Gedichte-Eiland

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Chavali 23.04.2014 12:34

Seekönigin
 



am Strand such ich das Boot
um mich hinein zu setzen
das Wasser zu berühren
um eins mit ihm zu werden

von fern steigt schon das Rot
des frühen Morgens auf
bizarre Wolkenfetzen
vertreiben Nebelherden

wohin das Boot mich führen
wohin auch immer treibt
es wird kieloben kentern
nur glattes Wasser bleibt

versteck mich in den Muscheln
vergrab mich in den Sand
ich werd mit Algen kuscheln
vermiss nie mehr das Land



andere Form
am Strand such ich das Boot um mich hinein zu setzen
das Wasser zu berühren um eins mit ihm zu werden

von fern steigt schon das Rot des frühen Morgens auf
bizarre Wolkenfetzen vertreiben Nebelherden

wohin das Boot mich führen wohin auch immer treibt
es wird kieloben kentern nur glattes Wasser bleibt

versteck mich in den Muscheln vergrab mich in den Sand
ich werd mit Algen kuscheln vermiss nie mehr das Land


eine dritte Form:

am Strand such ich das Boot um mich hinein zu setzen
das Wasser zu berühren um eins mit ihm zu werden
von fern steigt schon das Rot des frühen Morgens auf
bizarre Wolkenfetzen vertreiben Nebelherden

wohin das Boot mich führen wohin auch immer treibt
es wird kieloben kentern nur glattes Wasser bleibt
versteck mich in den Muscheln vergrab mich in den Sand
ich werd mit Algen kuscheln vermiss nie mehr das Land


eine vierte Form: mit Interpunktion
Am Strand such ich das Boot,
um mich hinein zu setzen,
um Wasser zu berühren,
und eins mit ihm zu werden.


Bizarre Wolkenfetzen
vertreiben Nebelherden,
von fern steigt zartes Rot
des frühen Morgens auf.

Wohin das Boot mich führt,
wohin es mich auch treibt,
es wird kieloben kentern,
nur glattes Wasser bleibt.

Versteck mich in den Muscheln,
vergrab mich in den Sand.
Ich werd mit Algen kuscheln,
vermiss nicht Luft noch Land.



Welche der vier Versionen ist mehr GEDICHT?

:):confused::)







juli 23.04.2014 16:00

Hallo Chavali
 
Da muß ich doch mal hinschauen;)
Das interessiert mich: Vor allen Dingen der Titel hat mich angelockt.

von fern steigt schon das Rot
des frühen Morgens auf
bizarre Wolkenfetzen
vertreiben Nebelherden<----


Du schreibst hier 2 Versionen ohne Satzzeichen, bei der Zweiten hätte ich Satzzeichen gesetzt.

Beide Versionen gefallen mir vom Lesen her.

Du beschreibst einen Seesuicid, phantasievoll, besonders die Idee/ letzte S.:
versteck mich in den Muscheln
vergrab mich in den Sand
ich werd mit Algen kuscheln
vermiss nie mehr das Land

sagt mir zu.

Sehr gerne gelesen :)
sy

ginTon 23.04.2014 17:43

Hi chavilein,,

interessantes Werk. :) Also iwie lese ich den Text ganz anders, nicht so wie
der Vorkommentator, eher märchenhaft etc. Es steht ja auch unter Phantasie
und meines Erachtens geht es dann eher um die Zugehörigkeit zum Element
Wasser. In Träumen steht dieses Wasser ja immer für Gefühle oder gefühls-
betontheit...

