Gedichte-Eiland

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Friedhelm Götz 19.02.2012 10:45

Frühlingsgefühle eines älteren Herrn (Diskussion)
 
Oh Freunde, ich habe den Frühling gesehn.
Er sagte bedauernd: "Muss gleich wieder gehn."
Es war schon der Himmel von Wolken verhangen.
So hat es bald heftig zu schnein angefangen.

Ich dachte, das kann doch der Frühling nicht sein.
Dann schneite es weiter und mich beinah ein.
Da sah ich ein Mädchen! Es trug wenig Kleider.
"Ich wart auf den Lenz." Ach, sie fror wie ein Schneider.

Ich konnte nicht anders, ich musste sie wärmen.
Von ihr wollt ich gerne noch mehr als nur schwärmen.
Ich hielt sie umfangen und kam schnell in Wallung.
Dann zog sie mich plötzlich hinüber zur Stallung.

Dort rief sie auf einmal: "Da ist ja der Lenz!"
Das war nicht der Frühling! Denn Lenz hieß ihr Stenz!
Ich hörte ihn sagen: "Hau ab, alter Knacker!"
Und machte mich ziemlich bedröppelt vom Acker.

Panzerknacker 19.02.2012 17:11

Hallo Fridolin

da tust du dich auch mit schreiben schwer, kein Wunder wenn man eine Abfuhr erleidet. Schön ist aber, du lässt uns an dieser teilnehmen. :rolleyes:

Schöne Grüß
der Knacki

Friedhelm Götz 22.02.2012 18:28

Hallo Knacki,

ich dachte, da kommt noch ein Kommi, war aber dann doch nicht.

Dir vielen Dank dafür.

LG Fridolin

Dana 22.02.2012 20:19

Hallo Fridolin,

wat dem enen sien Lenz, is dem andern sien Frühling.:D

Hübsch und gekonnt verdichtet. Ich habe es sofort mit dem Sprichwort: "Wat dem enen sien Uhl, is dem annern sien Nachtigall." in Verbindung gebracht.

Hier enden die Frühlingsgefühle eines älteren Herren zwar bedröppelt, aber er durfte immerhin wärmend "zugreifen".

Schön auch die Steigerung in der 3. Strophe (hinüber zur Stallung) und noch schöner die kalte Dusche in der 4. Strope. ;)

Da fällt mir noch ein Sprichwort ein: "Schuster bleib bei deinen Leisten.":p

Ein schöner und lustiger "Frühlingsbote".:)

Liebe Grüße
Dana

Friedhelm Götz 23.02.2012 07:20

Hallo Dana,

vielen Dank auch dir fürs Lesen und Kommentieren.

Schade, dass die "Stimme" verstummt ist (zumindest bei mir), ihr wäre das Versmaß aufgefallen. Meine Reimerei war nämlich mal nur eine Übung in Daktylen. Damit tue ich mich immer noch recht schwer, muss ich als Humordichter auch nicht unbedingt beherrschen.

LG Fridolin

Falderwald 26.02.2012 16:42

Hallo Fridolin,

wenn ich jetzt fies wäre, schriebe ich, das geschieht dem alten geilen Sack recht...:D

Nein, das ist ein wirklich süßer Schmunzeltext und steht zu Recht hier in der Humorabteilung, vor allem weil zu erkennen ist, daß sich der Protagonist hier selbst mächtig auf den Arm nimmt.

Das sind wirklich vier nette Schmunzelstrophen, die jede Menge feinen Humor transportieren.

So sollte ein humoriger Text sein.

Übrigens ist das Versmaß hier kein richtiger Daktylus. ;)

Nein, nein, es ist völlig in Ordnung und ohne Fehler:

Oh Freunde, ich habe den Frühling gesehn.
Er sagte bedauernd: "Muss gleich wieder gehn."
Es war schon der Himmel von Wolken verhangen.
So hat es bald heftig zu schnein angefangen.

xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx

Ich dachte, das kann doch der Frühling nicht sein.
Dann schneite es weiter und mich beinah ein.
Da sah ich ein Mädchen! Es trug wenig Kleider.
"Ich wart auf den Lenz." Ach, sie fror wie ein Schneider.

xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx

Ich konnte nicht anders, ich musste sie wärmen.
Von ihr wollt ich gerne noch mehr als nur schwärmen.
Ich hielt sie umfangen und kam schnell in Wallung.
Dann zog sie mich plötzlich hinüber zur Stallung.

xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx

Dort rief sie auf einmal: "Da ist ja der Lenz!"
Das war nicht der Frühling! Denn Lenz hieß ihr Stenz!
Ich hörte ihn sagen: "Hau ab, alter Knacker!"
Und machte mich ziemlich bedröppelt vom Acker.

xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx

Aber ein Daktylus ist das nicht.

