Gedichte-Eiland

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Archimedes 20.09.2009 10:53

Chorjubiläum
 
So nehmen gern wir das Geschenk,
dass uns hier heute eingedenk
der sechzig Jahre war beschieden.

Wir habens jeweils nicht gemieden,
die alten Zeiten aufzuwärmen,
gerieten häufig gar ins Schwärmen
ob des Erlebten und Getauschten
und manchmal kräftig aufgebauschten,
doch so gefühlten Chorgesanges.

Jetzt, zu des neuempfundnen Schwanges,
gesungener Glückseligkeit
mit Liedern aus der alten Zeit,
im Rausch der Sinne, Schönheit Klang,
bewahren wirs ein Leben lang.

So wie der Klang im Raume steht,
noch kurze Zeit, bevor er geht,
so paart sich Wehmut mit dem Glück.
Es bleibt fast Einsamkeit zurück.
Nach dem empfundnen Hochgefühl
entlässt sie uns nun sanft, doch kühl
aus dem gehörten Ohrenrausch.

Doch würde niemand hier im Tausch
sich vom Erlebten je befrein.
Es wollte, musste stets so sein.

Leier 20.09.2009 11:17

Oh, Archimedes!

Zum Weinen schön!
Ich bin dabei (dank Dir!!), ich höre mit, ich bebe mit, ich lebe mit, ich bin dabei!
Welch ein schönes Dankes-Lied.
Du hast mich bereichert.

cyparis

Archimedes 21.09.2009 11:01

Liebe cyparis, erst mal vielen Dank für die euphorischen Dankesworte. Diese vermitteln mir: du kannst in der Lyrik hören, sehen, schmecken, fühlen. Das alles vermag die Lyrik, sie ist Malerei und Emotion:

Ludwig Uhland verton von Mendelssohn-Bartoldy:
Wenn im letzten Abendstrahl
goldne Wolkenberge steigen
und wie Alpen sich erzeigen,
frag ich oft mit Thränen:
liegt wohl zwischen jenen
mein ersehntes Ruhethal?

Lyrik ist Musik und Emotion:

Altes Passionslied vertont von Johannes Brahms:
In stiller Nacht, zur ersten Wacht,
ein Stimm begunnt zu klagen,
der nächtge Wind hat süß und lind
zu mir den Klang getragen;
von herbem Leid und Traurigkeit
ist mir das Herz zerflossen,
die Blümelein, mit Tränen rein
hab ich sie all begossen.

So scheint mir die Lyrik das Verbindende, das Verklärende. Sie hat Rhythmus wie die Musik, kann beschreiben wie die Malerei und dringt in emotionale Tiefen weit hinein.

Da ich gerade so beim Schwelgen bin, noch ein Gedicht aus fremder Feder:

Brigitta Weiss vertont von Manfred Spiller
Gedichte werden nicht gemacht,
sie werden nur gefunden,
sind Obdachsuchende bei Nacht,
Gäste in Dämmerstunden.

Sie nahen Herzensdieben gleich
am Abend unerwartet,
gehimnisvoll aus einem Reich,
für uns noch fremd geartet.

Die Worte werden uns geschenkt,
sind unverdiente Schätze,
von uns in Rahmen eingesenkt,
kennen sie ihre Plätze.

Jedes Gedicht liebt seinen Klang,
will sich in Ohren stehlen.
Dort wird es Freude und Gesang.
Gedichte suchen Seelen.

Lieben Gruß
Archimedes ...der sich in solchen Kreisen wohlfühlt

Leier 21.09.2009 11:11

Lieber Archimedes ...

obwohl ich B. Weiss sowenig kenne wie M. Spiller:
Betörend!

Nichts kann mehr berauschen als tongewordene Lyrik.
Leider hat Uhlands
"So hab ich nun die Stadt verlassen..."
niemals eine Vertonung erfahren.
Dafür berausche ich mich immer wieder an "Die schöne Müllerin", gesungen von dem nie wieder erreichten Fritz Wunderlich.
Dafür lohnt es sich, zu leben!

Ich lobe schöne Musik, ich danke schöner Lyrik!

Lieben Gruß
von
cyparis


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