Gedichte-Eiland

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Antigone 13.01.2013 09:41

Besuch bei Heine
 
Dort oben auf dem Sockel sitzt der Heine.
Erst siehst du seine langen Dichterbeine,
riskierst du aber einen Blick noch höher,
kommt dir der ganze Kerl entschieden näher.

Den hat man hier so halb und halb versteckt,
du hast ihn im Vorbeigehn nur entdeckt.
Die Uni thront in seinem Bronzerücken,
gewiss heut nicht zu jedermanns Entzücken.

Passt der noch rein in diese deutsche Welt?
Den hat man beinah heimlich hingestellt,
so abseits von dem allgemeinen Trubel.
Na ja, er wollte sicher keinen Jubel.

Dir fallen ein paar Verse vor die Füße,
du schickst nach oben deine besten Grüße.
Und du besinnst dich, wirfst noch einen Blick
zu Heine hin, und langsam geht’s zurück.

Erich Kykal 13.01.2013 09:50

Hi, Antigone!

Auch eine Heinehommage? Doch nicht etwa dank der Lektüre meines kleinen Feinsliebchengedichts in annäherndem Heinestil??

Naja, jedenfalls ein gänzlich anderer Ansatz: die Statue vor einer Uni. Ist aber sehr interessant aufgebaut und gelungen, wie ich finde.

Nur am Ende hab ich nicht ganz verstanden, was das mit den Versen war, die dem Lyrdu vor die Füße fallen. Fielen die - sinnbildlich - von der Statue herab, oder sind die eher einfach so aus dem Off gefallen? Wenn ja, woher?

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

Antigone 14.01.2013 10:36

Besuch bei Heine
 
Hallo Erich,

dank dir erst mal herzlich fürs Feedback. Ja, die leichte Heine-Melancholie-Ironie, mit der er "schwere Sachen" sagt, habe ich mich ein wenig zu erreichen bemüht. Ob es gelungen ist, da bin ich nicht ganz sicher. Ist wohl zuwenig Düsseldorf und zuviel Berlin drin.

"Vor die Füße fallen", das ist eine Redewendung für "da fällt mir plötzlich was ein" oder so. (Wenn einem etwas vor die Füße fällt, wird man aufmerksam oder stolpert).

Als Hommage ist dieses Gedicht nicht wirklich gedacht, mir fiel nur gelegentlich meines Herumstreifens in der Innenstadt mit einem Anflug von Sarkasmus und Melancholie ein, dass Heine in unserem Heute ein "Linksextremer" wäre, weshalb man ihn anscheinend "repräsentativ" - seine Statue befindet sich unweit der Neuen Wache Unter den Linden vor der Schmalseite eines Seitenflügels der Humboldt-Universität - untergebracht hat, aber so, dass sie dem Touristenbetrieb gar nicht auffällt. Lediglich die Leute, die das Maxim-Gorki-Theater aufsuchen, müssen an ihr vorbei: "Tach, alter Junge!" Sagt vielleicht mal einer. Die Statue wurde wahrscheinlich in den neunziger Jahren umgesetzt, ich habe sie damals jedenfalls noch Ecke Brunnenstraße gesehen mit einem frischen Strauß Nelken im Arm, an einer sehr belebten Hauptstraße.

Dein Gedichtchen habe ich gelesen, ich fands hübsch, es liest sich gut, aber es stützt sich ja auf die romantische Heine-Periode, für die ich mich nicht so voll erwärmen kann. Mir liegt der kämpferische Heine mehr.

Lieben Gruß
Antigone


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