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Walther 25.09.2015 18:48

Fragt!
 
Fragt!


Die Ähren wiegen schwer im kühlen Wind.
Der Ehre gab es nie genug für den,
Der kämpft, sich schenkt und opfert: Fragt, für wen
Ist er gestorben? Gut und Geld? Ein Kind?

Die Felder haben tiefe Furchen, trocken
Liegt dieses Jahr die Krume neben Steinen:
Man soll nur um die reinen Helden weinen,
Die mit der hohen Stirn und blonden Locken.

Der Bauer zählt die Körner, die die Krähe
Aus seiner zweiten Aussaat nickend stahl.
Er fährt sich über Stoppelbart und Haar.

Aus Held und Krieg wird stets ein junges Paar -
Aus dürren Böden wächst ein karges Mahl.
Das Kind braucht wenig: Friede, Schutz und Nähe.

Erich Kykal 25.09.2015 19:18

Hi, Walther!

Dein Sonett erzählt vom stillen, unrühmlichen Heldentum derer, die sich für etwas, woran sie glauben, aufopfern. Den Erhalt von etwas, das ererbt wurde, die Familie, das eigene Kind.
Diesem unprätentiösen Typus stellst du das klassische Heldenbild gegenüber: Den schwertschwingenden Siegfried, den edlen Heroen - und entlarvst damit dessen Oberflächlichkeit und Selbstverliebtheit: Ein Poser um des eignen Ruhmes willen, ein egoistisches selbstverliebtes Kind - und doch etwas, das die Menschen zu brauchen scheinen, als Bild im Lichte, etwas "Reines", wie du sagst.
Der alltägliche Held wird nie so glänzen, aber seine Arbeit ist es, die alles erst ermöglicht, und gönnt man ihm Frieden, so wird er eine Welt erschaffen und behüten, die wieder von Lichtgestalten träumen kann, so wie es eben Kinder tun ...

Ein tiefgreifendes Werk - darum sehr gern gelesen!:)

Einzig die vielen männlichen Kadenzen und das unregelmäßige Auftauchen der weiblichen stören ein wenig den Leserhythmus, wie jedes indifferente Schema es tut, aber gemessen an der Wirkmächtigkeit des Inhalts fällt das hier eher unter "Dekorschaden".

Gratuliere!:Blume:

LG, eKy

Marzipania 26.09.2015 07:29

Ja, werter Walther,
das ist ein formidables Gedicht:
Aus meiner Sicht stellst du hier dem blonden Siegfried ein hilfloses Flüchtlingskind gegenüber.

Du stellst ein Problem, das Europa und den Rest der Welt umtreibt, auf eine sehr originelle Art dar. Schlicht und dennoch tiefgründig.

Chapeau
MW

Walther 27.09.2015 19:08

hallo eKy,

manchmal ist der text, bei dem man selbst die größten bedenken hat, am ende ein gelungener im auge der leser. ich habe lange mit mir gerungen, ob man die veröffentlichung wagen sollte. also bin ich überrascht, daß dir das gedicht zusagt.

danke vielmals!!

lieber gruß Walther


lb. Marcy,

danke sehr für deine lobenden worte. mit schlichter sprache und bekannten bildern habe ich versucht, mich dieser frage zu nähern. ich glaube nicht, daß man dieser katastrophe überhaupt gerecht werden kann in wort und schrift. dazu ist ihr ausmaß zu dramatisch und das licht, das sie auf die menschheit wirft, zu schrecklich.

lieber gruß Walther

falscher Denker 17.10.2015 19:35

Ha, die Überschrift hat mich angelockt! ^^


Hallo Walther,

In diesem Stück benutzt du sehr klassische Bilder, die ein Thema aufgreifen, welches aktuell bleibt. Wir Menschen schauen gerne auf, selbst die, welche sich Rebellen schimpfen und sind es auch nur die alltäglichen Helden, Mutter Vater oder eben Kind. Die Rangordnung sichert Anerkennung, besonders sein, als Massenziel.

In Zeiten von Selfies und Grenzdebatten, im unsicheren Sturm von Krieg im Fernsehen oder doch vor der Tür, sind Helden einfach klassisch schön und beruhigend.

Meine Bewunderung geht an die stillen, nicht unbedingt die bescheidenen Menschen, manchmal nur einer Ansicht eines, die für mich eine neue Einsicht wurde.

Schönes Werk, auch wenn mich das mit aktuelleren Bilder tatsächlich noch etwas mehr interessieren würde. Gerne gelesen.

LG.

f.D.


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