Bruder Baum
 

Wie hat das Leben dich doch hart geprüft,
du Baum, in dessen junge Rinde
ein Käfer nagend seine Zähne grub!
Wie bliebst du standhaft, wehrtest doch dem Winde,
nicht achtend deiner Wunde Not und Pein!

Wie oft stand ich bei dir, besorgt, allein,
und schenkte dir zum Trost ein Angebinde:
So flocht ich um die Zweige oft und oft
ein gelbes Bändchen! Hab ich wohl gehofft,
dass schlimme Krankheit dennoch hin zur Lösung finde?

War ich wie du - zerstört in meinem Grunde,
doch nicht bereit, mich kampflos zu ergeben?
Du gabst ein Beispiel mir: So soll man leben!
Getreu im Hoffen froh den Sinn zum Himmel heben:
Auch wenn es Jahre dauert, schließt sich manche Wunde!

Du, Bruder Baum, bist mir Symbol des Lebens:
Was du aus Überzeugung mutig tust,
wenn du vertrauend, offen in dir ruhst,
gibt Sinn und ist ein Zeichen an die Welt:
Im Maß der Zeit hat alles Wert, ist nichts vergebens.

guten abend larin,

du hast also einen Bruder? schön dieser vergleich! passt in die ansicht von einer weltseele, der wechselnde reim ist interessant und ungewohnt,
er löst die gesuchte reimmelodie auf und legt sie tiefer ins unterbewusste,
da war doch noch was...? spricht mich an
die bilder sind kar und nicht zu deuteln, die aussage ist gut und ansprechend
gern gelesen und besten gruß
ida

morgen ida,
mit manchen pflanzen fühle ich eine gewisse verbundenheit - unter anderem mit diesem blutahorn, der sich so standhaft über seine beeinträchtigung hinwegsetzt.

vielleicht hatte ich auch jenen vers von rilke im ohr:
"Ich finde dich in allen jenen Dingen,
denen ich gut und wie ein Bruder bin....."

ja, hier lasse ich den reim mal dahin, mal hierhin fließen - ähnlich dem baum, der so wächst wie er eben grade kann. genau darin liegt wohl seine unerschütterlichkeit.

danke fürs vorbeischauen!
lg, larin

Hallo Larin, ein tolles Gedicht! Auch ich liebe Bäume sehr und fühle mich oft mit ihnen verbunden. Bäume sollten wie Brüder, wie gute Freunde sein, sie schenken uns nicht nur reine Luft, sondern so viel mehr.
Hier ein Spruch von Khalil Gibran: "Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt." In diesem Sinne

L.G. wüstenvogel

hallo wüstenvogel,

khalil gibran war ein weiser mann!
danke für den spruch, ( "Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt." ) den ich noch nicht gekannt hab. :)

letztes jahr haben wir dann also ein gedicht umschneiden lassen....:p
es treibt aber aus den wurzeln wieder aus!

man sieht also: die kunst währt ewiglich! :)

liebe grüße,
larin

vielen dank, liebe chavali!

vielleicht ist es das, was uns an den bäumen so fasziniert:
sie wandeln sich im rhythmus der jahreszeiten,
sie zeigen uns ihre innere struktur (sind somit "durchschaubar")
und sie stehen wie ein mittler zwischen himmel und erde,
selbst auf schwierigstem, weil lockerem grunde....:)

eine welt ohne bäume wäre eine trostlose wüste! (sagte der affe aus dem urwald...:p)

liebe grüße, larin

Liebe larin,
Dein Gedicht an den Baum hat mich sehr berührt, so wie ich immer angetan bin, wenn ich sehe, dass Bäume mit Ehrfurcht und Repekt betrachtet und behandelt werden.
Auch für mich sind Bäume etwas Besonderes und Dir ist es gelungen, eben dies in wunderbar poetischen Worten auszudrücken.
"..wenn du vertrauend, offen in dir ruhst.." ist für mich dabei der wichtigste und treffendste Vers, wie auch die letzte Strophe mir besonders gefällt.
Mit lieben Grüßen an Dich!:)
Galapapa