Gedichte-Eiland

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Quicksilver 03.02.2010 18:28

Schrei
 
.
Adern schon zum Bersten schwellend,
Augen aus den Höhlen quellend,
kalter Schweiß auf glühend’ Stirn,
erst stehend, dann auf allen Vier'n.

Voll Inbrunst sich die Stimme hebt,
vor lauter Zorn die Lunge bebt,
harter Biss der starken Zähne,
tiefensuchend eine Träne.

Doch schalldicht ist der dunkle Raum.
Man sieht ihn, aber hört ihn kaum.
Nun spürt er schon die heißen Flammen.
Ein lauter Schrei bricht leis' zusammen.

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Mal wieder ein sehr altes Gedicht von mir. Entsprechend ist es nicht ganz ausgereift. Vielleicht möchtet ihr ja ein wenig daran feilen?

Falderwald 03.02.2010 21:20

Hallo Quick,

puh, das ist nicht leicht zu durchschauen.

Es gibt zwar einen roten Faden, der sich durch den Text zieht, doch irgendwie kann ich diesen nicht konkret festmachen, ich finde keinen vernünftigen Ansatzpunkt für mich.

Zuerst dachte ich an einen Vampir, der dem Tageslicht ausgesetzt wird.
Aber da passt natürlich die letzte Strophe nicht, wo von dem dunklen Raum die Rede ist.

Ich versuche trotzdem mal, Licht ins Dunkel zu bringen.

Zitat:

Adern schon zum Bersten schwellend,
Augen aus den Höhlen quellend,
kalter Schweiß auf glühend’ Stirn,
erst stehend, dann auf allen Vier'n.
Also hier geschieht schon einmal Action.
Der Protagonist befindet sich in einer Lage, wo es ihm körperlich nicht gut geht. Die Adern sind geschwollen, die Augen quellen hervor, der kalte Schweiß rinnt über die heiße Stirn und zum Schluss sinkt er nieder auf alle Viere.

Zitat:

Voll Inbrunst sich die Stimme hebt,
vor lauter Zorn die Lunge bebt,
harter Biss der starken Zähne,
tiefensuchend eine Träne.
Hier fängt er an zu schreien und zwar so laut, daß die Lunge bebt. Die Inbrunst signalisiert eine starke Emotion, die hier in Form von Zorn erscheint.
Er muss die Zähne zusammenbeißen, um das was mit ihm geschieht ertragen zu können. Das ist so schlimm, daß er am liebsten weinen möchte.

Zitat:

Doch schalldicht ist der dunkle Raum.
Man sieht ihn, aber hört ihn kaum.
Nun spürt er schon die heißen Flammen.
Ein lauter Schrei bricht leis' zusammen.
Hier ist für mich dann irgendwie Endstation.
Ich komme an dem dunklen Raum nicht weiter.
Was sieht man, aber hört es kaum? Den Protagonisten oder den Raum?
Von nun an kann ich nur spekulieren.

Handelt es sich vielleicht um das Opfer eines Folterknechts in einer dunklen Folterkammer?
Das könnte theoretisch hinkommen, doch sicher bin ich nicht.

Wenn ich voll daneben liege, kannst du mir vielleicht einen kleinen Anhaltspunkt geben, an den ich anknüpfen kann.


Interessanter Text, den ich gerne gelesen und kommentiert habe...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Corazon 03.02.2010 21:25

Zitat:

Zitat von Falderwald (Beitrag 40763)
Handelt es sich vielleicht um das Opfer eines Folterknechts in einer dunklen Folterkammer?

Klingt eher wie eine Hinrichtung. Nicht auf dem elektrischen, da geht ja keiner auf die Knie.
Heisse Flammen in einem schalltoten Raum kann ich mir aber auch schlecht vorstellen.
Aber nach Hinrichtung klingt das schon. Wer weiss, für was die Flammen stehen...Gas?

Quicksilver 03.02.2010 21:35

Hallo zusammen,

wie wäre es vordergründig mit einem Flammentod? ;)

Ich möchte noch nicht alles auflösen. Hinweise gibt es vorerst nur per PN, wer mag. Später äussere ich mich gern ausführlicher.

Grüße
von
Quicksilver

Hans Beislschmidt 04.02.2010 10:53

Hey Quicksilver

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an! Genau das hat mich neugierig gemacht.
Die diametralen Metaphern sind klug gewählt, z.B.

Zitat:

kalter Schweiß auf glühend’ Stirn,
Auch Zähne, welche tränensuchend zubeißen, lösen eine Bilderflut-Lawine aus.

