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Chavali 02.08.2009 21:06

Ruhelos
 



Ich bin geschlagen mit dem Fluch der Ruhelosen,
der jedes Handeln mir verwehrt, ganz ich zu sein,
der mir den Spielraum nimmt, mich zu entscheiden,
um zu vertrauen meinem Widerschein.

Ich hab bei alldem keineswegs vergessen,
dass nur zurückkommt, was man einst gegeben,
der frei nur ist, wer in sich selber weilen kann
und nicht mehr ruhelos als ew'ger Wandersmann.

Das Angekommensein - es fällt mir schwer.
Mir fehlt die Suche, fehlt die Sehnsucht sehr.
Im Kreise dreh ich mich ein Leben lang,
und ewig bleibt der Ruhelosen Zwang.



Leier 03.08.2009 10:31

Liebe Chavali,

das ist wohl der "Fluch" der Jugend, der LyrI umtreibt.
Es ist wahrscheinlich ein gewisses Alter vonnöten, um innerlich zur Ruhe zu kommen, angekommen zu sein und in sich selbst zu ruhen.
Wie Du es in Deinem siebten Vers beschreibst.
Die beiden letzten Zeilen erklären sich aus dem Pessimismus des LyrI.
Ich, die ich das alles hinter mir habe, finde den Seufzer der Ruhelosen gut!

Lieben Gruß
von
cyparis

Galapapa 03.08.2009 18:57

Hallo Chavali,
ein sehr schönes Gedicht, auch handwerklich angenehm gearbeitet!
Als älteres Semester kann ich cyparis nur beipflichten: Das Älter-werden bringt langsam aber sicher die Erlösung. Wie kann man sich auch ruhig auf sich selbst besinnen, wenn man nicht vorher die Weisheit der Lebenserfahrungen eingesammelt hat, von denen die alte Seele lebt?
Mit einem herzlichen Gruß!
Galapapa

Chavali 05.08.2009 08:16

Liebe cypi,

im Allgemeinen mag es der Fluch der Jugend sein, aber ich denke, das ist vor allem abhängig vom Temperament
und vom Charakter eines Menschen.
Manchen Menschen kann es noch so gut gehen: Sie suchen immer wieder nach etwas, von dem sie nicht genau wissen,
was es ist.
Hab Dank für deinen Beitrag!


Lieber Galapapa,

auch dir danke ich für deine Rückmeldung.
Ja, lang gelebtes Leben und die Erfahrung daraus mag ein Stoppschild sein für Suchende.
Rastlose Seelen aber fragen nicht nach Zeit...



Euch beiden herzliche und liebe Grüße,
Chavali


DerWortspieler 17.10.2009 23:24

Hi Kätzle,

wir haben ja immer mal wieder heftigen Zwist (gehabt), wenns um Werke des anderen geht. Ich glaube, dass liegt einfach auch daran, dass wir einfach komplett anders funktionieren in unserem "Sein und Nichtsein" in diesem Leben.

Das hier verstehe ich in mir tief drin sehr gut und möchte sagen, dass ich es außerordentlich mag. Und ich geb's lieber gleich zu ..es ist bei Katzentexten eher selten. :p

Bitte mehr davon - ein tolles Thema!

Gruß Stefan oder Kerlchen

forelle 18.10.2009 01:18

Liebe Chavali

wohl nicht der im Kreise irrt, sondern wer mal hin und her
sich wiegt - im Geben und im Nehmen ..... wird frei sein.
So verstehe ich dein Gedicht.
Meiner Erfahrung nach hat das Alter kaum etwas mit der
inneren Ruhe zu tun. Vielmehr ist es die eigene Arbeit daran.
Genügend "alte" Semester irren ruhelos umher .....

Habe aber dennoch sehr gerne hier in Ruhe geweilt.

mg forelle

Chavali 20.10.2009 22:13

Hallo Stefan,
Zitat:

Das hier verstehe ich in mir tief drin sehr gut und möchte sagen, dass ich es außerordentlich mag.
freut mich, dich hier zutreffen und besonders, dass dir mein Text gefallen hat.
Zitat:

wir haben ja immer mal wieder heftigen Zwist (gehabt), wenns um Werke des anderen geht.
Das stimmt und war bisher auch immer positiv und konstruktiv.
Zitat:

Bitte mehr davon - ein tolles Thema!
Mal schauen ;)
Hab herzlichen Dank!

Liebe forelle,
Zitat:

Meiner Erfahrung nach hat das Alter kaum etwas mit der
inneren Ruhe zu tun.
Der Meinung bin ich auch. Ruhe oder Nichtruhe fragt nicht nach dem Alter.
Es sind die Ziele, die man sich setzt und wohl auch ein wenig das eigene Temperament.
Das hast du gut erkannt.
Lieben Dank dir!

Seid beide herzlich gegrüßt!
Chavali, das kätzle ;)

ruhelos 27.11.2009 13:46

hallo chavali,

wie nur konnte ich dieses Gedicht übersehen?:D Dein Gedicht im Paarreim über die Unruhe des lyr. ichs findet mein Gefallen. Der Paarreim nimmt nichts von der Ernsthaftigkeit des Gedichtes. Dies betrachte ich als eine Kunst.Treffend beschreibst du das, was den ruhelosen Menschen ausmacht. Er ist in sich selbst gefangen, ständig auf der Flucht, ein ewiger Wandersmann. Zum Glück schafft es das lyr. ich seine Ruhelosigkeit zu überwinden. Doch fehlt im jetzt die Unruhe auf eine gewisse Art, wohl wie Entzugserscheinungen. Gern und ruhelos gelesen.

Viele Grüße
ruhelos

Chavali 30.11.2009 22:00

Liebe ruhelos,
Zitat:

Der Paarreim nimmt nichts von der Ernsthaftigkeit des Gedichtes.
Dies betrachte ich als eine Kunst.Treffend beschreibst du das, was den ruhelosen Menschen ausmacht.
deine Interpretation finde ich ganz wunderbar.
Hab vielen Dank für die verstehenden und lobenden Worte!

Lieben Gruß,
Chavali

Medusa 01.12.2009 10:01

Guten Morgen Chavali,

mir fällt zu Deinem Gedicht ein Buchtitel ein (Master Han Shan): "Wer loslässt hat zwei Hände frei".

Innere Ruhe ist der Garant für ein freies Leben, Misstrauen gegenüber dem eigenem Sein macht unsicher und zeigt sich in jedem Handeln. Mit anderen Worten, wer sich nicht selbst liebt, kann auch andere nicht lieben.

Mögen Deine Zeilen Deinem Denken entsprechen, für mich sind sie ziemlich deprimierend. Ich empfehle Deinem lyrischen Ich neugierig auf der Suche zu bleiben, nicht aufzugeben und optimistischer zu denken.

Ich kann zwar kein zusammenhängendes Versmaß auch keinen Paareim (Ruhelos) entdecken; es fehlt jedoch nicht, Dein Gedicht liest sich sehr flüssig.

Liebe Grüße,
Medusa.


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