Gedichte-Eiland

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Sidgrani 15.01.2012 19:04

Das Haus im Meer
 
Überarbeitet und eine neue Schluss-Strophe hinzugefügt: :)

Im tiefen Meer da liegt ein Schiff
verborgen im Korallenriff -
drin leben viele Tiere.
Ganz unten im Maschinenraum,
da haust ein Krebs, ihr glaubt es kaum,
trotz Motoröl und Schmiere.

In der Kombüse wohnt ein Wal,
der ist zu dick und eine Qual
für alle andren Gäste.
Er pfeift im Traum, wälzt sich herum
und wirft dabei die Töpfe um,
dann hagelt es Proteste.

Darüber, wo der Ballsaal liegt,
wird gern im Tanze sich gewiegt
zu Meeresmuschelklängen.
Der Zitteraal, der sorgt für Licht,
denn ganz im Dunklen geht das nicht,
gut, dass hier Lampen hängen.

Am nächsten Deck, im Ruderhaus,
ruht sich ein Riesenkrake aus
und spielt am großen Steuer
mit allen Armen, dass es kracht,
davon hat er bekanntlich acht,
ein Meeresungeheuer.

Ganz oben, wo der Ausguck war,
von dem man warnte bei Gefahr,
da lebt die Feuerqualle.
Sie hat schon einige verbrannt,
drum wurde sie dorthin verbannt,
und das ist gut für alle.

Sobald es Abend wird am Riff,
erscheint das Seepferd auf dem Schiff
und läutet mit der Glocke.
Dann heißt es höflich „Gute Nacht“,
zum Wal sagt jeder: „Gib bloß Acht!“
und droht ihm mit dem Stocke.

Dem alten Kahn gefällt sein Los
als Haus im Meer, geschmückt mit Moos,
voll Treiben und voll Leben.
An Land wär er längst abgewrackt,
zu Feuerholz zersägt, zerhackt,
als hätt‘s ihn nie gegeben.




Ursprüngliche Version

Im tiefen Meer da liegt ein Schiff
verborgen im Korallenriff,
drin leben viele Tiere.
Ganz unten im Maschinenraum,
da haust ein Krebs, man glaubt es kaum,
trotz Motoröl und Schmiere.

In der Kombüse wohnt ein Wal,
recht dick und fett und eine Qual
für alle andren Gäste,
wenn er sich nachts im Schlafe dreht,
kein Topf mehr auf dem andern steht,
dann hagelt es Proteste.

Hoch oben wo der Ballsaal liegt,
da wird am Sonntag sich gewiegt
zu Meeresmuschelklängen,
der Zitteraal sorgt für das Licht,
denn so im Dunklen geht das nicht,
gut, dass noch Lampen hängen.

Noch höher ruht im Steuerhaus
sich gern ein Riesenkrake aus,
er dreht das große Steuer
mit allen Armen, dass es kracht
und das sind bei ihm schließlich acht,
fast wie ein Ungeheuer.

Ganz oben, wo der Ausguck war
und man laut warnte bei Gefahr,
da wohnt die Feuerqualle.
Sie darf nicht an die andern ran,
weil sie so furchtbar brennen kann,
das fürchten nämlich alle.

Sobald es dunkel wird im Meer,
kommt schnell das Seepferdchen daher
und läutet laut die Glocke,
man wünscht sich höflich gute Nacht,
zum Wal sagt man noch: „Gib bloß Acht!“
und droht ihm mit dem Stocke.

Chavali 15.01.2012 21:56

Hallo Sidgrani :)


das ist ja eine tolle Geschichte von einem untergegangenen Schiff und dessen jetzige Bewohner.
Da leben Muscheln, Krebse, Wale, Kraken, Quallen und sogar Seepferdchen und Zitteraale
friedlich "unter einem Dach".
Und alle haben ihre Bestimmung gefunden.

Dazu kommt, dass der Text auch - wie ich meine - eine pädagogisch wertvolle Komponente aufweist.
Jeder leistet an seinem Platz das, wozu er fähig zum Wohle aller Bewohner.
Kinder mögen Grenzen und lieben Verantwortung, dass man ihnen etwas zutraut.

Das Gedicht wird Kindern gut gefallen und ich freue mich sehr,
dass es in dieser Rubrik auch mal was Neues gibt.


