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Galapapa 28.06.2009 20:27

Freundschaft
 
Wenn sich zwei wie wir auf wundersame Weise gut verstehen
in Gedanken und Verstand,
manchen Weg gemeinsam gehen,
beide Seelen Hand in Hand,
täglich neu für sich entdecken,
wie sie beide harmonieren,
auch im Blödeln und im Necken
nie die Zweisamkeit verlieren,
wie zwei Fahnen, die im Wind zusammen flattern, einig wehen…

wenn man aus dem Innersten der Seele, in intimsten Dingen
kein Geheimniskrämen kennt,
wenn man, ohne Not und Ringen,
alles prompt beim Namen nennt,
man so Vieles auch empfindet,
ein Geschmack dem andern gleicht,
eine Meinung uns verbindet,
meist ein Augenzwinkern reicht,
um uns auf den einen Nenner, den gemeinsamen zu bringen…

wenn dann trotz der soviel tragenden, gelebten Harmonie
Grenzen bleiben, klar und scharf,
und in Liebesdingen nie
etwas ist, was nicht sein darf,
dann besteht fürs ganze Leben
etwas Großes, reich an Wert,
viel mehr kann man sich nicht geben,
wenn man sich mit Freundschaft ehrt,
wahrer Freundschaft, dieser wunderbaren Zweisamkeitsmagie.

Erich Kykal 29.06.2009 13:10

Hi, Charly!

Ein sehr positives Gedicht - ein Loblied auf Partnerschaft, Freundschaft!

Interessant vor allem durch die eigenwillige Metrik mit den extrem langen 1. und letzten Zeilen jeder Strophe, die man genauso gut in 2 Zeilen hätte fassen können.
Bei der 3. Str. bin ich da beim Lesen etwas ins Straucheln gekommen ob dieser Überlängen.
Insgesamt aber gern gelesen!

LG, eKy

Galapapa 29.06.2009 16:28

Hallo Erich,
danke für Dein Lob, das ich zu schätzen weiß!
Die Geschichte mit der Zeilenlänge hat damit zu tun, daß ich immer noch gern experimentiere.
Im vorliegenden Fall habe ich ein Muster gefunden, das ich sicher nicht oft verwenden werde. Wie Du ja auch andeutest, ist es etwas grenzwertig, was den Lesefluß und den Rhythmus angeht.
Aus diesen Experimenten lerne ich...
Vielen Dank und herzlichen Gruß an Dich!
Galapapa

Falderwald 29.06.2009 19:53

Hallo Galapapa,

ich habe dein Gedicht schon heute morgen gelesen und mir vorgenommen, auf jeden Fall einen Kommentar zu hinterlassen.
Persönlich bin ich ein Freund gereimter und metrischer Gedichte, so daß ich Experimente in dieser Art immer sehr gerne mag, besonders, wenn sie so gelungen sind, wie dieses.
Ich bin der Meinung, etwaige Stolperstellen werden höchstens durch die männlichen Kadenzen in diesem konsequent durchgehalten Trochäus bedingt.
Aber spätestens beim zweiten Lesen sind diese Vergangenheit.

Zum Inhalt kann ich nur sagen, daß du es genau auf den Punkt gebracht hast.
Auch in der Partnerschaft reicht nur Liebe nicht aus, da muss auch Freundschaft vorhanden sein.
Und wenn diese so stimmig ist, wie du es in deinem Gedicht beschreibst, dann kann höchstens ein übler Verrat daran noch etwas ändern.
Ansonsten hast du sicherlich etwas Großes für dein Leben erreicht.

Ja, ich würde ja gerne etwas kritteln, aber wo nix ist, kann ich auch nix machen.
Vielleicht könnte ich noch erwähnen, daß du wirklich alles gut untergebracht hast. Vom gemeinsamen Humor als Grundbasis angefangen über das Vertrauen und das blinde Verstehen, die Harmonie bis hin zu den Grenzen, die ich als praktizierte Freiheit dem anderen gegenüber empfinde, weil jeder den anderen so akzeptiert, wie er ist.