Es ist ein Amphibrachys.

Der Daktylus beginnt mit einer Hebung, also einer betonten Silbe, der zwei unbetonte folgen.

Beispiel (4-hebig, wechselnde männliche und weibliche Kadenz):

XxxXxxXxxX
XxxXxxXxxXx

Beim Amphibrachys wird eine betonte Silbe von zwei unbetonten umschlossen.

Beispiel (4-hebig, wechselnde männliche und weibliche Kadenz):

xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx

Somit wäre also der Amphibrachys ein Mittelding zwischen Daktylus und Anapäst.

Denn beim Anapäst folgt auf zwei unbetonte Silben eine betonte.

Beispiel (4-hebig, wechselnde männliche und weibliche Kadenz):

xxXxxXxxXxxX
xxXxxXxxXxxXx

Somit ergäbe sich folgendes Gesamtbild:

Beispiel (4-hebig, weibliche Kadenz):

XxxXxxXxxXx (Daktylus)
xXxxXxxXxxXx (Amphibrachys)
xxXxxXxxXxxXx (Anapäst)

Da sieht man auch im logischen Aufbau, daß die Silbenanzahl immer um eine zunimmt.

Eine Metrikanalyse habe ich oben schon erstellt, so daß ich jetzt zu den formalen Dingen folgende Zusammenfassung geben könnte:

Der Text ist im Paarreim geschrieben.
Das verwendete Versmaß ist ein 4-hebiger Amphibrachys.
Es gibt vier Strophen mit jeweils vier Zeilen.
Auf zwei Zeilen mit männlichen Kadenzen folgen zwei Zeilen mit weiblichen Endungen. Ausnahme: Strophe 3, wo ausschließlich weibliche Kadenzen verwendet werden und somit die einzige Abweichung in einem ansonst einwandfrei durchgehaltenen Schema zu erkennen ist.

Ich hoffe, mein Kommentar konnte dir ein wenig geben...:)


Gerne gelesen, geschmunzelt und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Friedhelm Götz 26.02.2012 20:22

Hallo Falderwald,

ich danke sehr für deine lobenden Worte und die ausführliche metrische Erläuterung.

An sich weiß ich schon, dass dreisilbige Verse, die mit einem unbetonten Auftakt beginnen, auf die zwei unbetonte Silben folgen, amphibrachisch genannt werden. Ich folgte aber in meiner Bezeichnung der Verslehre von Wolfgang Kayser, der auch bei solchen Versen von daktylischen Versen spricht, ebenso Erwin Arndt in "Deutsche Verslehre".

Wichtig ist für mich, dass die Verse ein einheitliches Versmaß haben, das ich künftig gern amphibrachisch nenne. Ich habe mich hier und andernorts umgesehen, Gedichte mit durchgehend daktylischen Versen aber nicht gefunden. Für mich wäre es sehr interessant, wenn du mir Beispiele nennen könntest.

LG Fridolin

Falderwald 26.02.2012 21:30

Hallo Fridolin,

genau das ist der Punkt, weil das eben völlig falsch verbreitet wird.

Der Amphibrachys wird einfach zum Daktylus gemacht, obwohl er genau zwischen dem Daktylus und dem Anapäst anzusiedeln ist.

Beispiele:

Friedrich Schiller "Würde der Frauen"

Zitat:

Ehret die Frauen! sie flechten und weben
Himmlische Rosen ins irdische Leben,
Flechten der Liebe beglückendes Band,
Und in der Grazie züchtigem Schleier
Nähren sie wachsam das ewige Feuer
Schöner Gefühle mit heiliger Hand.
Erich Mühsam "Zum Beginn"

Zitat:

Wollt ihr die Freiheit, so seid keine Knechte
Wollt ihr das Glück, so schaffet das Rechte!
Wollt ihr die Früchte, so ackert die Saat!
Wollt ihr das Leben, so leistet die Tat!..
Falderwald "Befreiungsschlag"

Befreiungsschlag


Zitat:

Spürst du das Kribbeln, spürst du es auch,
flügelleicht hebt sich der Schmetterlingsbauch,
Funken versprühen Elektrizität,
Haut zieht sich an wie ein wilder Magnet.