Lieben Gruß,
Chavali

Thomas 15.01.2012 22:27

Hallo Sidgrani,

mir gefällt das Gedicht auch sehr gut. Es läd vor allem sofort zum Weitermachen ein. Z.B.könnte nach dem Waal kommen:

Im Rettungsboot, das wohnt ein Hai
dem ist das alles einerlei,
er ist schon matt und alt.
Die Zähne sind längst abgewetzt,
darum ernährt der Hai sich jetzt
von Meeresalgen halt.


und als Vorletzte Strophe:

Und das Signalhorn auf dem Deck,
das nutzen gerne als Versteck
die listigen Moränen.
Sie schleichen sich ins Horn hinein
und schlafen fast beim Lauern ein
und fangen an zu gähnen.

Aber das 'ansteckende' Gedicht ist eigentlich schon lang genug.

Viele Grüße
Thomas

Sidgrani 16.01.2012 14:38

Hallo Chavali,

ich mag Kindergedichte, sie haben oft eine klare Aussage und sind leicht und verständlich geschrieben. Ihnen wird leider zu wenig Beachtung geschenkt.


Hallo Thomas,

wenn das Gedicht nicht schon lang genug wäre, würde ich deine Strophen übernehmen, sie passen gut.



Schön, dass euch das Gedicht gefällt.

Liebe Grüße
Sidgrani

ginTon 16.01.2012 17:36

hallo Sidgrani,,

mannoman, deinen Namen musste ich mir erstmal kopieren, was bedeutet er?

Das Gedicht als solches gefällt mir, hat ein wenig was von Zeichentrickfilmen
wie Ariel oder Nemo etc. pp.. deswegen, mich konnte es begeistern..:) ein
feines Kindergedicht ...

LG gin

Sidgrani 17.01.2012 09:54

Hallo ginTon,

ja dein Name kommt leichter über die Lippen, dafür ist meiner der nordischen Mythologie entnommen.

Du denkst direkt an einen Zeichentrickfilm, aber auch in einem Kinderbuch wäre das Gedicht sicher sehr gut zu illustrieren.

Vielleicht ergibt sich dazu irgendwann einmal die Chance, ich schreibe gerne Kindergedichte.

Liebe Grüße
Sidgrani

fee 17.01.2012 12:05

das ist ja super, sidgrani!


ein mords-kindergedicht, das es so richtig krachen lässt. voller fantasie, verspielten ideen und bildern!

gefällt mir richtig richtig gut!!!!!


begeisterte liebe grüße,


fee

Sidgrani 18.01.2012 13:12

Hallo fee,

das freut mich sehr, danke! :)

Liebe Grüße
Sidgrani

a.c.larin 20.01.2012 15:49

hallo sidgrani,

wirklich eine tolle geschichte!
du erzählst sie so flockig - locker, mit einem witzigem unterton, dass man mühelos von einem blickwinkel zum anderen springen kann, auch ohne illustrationenen!

irgendwann mal sah ich eine doku : "die welt nach uns"- da wurde per computeranimation gezeigt, wie rasch sich die natur zurückerobert, was ihr gehört....:rolleyes:
so sind die gesunkenen schiffe am meeresgrund schon längst zu kleinen riffen geworden, in denen sich jede menge leben abspielt.
wollen wir hoffen, dass mutter natur weiterhin kreativ genug ist in der verwertung dessen, was menschenunvernunft und -unvermögen ihr aufgezwungen hat!

liebe grüße, larin

Sidgrani 21.01.2012 13:25

Hallo larin,

wir Menschen sehen die Erde und das Weltall als gebührenfreie Müllhalde an, wobei versunkene Schiffe meist nicht mit Absicht versenkt wurden.

Ich freue mich, dass dir mein Gedicht so gut gefällt. :)

Liebe Grüße
Sidgrani

Panzerknacker 19.02.2012 09:42

Hallo Sidgrani,

ich mag dein Gedicht weil es sich so toll liest, weil es einfach kindergerecht ist
und es auch meine Art ist zu schreiben. Nicht geschwollen und doch aussagekräftig. Da muss ich doch überlegen ob mir zu deinem Boot untger Wasser auch was einfällt. Die Idee ist nämlich ganz große Klasse,

der Knacki grüßt

tardyhardy 28.02.2012 17:54

Hallo Sidgrani,

aus einer tollen Idee enstand ein sehr schönes Gedicht. Versmaß und Reimformen gefallen mir sehr. Als aktiver Taucher konnte ich die Unterwasserwelt sehr lebendig miterleben. Würde mich sehr freuen, wenn ich in dieser Art noch etwas von dir lesen könnte.
Liebe Grüße
tardyhardy

Sidgrani 07.03.2012 19:33

Sorry, lieber Panzerknacker und liebe(r) tardyhardy, ich war ein wenig abgetaucht, schöpferische Pause sozusagen.