Gelungen. Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Leier 29.06.2009 20:05

Lieber Galapapa -

ich habe die Vorkommentare nur "überflogen", will aber allen, die loben, beipflichten.
Lediglich (vorerst!) eine Anregung zu
S2V2

"Geheimniskrämerei nicht kennt" läse sich flüssiger, (für mich), zumal ich den Begriff "Geheimniskramen" nicht kenne.

Ich melde mich wieder!


Lieben Gruß
von
cyparis

Galapapa 30.06.2009 16:33

Hallo Falderwald,
Dein Lob hat mich sehr gefreut, nicht zuletzt auch, weil es das Lob eines Fachmannes ist!
Den Text habe ich gemessen an meiner Erfahrung mit einem sog. "besten Freund", ein Phänomen, das die meisten Menschen kennen und schätzen.
Selbst der Streit um ein Mädchen konnte uns in frühen Jugendjahren nur in eine Krise stürzen, die die Freundschaft problemlos überlebt hat.
Weite, räumliche Trennung seit 35 Jahren, so daß man sich nur ein, zweimal im Jahr noch sieht hat daran auch nichts geändert.
Es ist einfach mehr, als eine bloße Freundschaft, die sich beim fehlen regelmäßiger Kontakte irgendwie in Luft auflöst, wie bei den Schulkameraden, die man aus den Augen verliert.
Da ist etwas sehr Tiefes und Erbauendes, das zwei Menschen, gleich welchen Geschlechts, verbindet, meist ein Leben lang...
Ich danke Dir nochmal herzlich und sende Dir einen lieben Gruß!
Galapapa

Hallo cyparis,
auch Dir danke für Dein Lob und die Anregung!
Allerdings habe ich mit Deinem Vorschlag ein kleines Problem:
Den ganzen Text habe ich bei allen Zeilen die Betonung auf der ersten Silbe, was kein Zufall ist. Dein Vorschlag würde an dieser einen Stelle diesen Aufbau umkehren. Das einerseits.
Andererseits finde ich, daß man in der Lyrik doch auch gewisse "Freiheiten" nutzen kann, bis hin zu Wortschöpfungen. Wenn es also eine Geheimniskrämerei gibt, sollte es doch auch das Verb dazu geben, "geheimniskrämen". Dieses ist allerdings so ungebräuchlich, wie das Substantiv dazu.
Um meine Metrik druchzuhalten, habe ich mich einfach getraut...
Könntest Du damit leben? Ich möcht's nämlich so lassen.
Nochmals vielen Dank und einen herzlichen Gruß an Dich!
Galapapa

Leier 30.06.2009 17:06

Aber klar, lieber Galapapa!

Öfter mal was Neues!
Hast ganz recht, das lockert auf.
Laß es, wie es da steht.
Ich war nur kurz verwirrt.

Lieben Gruß
von
cyparis

Dana 30.06.2009 20:57

Lieber Galapapa,
der Inhalt sowieso - aber auch dein Experimentieren mit der Metrik und der äußeren Form in Zeilenlängen - gefallen mir sehr.

Schön, wenn jemand wahre Freundschaft leben kann. Der Wert ist unermeßlich.
Was sie bedeutet und wie sich sich ausdrückt, hast du in wunderbaren Bildern, Metaphern und Direktaussagen vereint und verdichtet.

Ich habe für meine Freundin einmal einen Spruch gefunden, der passt. Sie hat darauf mit "dito" geantwortet:

"Ein Freund ist jemand, vor dem ich laut denken kann und der mich trotzdem mag." Ich weiß leider nicht, von wem er ist.

Du hast die Gabe, Gedichte zu schreiben, die berühren.

Liebe Grüße
Dana

Galapapa 02.07.2009 15:07

Hallo Dana,
für Dein schönes Lob danke ich Dir herzlich!
Dabei bin ich besonders erfreut über die positive Bewertung meiner Versuche zur Metrik.
Es macht Spaß, mal was Anderes zu machen und zu probieren.
Einen herzlichen Gruß an Dich!
Galapapa


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