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Walther 13.04.2011 19:01

sturm
 
nach dem sturm

klebt die sichel am nachthimmel
die schnuppe streift einen stern
und fällt einen baum gabs auch

für die krähen deren nachtgesänge den
teufel ängstigen bürger die zu
luftgewehren greifen und die

ordnung wiederherstellen sei
die aufgabe des rechtstaats der
mann auf der sichel glaubt an gott

glaubt heut nacht keiner mehr
dass dies einen sinn hat die sichel
klebt auch im nebel betaut das gras

schon raschelt die krähenmama
mit den blättern um die wette
und im schlafbaum herrscht ruhe

vor dem sturm

Chavali 14.04.2011 22:22

Lieber Walther,

nach dem Sturm ist vor dem Sturm - das ist immer so, gilt auch für andere Dinge des Lebens.

Nun bin ich ganz überrascht, welche Form du für deinen Text gewählt hast.
Dreizeilig, ungereimt, Kleinschreibung (sehr modern??) und vor allem keine Grammatik, Aufzählcharakter.

Nun, du wirst dir schon was dabei gedacht haben ;)
Mir gefällt es nicht.
Diesmal war nicht Walther drin, wo Walther draufstand...

Vermutlich ist deine Wortwahl eine Metapher nach der anderen - entschuldige, es mir zu mühsam,
das zu entschlüsseln.


Lieben Gruß,
Chavali

Walther 15.04.2011 12:13

Lb. chavali,

es ist Walther drin, aber ein anderer. Und ich nehme es Dir durchaus nicht übel, wenn Dir dieses Experiment nicht liegt. Mein Vers libre ist gewöhnungsbedürftig und kann gelegentlich "abstürzen". Das Risiko gehe ich ein. Hier scheint er aus Deiner Sicht nicht wohlgeraten zu sein. Dem stelle ich mich, und ich danke Dir für Deine ehrliche Ansicht und Äußerung!

LG W.

Stimme der Zeit 16.04.2011 11:57

:)Hallo, Walther,

ich denke nicht, dass dein Vers libre "abgestürzt" ist. Er ist nur äußerst schwierig ineinander "verschachtelt" und macht es mir nicht einfach, Sinn und Zusammenhänge "auseinander zu schachteln". Aber was soll's, ich bin ja auch nicht einfach. ;)

Mal sehen, ob ich völlig daneben liege oder meine Intention deiner zumindest nahe kommt. Ich riskiere es mal.

Mondsichel und Stern - eine Metapher für den Islam.

"Klebt die Sichel am Nachthimmel" - eine Fahne? Nächtliche Kämpfe?
"am Nachthimmel die Schnuppe" - eine Waffe (Bombe, Rakete?)
"die Schnuppe streift einen Stern" - ein Angriff? Auf eine "Sternenflagge"?
"und fällt einen Baum" - eine Metapher für ein großes Gebäude oder eine Nation?
"einen Baum gabs auch" - hier ein "Grund"?
"einen Baum gabs auch für die Krähen" - wer die "Krähen" sind, da bin ich mir nicht ganz sicher. Krähen fressen Aas, sind damit Diejenigen gemeint, die profitieren?
"die Krähen deren Nachtgesänge den Teufel ängstigen" - Drohungen - die USA "der große Satan"?
"Teufel ängstigen die Bürger" - die Angst vor Terror?
"die Bürger die zu Luftgewehren greifen" - eine Metapher für wirkunglose "Waffen" bzw. Strategien?
"Bürger die zu Luftgewehren greifen und die Ordnung wieder herstellen" - politische Schachzüge, um zu beruhigen?
"Ordnung wieder herstellen sei die Aufgabe des Rechtsstaats" - das erklärt sich, glaube ich, von selbst. Nur - was definiert einen "sogenannten" Rechtsstaat?
"die Aufgabe des Rechtsstaats der Mann auf der Sichel" - der Gottesstaat, wobei die Sichel wohl in diesem Fall den Gläubigen symbolisiert, der für seinen Glauben auch zu töten bereit ist, da der "Staat" ihn entsprechend "geformt" hat.
"der Mann auf der Sichel glaubt an Gott" - ein religiöser Fanatiker?
"an Gott glaubt heute nacht keiner mehr" - hier spricht der Text für sich selbst, so wie bereits weiter oben. Wenn Menschen sterben ...
"glaubt heute nacht keiner mehr dass das einen Sinn hat" - im Grunde eine Bekräftigung bzw. Ergänzung des Vorhergehenden.
"einen Sinn hat die Sichel" - der "Glaubensmond".
"die Sichel klebt auch im Nebel" - Unwissenheit, Manipulation der "ungebildeten" Bevölkerung.
"im Nebel betaut das Gras" - der Nachwuchs, der herangezogen wird, in entsprechenden "Schulen" - das "Gras" wächst nach ...
"schon raschelt die Krähenmama" - jetzt wird mir das klarer als oben. Der "Oberste Gläubige" meldet sich zu Wort, oder?
"schon raschelt die Krähenmama mit den Blättern" - Befehle, Anweisungen.
"schon raschelt die Krähenmama mit den Blättern um die Wette" - Mama möchte die Lauteste (unüberhörbar) sein, damit die Blätter wissen, wohin.
"und im Schlafbaum herrscht Ruhe" - vorläufig.

Nach dem Sturm
Vor dem Sturm.

Fazit: Bis zum nächsten Mal.

Lieber Walther, das war nicht leicht, aber eine Herausforderung, der ich gerne gefolgt bin. Durch dieses "Ineinanderfließen" von Worten und Bedeutungsinhalten ist mir jetzt klar geworden, warum du keine Interpunktion verwendest, ich musste sie mir jeweils entsprechend "dazu denken", sonst hätten diese Übergänge nicht funktioniert. Ebenso denke ich, dass die Kleinschreibung diesen Effekt noch unterstützt, damit man nicht "hängenbleibt".

Leider wieder ein Thema, von dem ich wünschte, dass ich davon weder etwas sehen, hören oder lesen müsste. Nur ist das unmöglich. (Ich meine nicht "wegsehen" bzw. "weghören" im Sinne von Ignoration, nein! Ich spreche nur von einem Wunsch, nämlich dass es diese ganze Problematik nicht gäbe - was illusorisch ist, ich weiß. Nur damit du das nicht missverstehst.)

Hier hast du den Vers libre genutzt, eine kleine Geschichte mit großem Inhalt zu erzählen. Was mich den Vers libre, den ich eigentlich weniger schätze, in einem neuen Licht sehen lässt. Hier konntest du auf "geringem Raum" sehr viel Inhalt "verpacken" (ja, "verdichten"), was mit den klassischen Gedichtformen unmöglich wäre. Vielleicht sehe ich mir diese Art des Dichtens doch mal etwas genauer an.

Ich habe mich sehr gerne ungern damit befasst.

Lieben Gruß

Stimme der Zeit

P.S.: Ich vermute, meine bislang eher negative Einschätzung des "freien Verses" beruht wohl darauf, dass einfach Jeder sich seiner bedient - wodurch es mir wahrscheinlich noch nicht gelungen ist, die "Spreu vom Weizen" zu trennen - es gibt schlicht zu viel "Spreu". :rolleyes:


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