Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 26.11.2014 20:25

Verdrängung
 
Gerieten dir nicht früh so manche Werke
von kaltem Eigennutz und harter Hand
zu einem Zerrbild von Verstand und Stärke,
das ohne Mitleid seine Opfer fand?

Versagen nun nicht alle Kunst und Sprache
im Angesicht des Bösen, das du bist,
und füllen Angst und Reue nicht die Brache,
in der du dich seit jener Zeit vergisst?

Was bleibt von einem ausgebleichten Leben,
das keine Antwort auf sich selber wusste,
und keinen Weg, sich jemals zu vergeben?

Doch nur die Schatten, die es werfen musste.

Erich Kykal 27.11.2014 17:27

Hi, Black Raziel!

Du magst natürlich projizieren, aber sei versichert, dem Werk liegen autobiographische Erlebnisse zugrunde. In jungen Jahren (S1Z1 - "früh") war ich bei weitem nicht so empathisch wie heute, und mein Egoismus führte zu Taten, für die ich mich für den Rest meines Lebens schämen werde.

Ich bin nicht nachtragend und vergesse rasch - meistens. In diesem Falle wüsste ich gar nicht mehr, worauf du eigentlich anspielst. Warst du boshaft zu mir? Sorry - vergessen!:rolleyes:

LG ,eKy

Dana 28.11.2014 18:23

Lieber eKy,

ich denke, so funktioniert Verdrängung. Von außen wird sie nicht als Verdrängung erkannt. Das macht jeder Mensch mit sich selbst aus, nur er muss damit leben. Eine Aussprache mit bestem Freund, bester Freundin erfährt meist nur einen "freundschaftlichen" Zuspruch (Trost).

Als Gedicht jedoch ist dieses "Geständnis" von einem großen Wert.
Es erreicht ganz sicher auch das "Verdrängen" des Lesers und er fühlt sich nicht mehr ganz allein.

Ich liebe tiefsinnige "Traurigkeiten", wenn sie es dann ausschließlich sind. Meist übersetze ich sie für mich als gegebene Lebensbedingungen.

Aber:

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
Was bleibt von einem ausgebleichten Leben,
das keine Antwort auf sich selber wusste,
und keinen Weg, sich jemals zu vergeben?

Doch nur die Schatten, die es werfen musste.

Wenn das Resultat der geworfenen Schatten solch großartige Gedichte sind,
dann sei auch das "Böse" gepriesen.:Blume:

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 28.11.2014 22:32

Hi, Dana!

Dein letzter Satz hätte den Marquis de Sade bestimmt erfreut!;)

Ein weniger bekannter Literat dankt dir für das positive Urteil!:)

In diesem Zusammenhang fällt mir gerade ein Zitat von Wilhelm Busch ein (Aus der "Frommen Helene"):

"Das Gute - dieser Satz steht fest -
ist stets das Böse, was man lässt.
"

LG, eKy


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