Hörst du es schwingen, hörst du das Lied,
reizen Neuronen im Takt jedes Glied,
trifft es das Zentrum der Lustenergie,
wirst du berührt durch die Kraft der Magie.

Will dein Begehren, halte es fest,
lasse jetzt fallen, was dich noch nicht lässt,
schmecke die Freiheit von Liebe und Glück,
niemand bringt dir den Moment je zurück.

Stürme die Gipfel, so wie im Traum,
lass dich entführen durch Zeit und durch Raum,
erst wenn dein Wollen sich richtig enthüllt,
wird das Verlangen der Sehnsucht erfüllt.
Anmerkung: Hier habe ich allerdings experimentiert.
Jeweils in der ersten Zeile wurde nach dem Komma eine unbetonte Silbe fortgelassen. Der Rest ist ein astreiner Daktylus.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Friedhelm Götz 27.02.2012 07:55

Hallo Falderwald,

vielen Dank für deine Mühe, mir die Feinheiten des Daktylus nahe zu bringen. Allerdings verstärkt sich bei mir der Eindruck, dass selbst diese großen Meister der Dichtkunst in deinen Beispielen nicht durchgängig daktylisch gedichtet haben.

So enden, wenn ich es richtig sehe, zwei Strophen in Schillers Gedicht "Ehret die Frauen" nicht daktylisch:

Treue Töchter der frommen Natur
XxXxxXxxX = ich sehe es so, dass auf einen Trochäus zwei Anapäste folgen
Und ver-ei-nen, was e-wig sich flieht.
xxXxxXxxX = Anapäste


Bei Erich Mühsams Gedicht "Zum Beginn" fällt schon die zweite Zeile

Wollt ihr das Glück, so schaffet das Rechte!
XxxXxXxxXx

aus der daktylischen Metrik.

In der folgenden Strophe kann ich die Metrik stellenweise überhaupt nicht mehr zuordnen, zumindest kann ich keine Daktylen mehr erkennen.

Pestluft lagert über der Welt;
XxXxXxxX
um das Große drängt sich die Kleinheit;
xxXxXxxXx
trübe Dünste verfinstern die Reinheit,
XxXxxXxxXx
und der Mensch ist vom Haß entstellt.
xxXxxXxX
Um des Daseins armselige Brocken
XxXxXxxxXx?
sind alle Fäuste wütend geballt.
XxxXxXxxX

Da hältst du in deinem Gedicht das Versmaß noch besser ein, wenn es auch nicht ganz durchgängig daktylisch ist. Für mich als Humordichter scheidet dieses Versmaß aus, es schränkt meine Möglichkeiten, mich mit Wortspielen auszudrücken, zu sehr ein. Das gilt sogar für Limericks, die ich generell amphibrachisch anlege, wobei ich Limericks bisher metrisch als Daktylen mit unbetontem Auftakt angesehen habe.

LG Fridolin

Falderwald 27.02.2012 20:50

Hallo Fridolin,

deshalb habe ich auch mit Absicht nur Schillers erste Strophe eingestellt. ;)

Zitat:

Da hältst du in deinem Gedicht das Versmaß noch besser ein, wenn es auch nicht ganz durchgängig daktylisch ist.
Stimmt, das schrieb ich ja auch. In den jeweils ersten Zeilen aller Strophen findet sich eine Abweichung und zwar bewusst, wie man unschwer erkennen kann, weil ich das konsequent bis zum Schluss durchgehalten habe.

Zitat:

Für mich als Humordichter scheidet dieses Versmaß aus, es schränkt meine Möglichkeiten, mich mit Wortspielen auszudrücken, zu sehr ein.
Das würde ich pauschal gar nicht so sagen.
Ich finde, wenn ein Gedicht fließt, dann fließt es, egal in welchem Metrum.
Man sollte nichts ausschließen, denn das schließt pauschal auch vorhandene Möglichkeiten aus.
Lass es einfach laufen, so wie es kommt...:)

Zitat:

Das gilt sogar für Limericks, die ich generell amphibrachisch anlege, wobei ich Limericks bisher metrisch als Daktylen mit unbetontem Auftakt angesehen habe.
Ja, im Limmerick wird stets der Amphibrachys verwendet, das macht ihn ja gerade so markant, jedoch ist es m. E. wichtig, auch dieses Versmaß so zu benennen, auch wenn wenn es quasi ein Daktylus mit unbetontem Auftakt ist, aber was sagen wir zu einem Trochäus mit unbetontem Auftakt? Richtig, Jambus. ;)

Ich finde es wichtig, daß auch z. B. junge Dichter, die noch etwas lernen wollen, das System der gebunden Lyrik richtig dargestellt bekommen, denn es ist rein logisch und mathematisch aufgebaut.