Ich glaube mir gefällt diese Version besser:
Zitat:

am Strand such ich das Boot
um mich hinein zu setzen
das Wasser zu berühren
um eins mit ihm zu werden

von fern steigt schon das Rot
des frühen Morgens auf
bizarre Wolkenfetzen
vertreiben Nebelherden

wohin das Boot mich führen
wohin auch immer treibt
es wird kieloben kentern
nur glattes Wasser bleibt

versteck mich in den Muscheln
vergrab mich in den Sand
ich werd mit Algen kuscheln
vermiss nie mehr das Land
In der S3V1 würde ich "führt" schreiben,

schönes Gedicht finde ich, gefällt mir :) liebe Grüße ginnie

Chavali 24.04.2014 09:22

Hallo sy, hi ginnie,

wenn ihr nochmal schauen wollt:
Ich habe noch zwei weitere Versionen oben eingestellt und würde gern wissen,
welche am poetischsten wirkt :)


sy,
dein Kommentar gefällt mir!
Ich finde die Satzzeichenversion auch besser als ohne.
Tippfehlerteufelchen habe ich vertrieben :D
Danke dir!

ginnie,
ich denke, unterschiedliche Interpretationen sind legitim.
In S3V1 schrieb ich führen, weil es passt zu berühren ;)
Danke auch dir für deinen Kommi, der mir selbstverständlich auch sehr gefällt :o



Liebe wassergetränkte Grüße an euch beide,
chavi


juli 24.04.2014 13:50

Ich fühle mich wahrlich nicht als Fachfrau für Gedichtsformen, da ich das Dichten im Internet gelernt habe und für mich selbst meist aus dem Bauchgefühl heraus texte:rolleyes::)

Die Dritte und die Vierte Form liegen mir am nächsten.:)
Bei der Dritten Form würde ich jedoch den Kreuzreim bevorzugen.

Zitat:

Zitat von Chavali (Beitrag 73218)
[SIZE=2]

eine dritte Form:

am Strand such ich das Boot um mich hinein zu setzen
das Wasser zu berühren um eins mit ihm zu werden
von fern steigt schon das Rot des frühen Morgens auf
bizarre Wolkenfetzen vertreiben Nebelherden

wohin das Boot mich führen wohin auch immer treibt
es wird kieloben kentern nur glattes Wasser bleibt
versteck mich in den Muscheln vergrab mich in den Sand
ich werd mit Algen kuscheln vermiss nie mehr das Land


eine vierte Form: mit Interpunktion
Am Strand such ich das Boot,
um mich hinein zu setzen,
das Wasser zu berühren,
um eins mit ihm zu werden.


Bizarre Wolkenfetzen
vertreiben Nebelherden,
Von fern steigt schon das Rot
des frühen Morgens auf.

Wohin das Boot mich führen,
wohin es immer treibt,
es wird kieloben kentern,
nur glattes Wasser bleibt.

Versteck mich in den Muscheln,
vergrab mich in den Sand.
Ich werd mit Algen kuscheln,
vermiss nie mehr das Land.


Welche der vier Versionen ist mehr GEDICHT?

:):confused::)

[/INDENT]

Liebe Chavali, ich fühle mich nicht in der Lage zu beurteilen: Welche Version mehr Gedicht ist, ich denke darüber entscheidet der Texter:confused::rolleyes::), oder ist es nicht so....
Alle 4 Versionen kann ich gut lesen, das finde ich gut, vielleicht kann ich mich auch anpassen.

Gerne gelesen und drübernachgedacht:)
sy

ginTon 25.04.2014 19:43

Hi chavilein,,

Zitat:

ich denke, unterschiedliche Interpretationen sind legitim.
In S3V1 schrieb ich führen, weil es passt zu berühren
Danke auch dir für deinen Kommi, der mir selbstverständlich auch sehr gefällt
Natürlich sind unterschiedliche Interpretationen legitim, wer hat behauptet, dass
sie es nicht wären. Man muss aber nicht einer Meinung sein, dies ist denke ich
auch legitim. ;):)

Ich dachte an Seekönigin vs. Schneekönigin und in diesem Märchen lebt diese
ja auch im hohen Norden wo es kalt ist und nicht in warmen Gefilden, also
kombinierte ich See, dann muss sie wohl im See leben :o:p

Zitat:

Ich habe noch zwei weitere Versionen oben eingestellt und würde gern wissen,
welche am poetischsten wirkt
für mich ist bei diesem Gedicht immer noch die 1 die beste Wahl. Begründung:
in der letzten Version wird meine Leserhythmus durch die Zäsuren bestimmt, wodurch es weniger fließend für mich ist, da der Lesefluss mir aufgezwungen wird. Bei den mittleren Versionen sind mir die Zeilen zu lang und die aufkommenden Binnenreime lassen mich stolpern. Am wohlsten fühle ich mich
bei Nummer 1 wobei ich damit nicht sagen will, dass dies die poetischste Version ist. Für mich gehen diese Formen keinen Konkurrenzkampf miteinander ein.

