher.
Bei der Obduktion der Reste wurde Erwürgen als Todesursache festgestellt,
und wer erwürgt sich schon selber?

Sieben Jahre später.
In der psychiatrischen Klinik von Bergesheim gelang es einem Patienten,
sich das Leben zu nehmen.
Ein nicht natürlicher Tod, dem musste man nachgehen; er hatte Tabletten gesammelt,
unbemerkt vom Pflegepersonal.

Die Auswertung aller Daten und Fakten ergab, dass es sich um den eineiigen Zwillingsbruder
des vor dreizehn Jahren ermordeten Mannes handelte.
Alle Tests stimmten zu hundert Prozent überein.

Man ermittelte weiterhin, dass der Psychiatrie-Patient seit dreizehn Jahren einsaß.
Er hatte sich selbst gemeldet und eingewiesen. Sein Zustand war damals besorgniserregend schlecht.
Und obwohl er nach einiger Zeit einen erholten, normalen Eindruck machte, weigerte er sich,
die Anstalt zu verlassen und es gelang ihm auch, sein Bleiben durchzusetzen.

Einem seiner Ärzte gab er einen verschlossenen Umschlag, mit der Bitte,
ihn nach seinem Tod zu öffnen.
Kriminalhauptkommissar Lindner und seine Crew öffneten den Brief.
Er beinhaltete das Geständnis eines Mörders. Er hatte vor dreizehn Jahren seinen Bruder
getötet, der seine Freundin missbraucht und ermordet hatte.
Er hat es nie überwunden. Beides.

ginTon 13.06.2014 19:44

Hi chavilein,

mannoman, das ist ja wie bei Akte XY bei deinem Text. weiß man gar nicht
so recht was man dazu schreiben soll. Willst du jetzo mehr in die Krimisparte
einsteigen? ich denke im Vordergrund steht die Frage, ob die Brüder sich gleichen,
oder verschieden voneinander sind. Zumindest genetisch trifft dies
ja weitestgehend zu. Deswegen wahrscheinlich auch die Selbsteinweisung.
Zwillinge sollen sich ja sehr nahe stehen.

Rein kriminologisch sind die Taten dennoch sehr unterschiedlich. Die Eine
Tat geschah aufgrund eines Triebes und die andere Tat ist aus einem Affekt
heraus geschehen. D.h. im Vordergrund stehen zwei Brüder, die sich gegenseitig
getötet haben, der eine den Anderen seelisch und der Andere den Anderen
körperlich. Sollte dies so verstanden werden? Es besteht aber auch die
Möglichkeit, dass die erste Tat aus dem Grund passierte, weil der eine Bruder
den anderen nur für sich haben wollte, sprich eifersüchtig auf die Frau war.
Weil es Zwillinge sind besteht auch diese Möglichkeit...

gerne mit beschäftigt :)..liebe Grüße ginnie

Lailany 14.06.2014 07:42

Liebe Chavi,
Deinen Text hab ich schon gestern gelesen, erst wollte ich spontan kommentieren, hab aber dann anders entschieden, musste ihn ein wenig einsinken lassen und über die Vielzahl stillgelegter Akten nachdenken, deren Fälle ähnlich gelagert sind. Manchmal nimmt sich Kommissar Zufall eines an, aber so viele werden nie gelöst.
Es macht betroffen, darüber nachzugrübeln, dass jemand sein Leben leben kann, vllt sogar genießen, obwohl er ein anderes gewaltsam beendet hat.
Und weißt Du was? Je länger ich mich in dieses Thema reindenke, umso zorniger macht es mich.

Gut erzählt, auch wenn keine erbauliche Lektüre, die eine der schwärzesten Seiten der menschlichen Rasse zum Inhalt hat.
Trotz allem sehr gern darüber nachgedacht.

Ein schönes WE wünsch ich Dir mit lG :)
Lai

Chavali 15.06.2014 09:01

Hi ginnie,

in die Krimisparte einsteigen?
warum nicht, habe schon so viel davon gelesen, dass ich mir locker auch einen Fall ausdenken könnte :o

Nee, ernsthaft, nein. Das war bloß so ein Gedanke, sporadisch.
KGn kann ich eigentlich gar nicht schreiben, obwohl mir einige (siehe mein Blog) recht gut gelungen sind :D

Deine Interpretation ist schon ok.
So etwa wollte ich das verstanden wissen, deshalb ja auch der allerletzte Satz.

Danke dir!



Liebe Lai,

dein Kommi konzentriert sich auf die menschliche Seite und das ist gut so,
denn damit liegst du auch richtig.
Aber du erkennst auch, dass hier in dieser Geschichte nur ein Zufall weitergeholfen hat, den Fall zu lösen.
Zunächst zumindest.

Hätte der Patient noch weitere 20 Jahre oder länger gelebt, hätte man auf die Aufklärung so lange warten müssen.
Denn aufgklärt werden würde es auf jeden Fall - ich sage nur: der Brief.

Ok, auch dir danke ich!


Euch beiden liebe Grüße,
Chavi




Narvik 18.06.2014 12:39

Hallo Chavali,

manche Verbrechen klären sich erst nach vielen Jahren auf, manche gar nicht.
Die Geschichte ist gut durchdacht, hätte aber noch ein wenig ausgebaut werden können.
Trotzdem liest sie sich gut und man ist auf ihr Ende gespannt, das dann auch nicht enttäuscht.
An deiner Stelle würde ich aber aus dem Kommissar Lindner noch eine Kommissarin machen, sonst ist das politisch ja heute nicht mehr korrekt und du hast schnell die Frauenrechtler/Innen auf dem Hals.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Chavali 19.06.2014 12:07

Hallo Narvik,
Zitat:

Die Geschichte ist gut durchdacht, hätte aber noch ein wenig ausgebaut werden können.
Trotzdem liest sie sich gut und man ist auf ihr Ende gespannt, das dann auch nicht enttäuscht.
schön, dass dir meine Geschichte gefallen konnte. Das freut mich!
Zitat:

An deiner Stelle würde ich aber aus dem Kommissar Lindner noch eine Kommissarin machen,
sonst ist das politisch ja heute nicht mehr korrekt und du hast schnell die Frauenrechtler/Innen auf dem Hals.
neeee *lach* ganz bestimmt nicht :o
Sollen sie doch kommen, die Feministinnen und Salzstreuerinnen :D:D
Ich hätt da schon was für sie.


Erfreute und schmunzelnde Grüße!
Chavali


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