Ich habe mich über eure positiven Beiträge sehr gefreut.

Liebe Grüße
Sidgrani

Sidgrani 21.05.2014 12:59

Hallo miteinander,

ich möchte "Das Haus im Meer" noch einmal auftauchen lassen und fragen, ob die Erweiterung um die letzte Strophe das Gedicht positiv verändert, es sozusagen runder macht. :)

Danke und liebe Grüße
Sid

juli 21.05.2014 13:25

Hallo Sidgrani
 
Oh, ist das schön !:):):)
Ich liebe Meeresgedichte. Es ist gut das Du das Gedicht aus der Versenkung gehoben hast.
Ich kann mich nur meinen Vorredner anschließen und lobende Worte sagen.

DEine Phantasie ist klasse und, versprochen ich werde Dein gedicht noch häufiger lesen.

Liebe Grüße aus dem Land zwischen den Meeren.

sy

PS: Ich finde die letzte S. rundet das Gedicht ab. Hier beschreibst Du das Schiff. Deine erste S. beginnt ja auch mit dem Schiff. Kinder finden ( ich auch) es interessant was das wohl so denkt.

Falderwald 22.05.2014 18:55

Hi Sid,

das finde ich ganz süß und ich habe beim Lesen der ersten Strophe zunächst einmal unwillkürlich an "SpongeBob Schwammkopf" gedacht.
Ich weiß nicht, ob du diese Zeichentrickserie kennst, aber die habe ich früher immer mit meiner Tochter geschaut, die ist auch ganz lustig. :rolleyes:

Aber in deinem Text treten fast noch mehr Charaktere auf und das alles ist gut durchdacht, wie auch z.B. der Zitteraal, der für Licht sorgt.
Und auch die Meeresmuschelklänge finde ich sehr lyrisch.
Obwohl es sich hier um ein Kindergedicht handelt, ist es trotzdem nicht einfach gestrickt, sondern erfüllt einen hohen Qualitätsstandard, nicht zuletzt durch die hinzugefügte Strophe, die aufzeigt, dass auch noch ein alter Kahn zu etwas nütze sein kann, das man schon wieder auf den Menschen übertragen kann, wenn ich so an deinen besten Freund denke. ;)
(Der ja kein Zitteraal mehr ist :D).


Das hat mir gut gefallen und ich habe dein Gedicht gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Chavali 22.05.2014 19:27

Hei hei Sid,

ich kannte dieses hübsche Gedicht ja schon.
Aber erst die letzte angefügte Strophe schlägt den Bogen zum Haus im Meer,
nachdem doch allerlei Getier und seine Funktionen betrachtet wurden.

Das gefällt mir sehr sehr gut, ist jetzt erst so richtig komplett, dein Gedicht. :)


Lieben Gruß,
Chavali

Lailany 24.05.2014 00:40

Lieber Sid,
ein weiteres ungemein liebenswertes Werk mit all dem typischen Sidgrani-Flair, der besonders Deine Kindergedichte aus der Masse heraushebt. Wem diese Zeilen kein Lächeln aufs Gesicht zaubern, dem ist wirklich nicht zu helfen.
Ich bin begeistert. :)
Perfekt ausbalanciert, alles Nötige vorhanden und stimmig verarbeitet.
Der Schwung, den Du trotz der Länge konsequent beibehältst ;
Humor: Mein Sahnehäubchen ist der dicke, ungeschickte Wal, der im Schlaf pfeift...
Das nenn ich 'Schnarchen' originell beschrieben :cool: und ist ein extra Kompliment wert!
Moral: Besonders bei diesem Thema sehr wichtig; den erhobenen Zeigefinger verstehst Du gekonnt zu vermeiden.
Bebilderung: dafür bekommst Du eine 1A. Ein fröhlich/farbenfreudiges Wortgemälde mit dem Titel "wirbelwindbunt". Gibts das Wort eigentlich oder hab ich das grad erfunden?
Wenn ja, dann sei es Dir gewidmet. :)

Die Überarbeitung ist prima gelungen und für die zusätzliche Strophe gibts
'beide Daumen hoch', denn sie erst ist das Tüpfelchen am i. Beim Dagegenhalten wirkt die Originalfassung unfertig.
Das ganze Text vermittelt Idylle, dass der alte Kahn die Endstrophe von Dir geschenkt bekam, trägt zu dem Gefühl bei.
Ohne ihn hätte diese kleine, originelle Unterwassercommunity nicht entstehen können.