so 4 Versionen reicht jetzt aber, oder :) gerne mit beschäftigt...LG ginnie

Dana 25.04.2014 20:06

Liebe Chavali,

Zitat:

Zitat von Chavali
Welche der vier Versionen ist mehr GEDICHT?

jede Version ist ein Gedicht - aber für mich diese.;)


Zitat:

Zitat von Chavali
Am Strand such ich das Boot,
um mich hinein zu setzen,
um Wasser zu berühren,
und eins mit ihm zu werden.

Bizarre Wolkenfetzen
vertreiben Nebelherden,
Von fern steigt schon das Rot
des frühen Morgens auf.

Wohin das Boot mich führen,
wohin es mich auch treibt,
es wird kieloben kentern,
nur glattes Wasser bleibt.

Versteck mich in den Muscheln,
vergrab mich in den Sand.
Ich werd mit Algen kuscheln,
vermiss nie mehr das Land.

Eine wunderschöne Fantasie. Meine Interpretation ist frei von Suizidgedanken.
Der Titel verführt zu glauben, dass SIE in ihren Palast zurückkehren will - wie immer sie auch an Land geraten ist. :)
Eine Fantasie, die durchaus melancholisch berührt - aufgrund der letzten Strophe aber verständlich und versöhnend abtauchen lässt.

Schau bitte, ob du die kleine Veränderung annehmen kannst.
Mir ist auch die "andere Reimart" aufgefallen und sie gefällt. Fast ein "Durcheinander" (ein Reim fehlt gar - "auf") und doch bleibt man in der Melodie gefangen. Schön gemacht!

Liebe Grüße
Dana

Falderwald 26.04.2014 17:24

Hi Chavi,

frag nach Meinungen und du bekommst derer viele. ;)

Umso mehr Leute über ein Thema diskutieren, umso schwerer wird es, einen Konsenz zu erzielen, der alle zufrieden stellt.

Schauen wir mal, wie ich meine endgültige Entscheidung begründe, nachdem ich mir alle Antworten durchgelesen habe.

Rein äußerlich würden alle Versionen als Gedicht erkannt werden.

Vier kompakte Strophen mit vier kurzen Zeilen sind optisch markanter, als vier Strophen, die jeweils nur zwei lange Zeilen besitzt.

Kurze Zeilen wirken schneller, lange dagegen haben die Eigenschaft, dass der Leser länger in ihnen verweilt.

Ohne Zeichensetzung allerdings kommt der Lesefluss bei den langen Zeilen arg ins Stocken, weil die Metrik nicht mehr einheitlich strukturiert scheint, denn der Text ist ja im dreihebigen Jambus mit wechselnden männlichen und weiblichen Kadenzen gehalten. Das geht dann nicht mehr auf.

Wenn ein Text ohne Zeichensetzung verfasst wird, dann sollte vielleicht auch eine Kleinschreibung aller Worte erfolgen, das wäre nur konsequent, weil alle Zeilenanfänge ja auch kleingeschrieben sind.

Ich tendiere zu Version 4, weil dort eine korrekte Interpunktion den Text in Sinnabschnitte unterteilt.

Im Gegensatz zu ginTon kann ich hierbei keine Zäsuren feststellen, die meinen Lesefluss ins Stocken bringen, denn es sind keine vorhanden.
Zäsuren kommen ja immer nur innerhalb des Verses, also der Zeile, vor, deine Satzzeichen stehen allesamt am Versende.

Wenn du allerdings Zäsuren als formales Stilmittel einsetzen möchtest, dass auch dieser Text in Version 3 wieder "metrisch lesbar" wird, dann solltest du dort ebenfalls Satzzeichen einsetzen.
An diesen Stellen wird der Leser nämlich unwillkürlich aus dem Lesefluss gezogen, ob er will oder nicht und liest das nämlich dann wie zwei Zeilen.

