Gedichte-Eiland

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Terrapin 21.07.2018 22:46

Hirtenlied
 
Wohl die Momente, da wir schwiegen,
umsänftigt von der Sternenpracht.
Wohl die Momente, da wir stiegen
in ein Äon der ewgen Nacht,
und alles war so kühn erdacht.
die Schatten der Erinnrung fliegen
aus einem fernen Traum erwacht...
befreit von Irrtum und von Siegen

Wohl die Momente, die uns zwangen,
zu wissen, das die Hoffnung irrt.
Wohl die Momente, da wir bangen,
das unser Wirken größer wird.
Im lauen Sommerabend schwirrt
ein Schmetterling im Raum gefangen.
Ich bin nur ich! Ein schlichter Hirt,
wo Wiesen, Wald und Berge prangen.*

*und dies sie Berge, tauverhangen

Erich Kykal 24.07.2018 10:27

Zitat:

Zitat von Terrapin (Beitrag 114526)
Wohl die Momente, da wir schwiegen,
umsänftigt von der Sternenpracht.
Wohl die Momente, da wir stiegen
in ein Äon der ewgen Nacht,
und alles war so kühn erdacht.
die Schatten der Erinnrung fliegen
aus einem fernen Traum erwacht...
befreit von Irrtum und von Siegen

Wohl die Momente, die uns zwangen,
zu wissen, das die Hoffnung irrt.
Wohl die Momente, da wir bangen,
das unser Wirken größer wird.
Im lauen Sommerabend schwirrt
ein Schmetterling im Raum gefangen.
Ich bin nur ich! Ein schlichter Hirt,
wo Wiesen, Fels und Berge prangen.*

*und dies sie Berge, tauverhangen


Hi Pinni!

An sich schön geschrieben, bis auf das Betonungskuddelmuddel bei "Wohl die Momente, ...". Da gibt es eigentlich nur 2 Lesarten:

XXxXx,XxXx oder xXxXx,XxXx

Ersteres ein Hebungsprall, aber eigentlich die natürliche Version, letzteres metrisch korrekt, aber sehr unnatürlich betont.

Ich weiß, du meintest Version 1, nämlich als Ausruf. Aber mir geht das taktmäßig in diesem Text leider sehr gegen den Strich. Ich zeige mal, wie ich es verfasst hätte:

Momente waren's, da wir schwiegen,
umsänftigt von der Sternenpracht.
Momente, da wir schweigend stiegen
in ein Äon der ewgen Nacht,
und alles war so kühn erdacht.
Die Schatten der Erinnrung fliegen,
aus einem fernen Traum erwacht...
befreit von Irrtum und von Siegen.

Momente waren's, die uns zwangen,
zu lernen, dass die Hoffnung irrt.
Momente, die wir endlos bangen,
dass unser Wirken größer wird.
Im lauen Sommerabend schwirrt
ein Schmetterling, im Raum gefangen.
Ich bin nur ich! Ein schlichter Hirt,
wo Wiesen, Fels und Berge prangen.*

*und dies sind Berge, tauverhangen


Peanuts:

S1Z6 - Nach Punkt in Vorzeile groß beginnen. Komma ans Zeilenende.
Am Ende von S1 fehlt der Punkt.
S2Z2 - "dass"
S2Z4 - "dass"
S2Z6 - Komma nach "Schmetterling".
Sternchenzeile - Gemeint ist wohl "sind".


Inhaltlich ein schönes, sprachlich wohlgesetztes Stimmungsbild einer Zweisamkeit oder der Erinnerung daran (Das LyrIch spricht von "wir"), die nicht von Dauer war. Dennoch verbleibt dieses Gefühl einer Sehnsucht nach endloser Erweiterung in jene Sternennacht, die diese Liebe hütete.
Zuletzt aber verbleibt nur das "ich bin nur ich" - der Höhenflug mündet in Bescheidenheit und Ergebenheit in den Lauf der Dinge.
Sehr interessant auch die Sternchenzeile als lyrisches Mittel, sozusagen ein Bild nachzureichen, um den Gesamteindruck noch zu runden. Rilke bediente sich dessen zuweilen, soweit ich mich erinnere.

In S2Z3 müsste es nach korrekter zeitlicher Stringenz des Textes eigentlich "bangten" heißen, aber das würde reimlich nicht passen. Das könnte man aber so beheben:

"Momente voller Hinverlangen,"

So hätten wir dann als endgültige Version diese:

Momente waren's, da wir schwiegen,
umsänftigt von der Sternenpracht.
Momente, da wir schweigend stiegen
in ein Äon der ewgen Nacht,
und alles war so kühn erdacht.
Die Schatten der Erinnrung fliegen,
aus einem fernen Traum erwacht...
befreit von Irrtum und von Siegen.

Momente waren's, die uns zwangen,
zu lernen, dass die Hoffnung irrt.
Momente voller Hinverlangen,
dass unser Wirken größer wird.
Im lauen Sommerabend schwirrt
ein Schmetterling, im Raum gefangen.
Ich bin nur ich! Ein schlichter Hirt,
wo Wiesen, Fels und Berge prangen.*

*und dies sind Berge, tauverhangen


Sehr gern gelesen! :)

LG, eKy

Chavali 24.07.2018 20:29

Hi Terri,

irgendwie ein schönes, ungewöhnliches und etwas seltsames Gedicht.
Es ist eine Mischung aus emotional und doch beschreibend.

Habs gern gelesen!

LG Chavali


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