Faldi hat sich ja schon mit einer Deutung versucht. Ich bin gespannt auf deine Aufschlüsselung dieser eigenwilligen Interpretation.

Lieben Gruß vom Hans

Dana 04.02.2010 16:52

Lieber Quicksilver,
wie die anderen zieht auch mich dein Gedicht an - kurz und so viele Bilder.

Ich denke an ein im Feuer gefangenes Tier, z.B. bei den australischen Feuern.
Nur hier wäre es möglich, vom Hubschrauber aus nur zusehen zu können.
Aber :confused:

Nun stelle ich mich in die Warteschleife. Vielleicht kommen noch mehrere Lösungen.

Liebe Grüße
Dana

Falderwald 04.02.2010 23:10

Moin Quick,

ich versprach ja, noch einmal auf dein Gedicht zurück zu kommen.

Gut, ich versuche mich noch einmal darauf einzulassen.

Zitat:

Adern schon zum Bersten schwellend,
Augen aus den Höhlen quellend,
kalter Schweiß auf glühend’ Stirn,
erst stehend, dann auf allen Vier'n.
Aus Strophe 1 entnehme ich, daß es sich um ein Lebewesen handelt.
Es besitzt Adern, Augen, es schwitzt. Erst steht es (auf zwei Beinen), dann ist es auf allen Vieren.
Damit können wir schon einmal davon ausgehen, daß es sich im weitesten Sinne um einen Primaten handelt, dem etwas "Ungewöhnliches" wiederfährt, was ihn in diesen körperlichen Zustand versetzt.

Zitat:

Voll Inbrunst sich die Stimme hebt,
vor lauter Zorn die Lunge bebt,
harter Biss der starken Zähne,
tiefensuchend eine Träne.
Dieses Lebewesen schreit vor Schmerz und Zorn, den es über seinen Zustand empfindet. Es scheint ein starkes Gebiss zu haben, aber keine Tränen.

Zitat:

Doch schalldicht ist der dunkle Raum.
Man sieht ihn, aber hört ihn kaum.
Nun spürt er schon die heißen Flammen.
Ein lauter Schrei bricht leis' zusammen.
Hier kommt der Break.

Ich muss weiter spekulieren.

Die Qual spielt sich im Inneren dieses Wesens ab.
Das alles ist nicht zu sehen und zu hören.
Vielleicht handelt es sich um ein Versuchstier, z.B. einen Schimpansen, im Labor, an dem irgendwelche Experimente durchgeführt wurden.
Vielleicht bekam er etwas injiziert, was diese Reaktionen auslöste, die ihn innerlich zu verbrennen drohen.
Man kann es nicht sehen, weil ein Tier keine menschliche Mimik besitzt.

Anm.: Auf den Schimpansen bin ich durch die starken Zähne und das Suchen einer Träne gekommen.


Ganz schlüssig ist das alles nicht, aber hier komme ich nicht weiter.


Jetzt bist du wieder dran...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Quicksilver 01.03.2010 15:01

Hallo zusammen,

ich möchte zur Auflösung lediglich meine PN an Falderwald zitieren:

Zitat:

Hi Faldi,

ich möchte dir einen Hinweis lieber per PN zukommen lassen, um die anderen nicht sofort in ihrer Interpretation zu beeinflussen.

1. Es handelt sich um eine Metapher. Im ersten Moment sollte man einen Flammentod vermuten. Da aber die letzte Strophe dahingehend Unklarheiten aufweist, muss die Intention eine andere sein. Der Schlüssel zur Allegorie liegt in dieser Strophe, denn hier wechsle ich von der Innenansicht, der puren Beschreibung des lyr. Ichs und seiner Empfindungen, zur Aussenbetrachtung.
2. Genau dort verschwindet dann (hoffentlich) dein Problem. Ab S 3 (Man sieht ihn) wird beschrieben, dass das lyr. Ich die Schmerzen im dunklen Raum (in seinem Innern) alleine erfährt, man es von aussen aber nicht sehen kann. Der Schrei, der innen so stark ist, dringt nicht nach aussen.

Wofür das Feuer und die weiteren Elemente stehen, überlasse ich deiner Fantasie
Ich hoffe, euch genügen diese Hinweise, denn mehr möchte ich dazu eigentlich nicht sagen. Die (Hinter)gründe für den Schrei sind unerheblich für den Leser, denn er wird seine eigenen Gründe hineinlegen.

@Hans: Ich freue mich sehr, dass du deinen inneren (Wild-)Schweinehund überwunden hast und mal einen Kommentar hinterlässt ;)

Liebe Grüße an alle
von
Quicksilver


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