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Friedhelm Götz 13.11.2012 07:58

Der Dichter und das Große Nichts - Groteske nach Christian Morgenstern
 
Bei dem Versuch, das große Nichts zu deuten,
trat riesenhaft es durch des Dichters Tür.
In Panik fingen Glocken an zu läuten,
der Dichter rief: „Das Große Nichts ist hier!“

Die Dinge rings, sie warfen lange Schatten,
war auch das Nichts des Lichtes gänzlich bar.
Doch Menschen, die es nicht gesehen hatten,
erklärten, dass es nur Erfindung war.

Da fing das Große Nichts an, Licht zu schlucken,
verschlang die frechen Zweifler mit dem Licht.
Der Dichter wollte instinktiv sich ducken,
da sprach das Nichts: „Nein, dich verschling ich nicht!

Du bist der Meister und hast mich gerufen,
des Dichters Leuchtkraft macht mich hell wie Schnee.
Nur du hast Macht, mich so zurückzustufen,
du musst nur sagen: „Großes Nichts, nun geh!“

So ist das Große Nichts dann auch gegangen,
und alle kamen wieder hell ans Licht.
Doch niemand mehr, der einst vom Nichts gefangen,
sagt nun: »Das Große Nichts, das gibt es nicht.«

Thomas 13.11.2012 09:55

Hallo Fridolin,

es gefällt mir sehr gut!

Nur ein klitzekleiner Meckerpunkt ist das "gäb’s" in der drittletzten Zeile, welches so ungern unbetont sein will und es doch sein muss.

Ich habe mir überleget, wie man es wegbekommt. Vielleicht so?

Und keiner sagt mehr, der drin gefangen:
"Das Große Nichts, das gibt es nicht."

statt

Doch keiner, der zuvor vom Nichts gefangen,
erklärte mehr, das Große Nichts gäb‘s nicht.

Liebe Grüße
Thomas

Friedhelm Götz 13.11.2012 12:11

Hallo Thomas,

zunächst freut es mich, dass dir "Das Große Nichts" gefällt.

Dein Vorschlag

Zitat:

Zitat von Thomas (Beitrag 65152)

Und keiner sagt mehr, der drin gefangen:
"Das Große Nichts, das gibt es nicht."


reißt die Verse aus der fünfhebigen jambischen Metrik. Du bist sicher mit mir der Meinung, dass am Schluss der Zeile "nicht" betont sein muss (sonst Kadenzverbrechen).

Wie wäre diese Version:

Und keiner sagt mehr, der darin gefangen:
"Das Große Nichts, das gibt es doch gar nicht.

Ich vermute aber, du wirst sagen, das hier auch das "gar" betont werden müsste.

LG Fridolin

Thomas 13.11.2012 13:19

Hallo Fridolin,

oh je, die letzte Zeile in meinem Vorschlag hat nur vier Füße nicht fünf, wahrscheinlich haben mich die beiden Schlusszeilen verleitet.

Deinen Vorschlag finde ich gut.

Es ging mir nur darum, dass das Verb betont sein kam, was in der ursprünglichen Version unmittelbar nach dem tontragneden "Nichts" nicht der Fall war.

Nochmals Chapeaux und liebe Grüße
Thomas

Falderwald 15.11.2012 21:20

Hallo Fridolin,

ich finde dieses Gedicht auch sehr ansprechend und gelungen.

Einzig mit der von Thomas schon monierten Stelle hadere ich auch.

Ich habe mir mal Gedanken gemacht, wie man das sinngemäß verändern könnte.

Vielleicht kannst du ja etwas damit anfangen:


So ist das Große Nichts dann auch gegangen,
und alle kamen wieder hell ans Licht.
Doch niemand mehr, der einst vom Nichts gefangen,
sagt nun, das Große Nichts, das gibt es nicht.

Anstatt "sagt" auch beliebig "denkt" oder "glaubt" etc...

Vielleicht konnte ich ja eine Anregung geben.


Gerne und mit Vergnügen gelesen, geschmunzelt und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Friedhelm Götz 16.11.2012 08:34

Hallo Falderwald,

du hast den Finger in die richtige Wunde gelegt. Vielen Dank für deine Anregung, ich habe sie gerne aufgegriffen und auch noch eine andere Stelle geändert.

LG Fridolin


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