Aber das wäre ja dann auch prinzipiell nichts anderes, als Version 4.

Also mein Tipp geht ganz klar zu Version 4 hin und zwar so:

Am Strand such ich das Boot,
um mich hinein zu setzen,
das Wasser zu berühren
und eins mit ihm zu werden.

Bizarre Wolkenfetzen
vertreiben Nebelherden,
von fern steigt schon das Rot
des frühen Morgens auf.

Wohin das Boot mich führt,
wohin es mich auch treibt,
es wird kieloben kentern,
nur glattes Wasser bleibt.

Versteck mich in den Muscheln,
vergrab mich in den Sand.
Ich werd mit Algen kuscheln,
vermiss nie mehr das Land.


Die Reihenfolge meiner persönlichen Bewertung:
  1. Version 4 (mein ganz klarer Favorit)
  2. Version 3 (mit Zeichensetzung)
  3. Version 1 (in konsequenter Kleinschreibung)
  4. Version 2 (weniger diskutabel)


So, jetzt hast du den Salat, nun picke dir das Beste heraus. :)


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Cebrail 27.04.2014 02:23

He Katzi,
als absoluter 'Langzeilenfreund' gefällt mir die dritte Version am besten.
Die fehlenden Satzzeichen empfinde ich auch nicht als störend, da sie mich sozusagen um die Ecke lesen lassen, ich irgendwie meinen eigenen Lesefluss finden kann und die Innenbinnenreime tragen ihren Teil dazu bei.
Meiner Meinung nach passt diese Version auch gut zu dem von mir gefühltem Inhalt deiner Zeilen, ich meine die Freiheit beim Lesen passt zu der gespürten Feiheit in deinem Gedicht, zu dem was das Gedicht für mich transportiert.
Ich kann so eintauchen, was ja auch zum Wasserthema passt, wobei ich das Wasser hier eher als eine Gefühlsebene betrachte, also eher ein Weg zurück zum Ursprung.
Aber so sind nun mal die verschiedenen Auffassungen und du hast die Qual der Wahl.
Viel Spaß dabei ;-)

Einen lieben Gruß
C.

Sidgrani 28.04.2014 11:54

Hei Chavali,

jede Version für sich ist ein Gedicht, die folgende spricht mich am meisten an. Die kurzen Verse unterstreichen die jeweilige Aussage und geben ihr ihren Wert.
Hier möchte jemand alles hinter sich lassen und völlig neu beginnen, quasi ein neues Leben unter völlig anderen Bedingungen anfangen. Die Vorfreude und Zuversicht sind unverkennbar.


Drei Anmerkungen/Vorschläge zum Text möchte ich dir unterbreiten:


In S2V3 empfinde ich das Wort "schon" als wenig aussagefähig bzw. als Füllsel. Wie klingt: "Von fern steigt schwach (zart) das Rot" oder so ähnlich?


In S3 ist V1 "Wohin das Boot mich führen," unvollständig, weil das Wort "will" fehlt, einen brauchbaren Vorschlag kann ich allerdings nicht liefern.


V4 in S4 erweckt den Eindruck, als ob das Land schon einmal vermisst worden wäre (soll vielleicht so sein ?) "vermiss nie mehr das Land". Falls nein, könnte es wie folgt heißen: "vermiss nicht Luft noch Land."



Zitat:

Zitat von Chavali (Beitrag 73218)


Am Strand such ich das Boot,
um mich hinein zu setzen,
das Wasser zu berühren,
um eins mit ihm zu werden.


Bizarre Wolkenfetzen
vertreiben Nebelherden,
Von fern steigt schon das Rot
des frühen Morgens auf.

Wohin das Boot mich führen,
wohin es immer treibt,
es wird kieloben kentern,
nur glattes Wasser bleibt.

Versteck mich in den Muscheln,
vergrab mich in den Sand.
Ich werd mit Algen kuscheln,
vermiss nie mehr das Land.



So oder so, das Gedicht gefällt mir, es lässt den Leser seine Fantasie entfalten.

Lieben Gruß
Sidgrani


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