Haben wir es nur mit zwei wechselnden Silben zu tun, also einer unbetonten und einer betonten, dann gibt es auch nur zwei Metren: Jambus und Trochäus.

Haben wir es aber mit drei Silben, also zwei unbetonten und einer betonten, ergeben sich drei Kombinationen:
xxX = Anapäst, Umkehr davon Xxx = Daktylus und wenn wir das jetzt auseinanderreißen, bekommen wir unseren Amphibrachys = xXx (der erst durch die Wiederholung zum Daktylus wird ;))

Übrigens findest du hier auch einen indirekten Beweis meiner Behauptung, es gäbe in der Deutschen Sprache keine zwei betonten Silben hintereinander.
Es gibt kein Metrum, mit zwei solchen aufeinanderfolgenden und es gibt keines, mit drei aufeinanderfolgenden unbetonten Silben.
Wenn so etwas vorkommt, dann braucht es eine Zäsur, wie z.B. an einem Zeilenende.
Weil wir in der nächsten Zeile ja wieder von vorne anfangen müssen, nicht wahr? ;)

Das ist nur die reine Theorie des Handwerks, sonst nichts.


Schreiben können wir das alle, darum geht es gar nicht...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

a.c.larin 28.02.2012 22:15

hallo fridolin,
also man merkt richtig, dass du dieses gedicht mit daktylust geschrieben hast!
ein jammer, dass die süße schon verbandelt war!

aber macht ja nix, denn:

hat der lenz sie erst "gebändigt",
(weiß man ja, wie sowas endigt)
kannst du sie des sommers trösten
und mit ihr am poole rösten!
sicher schenkt dir dann die biene
viele kleine fridoline! :D


hat spaß gemacht, dein gedicht zu lesen!
lg, larin

Friedhelm Götz 29.02.2012 06:20

Zitat:

Zitat von Falderwald (Beitrag 60520)
Ja, im Limmerick wird stets der Amphibrachys verwendet

Das stimmt so nicht, es ist marginal, aber es gibt auch Limericks, die durchgängig mit einer Hebung beginnen, also daktylisch sind, wie etwa die bekannten Wanderer-Limericks.

Hallo larin,

stimmt, ich habe mit Daktylust gereimt, aber gelernt, dass ich dabei amphibrachitisch war.

Vielen Dank für deine aufmunternden Zeilen.

LG Fridolin

Falderwald 29.02.2012 19:29

Hi Fridolin,

die mir bekannten Limericks sind alle im Amphibrachys geschrieben, die von dir benannten Wanderer Limericks kenne ich nicht (Dann hättest du ja deine Beispiele für durchgehend daktylische Verse).

Ich behaupte sogar, ein streng klassischer Limerick sollte im A. geschrieben sein:

Puella Rigensis ridebat
Quam tigris in tergo vehebat.
Externa profecta
Interna revecta
Sed risus cum tigre manebat.

Variationen gibt es natürlich immer (so z. B. auch im Sonett).
Und so bestätigt sich mal wieder der alte Spruch, keine Regel ohne Ausnahme.

Aber ich lerne immer wieder dazu.
Gerne relatviere ich deshalb meine Aussage:
Zitat:

Zitat von Falderwald
Im Limmerick wird in der Regel der Amphibrachys verwendet.

Und deshalb ist es auch m. E. sehr wichtig, zwischen Amphibrachys und Daktylus zu unterscheiden.

Ich bin ja auch nur näher darauf eingegangen, weil du in einer Antwort schriebst:

Zitat:

Zitat von Fridolin
Schade, dass die "Stimme" verstummt ist (zumindest bei mir), ihr wäre das Versmaß aufgefallen.

Mir ist es auch aufgefallen, aber muss man das immer erwähnen?

