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Thomas 02.10.2014 21:14

Im Zug der Zeit
 
Im Zug der Zeit

Ja eigentlich, da hatte sie doch alles,
was man im Leben braucht und wünschen kann:
Zwei Autos, Kinder, Lover, Hund und Mann;
ein Haus mit Garten nannte sie ihr eigen,
sie war versichert, für den Fall des Falles,
und schön; und was sie trug, war elegant,
und wo sie auftrat, führte sie Regie.
Nur oft und immer öfter spürte sie
den Wunsch, aus ihrem Leben auszusteigen,
wozu sie nie die Haltestelle fand.

Lailany 02.10.2014 23:37

Hallo Thomas,
sehr gelungen, Deine Betrachtung der modernen Frau, eines Menschen, bei dem man sich schwer tut, will man ihm was schenken, weil er schon alles hat.
Und doch ist sie nicht glücklich. Würde alles dafür geben, wenn sie die Bürde abwerfen könnte, um das zu (er)leben, was sie ver(ab)säumt hat.
Und je mehr Besitz vorhanden ist, umso schwerer ist es, die Haltestelle zum Aussteigen zu finden.
Schmunzeln musste ich bei der Reihenfolge: Autos, Kinder, Lover, Hund und Mann.
Ich bin mir sicher, die hast Du mit Absicht so angeordnet und ich finde es trefflich, weil's oftmals genau so ist.
Kritik hab ich an Z1:
1. beginnt sie mit dem unschönen 'Ja' und
2. das 'da' ist zu aufdringlich dafür, dass es nur benötigter Füller ist.

Vllt: Genau genommen hatte sie doch alles...
Oder: Genau betrachtet hatte ...

Damit hättest du auch anstatt 4 Einsilber nur 2 und es klänge runder.

Deine sehr aktuelle, gelungene, philosophische Betrachtung hat mir gut gefallen.
Gern gelesen und besenft.

HG von Lai :Blume:

Thomas 03.10.2014 06:56

Liebe Lailany,

klar, die Reihenfolge ist bewusst so gewählt, wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob "Zwei Autos" am Anfang nicht einen zu männliche Sichtweise sind, und es vielleicht "Fünftausend Schuhe":D heißen müsste.

Was du klanglich zur ersten Strophe sagst stimmt, aber ich opfere manchmal den Klang ein wenig, um möglichst nahe an der normalen Sprach zu sein. Mir ist bewusst, dass es da andere Meinungen gibt. Das "Ja" klingt in meinem Kopf fast wie das bedauernde "Tja".

Liebe Grüße
Thomas

vedena 23.10.2014 11:20

Hi Thomas,

erinnert mich ein wenig an The Ballad of Lucy Jordan.
Na ja, das Leben beschenkte sie reich und doch ist sie unzufrieden. Ich denke, sie gehört zu jener Sorte, die an einer anderen Haltestelle auch nicht glücklich geworden wären.
Vielleicht sollte sie Lover und Hund streichen - das sind ziemliche Stressfaktoren. :)

Aber trotzdem ein gut gemachter, eindringlicher Text über versäumte Gelegenheiten.

LG vedenA

Thomas 28.12.2014 10:14

Liebe vedena,

sorry, ich habe deinen Kommentar erst jetzt entdeckt. Der Bezug zu der mir bisher unbekannten "Ballad of Lucy Jordan" ist interessant.

Liebe Grüße
Thoams


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