Gut gemeint
 

Es ist total grotesk, dass Leute, die
mich nicht verstehen, keine Ahnung haben
von dem, was mich bewegt und die auch nie
mit mir gesprochen haben, eh sie laden,

dass Menschen, die nun keine sind und nur
als böse Trottel im Gedächtnis bleiben,
mit Terrorface und schwarz, in Kampfmontur,
mich killen für mein Zeichnen oder Schreiben!

Ach, hättet ihr doch selbst den Stift genommen!
Wir hätten euch Humor schon beigebracht!
Ihr hättet, gratis!, Nachhilfe bekommen!

Aus euch, da hätten w i r noch was gemacht!
Ach, wäret ihr doch früher schon gekommen!
Wir hätten uns gemeinsam totgelacht!

Hallo Wolo,

ja! Auch Du hast Dich entschieden, die Rolle des unbedarften Zuschauers zu verlassen und den Stoff aus einer anderen Perspektive aufzubereiten. Die Sicht der Opfer war eine gute Wahl. Das hast Du ohne Schwülstigkeiten und Allgemeinplätze einfühlsam und trefflich umgesetzt. Chapeau!

Und nochmal ja! Soweit ich das beurteilen kann (ich verstehe nicht viel von der Materie), würde ich sagen: So geht Sonett! Die Form ist hier nicht mit dem Inhalt vollgestopft, sondern die Rhetorik bestimmt die Form. Am besten hat mir die wunderbare Pointe gefallen. Sie ersetzt hier die gerne verwendete lehrmeisternde Konklusio (die ich wirklich hasse!) und lässt mich nicht als Klein Doofi mit Plüschohren, sondern angenehm bereichert zurück.

Das zweite Quartett schwächelt sprachlich noch ein bisschen. Vielleicht magst Du da nochmal drüber gehen?

Statt: "Ihr hättet gratis Nachhilfe bekommen!" wäre metrisch vielleicht günstiger: "Ihr hättet Gratisunterricht bekommen!"


Liebe Grüße
Claudi

Hallo Claudi

Deine Mohammed-Ich-Vorlage hat mich gereizt.
Dank deiner Gratisnachhilfe gefällt mir jetzt der Text nicht schlecht, abgesehen von dem störenden Präsens "laden" und dem fehlenden Futur bei "bleiben".
Vielleicht können die flapsigen Zeiten als Sinnbild für die rasende Eskalation des Geschehens gesehen werden? ;-)

Oben findest du die Fassung, wie ich sie nach deinem Kommentar habe.

Gruss
wolo