Zitat:

Zitat von Fridolin
Ich folgte aber in meiner Bezeichnung der Verslehre von Wolfgang Kayser, der auch bei solchen Versen von daktylischen Versen spricht, ebenso Erwin Arndt in "Deutsche Verslehre".

Ich kenne diese Bücher nicht und weiß daher auch nicht, was dort geschrieben steht.
Meinerzeit hatte ich ein ganz simples und einfaches Büchlein mit dem unscheinbaren Titel "Verse schmieden leicht gemacht" von Christa Kilian, welches im Bassermann Verlag erschienen ist.

Selbst in diesem recht schlicht gehaltenen Buch unterscheidet Frau Kilian zwischen den drei genannten dreisilbigen Versfüßen und benennt eindeutig den Amphibrachys, der im sogenannten "Mitteltakt" geschrieben ist.

Ich wollte hier auch niemanden belehren, sondern lediglich eine Textanalyse vornehmen und mich mit Interesse darüber austauschen...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Friedhelm Götz 01.03.2012 09:09

Hallo Falderwald,

Ich bin dir außerordentlich dankbar, dass du mir so ausführlich geantwortet hast. Da ich wegen meiner Behinderung große Probleme mit dem Schreiben habe, hat meine Antwort etwas länger gedauert.

Ein paar Gedanken noch:

Zitat:

Zitat von Falderwald (Beitrag 60568)
Hi Fridolin,

die mir bekannten Limericks sind alle im Amphibrachys geschrieben, die von dir benannten Wanderer Limericks kenne ich nicht.

Da lässt dich dein Gedächtnis im Stich, einer von dir aus dem Lim-Faden:

Zitat:

Zitat von Falderwald (Beitrag 47183)
Wanderer kommst du nach Polen,
sei dir ganz dringlich empfohlen,
achte in Ruhe
auf deine Schuhe,
dort wird dir alles gestohlen.

Mir sind Wanderer-Lims zu eintönig, damit lässt sich nur beschreiben, was dem Wanderer passieren kann, bzw. wovor er sich in Acht nehmen soll, wenn er irgendwo hinkommt. Ich habe mich auch mal damit versucht (allerdings nicht durchgängig daktylisch, wie ich jetzt weiß:

Wanderer, kommst du nach Thurgau,
gibt Acht auf die Gräfin von Burgau.
Besonders im Jänner,
da schlachtet sie Männer
und füttert die Kerle der Burgsau.

Zitat:

Zitat von Falderwald (Beitrag 60568)

Ich behaupte sogar, ein streng klassischer Limerick sollte im A. geschrieben sein.

Dem würde ich mit der Einschränkung zustimmen, dass es den "klassischen" Limerick nicht gibt. Nachdem du mir nun dankenswerter Weise die metrischen Zusammenhänge zwischen Daktylus Amphibrachys und Anapäst erläutert hast, meine ich, dass man den Aufbau des Limericks nach antiker Versbezeichnung wohl auch als anapästisch-daktylisch klassifizieren könnte nach diesem Lautmuster.:

da da dam da da dam da da dam
da da dam da da dam da da dam
da da dam da da dam
da da dam da da dam
da da dam da da dam da da dam

Die Crux bei dieser Theorie ist aber in der deutschen Sprache, dass es kaum Wörter gibt, die anapästisch sind, also muss man hier wieder mit Auftakten arbeiten, und schon sind wir wieder bei Daktylen oder Amphibrachen, je nachdem, wo die Hebung zu stehen kommt.

Diese innige Beziehung dieser dreisilbigen Versfüße hat wohl auch die von mir genannten Autoren veranlasst, Daktylen, Amphibrachen und Anapäste unter dem Oberbegriff "Daktylische Verse" abzuhandeln. Auch die im Internet zugänglichen Systeme zur Metrumanalyse (z.B. Metricalizer) treffen diesbezüglich keine Unterscheidung.



LG Fridolin

Ibrahim 01.03.2012 11:37

Hallo Fridolin
 
Äußerst lehrreiche Diskussion zum humorvollen Gedicht. LG Ingo

Friedhelm Götz 02.03.2012 16:01

Zitat:

Zitat von Ibrahim (Beitrag 60576)
Äußerst lehrreiche Diskussion zum humorvollen Gedicht. LG Ingo

Stimmt, Falderwald kennt sich da sehr gut aus, ich lerne gern von ihm.