Ein paar Peanuts hab ich auch im Gepäck: ;)
Das ursprüngliche 'trotz Motoröl und Schmiere' würde ich wieder einsetzen.
'BEI' Motoröl zu hausen, hört sich seltsam an.

'Sehr dick'... das 'sehr' ist sehr unschön. ;)
Warum nicht einfach: er ist zu dick ?

da wird zum Tanze sich gewiegt?
Hmmmmm.... klingt irgendwie sprachlich nicht richtig.
Zur Musik sich gewiegt... im Takt sich gewiegt... wär ok (sagt mein Bauchgefühl),
geht aber wegen der Metrik nicht.
Was meinst Du zu: da wird im Tanze sich gewiegt ?

Noch höher.... die Formulierung mag mir nicht so recht schmecken.
Vllt:
Am nächsten Deck, im Ruderhaus
ruht sich ein Riesenkrake aus. ?

'Sie fürchten unten alle.'
Der ganze Satz ist irgendwie seltsam verdreht und vmtl deshalb steht er auch seltsam schräg im Kontext.

Vllt so:
drum wurde sie dorthin verbannt.
Erleichtert seufzen alle... oder: Gesünder ists für alle...
oder sowas in diese Richtung....

Winzigkeiten in einem tollen Text, bei dem die kleinen, sowie großen Kinder VOLL auf ihre Kosten kommen. :)
Hab ich Dir schon gesagt, dass ich begeistert bin? :)

GLG von Lai :)
(begeistert!)

Narvik 26.05.2014 10:34

Hallo Sidgrani,

dieses Kindergedicht ist eine ganz entzückende kleine Fabel.
Alles ist sehr anschaulich beschrieben und man fühlt sich direkt in diese Unterwasserwelt hineinversetzt.
Man könnte also sagen, in dem alten Kahn hat sich eine bunte WG eingenistet.
Dort gibt es anscheinend die gleichen Vergnügen, aber auch Probleme, wie an Land. So ist das wohl, wenn mehrere Wesen sich einen Wohnraum teilen.
Fast könnte man sich wünschen, ein Unterwasserlebewesen zu sein, weil dort alles so schwerelos und leicht dahinschwebt, wie auch die Zeilen in deinem schönen Gedicht.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Sidgrani 30.05.2014 10:35

Hei sy,

deine Worte tun mir gut, was will ich mehr?



Hei Falderwald,

der Schwammkopf ist mir wohlbekannt und den Zitteraal lassen wir mal da, wo er ist. :eek: Ich freue mich auch sehr über deinen positiven Kommentar.


Hei Chavali,

was bin ich froh, dass ich mir auch dieses Gedicht noch einmal vorgenommen habe. Ich wühle gerne in meinem Keller, denn meistens kann ich so ein altes Werk doch noch verbessern. Freue mich.


Hei Lai,

danke für dein "wirbelwindbunt", du hast ja richtig tief in die „Kommentierkiste“ gegriffen, das finde ich schön; gerade auch wegen deiner Gedanken zur letzten Strophe.
An deinen Peanuts knabbere ich noch rum, die erste (trotz – bei) habe ich aber schon „gefressen“, man kann auch verschlimmbessern. :rolleyes:

So, muss mich erst einmal schütteln, um mich von dem ganzen Honig zu befreien, den du über mich gegossen hast. ;)


Hei Narvik,

das hast du sehr schön gesagt, „schwerelos und schwebend“, genauso habe ich es mir vorgestellt und dein Vergleich mit einer WG ist prima.



So möchte ich mich noch einmal recht herzlich bei euch allen bedanken. Allein, dass ihr euch die Zeit genommen habt, eure Gedanken aufzuschreiben und mir mitzuteilen, ist lobenswert. Ich bekomme manchmal gar nicht den Dreh, die Kommentare zu meinen Gedichten zeitnah zu beantworten, ich bitte um Nachsicht. :(

Danke und liebe Grüße :)
Sid

Kokochanel 01.09.2016 13:43

das muntere Bild gefällt mir, Sid.:)
Grüße von Koko

Sidgrani 11.09.2016 20:15

Hallo Koko,

freut mich, dass es dir gefällt. :)

Liebe Grüße
Sid


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