Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 10.04.2013 18:27

Aufgebracht
 
Ideen, sie sind wie Piraten und entern dein Leben,
entweihen die Tempel, in die du dein Wesen gedacht.
Sie graben dich an, verborgene Werte zu heben,
du streichst deine Fahne, sie haben dich - aufgebracht.

Sie feiern den Sieg in deinen hochheiligsten Räumen,
sie saufen und prügeln sich lachend die ganze Nacht.
Du musst sie bedienen mit all deinen goldenen Träumen,
sonst sind sie womöglich beleidigt und - aufgebracht.

Zuletzt sind mitunter sie dennoch willkommene Gäste,
bald heimisch in dir, und wandeln dir beinahe sacht
zu wohnlichen Hütten die leeren Gedankenpaläste
nur dank der Geduld, die du für sie - aufgebracht.

Chavali 30.10.2013 12:34

Hui Erich,

mit dem Inhalt dieses Gedichtes kann ich mich total identifizieren! :o
Ideen zu haben und sie umsetzen zu wollen, kann manchmal in ein totales Chaos stürzen.
Aber auch tiefe Befriedigung, wenn sie gelingen!

Ich finds toll, wie du die Ideen und Gedanken sozusagen vermenschlichst hast :D
Auch mag ich, wie du den Titel Aufgebracht in jedem deiner Strophen wiederholst.
Das intensiviert den Inhalt, die Absicht, die hinter deinen Worten steckt.

Gern gelesen!

LG Chavali

Erich Kykal 30.10.2013 22:42

Hi, Chavi!

Danke für den Kommi!

Das eigentlich Interessante für mich war, dasselbe Wort in den drei Strophen in drei jeweils grundverschiedenen Bedeutungen anzuwenden:

"aufgebracht" wie ein geentertes Schiff

"aufgebracht" wie wütend

etwas "aufgebracht" haben wie hier Geduld.

LG, eKy

Dana 07.11.2013 21:18

Lieber eKy,
im Grunde genügt unter jedes deiner Gedichte ein "Ja"!
Dasselbe Wort in drei grundverschiedenen Bedeutungen ist total. Erschreckend jedoch die Möglichkeit (nach deinen Beispielen) ihre Erweiterung.:eek:
"Aufgebracht" auf Gegenseitigkeit wird hier jedoch nicht zum Dreier der Strophen wegen. Sie stehen 2 zu 1 oder 1 zu 2.
Wir halten nicht die Punkte - wir schlängeln.
Wir schlängeln in Universen:
"Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht; drum besser wär`s, dass nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, ein eigentliches Element."
Elemente, die suchen und gebunden bleiben an Leere (oder überfüllte) Gedankenpaläste.

Müssen wir wissen, was wir im Land der Möglichkeiten wollen können (dürfen) oder müssen wir Geduld aufbringen für ein Land, das Einzelbedürfnisse nicht erfassen kann ?

Unendlich traurig, sich den Ideen zu ergeben und diese ind Lyrik zu entdecken und gnadenlos zu leben.:eek:

Liebe Grüße,
Dana

Erich Kykal 08.11.2013 16:14

Hi, Dana!

Mephistopheles sagt: "...mein eigentliches Element!";):D

Hier geht es im Grunde um Ideen - neue Vorstellungswelten, die den Status Quo, das Althergebrachte, Gewohnte, Traditionelle zuweilen ganz schön durcheinanderwirbeln oder gar hinwegfegen!

Alle Ideen müssen sich letztlich daran messen lassen, wie gut sie die Rechte und das Wohlbefinden des Einzelnen zu befördern vermögen. Ein Mehrheit zufriedener "Einzelner" wird eine gute Idee sodann tragen und verbreiten.
Ideen, die keine Rücksicht darauf nehmen, wandern - nach anfänglicher Begeisterung und Verordnung durch Minderheiten an der Macht - irgendwann letztlich doch auf die Müllhalde der Geschichte, wie zB Kolonialismus, Nationalsozialismus, Faschismus, Kommunismus und demnächst wahrscheinlich der Kapitalismus.:rolleyes:

Danke für deine Gedanken!

LG, eKy


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