LG Fridolin

Falderwald 05.03.2012 20:30

Hallo Fridolin,

da wir jetzt vom eigentlichen Gedicht abkommen, habe ich diesen Faden einmal in unser Diskussionsforum kopiert.

D.h. es ist nach wie vor in der Humorabteilung zu finden, um zum Text Stellung zu nehmen und wir können hier in dieser Kopie frei und fröhlich über Daktylus und Limerick diskutieren.

Zitat:

Da lässt dich dein Gedächtnis im Stich, einer von dir aus dem Lim-Faden:
Da kann man mal wieder sehen, wie betriebsblind man im Laufe der Zeit wird (vielleicht sollte ich auch sagen: Falderwald, du wirst langsam alt ;)).
Ja, ich erinnere mich, das war ein Faden von norbert.
Das war also sein vorgegebenes Versmaß, welches ich lediglich dort kopiert habe und auf den "Wanderer" eingegangen bin.
(Kein Wunder, daß Google nix über die "Wanderer-Limericks ausgespuckt hat.)

Zitat:

Mir sind Wanderer-Lims zu eintönig, damit lässt sich nur beschreiben, was dem Wanderer passieren kann, bzw. wovor er sich in Acht nehmen soll, wenn er irgendwo hinkommt.
Ich denke, es war von norbert auch nicht geplant, das als Fortsetzungsfaden zu gestalten.
Aber wie wir Dichter nun mal sind, nehmen wir so etwas immer gerne an.
Auf die Dauer wird das sicherlich langatmig, da gebe ich dir Recht.
Die Grundidee war aber ganz nett.

Zitat:

Dem würde ich mit der Einschränkung zustimmen, dass es den "klassischen" Limerick nicht gibt. Nachdem du mir nun dankenswerter Weise die metrischen Zusammenhänge zwischen Daktylus Amphibrachys und Anapäst erläutert hast, meine ich, dass man den Aufbau des Limericks nach antiker Versbezeichnung wohl auch als anapästisch-daktylisch klassifizieren könnte nach diesem Lautmuster.:

da da dam da da dam da da dam
da da dam da da dam da da dam
da da dam da da dam
da da dam da da dam
da da dam da da dam da da dam
Das mit dem klassischen Limerick war natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber der von mir zitierte lateinische Lim ist einfach nur genial und klangvoll, was ich sonst von den meisten lateinischen Versen nicht behaupten könnte. (Was natürlich reine Geschmackssache ist.)

Zitat:

Die Crux bei dieser Theorie ist aber in der deutschen Sprache, dass es kaum Wörter gibt, die anapästisch sind, also muss man hier wieder mit Auftakten arbeiten, und schon sind wir wieder bei Daktylen oder Amphibrachen, je nachdem, wo die Hebung zu stehen kommt.
Natürlich gibt es Abweichungen aller Art, aber die meisten Lims sind meines Wissens nach wirklich im Amphibrachys gehalten.
Anapästische Verse sind tatsächlich schwer und daher auch selten zu finden.

Zitat:

Diese innige Beziehung dieser dreisilbigen Versfüße hat wohl auch die von mir genannten Autoren veranlasst, Daktylen, Amphibrachen und Anapäste unter dem Oberbegriff "Daktylische Verse" abzuhandeln. Auch die im Internet zugänglichen Systeme zur Metrumanalyse (z.B. Metricalizer) treffen diesbezüglich keine Unterscheidung.
Letztendlich ist es ja auch durchaus verständlich, wenn man diese Verse unter einem Oberbegriff zusammenfasst.
Es liegt wohl mehr an meiner persönlichen Pfennigfuchserei, denn ich finde, man sollte die verschiedene Versmaße ruhig beim Namen nennen, damit die "jungen Dichter" zumindest mal ein Bild davon bekommen, worüber wir "Alten" uns hier unterhalten.

Nur damit der Vollständigkeit Genüge getan wird.

Denn gute theoretische Kenntnisse haben dem praktischen Handwerker noch nie geschadet, eher im Gegenteil.

Das war mein ganzes Anliegen...:)


Liebe Grüße

Falderwald

Walther 06.03.2012 18:23

Also, lb. Fridolin und lb. Falderwald,

ich habe jetzt was dazugelernt, und amüsiert habe ich mich auch! :)

Danke und Grüße W.


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Dana und Falderwald

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